Philippinen, USA 1982
Regie:
Patrick G. Donahue
Darsteller:
Jean Glaudé,
Jeff Risk,
Jerry Johnson,
Francisco Ramírez,
Bill Cambra,
Gary Fung,
Marc Sabin,
Cameron Mitchell
Inhalt:
Joes [Jeff Risk] Tag geht nicht gerade optimal zu Ende: Gerade freut er sich noch über die Zahlen seiner gewinnträchtigen Firma, da wird er in seiner eigenen Bude von einem Haufen abgehalfterter Halunken überfallen. Joe wehrt sich mit Händen und Füßen (vor allem mit Füßen) und tritt den Großteil der Brut fachgerecht zusammen, bis deren Anführer Butch [Cameron Mitchell] einfällt, dass er ja noch ne Knarre dabei hat. Die Folge: Joe wird angeschossen und landet im Rollstuhl, seine Frau hingegen überlebt den Überfall nicht. Die Polizei, da ist Joe sich sicher, kann nichts unternehmen. Aber zum Glück kennt Joe ein paar gute Leute: seine Vietnamkriegs-Kameraden Larry, Arthur, Pete, Tommy, K.C. und Alan. Dass die sich nicht lang bitten lassen, ist Ehrensache. Gemeinsam begibt man sich auf die Suche nach den Hintermännern des Anschlags. Dabei fliegen nicht nur fleißig die Fäuste, sondern auch Kugeln. Denn ein maskierter Scharfschütze lauert den Veteranen immer wieder auf, um sie mit gezielten Schüssen ins Jenseits zu schicken.
Kritik:
Sollte
jemals jemand fragen, warum schlechte Filme besser sein können als
gute, dann möge man ihm DAS SÖLDNERKOMMANDO reichen. Was Regisseur
Patrick G. Donahue da Anfang der 80er Jahre auf die Leinwand
zauberte, ist einfach ein ausgemacht behämmertes Hohlgeschoss,
dessen sagenhafte Sinnbefreitheit einem die Freudentränen ins
Knopfloch treibt. Freunden grobschlächtiger Billig-Action beschert
das enthirnte Herumgekloppe ohnehin eine Überdosis Glückshormone,
dienen die absurden Handlungsfragmente doch lediglich als
notdürftiger Kitt zwischen einer Vielzahl ausufernder
Prügelsequenzen. Die Story- und Figuren-Klischees, die dabei gleich
kübelweise ausgeschüttet werden, machen KILL SQUAD (Originaltitel)
zur eigenen Persiflage. Die erste halbe Stunde wandert der
afrofrisierte Shaft-Verschnitt Larry lediglich von Mann zu
Mann, um seine alten Kriegskumpel zwecks Rachefeldzug
zusammenzutrommeln. Jeder, wirklich jeder der ehemaligen Soldaten ist
bei Larrys Eintreffen zufällig gerade in eine Schlägerei
verwickelt. Die Gründe dafür sind stellenweise von bemerkenswertem
Schwachsinn: So arbeitet einer, Alan, inzwischen auf dem Bau und wird
von seinen Kollegen am helllichten Tage einfach mal so vom Dach
geschmissen. Grund: Er arbeitet zu schnell und lässt den Rest der
Belegschaft daher zu schlecht aussehen. Aber Vietnam macht zäh: Alan
trägt von dem Sturz nicht mal einen Kratzer davon und vermöbelt
seine Möchtegern-Mörder nach Strich und Faden.
Ein
simples „Joe braucht dich!“ genügt jeweils und schon sind die
Kameraden an Bord, ohne jedes weitere Nachfragen und Wimpernzucken.
So läuft das eben unter Vietnam-Veteranen! Jeder einzelne der auf
diese Weise Rekrutierten ist eine fleischgewordene Karikatur, sei es
der passionierte Messerwerfer, der dreschflegelschwingende Japaner
oder das aufgepumpte Muskelpaket im modischen
Michelin-Männchen-Gedächtnis-Look. Bevor es losgeht zur fröhlichen
Vergeltungsaktion demonstrieren alle nochmal, einer Casting-Show
gleich, ihre großartigen Fähigkeiten (z. B. Herumfuchteln mit
Schlag- und Stechwerkzeug oder Anspannen der Muskeln) im Garten ihres
Auftraggebers, was auch ein wenig unsinnig ist, da der sie ja gut
kennt. Dann beginnt der eigentliche Auftrag, und zum Glück hat ihr
Mandant bereits einen Namen parat: Einer der Gauner hörte auf den
Namen 'Virgil'. Die Ermittlungen des Elitetrupps laufen nun dermaßen
ab, dass sie einfach irgendwo hingehen und irgendwelche Leute fragen,
ob sie einen Virgil kennen. Das endet dann immer – wer hätte es
gedacht? - in einer kernigen Keilerei, bevor sie einen neuen Hinweis
bekommen und sich zum nächsten Ort begeben, an dem dann wieder genau
das Gleiche passiert. Dass sie bei ihren rabiaten Verhörmethoden
jedes Mal auch ein paar Leichen zurücklassen, scheint indes
niemanden zu interessieren.
Empfindlich
dezimiert wird das Selbstjustiz-Kollektiv dabei von einem
schwarzgewandeten Scharfschützen, der per gezieltem Beschuss dafür
sorgt, dass auch die Helden nach und nach ins Gras beißen. Woher der
Assassine schon immer genau weiß, wo er den Mannen eigentlich auflauern
muss, warum er jedes Mal nur eine einzige Person über die Wupper
schickt anstatt gleich die ganze Bagage, und warum die Runde nach
jedem erfolgten Anschlag nur betroffen in der Gegend herumsteht,
anstatt mal den Versuch zu unternehmen, ihren Kontrahenten am
Schlafittchen zu packen, sind lauter Dinge, an die das Drehbuch nicht
den Hauch eines Gedanken verschwendet hat. Wer hinter der Maske des
mysteriösen Meuchlers steckt, ist dabei auch für ungeübte
Knobelfreunde nicht schwer zu erraten. Dass die finale Auflösung
dann trotzdem keinerlei Sinn ergibt, ist natürlich Ehrensache. Als
Ausgleich für diese so konsequent durchgezogene Logik- und Vernunft-Ökonomie ballert sich der Verantwortliche Patrick G.
Donahue (der neben Regie auch noch Drehbuch und Produktion übernahm)
in einer amüsanten Nebenrolle als Kleinganove immerhin selbst in den
Fuß. Sehr gut, Strafe muss sein!
Der
enorme Vorteil dieser höchst einfallslosen Art des
Geschichtenerzählens ist natürlich der, dass hier wirklich ständig
etwas los ist. DAS SÖLDNERKOMMANDO besteht quasi zu annähernd 100 %
aus reiner Kloppe und versucht gar nicht erst, irgendwelche
Nebenschauplätze zu eröffnen. Da hier jeder noch so kleine
Hilfsarbeiter offenbar Kung Fu beherrscht, kommen die Gegner dann
auch regelmäßig aus allen Löchern gekrochen, um sich fachgerecht
das Fell gerben zu lassen. Trotz dieser enthemmten Dauerkinetik wird
das Geschehen allerdings doch rasch eintönig, da Bilder wie
Situationen sich stets gleichen und den Machern auch bis zum Schluss
nicht die kleinste Variation einfällt. Zudem wirken die
Kampfgetümmel steif und einstudiert, und es ist kaum zu übersehen,
dass die zahllosen Schläge und Tritte in Wahrheit ihr Ziel verfehlen
(obwohl es von der Tonspur natürlich wieder scheppert, als würde
jemand mit ner Baseballkeule durch nen Porzellanladen toben).
Gepriesen sei daher der deutsche Verleih, der sich entschloss, die
zahlreichen Defizite des kruden Werkes dadurch auszugleichen, dass
man es gleich als Komödie unters Volk brachte. Das geht schon bei
der Vermarktung los: „Haben
Sie eine alte Rechnung zu begleichen? Hat Ihnen jemand die Braut
ausgespannt? Pfuscht Ihnen einer ins Handwerk? Fackeln Sie nicht
lange! Mieten Sie: 'Das Söldnerkommando'!“,
heißt es im Trailer ganz nonchalant. Klar! Wer hat sich nicht schon
mal ne Bande Söldner in die Bude bestellt, wenn die Alte
fremdgegangen ist? Dass es sich bei den Protagonisten zudem gar nicht
um Söldner handelt, sondern um einen Haufen versprengter Vietnam-Veteranen, war den Anbietern ebenfalls völlig wumpe.
All
das ist aber nichts gegen das, was Synchronautor Michael Richter für
den fertigen Film aus der Feder fließen ließ. Seine Dialoge sind
von einem anderen Stern und realer menschlicher Kommunikation
höchstens noch im Ansatz ähnlich. Sätze wie „Hör
mal zu, du Rasenmäher!“
oder „Mein Freund hämmert dir ne Regenrinne in die Eule“ zählen
da noch zu den normaleren Auswüchsen. Unterhaltungen wie „Ich
glaube, ich muss dir ein paar Märchenfiguren in die Wolle schneiden,
so kess wie du bist!“ - „Ich merk schon, du willst mir nen
gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben, du Bratenbengel!“ gelten hier als alltäglicher Sprachgebrauch, und auch verbaler
Aberwitz wie „Für
nass ist nicht! Deine Waschstraße hat’n Leck!“
oder „Das Dumme
ist, dass Minus-Böcke keine Piepen bringen“ wird in dieser
Welt mühelos verstanden. In
Kombination mit der deutschen Sprachfassung wirkt der ohnehin schon
bizarre und eigentümlich inszenierte Inhalt von DAS SÖLDNERKOMMANDO beinahe bewusstseinserweiternd. Für alle Interessierten der
abseitigen Kino-Kunst ist das dadaistische Action-Brett sowieso
Pflichtprogramm – zumal hier wirklich pausenlos die Post abgeht.
Die permanente Prügelorgie wird höchstens mal unterbrochen von einer unmotivierten (und – Überraschung! - ebenfalls nicht sehr überzeugend in
Szene gesetzten) Autojagd, einem kurzen Rückblick nach Vietnam (in
dem die Figuren keinen Deut jünger aussehen als im Rest des Films)
und wundersam-verschrobenen Szenen, in denen der Auftraggeber der
Mission im Garten sitzt und mit entrücktem Blick an seinen Blumen riecht. Insgesamt nicht mehr und nicht weniger als der Hammer in Tüten!
Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ab 16