Eigene Forschungen

Donnerstag, 2. Januar 2020

STRYKER


STRYKER
Philippinen, USA 1983

Regie:
Cirio H. Santiago

Darsteller:
Steve Sandor,
Andrea Savio,
William Ostrander,
Julie Gray,
Monique St. Pierre,
Mike Lane,
Jon Harris,
Ken Metcalfe



„Der letzte Krieg brach aus Versehen aus. Wessen Schuld es war, weiß niemand. Und für die Überlebenden hatte diese Frage auch keinen Sinn mehr. Durch den atomaren Holocaust hatte die Menschheit sich selbst vernichtet. Die Städte waren ausradiert, das Ackerland verseucht, die Welt war eine Wüste. Unfruchtbares Ödland war alles, was geblieben war – ein verbrannter, aus dem natürlichen Gleichgewicht geratener Planet.“

Wenn etwas so anfängt, ist klar: Die Welt hatte mal wieder einen Knall. Einen ziemlich großen sogar, und übriggeblieben sind einmal mehr lediglich Steinbrüche, Sandbuggys und die Besucher des letzten Motörhead-Konzerts. Keine Frage: STRYKER ist ein lupenreines MAD MAX II-Plagiat, wie es sie nach dem Erfolg der australischen Endzeit-Oper wie Sand in der Wüste gab. Die Story könnte daher ebenso gut von jedem anderen dieser Epigonen stammen:

Inhalt:

Die Menschheit hat sich per Atomkrieg überwiegend selbst vernichtet. Unter den Überlebenden ist ein Kampf um die letzten Wasserreserven ausgebrochen. Der schurkische Kardis [Mike Lane] hat es mit brutaler Gewalt geschafft, sich einen Großteil des Flüssigguts zu sichern, was ihm einiges an Macht beschert. Doch es gibt eine geheime unterirdische Quelle, die von einem Stamm attraktiver Amazonen gehütet wird. Die junge Delha [Andrea Savio] ist dem Stamm abtrünnig geworden und wird prompt von Kardis Schergen überfallen, die ihr an Wasser und Wäsche wollen. Zum Glück stiefeln gleich zwei wackere Einzelkämpfer vorbei, um sie sachkundig rauszuhauen: Stryker [Steve Sandor] und Bandit [William Ostrander], die sich im Anschluss ohne viel Federlesens zum Duo firmieren. Es dauert noch ein paar Rettungsaktionen und Verfolgungsjagden, bis sich zwei Parteien, Amazonen-Kollektiv und Widerstandskämpfer (zu denen schließlich auch Stryker und Bandit gehören), zusammenraufen, um gegen den Tyrannen aufzubegehren.

Kritik:

Nichts Neues also in den Kiesgruben der Philippinen! Zugutehalten muss man STRYKER, dass er immerhin eine der ersten von zahlreichen Billig-Repliken des 1981er Action-Meilensteins war, die neben von den Philippinen vornehmlich aus Italien kamen und immer wieder neue und dabei eigentlich doch gleiche Einzelkämpfer in die Wüste schickten. Auch war es die erste von B-Film-Ikone Cirio H. Santiago, der es sich nicht nehmen ließ, in den Folgejahren noch 6 weitere Beiträge ähnlicher bis gleicher Couleur ins Kino respektive Videothekenregal zu bringen. Inhaltlich war man hier fast sträflich innovationslos und übernahm Thema und Inhalt nahezu 1:1, man tauschte lediglich das wertvolle Benzin des Originals gegen das gute, alte H2O aus. Letzten Endes spielt es jedoch gar keine Rolle, wegen welchen Rohstoffes sich die Parteien hier in den ungewaschenen Haaren liegen, es hätte genauso gut um Popcorn, Katzenstreu oder die Rabattmarkensammlung Erich Honeckers gehen können. Hauptsache, man jagt sich gegenseitig vorwiegend motorisiert hinterher und es fliegen ordentlich die Fetzen dabei. Derartiges darf man STRYKER dann auch bescheinigen, wobei das Action-Rad hier gewiss nicht neu erfunden wurde und manchmal etwas unrund läuft. Schießereien und Verfolgungsjagden hätten teilweise nämlich durchaus etwas dynamischer in Szene gesetzt werden dürfen. Bei ersterem macht die eine Seite in der Regel 'Peng!' und die andere fällt um, während man bei letzterem in Nahaufnahmen deutlich merkt, dass Jäger und Gejagte sich gerade garantiert nicht in voller Fahrt befinden, sondern auf oder in stehenden Vehikeln hocken, etwas Wind ins Gesicht gepustet bekommen und dabei lustig hin und her wackeln.

Wirklich saubere Stunt-Arbeit lieferte man hingegen bei der (obligatorischen) Kaperung eines Tanklastwagens ab, bei welcher sich Zweite-Geige-Held Bandit so beherzt wie behände um die Karosserie herumschwingt, den Fahrer fliegenden Fußes ins Traumland befördert und den imposanten Herrenbeschleuniger vorschriftsmäßig übernimmt. Indiana Jones lässt grüßen! Hätte die Figur noch so etwas Ähnliches wie Profil mit auf den Weg bekommen, hätte man bei dieser Sequenz vielleicht sogar etwas mitfiebern können, aber in dieser Hinsicht versagt das Drehbuch völlig – wobei der karge Minimalismus, mit dem die Charaktere hier mehr oder minder zum Leben erweckt werden, schon fast wieder zur Ehre gereicht. So verleiht Titelfigur Stryker dem Begriff Einsilbigkeit neue Dimensionen, und man sieht sich regelrecht überrascht, wenn er mal mehr als zwei Sätze am Stück aufsagt. Für seinen Kompagnon Bandit gilt das sogar noch mehr, und es ist wahrlich beeindruckend, auf welch asketische Art und Weise die Männer zu Beginn den Schulterschluss eingehen: Gerade erst kennengelernt, verlangt Bandit von Stryker einen Teil des gemeinsam erbeuteten Wassers. „Wenn's irgendwo Wasser gibt, kenne ich nur mich selbst“, sagt dieser, was 'Nein' bedeutet. Folgend starren sich die beiden lediglich in die Augen und diskutieren die Sache quasi per Blick aus. Schließlich ringt sich Stryker dann doch noch so eine Art Lächeln ab und wirft seinem Gegenüber dessen Anteil zu. Von nun an weicht keiner dem anderen mehr von der Seite, ohne dass es auch nur eines Wortes der Freundschaft benötigte. Eindeutig: Die zwei haben sich niemals gesucht und trotzdem gefunden.

Wahrhaft motiviert wirken die ganzen Gestalten hier natürlich trotzdem nicht. Sie sind streng nach Schema F zusammengebastelte Pappaufsteller, die nicht aus für das Publikum nachvollziehbaren Gründen handeln, sondern weil sie Figuren in einem Endzeitfilm sind, die einfach nur das tun, was das uninspirierte Skript ihnen vorschreibt. Selbst die einzige kleine Charaktertiefe, die man dem Titelhelden hier im Ansatz zugestanden hat, ist nicht mehr als ein notdürftig hinzugefügtes und nicht zu Ende erzähltes Element aus dem Basis-Bausatz für Standard-Storys. Denn natürlich ist der Bösewicht nicht einfach nur abgrundtief verworfen, nein, er hat auch Strykers Ehefrau auf dem Gewissen, wie in einer wurstigen Rückblende halbherzig an den Mann gebracht wird. Wieso, weshalb, warum, das wird dabei trotzdem nicht so richtig klar – und spielt im Grunde auch gar keine Rolle, da Stryker dem Fieswatz am Ende ohnehin das Licht ausgepustet hätte. Die Darsteller sehen dabei alle aus wie Imitatoren bekannterer Darsteller und wurden offenbar nicht nach Talent, sondern nach Aussehen besetzt. Rebellenführer? Wir brauchen einen alten Mann mit weißem Bart. Check! Schurke? Hackfresse mit Glatze und Verstopfungsblick, bitte! Check! Titelheld? Braucht Bart, Rest egal, bekommt eh Lederweste und Cowboyhut. Check!

Das alles hat natürlich den Vorteil, dass man sich aufgrund sattsam vertrauter Figuren- und Handlungs-Schablonen hier – Affinität immer vorausgesetzt! - doch sehr schnell wohl und heimisch fühlt. STRYKER bietet bis zum letzten Sandkorn einfach genau das, was man auch erwartet, und kann daher seine Versprechungen optimal einlösen. Und im Prinzip wird hier schon viel aufgefahren, was guter Unterhaltung zuträglich ist. So residiert der Antagonist in einer Festung, die zwar eher in einen Barbarenfilm gepasst hätte, aber einfach eine coole Location ist. Karge Wüstengegenden sind auch immer eine schöne Spielwiese und bieten viel Platz für PS-lastige Auseinandersetzungen und theatralisch gestorbene Tode. Dazu kommen ein fetter Fuhrpark aus Trucks, Trikes und Muscle-Cars, Panzerfahrzeuge mit schwerem Geschütz, kleinwüchsige Philippinos als mit nervigen Schnattergeräuschen unterlegtes Wüstenvolk (das fatal an die Jawas aus STAR WARS erinnert), und eine Horde attraktiver Amazonen mit Pfeil, Bogen und kriminell knappen Ledershorts (die hässlichen Frauen sind wohl alle im atomaren Feuer umgekommen). Das alles stürzt sich dann erwartungsgemäß ins große Finale; es hagelt Geschosse, Rauchbomben und überschwänglich zelebrierte Überschläge wie bei einer großen Zirkusnummer. Und wie an eine solche sollte man auch an STRYKER herangehen: Ticket lösen, Platz einnehmen und sich 80 Minuten lang anspruchslos berieseln lassen. Wer will, kann im Hintergrund noch ne Drehorgel laufen lassen. Wirkt gleich noch etwas authentischer.

Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ab 18

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