Eigene Forschungen

Freitag, 27. Juli 2012

ROLLER BLADE


ROLLER BLADE
USA 1986

Regie:
Donald G. Jackson

Darsteller:
Suzanne Solari,
Jeff Hutchinson,
Shaun Michelle,
Katina Garner,
Sam Mann,
Robby Taylor,
Christopher Douglas-Olen Ray,
Scott Davis



Inhalt:

Wir schreiben das dunkle Zeitalter, sprich: die Postapokalypse. Oder in diesem Fall besser Postapokagrütze. Autos und Flugzeuge gibt es nicht mehr, und so hat sich das Geschmeiß, das den Weltuntergang überstanden hat, ein anderes Fortbewegungsmittel gesucht: Rollschuhe und Skateboards. Harte Währung in der Einöde zwischen kalifornischer Strandpromenade und Schrottplatz sind denn auch nicht etwa Benzin und Öl, sondern Kugellager. Auch für ein paar Batterien wird man schonmal rücksichtslos gemeuchelt, denn schließlich geht Skaten ja nicht ohne Walkman. Beherrscht wird die ganze Schose von dem fiesen Dr. Saticoy (Robby Taylor), einem Ledermaskenfetischisten mit siamesischem Mutanten-Zwilling am rechten Arm. Doch auch die Guten sind nicht fern: Der eherne Recke Marshall Goodman (Jeff Hutchinson) und die Nonnen vom heiligen Orden der Rollerblades unter Führung von Oberin Mother Speed (Katina Garner) tun ihr Bestes, um Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten. Dr. Saticoy hat es auf den Energiekristall abgesehen, den die Nonnen als Heiligtum verehren. Der Stein soll dem Fiesbert genug Energie liefern, damit er mit seinem selbstgezimmerten Raketenschlitten die große Schlucht überwinden kann. Auf deren anderer Seite liegt nämlich Mecca Co., das gelobte Land, in dem der Legende nach Waffen ohne Ende zu finden sind. Um seinen finsteren Plan zu verwirklichen, schreckt Saticoy auch nicht davor zurück, Marshall Goodmans kleinen Sohn Chris (Christopher Douglas-Olen Ray) entführen zu lassen. Goodman und die Nonnen lassen nichts unversucht, um den kleinen Nervbolzen aus Saticoys Fängen zu befreien, doch der hat noch einen weiteren Trumpf in der einzigen Hand: Er hat eine Spionin (Shaun Michelle) in den Nonnenorden eingeschleust …

Kritik:

Wem diese Inhaltsangabe noch keinen Eindruck davon vermittelt, mit was für einem Machwerk wir es hier zu tun haben, der sei gewarnt: Das Teil ballert einem mit jeder fortschreitenden Sekunde Laufzeit mehr und mehr die Synapsen aus dem Denkeimer. Wenn man bei ROLLER BLADE sagen wollte, er sei in allen Belangen ein Film aus der untersten Schublade, müsste man für diese Schublade einen Schrank bauen, der ungefähr zweitausend Kilometer tief unter die Erde reicht.

Entstanden ist ROLLER BLADE irgendwo im Dunstkreis von Billigfilmer Fred Olen Ray. Zumindest wird ihm im Abspann gedankt, Sohnemann Christopher durfte die Rolle des kleinen Chris übernehmen und Rays Muse Michelle Bauer (HOLLYWOOD CHAINSAW HOOKERS) ist in einer winzig kleinen Nebenrolle zu sehen, in der sie sich natürlich nackig macht. Ray hat im Laufe seiner Karriere soviel Kappes auf die Menschheit losgelassen, dass selbst dieser Müll hier seinem Image nicht mehr schaden kann. Wie sagte der Mann doch mal in einem Interview (aus dem Gedächtnis zitiert): „Wenn Leute einen Film für 100.000 Dollar drehen und hinterher behaupten, sie hätten einen Film aus Schnürsenkeln gemacht, dann machen wir hier Filme aus dem Papier, in dem sie eingepackt waren.“ Tja, und ROLLER BLADE wurde dann wohl aus dem Abfall hergestellt, der bei der Produktion dieses Papiers übrig geblieben ist. Und um das zu beweisen, wurde gar nicht erst auf Film, sondern direkt auf Videotape gedreht.

Allein das von Regisseur Donald G. Jackson selbst verfasste, vollkommen hirnlose Skript hält schon eine unfassbare Zahl von What-the-f**k?-Momenten bereit. Beispiel gefällig?: Der irre Penner Waco (Hier sind die Namen der Protagonisten durch die Bank Programm, ausser bei Mother Speed, denn die sitzt im Rollstuhl. Mit Rollschuhen natürlich...) (Sam Mann) erhält nach der Entführung von Goodman Jr. nicht etwa die ihm versprochenen Kugellager als Belohnung, sondern einen Pfeil in die Brust, was sein Ableben zur Folge hat. Wenige Minuten später kommt zufällig der heilige Hund (der kann sogar sprechen!) des Nonnenordens vorbei, leckt kurz an der Leiche und erweckt Waco damit wieder zum Leben. Doch kaum ist unser Einkaufswagen-schiebender Freund wieder auf den Beinen, wird er von Mitgliedern der „Skate-or-Die“-Gang direkt wieder dahingemordet. Zum Glück kommt nun gerade Kampfnonne Schwester Sharon Cross (Suzanne Solari) vorbei und kann Waco mittels ihres heiligen Butterfly-Messers (!) ein zweites mal von den Toten zurückholen. Aber zum Unglück des Geschundenen wird der nun ein drittes Mal übel rangenommen. Mit letzter Kraft kann er einer Gruppe prügelwütiger Punks entkommen...

Von allen anderen Aspekten fang ich gar nicht erst an.
Darsteller? Öhm.... Nö.
Kulissen? Welche Kulissen?
Kostüme? Hier durfte wohl Jacksons Mutter beim Fertigen der Nonnenkutten Überstunden an der Nähmaschine schieben. Das Costume Design hat laut Credits ebenfalls Jackson selbst zu verantworten. Hmm. Lässt das Schlüsse auf seine politische Gesinnung zu? Immerhin sehen die Dinger aus wie die Gewänder vom Ku-Klux-Klan …
Effekte? Are you kidding? Baby Saticoy beispielsweise ist ein Handpuppenkopf, den man auf einen stocksteifen Babypuppenkörper montiert hat. Als sich das Vieh am Ende selbständig macht, war vom ohnehin nicht vorhandenen Budget dann natürlich auch kein Cent mehr für Animatronics oder dergleichen übrig, so dass man dieses Gebilde einfach als unbewegliche Marionette durchs Bild zockeln lässt! Und gegen den Raketenschlitten, mit dem Saticoy am Ende seinen Sprung über die Große Schlucht wagt, sieht jede Seifenkiste wie ein Formel-1-Rennwagen aus. Über die „Qualität“ der Rückprojektionseffekte in dieser Szene breite ich dezent den Mantel des Schweigens.
Musik? Waaaaaaaaaaah!
Kamera und Schnitt? Was einem das Drehbuch noch nicht an narrativem Zusammenhang vorenthält, wird spätestens durch die zusammengestümperte Montage der Szenenfolgen bereits im ersten Drittel zunichtegemacht. Ich jedenfalls brauchte einige Zeit, um überhaupt zu raffen, was da eigentlich los ist.

Man fragt sich unweigerlich, ob die Macher sich bewusst waren, was sie da für einen Müll fabrizieren, oder ob sie diese kostbares Videoband verschwendende Gehirnschmelze wirklich ernst gemeint haben. Sollte letzteres der Fall sein, wären sie allesamt definitiv reif für die geschlossene Abteilung der nächsten Klappsmühle gewesen. Aber da Donald G. Jackson später noch solche sehr unterhaltsamen Heuler wie HELL COMES TO FROGTOWN verzapft hat, geh ich mal davon aus, dass der Film tatsächlich ein absichtlicher (schlechter) Witz oder die Männer mit dem Schmetterlingsnetz einfach zu langsam waren.

ROLLER BLADE ist wirklich nur was für ganz hartgesottene Anhänger ganz schlechter Filme. Der gute Commodore Schmidlapp vom sehr empfehlenswerten Trashfilm-Blog Trash-O-Meter versicherte mir zwar, der Film würde bei wiederholtem Ansehen tatsächlich anfangen, so etwas wie Spaß zu machen. Aber ich war nach dem Ding erstmal ein paar Tage nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Offensichtlich gibt es von solchen beinharten Trashonauten mehr, als ich dachte, denn ROLLER BLADE war auf dem Videothekenmarkt wohl ein ziemlicher Erfolg. Immerhin hat Jackson in den Folgejahren noch einige Filme mit ähnlicher Thematik abgedreht (THE ROLLER BLADE SEVEN und zwei Fortsetzungen davon). Eine offizielle DVD-Veröffentlichung steht weltweit noch aus. In den USA gibt es jedoch ein mittlerweile vergriffenes Bootleg, für das beim Amazon-Marketplace allen Ernstes über 100 US-Dollar (!) verlangt werden.

Nachtrag: Im Audiokommentar zu HELL COMES TO FROGTOWN verrät Donald G. Jackson, dass ROLLER BLADE komplett ohne Drehbuch entstanden sei. Das erklärt einiges. 

Laufzeit: 96 Min. / Freigabe: ab 18

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