USA 1968
Regie:
Gunnar Hellström
Darsteller:
Jack Lord,
Susan Strasberg,
Tisha Sterling,
Collin Wilcox Paxton,
T. C. Jones,
Marc Desmond,
Mort Mills
Lou Lombardo
Inhalt:
Der ungarische Tramper
Symcha Lipa [Jack Lord] wird in der Wüste Arizonas von der
attraktiven Mickey [Susan Strasberg] aufgegabelt. Diese nimmt ihn mit
zu einer nahegelegenen Tankstelle, welche sie, gemeinsam mit ihrer
Mutter und ihren beiden Schwestern, auch bewohnt. Nachdem er seinen
Durst stillen konnte, bietet Mickey ihm an, auch bei ihr übernachten
zu können – ein Angebot, das er, in freudiger Aussicht darauf,
nach seinem Durst auch eine ganz bestimmte Art von Hunger stillen zu
können, gern annimmt. Mickeys ältere Schwester Diz [Collin Wilcox
Paxton] begegnet dem unerwarteten Gast allerdings mit offener
Feindseligkeit, und auch die jüngere Nan [Tisha Sterling] und die
Mutter [ T. C. Jones] benehmen sich bei aller Freundlichkeit auch
etwas merkwürdig. Nachdem Mickey seine Avancen zurückgewiesen hat,
wird auf Symcha, als er den Ort am kommenden Morgen verlassen möchte,
ein Mordanschlag verübt. Vom Auto angefahren bleibt er bewusstlos
liegen und wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach seiner Genesung kehrt er zur Tankstelle zurück und versucht in den folgenden
Tagen, das Vertrauen der geheimnisvollen Familie zu gewinnen. Als
jede der vier Frauen ihm schließlich eine andere Version vom
tragischen Tode des Vaters erzählt, wird ihm allmählich bewusst,
dass ein schreckliches Trauma auf den Geschwistern liegen muss.
Kritik:
Kritik:
Im Jahre 1968 drehte der
Schwede Gunnar Hellström in den USA diesen weitestgehend vergessenen
Thriller mit dem phänomenalen Originaltitel THE NAME OF THE GAME IS
KILL. Der deutsche Titel trifft den Sinn der Sache hingegen nicht so
ganz, handelt es sich beim titelgebenden Schauplatz doch eigentlich
nicht um ein Rasthaus, sondern um eine Tankstelle, aber da DIE DREI
VON DER TANKSTELLE als Titel bereits vergeben war … Was soll’s … !? Vom deutschen Verleih
seinerzeit grandios überschäumend als „höllisch heißes Gebräu
aus Hollywoods Horror-Schocker-Giftküche“ an den Mann gebracht,
dürfte dieses vollmundige Versprechen damals für so einige
enttäuschte Gesichter gesorgt haben. Tatsächlich kommt DAS RASTHAUS
DER TEUFLISCHEN SCHWESTERN nämlich überraschend handzahm daher und
verspricht letztendlich deutlich mehr, als er dann wirklich zu halten
vermag. Dabei gelingt es Hellström durchaus, ein gesundes Maß an
unheilvoller Atmosphäre aufzubauen: ein karges Haus in ungastlicher
Gegend, drei seltsame Schwestern nebst zwar freundlicher, doch
merkwürdig-distanzierter Mutter, widersprüchliche
Schauergeschichten aus der Vergangenheit, dazu pelziges Krabbel- und
klapperndes Kriechgetier und strangulierte Puppenköpfe – das
RASTHAUS sorgt zeitweilig in der Tat für ein wohliges Gänsehaut-Gefühl.
Um dieses durchgehend halten zu können, fehlt es dem morbiden Gruselstück letztendlich jedoch ein wenig an der notwendigen Konsequenz. Immer wieder, wenn es THE NAME OF THE GAME IS KILL gerade wieder gelingt, Interesse zu wecken an seiner Geschichte, seinen Figuren, den mysteriösen Hintergründen des Geschehens, wird der begonnene Faden auch schon wieder halbherzig fallengelassen und die aufkommende Spannung verpufft brutal im luftleeren Raum. Wenn man dann noch ins Bewusstsein ruft, dass das RASTHAUS eine schmalbudgetierte Independent-Produktion war, die den Auflagen des manierlichen Massengeschmacks trotzen durfte und ihr Geld vor allem reißerisch beworben in den Grindhouse-Kinos wieder hereinholen sollte, darf man sich angesichts der letztendlichen Harmlosigkeit des Gebotenen auch gut und gern etwas betrübt zeigen. Zwar liegt ständig eine unterschwellige sexuelle Spannung in der Luft und irgendwie hat man das Gefühl, dass sich alle am Rande einer heftigen Gewalteruption befinden und sich jeden Moment unfassbare Abgründe auftun, so richtig getraut, die Sau rauszulassen, hat man sich allerdings doch nicht. So verpulvert das RASTHAUS eine enorme Menge an explosivem Potential und nutzt seine Ressourcen lediglich im Ansatz.
Womöglich verließ man sich
auch allzu sehr auf die Schockwirkung der finalen Wende, mit welcher
damals sogar explizit beworben wurde („Sie dürfen diesen Film nur
sehen, wenn Sie das Versprechen abgeben, das schockierende Ende
niemandem zu verraten“, bedrohte einen das Plakat). Tatsächlich
geriet diese auch nicht ineffektiv und kann sich nachhaltig ins
Gedächtnis graben. Auch auf handwerklicher Ebene hat man sich rein
gar nichts vorzuwerfen – die Inszenierung leistet sich keinen Patzer
und gefällt mit leicht experimentellem Anstrich. Kameramann Vilmos
Zsigmond [→ ASSASSINS] gelingen zudem einige starke Bilder (wenn
sich z. B. die Silhouetten Symchas und Mickeys, beide in einem
Torbogen stehend, gegen den strahlend blauen Himmel abheben) und
stimmungsvolle Kompositionen, die das Werk sogar oftmals hochwertiger
aussehen lassen, als es eigentlich ist.
Jack Lord [→ 007 JAGT DR.
NO] übernahm die männliche Hauptrolle, wirkt in dieser allerdings
manchmal ein wenig zu trantütig und zudem fatalerweise auch nicht
immer unbedingt sympathisch. Zudem versäumt es das Drehbuch
sträflich, die Motive für sein Handeln erklärend herauszustellen,
so dass sein Verhalten nicht selten nebulös bleibt. Warum genau
kehrt er zur unheimlichen Tankstelle zurück, nachdem er nur knapp
einem Mordanschlag entkommen war? Neugierde? Liebe? Geilheit? Man weiß es
nicht … Deutlich hochwertiger
agieren hingegen die weiblichen Darsteller. Susan Strasberg [→
ACHTERBAHN] wirkt im gleichen Maße selbstbewusst, wie verletzlich
und geheimnisvoll und ist außerdem auch attraktiv genug, um Jack
Lords Rückkehr zumindest im Ansatz plausibel erscheinen zu lassen.
Collin Wilcox Paxton [→ DER WEISSE HAI 2] kann als ihre ältere
Schwester ebenfalls punkten und verkörpert sehr glaubwürdig die
Rolle der vom Leben gezeichneten Frau mit dunkler Vergangenheit. Der
Hauptgewinn allerdings geht an die damals 24-jährige Tisha Sterling
[→ COOGANS GROSSER BLUFF], die als jüngste der drei Schwestern
eine großartige Schauspielnummer aufs Parkett legt, wenn sie in
einem Moment tränenüberströmt vom tragischen Schicksal ihres
Vaters berichtet, um sich ein paar Minuten später in eine wild
fluchende Furie zu verwandeln.
Lohnt sich ein Besuch im
RASTHAUS DER TEUFLISCHEN SCHWESTERN nun? Zumindest schadet er nicht,
vor allem, wenn man ein Faible besitzt für das urige Kino der 60er
Jahre, in dem man so langsam, aber sicher begann, moralische Bedenken
zur Seite zu schieben und thematisch auch mal heißere Eisen anzupacken.
Dass THE NAME OF THE GAME IS KILL die meiste Zeit dennoch mit
angezogener Handbremse fährt und bei weitem nicht der Knaller
geworden ist, der er hätte werden können, ist zwar etwas
bedauerlich, einen zaghaften Blick ist das makabre Geschehen
allerdings trotzdem wert. Wer sich wohlfühlt im schaurigen Netz aus
Ahnungen, Andeutungen und Intrigen, der darf sich hier ohne Reue
seine mit sympathischem Billigcharme gestreckte Dosis abholen. Aber Vorsicht: Wer hier zu lang rastet, wird geröstet!
Laufzeit: 80 Min. / Freigabe: ab 16
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