Donnerstag, 11. Juli 2024

DIE BESTIE AUS DEM WELTRAUM


LA BESTIA NELLO SPAZIO
Italien 1980

Regie:
Alfonso Brescia

Darsteller:
Sirpa Lane,
Vassili Karis,
Lucio Rosato,
Umberto Ceriani,
Maria D'Alessandro,
Giuseppe Fortis,
Dada Gallotti,
Robert Hundar



Der Weltraum. Unendliche Oberweiten!

1980 befand sich der gemeine Kinogänger – STAR WARS sei Dank! - im Sternenfieber. Zahlreiche Nachahmer des als Science-Fiction deklarierten Fantasy-Märchens buhlten, mal mehr, mal weniger ambitioniert, um die Gunst des Publikums. Der italienische Regisseur Alfonso Brescia [→ 100.000 VERDAMMTE DOLLAR], der sich Zeit seiner Karriere vollkommen dem Kommerz verschrieben sah, stellte sich da die Frage, mit welchem kassenträchtigen Element man eine obligatorische All-Saga denn wohl verknüpfen könnte, um noch mehr Zahlungswillige ins Lichtspielhaus zu locken. Dann die Erkenntnis! Klar: Rudelbumsen!

So oder so ähnlich dürfte es sich wohl zugetragen haben, bevor Brescia zusammen mit seinem Mitstreiter Aldo Crudo [→ WENN DU KREPIERST, LEBE ICH] diesen crudon kruden Hybriden aus Kosmos-Kokolores und Schmuddelgeknuddel zu Papier brachte, in Szene setzte und unter dem Titel LA BESTIA NELLO SPAZIO auf die arglose Menschheit losließ. Der deutsche Titel dieses Universums-Unikums ist dabei zwar überraschend nah am Original, aber deutlich inspirierender ist fraglos die Alternative, die einem bei der zu Grunde liegenden Kopie per ungefragter Einblendung offeriert wird: Tier im Raum. Das ist natürlich noch viel, viel besser und erweckt auf Anhieb anregende Assoziationen zu einer elitären Kunst-Installation, bei der die Gäste mit von der Sektflöte abgespreiztem Finger Sachen sagen wie: ‚Faszinierend, wie das Fehlen jeglicher Bedeutung uns zur Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz zwingt.‘ - ‚Gewiss doch, Gutester! Wobei in der Akzeptanz dieser Leere natürlich auch eine gewisse Freiheit liegt‘.

Aber am Ende hat man es dann eben doch nur mit DIE BESTIE AUS DEM WELTRAUM zu tun, jenem schreiend schäbigen Science-Ficktschön-Cocktail, bei dem die Dialoge so klingen:

„Wie heißt du denn, himmlische Vision?“ - „Ich bin Sandra und wer bist du?“

Inhalt und Kritik:

Prämisse: In der Zukunft der Menschheit ringen zwei mächtige Fraktionen um die Vorherrschaft im Weltraum, die Galaktische Flotte und die Handelsföderation. Das klingt zwar episch wie Sau, hat am Ende jedoch die Dramatik eines Sandkasten-Gekabbels um das schönere Förmchen.

Ein schönes Förmchen hat fraglos auch Sirpa Lane [→ PAPAYA], welche hier als Sandra Richardson (oder Sondra im Original, die deutsche Fassung nahm ihr ein o und gab ihr ein a) die weibliche Hauptrolle geben darf - und das definitiv nicht wegen ihres schauspielerischen Talentes. Denn eigentlich – und daraus wird im Prinzip auch kein Geheimnis gemacht - zielt DIE BESTIE AUS DEM WELTRAUM von Beginn an auf primitive Triebe ab, weswegen sich auch jede Figur früher oder später einmal mehr oder weniger motiviert aus ihrer Pelle schälen darf.

Zumindest zum Auftakt bemüht man sich immerhin noch, dabei trotzdem auch so eine Art Geschichte zu erzählen – und das sorgt tatsächlich für gute Laune, da es von vergnüglichen Stereotypen nur so wimmelt. Die schmierige Spelunke, die der männliche Protagonist, der vom gebürtigen Griechen Vassili Karis [→ SABATA KEHRT ZURÜCK] verkörperte Raumschiffkapitän Larry Madison, gleich nach Verklingen des Vorspanns betritt, macht jedenfalls schwer was her und auch ein wenig Hoffnung: Auch in ferner Zukunft wird es sie also noch geben, diese schummerigen Hafenkneipen, in der Betrunkene sich aufs Maul hauen, während gelangweilte Weibchen im Eck auf den dümmsten Anmachspruch warten.

Exakt auf diese Weise lernen sich der Käpt’n und Sandra hier dann auch kennen - wobei er ihr Herz vor allem dadurch erobert, dass er den Kontrahenten um ihre Gunst kurzerhand K.O. schlägt. So etwas lässt natürlich nicht nur Knie weich werden, weswegen es auch bereits den ersten Beischlaf zur Folge hat, der allerdings noch relativ züchtig bebildert ist, obwohl der Kollege an der Kamera schon fleißig Brust-, Po- und Schambereiche ins Visir nimmt.

Diese Eröffnungsveranstaltung porträtiert schon ganz gut, wie viel DIE BESTIE AUS DEM WELTRAUM mit Subtilitäten am Hut hat. Nämlich gar nichts. Frauen wirken wie Flittchen oder Huren, während Männer meist wie grobschlächtige Cowboys ohne Rücksicht auf Renommee und Verlust durch die Gegend holzen. Vassili Karis ist als Käpt’n Madison vermutlich das, was man bekommt, wenn man Burt Reynolds bei Wish bestellt, wohingegen Sirpa Lane bereits diesen verderbten Blick draufhat, der annehmen lässt, sie wäre eigentlich viel lieber als Matratze zur Welt gekommen. Ein perfektes Paar also, dem es quasi vorherbestimmt war, in den Federn zu landen. Wie sehr die beiden füreinander geschaffen sind, merkt man übrigens direkt nach erfolgter Kopulation, als Sandra dem Kapitän erstmals von dem eigenartigen Traum berichtet, den sie regelmäßig hat und in dem sie von einem unheimlichen Verfolger durch den Wald getrieben wird. Das nimmt ihren Bettgenossen dermaßen mit, dass er noch während der spannenden Erzählung sanft ins Reich des Schlafes hinübergleitet. Hoffentlich träumt er wenigstens gut.

Bevor es dem Publikum noch ähnlich ergeht, bringen Brescia und Crudo lieber ein bisschen Schwung in die Bude. So wird auf dem weitestgehend unerforschten Planeten Lorigon das Element Autalium entdeckt, was einen Bergungs-Wettlauf beider eingangs erwähnten Parteien zur Folge hat. Denn wer das Autalium kontrolliert, kontrolliert das Universum. Seitens der Galaktischen Flotte wird Käpt’n Madison für diese Mission abkommandiert, der nicht schlecht staunt, als ihm gewahr wird, dass sich seine Vorabend-Eroberung Sandra ebenfalls unter den Crew-Mitgliedern befindet. Wahrlich ein Traumpaar also, das sich nie gesucht und dennoch gefunden hat und nun mit ein paar anderen Knallchargen ähnlichen Kalibers ins All geschossen wird, um das Schicksal der Welt zu bestimmen.

Das Ziel, der Planet Lorigon, entpuppt sich nach der Landung als ein Hort der Skurillitäten, obwohl er zunächst nur aus ein paar Birkenwäldern zu bestehen scheint. Schon hier läuten beim aufmerksamen Betrachter die Alarmglocken, sieht die Landschaft doch haarklein so aus wie in Sandras Alpträumen. Allerdings kommt die Crew beim anschließenden Wandertag durch die Botanik auch mindestens fünf Mal am selben Baum vorbei, eventuell hatte man also schlichtweg gar nicht die Genehmigung, an anderer Stelle auch noch was drehen zu dürfen. Dafür gönnte man sich allerdings eine Archivaufnahme, die für den wohl kuriosesten Moment des Szenarios herhalten darf: So hält die Besatzung beim ziellosen Herumstromern zwischendurch mal kurz inne und beobachtet fasziniert zwei Pferde, von denen das eine das andere … nun ja … bespringt. Diese Ansicht scheint zumindest die anwesenden Weiber derart in Wallung zu versetzen, dass sie direkt damit anfangen, mit apathischer Miene ihre körpereigenen Rundungen abzutasten – wobei allerdings auch die Herren plötzlich ganz glasige Blicke bekommen. Am meisten Augen aber macht an dieser Stelle das Publikum, denn die knatternden Klepper sind derart dilettantisch zwischen die Bilder kopiert (im falschen, zusammengestauchten Format nämlich), dass man zur Annahme gezwungen ist, der dafür Verantwortliche habe selbst gerade ein paar Rundungen abgetastet, wenn auch ganz sicher nicht die vom Schneidepult.

Egal, die Schau muss weitergehen und das tut sie auch, wenn die Crew schließlich ein schlossähnliches Domizil entdeckt, in welchem sie nach Betreten und Ohnmachtsanfall einen Mann kennenlernt, der sich ganz bescheiden als „Onaf, Herrscher des Kontinents“ vorstellt und der – schau an, schau an! - der Typ aus Sandras Träumen ist. Dieser, gespielt vom hünenhaften Robert Hundar [→ DER MANN MIT DER KUGELPEITSCHE], klärt die Neuankömmlinge erst einmal über die Verhältnisse auf Lorigon auf: Ein gigantischer Computer namens Zocor hat den gesamten Planeten unterworfen und eine Herrschaft des Terrors errichtet („Er ist so mächtig, dass er in der Lage ist, zu seinem Vergnügen unseren Planeten quer durch den Kosmos zu jagen.“). Seine Kraft bezieht er aus dem Element, dessentwegen man vor Ort ist: Autalium. Dieses kann allerdings nicht nur alten Schaltkreisen neuen Schwung verleihen, sondern mittels seiner Strahlung auch den Alterungsprozess der Bevölkerung verhindern („Mein derzeitiges Alter ist 800 Jahre.“ - „Hochachtung!“).

Genug geredet! Jetzt wird gepimpert! Onaf scheint nämlich großer Fan des berühmt-berüchtigten Kaisers Caligula zu sein, weswegen er Heim und Kleid auch bereits den Look spät-römischer Dekadenz verpasst hat. Irgendwas war wohl im Alkohol, denn unvermittelt folgt dem Vorbild entsprechend eine ausufernde Matratzensport-Orgie, die, je nachdem, welche Version man erwischt hat, mal mehr, mal weniger explizit zelebriert wird. Und während auf Lorigon der Knutsch- und Knettag eingeläutet wird, bewahrheitet sich dann endlich auch Sandras Alptraum, entpuppt sich Onaf unter seiner Tunika doch als Satyr, also als Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock. Getrickst wurde das auf dem Wege des geringsten Widerstands, indem man Herrn Hundar einfach die olle Zottelhose nebst Ziegenhuf-Clogs übergestreift hat. Und da Sandra ja genügend gute Gründe braucht, um vor dem Wesen durch den Wald zu fliehen, pappte man ihm final noch eine monströse Pimmel-Prothese in den Schritt. Was eine griechische Sagengestalt bei einer perniziösen Penetrations-Parade zwischen pseudorömischem Putz auf einem fernen Planeten verloren hat? Vermutlich nix. Aber man ist ja kein Fachmann.

Die plötzlichen Porno-Anwandlungen stehen der BESTIE AUS DEM WELTRAUM nicht wirklich gut zu Gesicht. Wer Schmuddelware will, der greift auch zu solcher und will dabei nicht von Raumschiffen und freidrehenden Super-Computern belästigt werden. Und wenn man auf billigen Sci-Fi-Schlonz abfährt, ist grenzwertiges Genital-Algebra nun auch nicht unbedingt das, was einem gerade noch zum großen Glück gefehlt hat. Viel zu lang dauert zudem das unappetitliche Rudel-Gerödel und irgendwie erholt sich das Machwerk danach auch nicht mehr so wirklich davon, obwohl man immerhin noch eine satte Viertelstunde Mumpitz vom Stapel lässt. So kämpfen die Helden gegen die Goldmänner, die Bytegarde des Rechner-Verbrechers, die aussehen, als habe man ein paar Oompa Loompas aus Charlies Schokoladenfabrik entführt, per Streckbank großgezogen und golden angemalt. So bewegen die sich dann auch. Dazu werden Lichtschwerter gezückt, die wer weiß woraus bestehen. Licht ist es nicht. Aber es scheint gutes Material zu sein, immerhin kippt der Gegner selbst dann noch aus den Latschen, wenn man kilometerweit daneben keult. Und natürlich taucht pünktlich zum Finale auch noch der diktatorische Daddelkasten höchstpersönlich auf, ist dann aber doch nicht viel mehr, als nur ne bessere Brotdose auf zwei Beinen. Das alles und noch viel mehr nur hier und heute bei: Tier im Raum!

Am Ende macht die Nummer dann weitaus weniger Spaß, als es eigentlich der Fall sein müsste. Immerhin wird hier schon alles Mögliche aufgefahren, um den Interessenten bei der Stange zu halten: bunte Plastikbauten, die so tun, als seien sie voll futuristisch, Laserpistolen, die gar nicht schießen können (wofür zum Ausgleich allerdings ein gelbes Lämpchen aufleuchtet), Birkenwäldchen, die einem als ferne Vegetationen verkauft werden, dazu wirklich niedliche Raumschiffmodelle, Höhlenkulissen und Badekappen als Helmersatz. Und die latexartigen Ganzkörperkondome, die hier als Raumanzüge herhalten müssen, wären garantiert der Knaller auf jeder Fetisch-Party. Dennoch ist es etwas ernüchternd, wie wenig Brescia & Co. hier eigentlich zu erzählen haben. Woher Sandras Wahrträume, immerhin einer der Neugierde schürenden Aufhänger zu Beginn, denn nun eigentlich rührten, wird z. B. niemals aufgeklärt – wie so ziemlich alles, was anfangs zumindest halbgar etabliert wurde, schließlich sang- und klanglos im Sande verläuft. So wird auch der prinzipiell nicht uninteressante Wettlauf um die seltene Substanz später vollkommen vergessen, um stattdessen unansehnliche Reproduktionsgymnastik in den Fokus zu rücken.

Für gute Laune sorgen wiederum die vielen Statisten, die an Deck der Raumschiffe hilflos im Hintergrund herumlaufen und schlichtweg nicht wissen, was sie tun sollen, sowie die deutsche Synchronisation, die eigentlich Asynchronisation heißen müsste, passt das gesprochene Wort doch nicht für fünf Lira auf die Lippen. Dafür seiern die Protagonisten ständig Quatsch raus wie „Bist du besoffen?“, „Ich muss kotzen!“ oder „Let’s go!“

Let’s go!

Laufzeit: 94 Min. / Freigabe: ungeprüft

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