Indonesien 1981
Regie:
Danu Umbara
Darsteller:
Debbie Cinthya Dewi,
Dana Christina,
Eva Arnaz,
Barry Prima,
George Rudi,
Edy S. Jonathan,
Eddy Haryono,
Alwi A. S.
Eigentlich will TÖDLICHE ENGEL SCHLAGEN ZURÜCK die Fortsetzung des 1980er Billigheimers DEADLY ANGELS sein, in dem sich fünf Frauen zum Kämpferkollektiv formierten, um der örtlichen Polizei ein wenig unter die Arme zu greifen. Allerdings stimmt das nur so zum Teil, denn anstatt dessen, dass man den bekannten Figuren bei einem weiteren Abenteuer zusehen darf, serviert man hier einfach mal ein paar neue Friedenswächterinnen auf sprunggelenkstrapazierender Gerechtigkeitsmission. Zwar kehren immerhin drei der fünf Darstellerinnen zurück, aber halt in ganz anderen Rollen. Geblieben sind Regisseur und Studio – und die schäbige Schlichtheit in Sachen Präsentation und Produktionsaufwand, versteht sich.
Inhalt:
Der Fischer John [Barry Prima] verdient sich nebenbei ein bisschen was dazu, indem er auf seinem Kahn Heiße Ware für den Gangsterboss Handoko [George Rudy] schmuggelt. Eines Tages jedoch beschließt er, seine langjährige Freundin Windy [Eva Arnaz] zu heiraten und nur noch ehrbar zu leben. Seine Ankündigung, aus dem Geschäft auszusteigen, wird nicht sehr wohlwollend aufgenommen: Handokos Handlanger bringen ihren Missmut dadurch zum Ausdruck, dass sie ihn hinter einem Jeep herschleifen und im Anschluss in eine Fackel verwandeln. All das geschieht vor den schreckgeweiteten Augen Windys, die noch an Ort und Stelle Zukunftspläne schmiedet: „Oh, mein Gott! Ich werde dich rächen. Ich verspreche es, ich verspreche es!“ Ihre erste Anlaufstelle ist folgerichtig ein Kung-Fu-Lehrer, der ein klassisches Trainingslager irgendwo in der Pampa betreibt.
Kritik:
Ihren Namen trägt Windy vermutlich deswegen, weil sie mit ihrer Ausbildung wirklich in Windeseile fertig ist. Tatsächlich scheint gerade mal eine Woche vergangen zu sein, in der sich die arglose Durchschnittsbürgerin zur knallharten Kampfsau gewandelt hat. Zeitliche Abfolgen sind allerdings ohnehin nicht die große Stärke von TÖDLICHE ENGEL SCHLAGEN ZURÜCK. Zumindest zu Beginn wirkt doch alles arg sprunghaft und verwirrend, wenn mehrere Handlungen parallel stattfinden und man nie mit Sicherheit sagen kann, wann und warum das Gezeigte jetzt eigentlich genau passiert. Zum Glück bessert sich das im weiteren Verlaufe, was natürlich in erster Linie daran liegt, dass die Ereignisse eigentlich alles andere als kompliziert sind. Ihre neu gewonnen Fähigkeiten darf Windy jedenfalls gleich bei ihrer Heimreise unter Beweis stellen, als sie die Ausraubung mehrerer Buspassagiere vereitelt und dabei auch ohne jede Not einen der Täter ins Reich der Ahnen schickt, als habe sie zuvor niemals etwas anderes gemacht.
Bereits an dieser Stelle fällt auf, dass zumindest die Action auffallend versierter in Szene gesetzt wurde als noch beim Vorgänger. Mit echtem Kung-Fu-Hand- und Fußwerk wird das wohl abermals niemand verwechseln, aber die Dynamik passt und Tritte und Schnitte sitzen. Auch generell gelang hier eine deutlich dichtere Erzählweise ohne ins Auge fallende Durststrecken, zumindest ist wirklich ständig etwas los. Dabei glänzen sogar die Verfolgungsjagden, die dem ersten Teil der DEADLY ANGELS mehr oder minder erfolgreich über manch narrativen Stillstand hinweghalfen, dieses Mal durch Abwesenheit. Zum Ausgleich gibt es dafür in verrauchter Kaschemmen-Atmosphäre ein paar leidenschaftslose Bauchtanz-Nummern mit Schlangentier und Achselhaar. Der Fokus der Veranstaltung bleibt aber dennoch bei Eva Arnaz als Windy, die eine regelrecht prototypische Racheengel-Reise absolvieren darf. Ihre Figur erinnert dabei an eine damalige Musterrolle Pam Griers, die sich in kostengünstigen Krachern wie FOXY BROWN ebenfalls vom Vergeltungsdrang beseelt in Syndikatstrukturen hineinarbeitet, um den Schuldigen näher und näherzukommen. So lässt sich Windy zunächst als Fahrer anheuern und kutschiert von da an halbseidenes Gesindel zu illegalen Untergrundkämpfen, in deren Dunstkreis sie die Täter vermutet. Einerseits ist das tatsächlich ein ziemlich cleverer Schachzug - wer erwartet schon eine potenzielle Gefahr hinterm Lenkrad des eigenen Herrenbeschleunigers? Andererseits verkleidet sie sich dafür als Mann, was wirklich in keiner Sekunde auch nur im Ansatz glaubwürdig aussieht. Zudem hätte ihr vor ihrer Maskerade mit aufgeklebtem Schnurrbart, Chauffeursmütze, Lederjacke und Fick-mich-Stiefeln ruhig mal jemand sagen dürfen, dass nicht jeder Kerl rumläuft wie ein raubauziger Homofürst.
In der schnöden Realität wäre ihr Possenspiel fraglos auf den ersten Blick aufgeflogen, aber in der herrlich blauäugigen Welt von TÖDLICHE ENGEL SCHLAGEN ZURÜCK funktioniert so etwas zum Glück prächtig - selbst dann noch, als Windy schließlich höchstselbst in den Ring steigt, um mittels ihrer Schlagkraft sogar die härtesten Gegner zum Glauben zu bekehren. Ab da dauert es nicht mehr lang, bis die Heldin auch außerhalb der Arena die Fäuste schwingt, um Informanten das ein oder andere Wort zu entlocken. Als ihre Tarnung irgendwann dann doch auffliegt, scheint sie plötzlich auch ihre Kräfte zu verlieren, weswegen sie erstmals ernsthaft in Bedrängnis gerät („Was sagt man dazu? Das ist ne Frau!“ - „Egal, wir hängen sie auf!“). Zum Glück erinnert sich das Drehbuch an dieser Stelle daran, dass es laut Titel ja eigentlich um mehrere Engel gehen sollte, weswegen die Rettung auf fliegendem Fuße naht. Ohne nachfolgende Standpauke geht es natürlich trotzdem nicht: „Wann wirst du endlich mal vernünftig? Ich find’s nicht komisch, sich nen Bart anzukleben und sich zu prügeln. Dazu dieser ganze Kung-Fu-Schwachsinn!“
Bis zum Finale vergeht dabei noch einige Zeit, die mit überwiegend höchst vergnüglichem Unfug angereichert wurde. So kämpfen die Engel u. a. auch noch gegen einen grunzenden Buschmann mit fellfarbenem Lendenschurz, Horn auf dem Haupt und Hauern im Mundwinkel, der allerdings sein Leben aushaucht, nachdem man ihm besagtes Utensil von der Birne geschraubt hat. Zwar bleibt das im Grunde die einzige richtige Verrücktheit, aber TÖDLICHE ENGEL SCHLAGEN ZURÜCK amüsiert dennoch durchgehend durch sein naives Gebaren. Da trägt einer der Gangster, die anfangs Windys Zukünftigen kalt machen, eine Maske, damit man ihn nicht erkennt. Doof nur, dass der Typ anstelle seines rechten Arms eine klobige Prothese mit Messerklinge als Fingerersatz trägt, was die Identifikation notfalls doch entschieden erleichtern sollte. Als die Mörder ihr Opfer hinter dem Auto herschleifen, ruft Windy dem Unglücklichen hinterher: „Was wollen die denn von dir?“ Berechtigte Frage! Ganz schön unhöflich von ihm, nicht zu antworten. Und als der mundfaule Ehemann in spe danach noch angezündet wird, schreit er zwar pflichtschuldigst, bleibt aber dennoch ganz ruhig liegen (was natürlich daran liegt, dass Schaufensterpuppen mit Zappelfunktion bei Drehbeginn bereits ausverkauft waren).
Dazu kommen herrliche Klischees wie Afrofrisuren, die kaum durch den Türrahmen passen, der schmierige Oberschurke, der sich mit Pott-Haarschnitt und übergroßer Pornobrille wohl ursprünglich als Bruce-Lee-Imitator beworben hatte, und halbgares Ninja-Gehopse in des Kung-Fu-Meisters Vorgarten, was eher nach Kinderbelustigung aussieht als nach hartem Training. Mit launigen Elementen wie diesen ist TÖDLICHE ENGEL SCHLAGEN ZURÜCK deutlich abwechslungsreicher als sein Vorgänger, hat mehr Tempo und bringt bisweilen sogar seichtes Abenteuerflair ins Spiel, wenn auch noch Schlangengruben oder angriffslustige Skelettbanden eine Rolle spielen. Wer also seine Lebenszeit nur für ein einziges Engel-Event verschwenden möchte, der sollte sich zumindest für das zweite entscheiden.
Laufzeit: 88 Min. / Freigabe: ab 18
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen