Freitag, 4. März 2016

FÜR EIN PAAR LEICHEN MEHR


SONORA
Italien, Spanien 1968

Regie:
Alfonso Alcázar

Darsteller:
George Martin,
Jack Elam,
Gilbert Roland,
Antonio Monselesan,
Rosalba Neri,
Donatella Turi,
Miguel de la Riva,
Gustavo Re

 

„Weißt du, warum man ihn Callado nennt? Weil er schweigt. Er wartet, schweigt und tötet dich wortlos.“


Inhalt:

Revolverheld Sartana [George Martin] dürstet es nach Rache. Das hat auch einen Grund: Seine geliebte Frau wurde geschändet und ermordet. Aus dem einst fröhlichen Gesellen ist ein in Schwarz gekleideter Einzelgänger geworden, der sich seinen Weg zum Verantwortlichen für die Misere wortkarg, aber treffsicher freischießt. Seine Zielperson ist der skrupellose Bandit Slim [Jack Elam], der sich noch einen weiteren Mann zum Todfeind gemacht hat: den Mexikaner José [Antonio Monselesan], der nach einem erfolgreichen Bankraub von Slim bleireich abserviert wurde. Doch Sartanas Weg kreuzt nicht nur den von José, sondern auch den des undurchsichtigen Kirchner [Gilbert Roland], den er erst vor dem Tode bewahrt, bevor er merkt, dass dieser sich seine Brötchen als Slims Leibwächter verdient. Die brisante Konstellation steuert auf ein explosives Finale zu, das keine Gefangenen macht.

Kritik: 

FÜR EIN PAAR LEICHEN MEHR entstand in jener Phase des Italo-Westerns, in der sich die Leinwände vor einsilbigen Revolver-Schwingern kaum retten konnten. Zu Beginn allerdings wähnt man sich buchstäblich im falschen Film, wenn die Ereignisse mit einer eher albern anmutenden und von nervtötendem Gedudel unterlegten Saloon-Schlägerei beginnen, in welcher der Held eifrig seine Fäuste schwingt und auch selbst einiges abbekommt, bevor ein holdes Mägdelein in Zeitlupe auf ihn zugehoppelt kommt, um mit ihm im Anschluss zu zärtlicher Kitschkotzmusik durch die Wälder zu toben. Aber der Schock ist schnell überwunden; nur ein paar Minütchen später geht alles seinen gewohnten Gang. Denn der sentimentale Einstieg hatte natürlich seinen Grund: die gute alte Rache. Nach einem brutalen Zeitsprung und einer nicht lang auf sich warten lassenden Rückblende wird klar: Des Helden Weib, das eben noch so ausgelassen in der Gegend herumsprang, musste mal wieder ins Gras beißen. Und vergewaltigt wurde es auch noch (freilich: vorher). Das war schon immer Grund genug, den Lauf zu entstauben und sich auf die Jagd zu begeben. Woher der Held eigentlich weiß, wem genau er sein Witwerdasein verdankt, obwohl er bei der Tat gar nicht anwesend war, ist dabei unersichtlich und auch nicht sonderlich relevant. Der Held macht einfach, was der Held machen muss. Und wer einfach nur untätig danebenstand, hat den Tod nicht minder verdient. „Du warst dabei und das reicht mir“, sagt der Held zu dem bedauernswerten Schergen, bevor er ihm das Licht auspustet.

Mit dem eigentlichen Täter jedoch wird, wie sich das gehört, erst ganz am Ende abgerechnet. Der hört auf den Namen Sartana – zumindest in Deutschland, denn im Original nennt er sich Slim (was auch gar nicht weiter auffallen würde, schöbe der Held nicht in einer Szene gut sichtbar dessen Steckbrief ins Bild, auf dem überdeutlich der Name Slim zu lesen ist). Und um noch weiter zu verwirren, ist Sartana im Original eigentlich der Name des Helden. Dieser wiederum heißt im Deutschen Callado – der Schweigsame. Wieso, weshalb, warum …? Man weiß es nicht. Bleibt noch anzumerken, dass dieser Sartana hier nicht identisch ist mit der Titelfigur der SARTANA-Reihe, in welcher Gianni Garko im Auftrag der Gerechtigkeit Blei verspritzte. Dieser Sartana trägt stattdessen die Züge von Western-Veteran George Martin, der sich nicht nur wie Clint Eastwood benimmt, sondern auch so klingt (zumindest in der deutschen Fassung). Doch Sartana/Callado ist nicht der Einzige, der Rachegelüste mit sich herumträgt: Der Mexikaner José will dem Banditen ebenfalls ans Leder, nachdem er sich nach einem Bankraub dessen Kugel eingefangen hat. Und mittendrin befindet sich noch der undurchsichtige Kirchner, ein einstiger Kumpel Sartanas/Callados, der nun Slims Leibwächter ist und seinen Gegnern netterweise noch Särge empfehlen lässt, bevor er ihnen den Garaus macht.

Keine Frage: Regisseur Alfonso Balcázar [→ DIE TODESMINEN VON CANYON CITY] präsentiert hier nicht mehr als allseits bekannte Versatzstücke. FÜR EIN PAAR LEICHEN MEHR ist ein kostengünstig produziertes Fließbandprodukt, dessen Schauplätze fast ausschließlich aus der üblichen Felsenlandschaft und dem abgerockten Wildwestkaff bestehen. Die Landschaften sind karg, die Wortmenge ist es ebenfalls, dazu viel Schuss- und Schlaggetümmel, einmal umgerührt und fertig ist der Lack. Das kennt man, das erwartet man. Sonderlich spannend ist das nicht, aber auch nicht völlig unsinnig. Denn Genre-Fans bekommen in der Regel nie genug von eben diesen Mätzchen und handwerkliches Geschick (wenn auch nur ein routiniertes) kann man SONORA (Originaltitel) nicht absprechen – auch, wenn man sich solch innovative Einstellungen wie in dem Moment, als ein vom Dach geschossener Fiesling mit dem Gesicht voran auf die Kamera zufliegt, noch etwas häufiger gewünscht hätte. Auch der Inhalt geriet weitestgehend überraschungsfrei: Der Held schießt schneller als seine Kontrahenten ziehen können, der Held wird kurz vor Schluss gefoltert, der Held triumphiert am Ende – das Übliche eben. Die Nebenhandlung um Bankräuber José, der ebenfalls noch ein Hühnchen mit dem Antagonisten zu rupfen hat, dient zudem allzu offensichtlich in erster Linie dem Zweck, die spartanische Handlung auf die notwendigen 90 Minuten zu strecken und ist im Grunde gar nicht weiter von Belang. Dennoch kann die ihrem deutschen Titel alle Ehre machende Pferdeoper angenehm unterhalten, gelegentlicher Leerlauf wird von Pulverdampf und Explosionsradau bestmöglich übertüncht.

George Martin [→ DREI TOLLE KERLE], der eigentlich Francisco Martinez Celeiro heißt und in Barcelona das Licht der Welt erblickte, erfüllt in der Rolle des schweigsamen Rächers seinen Zweck, wenn auch keine mimischen Meisterleistungen zu bestaunen sind – aber warum sollte man die hier auch erwarten? Seine DJANGO-/Eastwood-Imitation geriet sehr brauchbar, wenn ihm das Charisma der wirklich großen Western-Helden auch zweifelsfrei abgeht. Als seinen Widersacher sieht man Jack Elam [→ SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD], der alle geforderten Banditen-Klischees pflichtbewusst erfüllt: schielend, grobschlächtig, feige und alles andere als gewitzt – eine zwar nicht schillernde, aber angenehm hassenswerte Schurkenfigur, der man die Kugel am liebsten höchstpersönlich in die Stirn treiben würde. Ihm zur Seite steht Gilbert Roland [→ DAS GOLD VON SAM COOPER] als dessen Leibwächter Kirchner, den man bis zum Schluss nicht wirklich einordnen kann und der die Ambivalenz seines Charakters sehr gut rüberbringt. Antonio Monselesan [→ DICKE LUFT IN SACRAMENTO], der nebenbei auch als Boxtrainer arbeitete, bleibt als Mexikaner José hingegen kaum im Gedächtnis. Noch undankbarer hat es jedoch Rosalba Neri [→ DAS SCHLOSS DER BLAUEN VÖGEL] erwischt, die sich hier mit einer winzigen Nebenrolle begnügen darf. Ihr Aufstieg zu einer Art Ikone des italienischen Erotik- und Krimi-Kinos begann dann erst in den 70er Jahren.

Die hiesige Version geriet erneut nicht ganz so nihilistisch wie das Original und gefällt in den Dialogen durch einen eher lässigen Tonfall („Es wird nur Bumms machen und dann spielst du Vögelchen.“), wie es damals nicht unüblich war. Doch das schadet nicht. FÜR EIN PAAR LEICHEN MEHR bleibt dennoch ein, wenn schon nicht unbedingt originelles, so doch überdurchschnittliches Genre-Werk, das vielleicht keine neuen Fans gewinnt, aber bereits infizierte Italo-Western-Jünger zuverlässig bedient. 

Laufzeit: 92 Min. / Freigabe: ab 16

Donnerstag, 3. März 2016

MÄDCHEN MIT GEWALT


MÄDCHEN MIT GEWALT
BRD 1970

Regie:
Roger Fritz

Darsteller:
Klaus Löwitsch,
Arthur Brauss,
Helga Anders,
Monika Zinnenberg,
Astrid Boner,
Elga Sorbas,
Rolf Zacher,
Henry van Lyck



„Es bleibt einem auch nichts erspart im Zeitalter der Emanzipation.“


Inhalt:

Mike [Arthur Brauss] und Werner [Klaus Löwitsch] sind Kollegen – nicht nur auf der Arbeit, sondern auch bei ihrem Hobby: Sie jagen Frauen. Die testosterongeschwängerten Taugenichtse lassen keine Gelegenheit aus, dem schönen Geschlecht auf die Pelle zu rücken. Als sie eines Tages auf der Go-Kart-Bahn eine Gruppe von Studenten kennenlernen, kommt es bald zu Handgreiflichkeiten. Doch die junge Studentin Alice [Helga Anders] geht schlichtend dazwischen. Für Mike und Werner ist nun klar: Alice wird ihr nächstes Opfer. Da passt es gerade recht, dass die jungen Leute sich zum Baden verabredet haben. Durch einen Trick gelingt es den beiden, Alice vom Rest der Gruppe zu trennen und mit ihr an einen einsamen See mitten in einer abgelegenen Kiesgrube zu fahren. Zunächst ist alles noch ganz zwanglos: Man führt lockere Gespräche und Alice erfrischt sich beim fröhlichen Nacktbad. Aber schon bald beginnt das unbekümmerte Mädchen sich zu wundern, wo ihre Freunde bleiben, die doch eigentlich nachkommen sollten. „Sie kommen nicht“, erklärt Mike ihr schließlich. Erst jetzt wird Alice bewusst, dass sie den Männern schutzlos ausgeliefert ist. Die Nacht bricht an – und Mike und Werner beginnen ein perfides Spiel.

Kritik:

Roger Fritz führte nur selten Regie. Den gelernten Baustoffingenieur kennt man, wenn überhaupt, dann in erster Linie als Darsteller (beispielsweise aus Sam Peckinpahs STEINER – DAS EISERNE KREUZ). Eine seine wenigen Arbeiten hinter der Kamera ist der nihilistisch gefärbte Kiesgruben-Krimi MÄDCHEN MIT GEWALT, der nach seiner gekürzten Kinoauswertung 1970 quasi jahrzehntelang von der Bildfläche verschwunden war, bevor ihn der engagierte DVD-Anbieter Subkultur Entertainment gut 45 Jahre später wieder der Öffentlichkeit zugänglich machte. Was sich hinter dem zunächst etwas kryptisch anmutenden Titel verbirgt, erläutert einem der Trailer: „Tu, was dir gefällt! Lass dir nichts gefallen! Nimm dir, was du willst – ohne Rücksicht! Nimm dir ein Mädchen mit Gewalt!“ heißt es da in nur wenig kuscheligem Tonfall, und diese Philosophie scheinen die beiden Hauptprotagonisten bereits mit der Muttermilch aufgesaugt zu haben. Klaus Löwitsch und Arthur Brauss verkörpern zwei schmierige Herumtreiber mit ungebändigter Libido, die jedem Rock hinterhersteigen und sich das, was sie begehren, zur Not mit Zwang besorgen. Schon in der Eröffnungssequenz wird man Zeuge, wie sich eine junge Frau verschämt und unter den triumphierenden Blicken der beiden Schürzenjäger wieder ankleidet, bevor sie von ihnen am Straßenrand abgesetzt wird. Während ihr jüngstes Opfer eingeschüchtert den Heimweg antritt, brechen die Männer in höhnisches Gelächter aus. Bereits hier ist klar: Werner und Mike sind wahrlich keine Engel.

Doch Aufmachung und Marketing führen in die Irre: Gebärdet sich MÄDCHEN MIT GEWALT zu Beginn noch wie ein plumper Reißer mit viel nackter Haut und Misogynie, so entpuppt sich das rüde Radaustück bald als zornige Zurschaustellung gesellschaftlicher Missstände. Die junge Alice (verkörpert von der damals 21-jährigen Helga Anders) wird von den Männern getäuscht, in die Einöde verschleppt und schließlich vergewaltigt. Als sie am nächsten Tag damit droht, zur Polizei zu gehen, kommt es zum wohl eindringlichsten Moment des Films: Mike verdeutlicht ihr auf ebenso nüchterne wie furchteinflößende Art und Weise, was geschehen würde, sollte sie tatsächlich Anzeige erstatten. Er beschreibt die erniedrigende Prozedur des Polizeiverhörs, das bohrende Nachfragen der Beamten nach intimen Details und die nervenzehrende Gerichtsverhandlung, in welcher der Staatsanwalt versuchen wird, sie unglaubwürdig zu machen, behaupten wird, sie hätte die Tat selbst provoziert.

„Es macht ihnen Spaß, dich auszuquetschen. Es macht ihnen Spaß, ein hübsches Mädchen nach den intimsten Dingen zu fragen. […] Am liebsten würden sie dich auf den Tisch legen, dich ausziehen und untersuchen, einer nach dem anderen.“

Das geschieht so kaltherzig und ist zugleich doch so voller Wahrheit, dass es einem in die Glieder fährt. Angesichts der Tatsache, dass MÄDCHEN MIT GEWALT zu einer Zeit entstanden ist, in der noch das allgemeine Vorurteil herrschte, die Frau treffe bei einer Vergewaltigung auch immer eine Teilschuld, ist das ein überaus effektives Plädoyer gegen die Diskriminierung des Individuums. So steckt in der effektheischenden Verpackung am Ende ein unerwartet feministisches Werk, das seine Rezipienten, ursprünglich selbst durch Schaulust und niedere Instinkte angelockt, ins offene Messer laufen lässt.

Roger Fritz' Regie ist dabei weder besonders ausgefeilt, noch von bahnbrechender Eleganz, doch stets geprägt von einem Gespür für ausdrucksstarke Bilder und Stimmungen. Bisweilen wirkt MÄDCHEN MIT GEWALT – nach seinem recht rasanten Großstadt-Prolog, der die Hauptprotagonisten bei der provokanten Balz zeigt – gar wie ein klassischer Endzeitfilm, und das nicht nur wegen des genretypischen Kiesgruben-Schauplatzes: Eine Zeit lang scheinen Mike, Werner und Alice tatsächlich die letzten Menschen auf der Welt zu sein, unter freiem Himmel zwar, aber dennoch gefangen in sich selbst. Denn anstatt das Martyrium der jungen Frau einfach zu beenden und zurück in die Stadt zu fahren, richten Mike und Werner ihre Aggressionen bald gegen sich selbst. Die traumatisierte Alice wird zur ohnmächtigen Zeugin eines Psycho-Duells zweier ehemaliger Freunde, das schließlich mit roher Gewalt ausgetragen wird. Speziell Klaus Löwitschs Werner erweist sich dabei als charakterliches Chamäleon, das seine Gesinnung fast im Minutentakt wechselt, hin- und hergerissen zwischen sexuellem Trieb und sensiblem Trachten nach menschlicher Wärme. Denn tatsächlich – so wird bald klar – wünscht er sich trotz aller Grobschlächtigkeit am Ende doch nur eines: die Liebe einer Frau. Die Fähigkeit, eine gesunde Beziehung zu führen, geht ihm freilich völlig ab, was Alice in einer Szene auf den Punkt bringt:

„Vielleicht kannst du nur mit Gewalt. Ein Freund aus meinem Semester hat mir erzählt, dass es Männer geben soll, die können einfach nicht anders.“

Ein derart minimalistisch angelegtes Szenario steht und fällt natürlich mit seinen Hauptdarstellern. In diesem Falle wurde durchgehend eine gute Wahl getroffen. Arthur Brauss' [→ PERRAK] Leistung als zynischer Drecksack geriet sogar so überzeugend, dass er dafür mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet werden sollte. Als man jedoch bemerkte, dass er in der hiesigen Fassung des ursprünglich auf Englisch gedrehten Films nicht mit seiner eigenen Stimme zu hören war, wurde die Verleihung zurückgezogen und sein Partner Klaus Löwitsch [→ DIE AKTE ODESSA] erhielt stattdessen den Preis. Diese etwas zweifelhafte Aktion macht die Auszeichnung zwar etwas beliebig, aber tatsächlich nimmt sich keine der beiden Parteien etwas. Sowohl Brauss als auch Löwitsch agieren wunderbar grob und ungeschliffen und hinterlassen so einen sehr authentischen Eindruck. Helga Anders [→ DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN] wirkt als Alice zwar bisweilen irritierend teilnahmslos (was durchaus auch Kalkül sein könnte), dennoch gelingt auch ihr die gelungene Darstellung einer erniedrigten Frau, die sich schließlich desillusioniert mit ihrer Opferrolle abfindet. In einer kleinen Rolle sieht man zu Beginn auch noch Rolf Zacher [→ DAS SIEBENTE OPFER], der als pazifistisch angehauchter Student den intellektuellen Gegenpol zu den kommenden Grausamkeiten bildet.

Auch, wenn die anfängliche Spannung nicht ganz bis zum Ende gehalten werden kann und die finale Konfrontation in ihren Beweggründen nicht immer vollends nachvollziehbar bleibt, ist MÄDCHEN MIT GEWALT eine überaus lohnende Ausgrabung, die beweist, zu welch unbequemen Beiträgen das eher als behäbig geltende deutsche Kino in der Lage war. Das schroffe Freiluft-Kammerspiel überzeugt durch Mut, Wut und staubige Western-Atmosphäre: Der Wind pfeift, der Sand knirscht, die Sitten sind rau; es wird geschändet, geschlagen und getäuscht. Auf eine explizite Darstellung grober Gewalttaten wurde zwar verzichtet, für damalige Verhältnisse allerdings war das Gebotene dennoch ein ziemlich harter Stoff. Bestimmt von Einsamkeit und Ausweglosigkeit und untermalt vom minimalistischen Kraut-Rock der deutschen Band Can, ist MÄDCHEN MIT GEWALT ein intelligenter Bastard aus Ausbeutung und Anspruch, von dem – neben seiner starken Botschaft – besonders zwei Erkenntnisse im Gedächtnis bleiben: Ende der 60er Jahre gingen die richtig harten Kerle in ihrer Freizeit Go-Kart-Fahren. Und das Anzünden von Autoreifen im freien Gelände kostete ein Bußgeld von 5 Mark. Es war nicht alles schlecht …

Laufzeit: 94 Min. / Freigabe: ab 16