Freitag, 29. Mai 2015

NINJA CONDORS


NINJA CONDORS
Hongkong, USA 1987

Regie:
James Wu

Darsteller:
Alexander Lou,
Stuart Hugh,
Timothy Johnson,
Richard Phillips,
Edward Douglas,
Mary Johnson,
Mick Murray,
Jay Forster



Der Vorspann läuft gerade mal acht Sekunden und schon schwant einem Übles: 'Filmark International' steht da in weißer Schrift auf überwiegend weißem Grund, gefolgt von 'A Tomas Tang Production'. Trash-Freunde vom Fach wissen natürlich, was diese Drohung zu bedeuten hat: Tangs Studio 'Filmark' produzierte überwiegend hochgradig schundige Flickwerke, die aus dem Material von meistens zwei anderen Billigheimern zusammengeschustert waren. Durch neugedrehte Szenen (in denen zwecks besserer Vermarktungsmöglichkeiten meistens Ninjas vorkamen) versuchte man, die unterschiedlichen Handlungsstränge miteinander zu verbinden und per Nachsynchronisation dem Ergebnis dann irgendwie Sinn und Verstand einzuhauchen. Meistens geschah das unter der Federführung von Regisseur Godfrey Ho, der auf diese Weise – fast ohne jeden Aufwand – ganze Wagenladungen an Action-Ramsch fabrizierte und die Videotheken damit regelrecht überflutete.

Doch die Überraschung ist groß: NINJA CONDORS entpuppt sich tatsächlich als eigenständiges Produkt, das ausnahmsweise mal nicht aus fremden Quellen zusammengeklaubt wurde. Für Freunde tiefergelegten Schrott-Entertainments ist das jedoch kein größerer Grund zur Trauer, denn obwohl hier in Sachen Qualität schon fast die Speerspitze der unerschütterlichen Schuster-Schmiede erreicht wurde, geht es doch schäbig zu wie eh und je. Vorhang auf für 90 Minuten kurzweiligen Krawall-Käse vom Feinsten!


Inhalt:

Vorspann. Ninjas springen mit lautem Geschrei durchs Bild, machen Gymnastik, fuchteln mit Schwertern und schleudern Wurfsterne und Handgranaten auf Schaufensterpuppen. Ein schönes Hobby! Als Titel wird dazu übrigens „NINJA, CONDORS“ eingeblendet. Zeichensetzung, komisch.

Schnitt. Ein Auto pest durch karge Landschaften. Drinnen sitzt ein Mann am Steuer, neben ihm sein Sohn, der sich immer wieder sorgenvoll umblickt. Ein Schuss kracht, der Wagen bleibt liegen, Vater und Sohn flüchten zu Fuß weiter. Nützt aber nichts: Unholde auf Motorrädern greifen an, fangen Vati mit dem Lasso ein und schleppen ihn unsanft ab. Der Sohn steht da und guckt doof. Und als hätte das nicht schon gereicht, wird der Abgeschleppte nun auch noch zwischen vier Maschinen gespannt und fachgerecht zerlegt. Plötzlich stolpern ein paar Polizisten um die Ecke, was den Bikern eine Heidenangst einzujagen scheint, da sie umgehend die Kurve kratzen. Für den frisch Geteilten kommt das natürlich alles ein paar Augenblicke zu spät. Während die Uniformierten die flüchtenden Täter zu Fuß verfolgen, gesellt sich der Einsatzleiter zu dem Jungen und fragt sorgenvoll: „Junge, geht es dir gut?“ Das ist zweifellos eine ziemlich blöde Frage, wenn man gerade die Filettierung seines eigenen Erzeugers miterleben musste.
 
Schnitt. Ein junger und ein älterer Mann in schlecht sitzendem Anzug stehen auf einem Felsplateau. Der ältere deutet bedeutungsschwanger nach unten und erklärt: „Diese Männer dort unten, die haben deinen Vater getötet.“ Was? Moment mal! Wurde etwa noch ein Vater getötet? Oder ist der junge Mann womöglich der große Bruder von dem kleinen Jungen? Es dauert ein wenig, bis man begreift, dass zwischen dieser Szene und der letzten so ungefähr 20 Jahre liegen sollen und der junge Mann identisch ist mit dem kleinen Kind von eben. Ist aber auch nicht einfach zu begreifen, denn die schicksalsträchtige Hintergrundmusik läuft stur weiter, als sei nichts geschehen, es gibt keine Einblendung, keine Überleitung, kein Garnichts.

Nachdem der nun gar nicht mehr so kleine Junge (Brian mit Namen) erfahren hat, wem er seine Vaterlosigkeit (wo ist eigentlich die Mutter?) verdankt, tut er das, was jeder an seiner Stelle tun würde: Er zieht sich seine (weißen) Ninja-Klamotten an und lauert den Bösewichtern auf, die es anscheinend inzwischen zu einigem Reichtum gebracht haben: Die Motorräder wurden gegen eine Limousine getauscht und als Behausung dient eine dicke Villa, die natürlich streng bewacht wird. Aber so etwas hält doch einen Ninja nicht auf: Im Handumdrehen sind die Widersacher, unter Zuhilfenahme solch nützlicher Utensilien wie Schlinge, Schwert und Blasrohr, beseitigt.

Ein Erfolg, der gefeiert werden muss! Brians Boss (eben jener, der kurz zuvor noch neben ihm auf dem Felsen stand und den wenig subtilen Namen 'Lucifer' trägt) lädt ihn und jede Menge weiterer Wurstgesichter zum großen Champagnerschlabbern ein. Dabei ist er für seinen Schützling voll des Lobes: „White Eagle", - so Brians Ninja-Name - , „das hast du gut gemacht! Ich möchte, dass ihr alle seinem Beispiel folgt. Wir haben in den letzten Jahren hart gearbeitet. Meine Organisation ist klein, aber unser Einfluss ist groß – und wird immer größer. Wir werden gefürchtet. Auf diesen Erfolg müssen wir anstoßen.“ Die anderen heben zustimmend ihr Glas, würgen den Champagner runter und machen dabei Geräusche, als käme ihnen gerade die Kotze hoch. Doch bevor es so weit kommt, erinnert Lucifer daran, dass es noch einen großen Feind zu besiegen gilt: Tissiano (oder so ähnlich).

Von einer Sekunde auf die nächste befindet man sich plötzlich in einem unbekannten Parkhaus, um sich mit besagtem Herren zu treffen. Dieser schält sich gerade aus seinem protzigen Herrenbeschleuniger und ist eine wahrlich impotente Erscheinung, mehr Hackbraten als Mensch, mit von Bud Spencer geklauter Gesichtsmatratze, dicker Havanna zwischen den Schwulstlippen und so böse, dass er seine Pornobrille sogar unter Tage aufbehält. Er und Lucifer tauschen ein paar Höflichkeiten aus, wobei letzterer durchblicken lässt, dass Pissiano den nächsten Bus gefälligst nicht verpassen und ihm die Stadt überlassen soll. Als dieser sich weigert, räumen Lucifers Mannen unter seinen Leibwächtern auf (wobei White Eagle mal wieder die höchste Trefferquote erzielt), bevor Schissiano am Ende selbst die Segel streichen muss. Ende Gelände, aus die Maus!

Schnitt. Ein paar Nulpen hocken im Klassenzimmer und spielen BREAKFAST CLUB. So sieht es zumindest aus. Aber schnell wird klar, dass die Männer nicht nachsitzen, sondern die Veranstaltung eine polizeiliche Einsatzbesprechung darstellen soll. Unter den Beamten befindet sich auch der Typ, der am Beginn den armen kleinen Brian angesichts seines vor ihm liegenden zerfetzten Vaters gefragt hat, ob es ihm denn auch gut ginge (seltsamerweise ist er seitdem keinen Tag gealtert, obwohl Brian mittlerweile schon Alkohol kaufen darf). Der Einsatzleiter (man erkennt ihn an dem Telefon auf seinem Tisch) wundert sich über die vielen Leichen im Parkhaus und fragt seine Männer, ob sie vielleicht nen Dunst hätten, wer dafür verantwortlich sein könnte. Niemand weiß Rat, nur besagter Jungbrunnenbesitzer hat seine Hausaufgaben gemacht und ist sich sicher, dass es eine „Killer-Maschine“ sein muss. Der Telefonmann beschließt, dass eine Spezialeinheit von Nöten ist. Das jedoch findet Mr. Forever-Young nicht so gut, denn eigentlich sei die Sache sein Fall und er hätte bereits irgendwie und irgendwo einen Informanten eingeschleust. Der Chief tobt, gibt ihm aber noch drei Tage.

Zurück zu Brian: Den plagen inzwischen Gewissensbisse, denn sein Boss, das fällt ihm jetzt plötzlich auf, ist doch sehr gemein und lässt manchmal sogar Kinder töten. Als Brian sich deswegen dezent beschwert, klärt Cheffe ihn auf: „Brian, du bist ein Ninja. Lass nicht zu, dass deine Gefühle über deine Loyalität triumphieren.“ Dennoch kommt Eagle nicht zur Ruhe. Quartzend liegt er im Bett und macht sich Sorgen, seine Herzdame im Arm. Diese ist nicht dumm, errät seinen Kummer und schlägt vor, zu fliehen und eine Familie zu gründen. Doch Brian wigelt ab: Unmöglich, meint er, und murmelt in sich hinein: „Meister!“ Hoppla, nen Meister gibt’s auch noch? Gut, kam zwar bisher nie vor, aber das muss ja nichts Schlechtes sein.


Das Telefon klingelt. Brians Freundin hebt ab. Der Mann am anderen Ende verlangt White Eagle. „Für dich“, meint sie und reicht Brian den Hörer. Schon irgendwie witzig, dass sie seinen Ninja-Namen kennt. Nennt sie ihn privat auch so? Geben sich die beiden auch noch andere Tiernamen? Jedenfalls hat der Anrufer eine neuen Auftrag für den Weißkopfseeadler und befielt ihn ins Hauptquartier. „OK“, meint dieser. Schnitt. Brian springt durch irgendein Fenster. Offenbar ist das sein Auftrag. Mehr darüber erfährt man allerdings nicht. Folgend verbringt er die Zeit damit, Pistolenkugeln auszuweichen und den Schützen Wurfsterne in die Stirn zu massieren. Dabei wendet er auch den berühmten Verschwindibus-Trick an, den nur Ninjas beherrschen: In die Luft springen und durch einen geschickt gesetzten Cut vom Mann am Schneidetisch plötzlich weg sein. Allerdings begeht Brian einen Fehler: Er bringt es nicht übers Herz, den letzten Überlebenden zu töten (nachdem er zuvor alle anderen kaltblütig über den Jordan gepustet hat).

Lucifer ist deswegen reichlich angesäuert.

Lucifer: „Was ist los? Was stimmt nicht mit dir?“
Brian: „Mir gingen Dinge durch den Kopf.“
Lucifer: „Verdammt noch mal, Brian! Ich hab's dir schon mal gesagt: Du bist ein Ninja.“

Stimmt, das hat er tatsächlich. Aber da White Eagle das ab und zu mal zu vergessen scheint, muss er nun auf die Probe gestellt werden. Dazu überfallen des Schurkens Vasallen den armen Polizisten, der Little Brian einst fragte, ob alles gut sei, oder ob der brutale Tod seines Vaters ihn irgendwie verunsichert habe. Was nun folgt, ist hammerharter Stoff: Der Cop wird per Messer an einen Pfosten gepinnt, und Brian soll ihn töten. Dieser bringt das erwartungsgemäß nicht fertig. Aber für den Fall der Fälle haben die Schergen bereits vorgesorgt: Als Überraschungsgast schleppen sie die schwangere Freundin des Polizisten an und bedrohen sie und das Ungeborene mit einer Kettensäge. Als Brian sich trotz dieser schlagenden Argumente immer noch nicht so recht überwinden kann, wird den Anwesenden auf recht anschauliche Weise demonstriert, wie ein Kaiserschnitt funktioniert. Mutter stirbt, Kind stirbt, Polizist stirbt dann auch. Merkwürdigerweise lässt Lucifer den White Eagle allerdings laufen.

Dieser packt nun zur altbekannten Trauermusik seine Siebensachen und wird dabei von seiner Freundin überrascht. Auf die Frage, wohin er denn so plötzlich möchte, erklärt er, es müsse seinen Meister aufsuchen (warum er dafür seine Koffer packt, wird vermutlich in Teil 2 erklärt). Liebchen will mit, aber er weigert sich zunächst – viel zu gefährlich, meint er (warum? Beißt der Meister?). Aber sie lässt nicht locker und Brian lässt sich überzeugen. Sie solle doch schon mal den Wagen starten. Tut sie auch, und da die Kamera dabei in Großaufnahme zeigt, wie sie den Schlüssel ins Schloss steckt und herumdreht, ist klar, was nun passiert: Puff! Peng! Feuerball! Schade, war ein echter Volkswagen! Brian rennt nach draußen und wird von ein paar Schlägern überrascht, die er aber routiniert niedermäht. Schnitt. Brian vor Grabstein, Trauermusik, das volle Programm.

Während Lucifer mit seinen Männern schimpft, weil sie ihn haben entkommen lassen, besäuft sich Brian in einer Bar und bekommt Gesellschaft von einem verhinderten Aushilfs-Eddie-Murphy, der dem frischgebackenen Witwer erstmal ne Wendeltreppe ans Bein labert: „Du trinkst hier ganz allein und draußen sind die ganzen Bräute. Was hältst du davon, wenn wir rausgehen und ein bisschen auf die Pauke hauen?“ Aber Brian hat gar keine Lust, eine Neue flachzulegen, während seine Alte noch nicht mal richtig kalt ist, und verneint, indem er schweigt. Aushilfs-Eddie quatscht trotzdem weiter - vorzugsweise über Weiber und zwar in einem Stil, der ein wenig an die „Pussy“-Rede von Cheech Marin in FROM DUSK TILL DAWN erinnert. Als Brian immer noch nicht reagiert, geht Eddie an einen Tisch und nervt dort die Leute so dermaßen penetrant, dass das in einer großen Schlägerei mündet. Statt Trauerprozess steht für Brian nun Kneipenkeile auf der Tagesordnung. Als die Bullen anrücken, geben er und Eddie hurtig Fersengeld. Doch auch nach geglückter Flucht will die maximalpigmentierte Nervensäge dem Ex-Ninja nicht mehr von der Seite weichen. Um das Eis zu brechen, stellt er sich ihm erstmal vor: „Mein Name ist Eddie.“ Wer hätte das gedacht?

Plötzlich raschelt es unheilvoll im Gesträuch. Natürlich: Ninjas (dieses Mal in schwarz, wie sich das ja eigentlich auch gehört)! Natürlich ist Brian sofort alarmiert, da er genau weiß, dass die Jungs hinter ihm her sind. Eiligst springt er auf den nächstbesten Baum, um sich in Sicherheit zu bringen. Merkwürdigerweise trägt er jetzt urplötzlich sein weißes Ninja-Kostüm. Wo er das die ganze Zeit versteckt hat, möchte man gar nicht wissen. Es folgt das Übliche: Hau und Stech und Puff! Komischerweise scheint der Weiße Adler dieses Mal zu unterliegen (wo sind seine tollen Fähigkeiten hin?) und kann den Kampf nur durch die Hilfe seines neues Freundes gewinnen (nein, er labert die Gegner nicht zu Tode; er bindet die Seile los, an denen sie sich entlanghangeln - klingt komisch, is aber so!).

Das schweißt natürlich zusammen. Abends sitzen Brian und Eddie zusammen auf der Veranda und sinnieren.

Eddie: „Was waren das für Kerle?“
Brian (stets bemüht, auch komplexe Sachverhalte ausführlich zu erläutern): „Das waren Killer.“
Eddie: „Was meinst du damit – Killer?“
Eddie: „Was ich schon sagte: Killer. Ohne jedes Gefühl.“

Eddie und Brian parlieren noch ein bisschen miteinander und schlafen dann am offenen Feuer ein. Das Erwachen am nächsten Morgen ist böse: Die Cops haben sie aufgespürt und bereits in Ketten gelegt. Beide wandern schnurstracks in den Bau. Eddie schimpft wie ein Rohrspatz, während Brian wie immer nachdenklich aus der Wäsche guckt, da es für seine Feinde nun ein Leichtes ist, sie aufzuspüren. Und tatsächlich: Ein Beamter schließt plötzlich die Zelle auf und verkündet Freiheit, da die Rechnung bezahlt wurde. Auf dem Weg nach draußen bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen: Lucifers Männer stehen vor dem Ausgang bereit, um zu tun, was getan werden muss. Nun ist guter Rat teuer. Spontan fängt Brian eine weitere Schlägerei mit Eddie an, was die Bullen überzeugt, die beiden Streithähne nun doch in der Zelle zu behalten. Clever, diese Ninjas!

Aber der Feind gibt nicht auf. Nach dem Motto 'Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen' steigt einer der Bös-Ninjas heimlich in das Revier ein, schnappt sich den nächstbesten Polizeibeamten und klaut dessen Uniform (das Umziehen dauert übrigens ganze vier Sekunden, und die Uniform sitzt wie angegossen, obwohl der Beklaute eine ganz andere Statur hatte). So getarnt schnappt sich der Eindringling die Schlüssel vom Schreibtisch und fängt an, am Schloss zum Zellentrakt herumzufummeln. Da kommt ein echter Cop vorbei und ist etwas verdattert.

Cop: „Wer sind Sie denn?“
Ninja: „Ich bin neu hier.“
Cop: „Was ist mit Fred? Der hat doch heute Dienst.“
Ninja: „Der ist krank geworden.“
Cop: „Aaaaah... Dann ist ja gut.“ (geht aus dem Bild)
 
Der Spitzbube gelangt unbehelligt in die Zelle und versucht, den scheinbar schlafenden Brian per Messer zu massakrieren. Der hat sich jedoch nur schlafend gestellt und der verhinderte Attentäter ist in Windeseile schachmatt gesetzt. Und da er dankenswerterweise die Tür hat offen stehen lassen, nutzen Brian und Eddie die Gelegenheit zum Türmen. Dabei kommt es dann zu einer überraschenden Wendung, von der sich selbst THE SIXTH SENSE noch eine Scheibe abschneiden könnte: Als die Beamten Eddie mit vorgehaltener Waffe zum Bleiben zu überreden versuchen, zückt dieser plötzlich einen Ausweis und die beiden Cops stehen stramm und salutieren. Eddie ist also Polizist (und damit ist auch klar, wer der eingeschleuste Informant ist, von dem eingangs mal die Rede war). Brian hat von dieser Sache allerdings nichts mitbekommen.

Doch kaum wieder auf freiem Fuße und sich gerade am Hafen bei einer Aussprache befindend, stehen auch schon die nächsten Schlägervisagen parat (eine davon sieht aus wie 'Borat'). Eddie verspricht, das zu übernehmen, bekommt aber ganz schön die Fresse poliert. Also muss sein Ninja-Freund wieder aushelfen, was zu einem zünftigen Hand- und Fußgemenge neben, auf und zwischen diversen Frachtschiffen führt. Logisch, dass trotz plötzlicher Ninja-Schwemme die beiden Helden abermals triumphieren, denn ansonsten wäre NINJA CONDORS ja jetzt zu Ende, und es fehlen noch 40 Minuten. Die müssen natürlich noch überbrückt werden, weswegen sich Brian nun auf einen Felsvorsprung stellt und einen pathetischen Redeschwall aufs Meer hinausschickt: „Für all meine Sünden und meine ermordete Freundin werde ich alle meine Untaten wieder gutmachen. Für Tyler, meine Freundin, und meinen Meister, der mich gelehrt hat, was es wirklich bedeutet, ein Ninja zu sein.“

Eddie ist schwer beeindruckt von dieser Ansprache und verabschiedet sich. Brian hingegen rennt wie besessen zu dem Schrein am Hang, wo sein Meister wohnt. Dort wird er bereits erwartet. Allerdings nicht vom Meister, sondern von – man ahnt es bereits! - bösen Ninjas. Dieses Mal jedoch erwischt es Brian hart. Halbtot bleibt er liegen, während seine Angreifer sich aus unerfindlichen Gründen wieder aus dem Staube machen. Halbtot hin oder her, Brian findet noch genug Kraft, die Balustrade einer (vermutlich) nahgelegenen Villa emporzuklettern, um eine im Pool dösende Bikini-Mieze um Hilfe zu bitten (nach über 50 Minuten ist es ja schließlich an der Zeit, mal wieder eine neue Figur einzuführen). Diese hat nichts gegen halbtote Ninjas und schleppt den Angeschlagenen ins Haus, der sich erstmal ne Mütze Schlaf gönnt. Als er wieder zu sich kommt, staunt er allerdings nicht schlecht: Vor ihm im Sessel sitzt Lucifer, die Pool-Maus im Arm, und feixt sich eins. Eigentlich dürfte das Spiel jetzt aus sein – aber die Gangsterbraut möchte nicht, dass man Brian in ihrer schönen Wohnung umlegt. Das sieht Lucifer ein und lässt ihn deshalb nach draußen schleppen. Dort allerdings wartet bereits Eddie auf seinen Einsatz (woher kommt der jetzt wieder?) und ballert mit einem gezielten Schuss Brians Fesseln durch. Das Ende vom Lied: Brian entkommt, dafür befindet sich nun Eddie in Schurkenhand.

Nun wird es ein bisschen verwirrend: Brian lauert Lucifers Freundin auf (als sie aus der Dusche steigt – so ein Schelm!), die sich plötzlich als doch gar nicht so übel entpuppt und ihm etwas zeigen möchte. Sie öffnet eine Tür und dahinter befindet sich... nein, keine Truppe böser Ninjas... Brians Meister! 
 Und er sieht auch genau so aus, wie man sich nen Meister im Allgemeinen so vorstellt. Brian ist völlig von den Socken, während der Meister voll des Lobes für das Ganovenliebchen ist: „Sie ist ein sehr nettes Mädchen.“ Diese freut sich darüber nen Wolf und schlägt vor, sich ins obere Stockwerk zu begeben. Dort wird es Zeit für eine Lagebesprechung (die allerdings nicht erklärt, was der Meister im Haus der Freundin des Feindes macht, aber irgendwie interessiert das zu diesem Zeitpunkt auch eh nicht mehr so richtig). Als der Meister erfährt, dass Eddie von Lucifer gefangengehalten wird, ist für ihn klar, dass man etwas dagegen tun muss. Ja, der Meister ist schon weise... 

Auf seinem Anwesen verkloppt Lucifer zu Trainingszwecken gerade ein paar seiner Angestellten, als sein Telefon klingelt. Es ist White Eagle, der ihm klarmacht, dass er Eddie wiederhaben möchte. Sein Tauschobjekt: Sarah (die Freundin des Schurken). Als Lucifer ihm erklärt, dass er inzwischen herausgefunden hat, dass sein Freund ein Bulle ist, staunt er zwar nicht schlecht, besteht aber trotzdem auf die Herausgabe. Zeit und Ort wird festgelegt, das Ding scheint zu laufen. Zeit für ein klärendes Gespräch zwischen Ninja und Meister. Nun endlich rückt der alte Mann mit seinem Geheimnis raus: Er war nicht nur Brians Lehrer, sondern auch der von Lucifer. Doch dieser wandte sich von ihm ab, ignorierte seine Lektionen in Sachen Gerechtigkeit und verschrieb sich der dunklen Seite. „Du weißt, White Eagle, dass wir die wahren Ninjas sind. Lucifer hat Jiu-Jitsu verraten.“ Ja, da kann man schon mal ins Grübeln kommen...

Endlich! Der Tag der Übergabe ist da. Wie nicht anders zu erwarten, kommt es zu einem großen Schlachtfest, bei dem auch der Meister tüchtig mit auf die Pauke haut – und sich dabei ziemlich unmeisterlich anstellt und seine Hand verliert. Brian, Eddie, Meister und die inzwischen übergelaufene Sarah flüchten und bringen sich in einer Höhle in Sicherheit. Während der Meister sich erholt, streiten sich Brian und Eddie ein bisschen, weil letzterer ersterem seinen Cop-Job verheimlichte, werden aber von Sarahs Rufen unterbrochen: Der Meister stirbt (obwohl es ihm eben eigentlich noch ganz gut ging). Der Meister wiederholt noch mal ein paar Dinge, die schon Jeder weiß, und spricht dann seinen letzten Wunsch aus: Brian soll Lucifer kaltmachen (eine gute Idee, darauf hätte man ja auch selbst kommen können). Kaum zuende gesprochen, gehen bei dem Mann die Lichter aus.

Schnitt. Sarah macht einen auf Anita Ekberg und gönnt sich ein verführerisches Bad im See. Plötzlich schleicht sich ein Schwarz-Ninja an, augenscheinlich, um die Badenixe einzufangen. Aber Glück gehabt! Die Sache war nur ein Trick, denn urplötzlich greift der Weiß-Ninja (also Brian) von hinten an und schaltet den Widersacher aus. Natürlich bleibt es nicht bei dem einen, denn plötzlich kommt wieder eine ganze Horde von den Fieslingen angeschissen. White Eagle hat alle Hände voll zu tun; der Kampf verlagert sich auf eine Schwebebahn, ein Kettenkarussell und schließlich per Schlittschuh auf eine Eisfläche (warum das da alles rumsteht, ist nebensächlich). Nachdem die ganzen Ninjas plattgemacht sind, bringt Brian es auf den Punkt.

Brian: „Es wird jetzt Zeit, sich Lucifer zu stellen.“
Sarah: „Ich komme mit dir.“
Brian: „Ich darf kein Risiko eingehen. Ich muss allein dorthin gehen.“
Sarah: „Gut, das versteh ich.“

Zeit für den großen Showdown! Mit voller Ninja-Kampf-Ausrüstung (z. B. Seil und Blasrohr) entert White Eagle die Villa Lucifers und veranstaltet ein richtig dickes Feuerwerk. Da wird alles abgeschossen und in die Luft gesprengt, was nicht bei Drei auf dem Baum hockt. Und um die Party komplett zu machen, steht auch plötzlich noch Eddie auf der Matte – und ist vom Polizisten offenbar zum Söldner mutiert. Mit Indiana Jones' Hut auf der Rübe, Rambos Patronengürtel um der Schulter und zwei Maschinenpistolen im Anschlag mischt er die Mischpoke gründlich auf und pulverisiert alles, was ihm vor die Linse läuft. Doch Lucifer ist gar nicht so doof, wie er aussieht, und hat sich inzwischen Sarah als Geisel geschnappt. Zwar versucht er zu fliehen, wird auf offenem Felde jedoch von Brian abgefangen, der jetzt einen auf Bruce Lee macht und einen Kung-Fu-Fight auf Leben und Tod liefert. Mittendrin macht's dann plötzlich Knallpuff und beide befinden sich im Ninja-Kostüm auf einer Hängebrücke (das muss auch so ein spezieller Ninja-Trick sein). Und nun geht’s noch mal richtig rund: Die Kontrahenten hauen sich Shuriken, Schwerter, Armbrüste und China-Böller um die Ohren, teleportieren sich von hier nach dort, fliegen wie die Bekloppten durch die Baumkronen und lassen es dabei so richtig krachen. Wie wird der Kampf ausgehen? Wer wird obsiegen? Und warum nennt sich das Ganze NINJA CONDORS, obwohl die Hauptfigur Adler heißt? Fragen über Fragen ...

Kritik: 

So, Butter bei die Fische! Für eine Tang-Produktion ist das hier schon ziemlich großer Sport. Natürlich vom Olymp immer noch himmelunendlich weit entfernt, aber immerhin schon bessere Amateur-Liga. Der Regisseur nennt sich zwar offiziell James Wu, aber wenn man es nicht besser wüsste, würde man behaupten, Godfrey Ho hätte hier mal wieder die Fäden in der Hand gehabt. Manche Regisseure erkennt man einfach blind an ihrem Stil. Jean Luc-Godard. Alfred Hitchcock. Sergio Leone. Und eben Godfrey Ho. Aber ob nun Ho oder Wu oder Peng: NINJA CONDORS ist verglichen mit so manch anderem Auswurf der Filmark-Quark-Fabrik ein recht ordentlich gefertigter Rache-Radau ohne viel Leerlauf und mit erfreulich viel launigem Rambazamba.

Vor allem die letzte Viertelstunde holt dabei ordentlich die Kohlen aus dem Feuer und macht richtig Laune: Das von John Woos A BETTER TOMORROW 2 inspirierte Massen-Massaker kommt in bester Heroic-Bloodshed-Manier daher und serviert in Zeitlupe zuckende Körper im infernalen Kugelhagel. Schöne Kamerawinkel und rasant gesetzte Schnitte sorgen dafür, dass NINJA CONDORS in manchen Momenten schon gar nicht mehr nach ramschiger Videotheken-Ware aussieht, sondern nach einem richtig sauberen Baller-Knaller aus zweiter Reihe. Wäre es auch, gäbe es da nicht noch die ganzen für das Studio üblichen Defizite, die das Resultat quasi aus dem Stand heraus wieder ein paar Reihen weiter nach hinten katapultieren.

Die Darsteller scheinen streng nach größtmöglicher Hässlichkeit ausgewählt worden zu sein. Wer beim Casting nicht mindestens den Eindruck erwecken konnte, dass seine Eltern Geschwister seien, schien hier keine Chance gehabt zu haben. Das Resultat ist eine unglaubliche Hackfressen-Parade, die man sich nicht mal schönsaufen könnte, denn so viel Alkohol gäbe es auf der ganzen Welt nicht. Lediglich Hauptdarsteller Alexander Lou verfügt zumindest im Ansatz über so etwas wie Charisma (wobei die grausige Vokuhila-Frisur in der Mitte auch niemals hätte passieren dürfen). Und dass keiner der Belegschaft ein solch abwegiges Luxusgut wie schauspielerisches Talent mit ans Set brachte, versteht sich quasi von selbst.

Dazu jammert die ganze Zeit über ein wahrlich scheußlicher Synthie-Soundtrack, der NINJA CONDORS zu einer endlosen akustischen Strapaze macht. Selbstverständlich machte man sich auch keinerlei Mühe, so etwas wie musikalische Homogenität zu erzeugen: Wenn etwas traurig sein soll, dann heult die Musik zuverlässig mit, damit auch der Letzte versteht, was das Stündlein geschlagen hat, wenn die Szene vorbei ist, bricht sie abrupt ab und geht pflichtbewusst zum nächsten Klangbrei über. Auch der Dialog ist in seiner stupiden Banalität oft nur schwer zu ertragen – ein Eindruck, der allerdings auf Grundlage der grauenhaften englischen Synchronfassung entstand. Das Original dürfte allerdings wohl auch kaum mit Shakespeare verwechselt werden.

Der Schnitt ist in den Kampfszenen ziemlich kompetent gesetzt, beim Rest allerdings stellenweise katastrophal, was vermuten lässt, dass die Action von jemand anderem zusammenmontiert wurde. Auch sind die Schauplätze ziemlich gut ausgewählt; Hafen, Sägewerk und Schlittschuhbahn geben eine hübsche Kulisse für die zahlreichen Kämpfe ab. Dabei geht es nicht gerade zimperlich zu, auch wenn das Abtrennen von Gliedmaßen natürlich stets auf Anhieb als Trick zu entlarven ist. Der Umstand jedoch, dass hier z. B. auch Kinder umgenietet werden, sowie wirklich harte Momente wie die Abtreibung per Kettensäge machen das Geschehen schon ziemlich brutal und schieben NINJA CONDORS deutlich in die Exploitation-Ecke. Das Drehbuch wirft natürlich – besonders gegen Ende – ziemlich viele Fragen auf und nach Nachvollziehbarkeit für die Handlungen der Figuren sollte man besser nicht suchen. Dennoch ist das Geschehen einigermaßen rund und baut aufeinander auf, ohne dass man alle fünf Minuten den Eindruck haben muss, versehentlich den Kanal gewechselt zu haben. Wer die zahlreichen visuellen und akustischen Verbrechen wegstecken kann, der erlebt hier ein sogar recht ansprechendes und abwechslungsreiches Action-Programm, bei dem vor allem das Finale überzeugt und so einiges wieder wettmachen kann.


Vor allem aber lehrt einem NINJA CONDORS Folgendes: Wenn man aus irgendwelchen Gründen mal in ein Polizeirevier einbrechen möchte, reicht es völlig, sich eine Uniform anzuziehen und zu behaupten, man sei der Neue. Klappt garantiert!

Laufzeit: 91 Min. / Freigabe: ungeprüft

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