Eigene Forschungen

Dienstag, 21. Juni 2016

SADOMONA - INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN


POLICE WOMEN
USA 1974

Regie:
Lee Frost

Darsteller:
Sondra Currie,
Tony Young,
Phil Hoover,
Chuck Daniel,
Elizabeth Stuart,
Jeannie Bell,
Jennifer Brooks,
William Smith




In den An(n)alen der Filmgeschichte gibt es Auswüchse, die muss man sich als Sympathisant tiefergelegter Abendunterhaltung schon allein aufgrund ihres Titels zu Gemüte führen. Wem bei einem lyrischen Auswurf wie SADOMONA – INSEL DER TEUFLISCHEN FRAUEN nicht das berühmte Wasser im Munde zusammenläuft, der muss schon eine ausgemachte Spaßbremse sein. Gut, einmal mehr hat man es hier mit einer vermutlich unter Alkoholeinfluss entstandenen Kreation des deutschen Anbieters zu tun und zugegebenermaßen klingt das originale POLICE WOMEN schon nicht mehr halb so herzerwärmend. Aber irgendwie steckte in der damaligen Taktik hiesiger Verleihfirmen ja auch eine charmant-offene Portion Ehrlichkeit: Warum sollte man, wenn man sich schon auf Kundenfang begibt, überhaupt verschleiern, dass man es mit auf Zelluloid gebannter Ramschware zu tun hat? Auf diese Weise greift man immerhin auf Anhieb das richtige Publikum ab: nimmermüde Trash-Junkies auf der Suche nach dem nächsten befreienden Schuss. Im Falle von SADOMONA (was immer das Wort überhaupt bedeuten soll) wird schon nach wenigen Minuten klar, dass eben dieser auch voll ins Schwarze trifft, denn das unverhohlene Billigprodukt, dessen Entstehung vermutlich mit einer feucht-fröhlichen Urlaubsreise verknüpft war, bedient zuverlässig alle Erwartungen an maximal sinnlosen Zeitvertreib und präsentiert ohne jede Scham ein launiges Sammelsurium kuriosester Momentaufnahmen.

Inhalt:

Lacy Bond (vermutlich weder verwandt noch verschwägert mit einem ungleich berühmteren Namensvetter) gehört zur Spezialeinheit der Polizei und ist dort – logisch! - eine der besten – nicht zuletzt aufgrund ihrer perfekten Karate-Künste. Da sie so fleißig im Leutevermöbeln ist, bekommt sie einen halsbrecherischen Auftrag zugeschanzt, an dem schon viele ihrer Kollegen zuvor gescheitert sind: Auf dem idyllischen Eiland Catalina hat sich eine radikale Verbrecherorganisation formiert, gegen die James Bonds ewiger Kontrahent S.P.E.C.T.R.E. wie ein Haufen müder Waisenknaben wirkt. Diese besteht nämlich ausschließlich aus handverlesenen Bikini-Schönheiten, welche zudem noch angeführt werden von einer (geschätzt) 100 Jahre alten Dame, die aussieht wie die fleischgewordene Reinkarnation Oma Knacks. Besagte Madame führt dort ein strenges Regiment und hält sich zudem noch einen grenzdebilen, aber dafür umso treueren Liebessklaven, der seine Hanteln wohl nicht mal auf dem Donnerbalken aus der Hand nimmt.

Obwohl die einzigen Verbrechen dieser ‚teuflischen Frauen‘ aus Planschen im Pool und exzessivem Tennisspielen zu bestehen scheinen, muss sich Bond zwecks Zerschlagung des gefürchteten Kartells zunächst einmal einem Spezial-Training unterziehen. Nachdem sie der Schießbudenfigur gleich den ganzen Schädel weggeballert hat, tritt sie im Anschluss gegen einen (angeblich versierten) Karate-Profi [William Smith] an. Zwar lässt sie sich zur Tarnung ein paar Mal auf die Bretter schicken, wendet dann aber den gefürchteten Blütenstil-mit-den-zwei-Knospen-Trick an: Ein beherzter Tritt in die Kronjuwelen verwandelt ihr Gegenüber innerhalb weniger Sekunden in ein greinendes Schulmädchen. Auf diese Weise bestens vorbereitet für schwerere Aufgaben geht es dann auch umgehend an die Beschattung einer Verdächtigen. Doch Miss Bond ist zu ungestüm: Als die Beobachtete in ihrem Wagen zu fliehen versucht, fackelt die Top-Polizistin nicht lange und entert das nächstbeste Polizeiauto. Die daraus resultierende Verfolgungsjagd endet dann allerdings mit dem Flammentod der Beschatteten, welche dann wiederum sogar ziemlich lang fackelt.

Nachdem sich Bond erfolgreich aus diesem Malheur herausgeredet hat, darf sie mit ihrem Kollegen und gleichzeitig neuer Flamme (denn schließlich darf auch die gute, alte Liebe nicht zu kurz kommen) bezahlten Urlaub auf Catalina machen. So zumindest sieht es aus, denn obwohl sie ja eigentlich dort sind, um die verbrecherische Organisation hochzunehmen, lümmeln sie sich eigentlich die ganze Zeit auf Staatskosten am Strand, 
schnackseln, bis der Arzt kommt oder reiten zu Kitschkotzmusik in den Sonnenuntergang. Gerade noch rechtzeitig fällt den beiden dann ein, dass sie ja auch noch einen Auftrag zu erledigen haben. Doch als sie das Boot der boshaften Bikini-Brigade kapern möchten und Bonds Herzblatt beherzt vorangeht, bekommt dieser – kaum einen Fuß aufs gegnerische Deck gesetzt – erstmal schön einen Paddel in die Schnauze. Und dann noch einen. Und noch einen. Das geht dann immer so weiter, bis Bondchen sich ihrer Kampfkünste besinnt, um ihren Liebsten aus seiner misslichen Lage zu befreien. Diesem allerdings hat die Paddel-Attacke dermaßen zugesetzt, dass er postwendend ins nächste Krankenhaus muss. Nun auf sich allein gestellt kennt die knallharte Karate-Lady kein Halten mehr und beginnt eine gnadenlose Aufräumaktion, bei der kein Stein auf dem anderen und kein Auge trocken bleibt.

Kritik:

Es hätte ohnehin keinen Sinn, es zu leugnen: SADOMONA ist ein von vorn bis hinten gnadenlos bescheuerter Nonsens, der jedem in solch untiefen Gefilden weniger bewanderten Kritiker eine recht langanhaltende Schnappatmung bescheren dürfte. Gottlob besitzt das Team um Regisseur Lee Frost [→ BLACK GESTAPO] auch nicht mal im Ansatz die Intention, diesen Umstand irgendwie zu negieren und liefert stattdessen viel lieber einen Orkan der guten Laune ab, der seine auffallend kosteneffiziente Entstehung zur Tugend macht und zur Kompensierung ein wahres Feuerwerk unbekümmerter Verrücktheiten abbrennt. Keine Idee schien zu infantil, kein Dialog zu deppert, keine Situation zu schwachsinnig, um nicht doch irgendwie noch vorkommen zu dürfen. Das alles ist trotz eklatantem Mangel an Mitteln und Talent mit derart eifrigem Elan in Szene gesetzt, dass die Begeisterung an der Sache höchstgradig ansteckend ist. So verzeiht man die subterranen Leistungen der Darsteller nicht nur, man feiert sie geradezu, fügt sich die dargebotene Schmierenkomödie doch perfekt ins groteske Gesamtbild. In Erinnerung bleibt dabei vor allem die pythonesk anmutende Szene, in welcher sich Hauptfigur Lacy Bond noch am Ort des Geschehens für den Flammentod der von ihr ins Visier genommenen Verdächtigen rechtfertigen muss. Ein beknackter Dialog jagt den nächsten, während die Helfer im Hintergrund noch die Leichenteile davontragen. Ganz großes Kino!

Garniert wird das Ganze mit einer Handvoll Actionsequenzen, die freilich ebenfalls allesamt denkbar unbeholfen daherkommen. So funktionieren Lacy Bonds Karate-Künste natürlich nur dann, wenn sich ihre Gegner auch alle brav so hinstellen, dass Lacy sie in Ruhe treten kann. Und da der Mann am Schnittpult vom Schneiden ungefähr genauso viel Ahnung hat wie Bond-Darstellerin Sondra Currie [→ HANGOVER] von korrektem Karate, fällt das auch umgehend ins Auge. Überaus erheiternd ist in diesem Zusammenhang auch der Auftritt von William Smith, der später Conans Vater in dem Schwarzenegger-Vehikel CONAN, DER BARBAR geben durfte, hier jedoch als Bonds Gegner einen abgeschmackten Karate-Kämpfer verkörpert, der aussieht wie Kommissar Schimanski auf Crystal Meth und sich nach wenigen Minuten verzweifelter Choreographie-Versuche theatralisch zu Boden werfen darf. Lediglich das Finale, das wie eine frühe Version der Lastwagen-Kaper-Szene aus JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES wirkt, lässt zumindest ein wenig mehr Aufwand und Professionalität erkennen. Dass sich Spielberg und Lucas hier inspirieren ließen, darf dennoch gut und gern bezweifelt werden. 

SADOMONA ist ein B-Film wie aus dem Bilderbuch. An jeder Ecke lauert eine neue Unglaublichkeit, ein weiterer unerwarteter Nackenschlag gegen die Regeln des normierten Erzählens. Komik gibt es reichlich, nicht nur unfreiwillige. Exemplarisch genannt sei hier die Szene mit dem armen Angestellten, dessen einzige Aufgabe es offenbar ist, tagein, tagaus auf den Überwachungsmonitor zu starren, welcher nie mehr als das geschlossene Eingangstor zeigt. Als sich selbiges eines Tages dann doch tatsächlich mal auftut, hyperventiliert der gute Knabe fast, kommt er mit dem Zählen der herein rollenden Autos doch gar nicht mehr nach. Der Humor stimmt, die Frauen sind attraktiv (zumindest die unter 80-jährigen), alles andere ist auf wunderbar charmante Art und Weise grottig. Für Anspruchsflüchtlinge ist die Insel der teuflischen Frauen definitiv einen Urlaub wert. 

Laufzeit: 95 Min. / Freigabe: ab 18