USA, Philippinen 1985
Regie:
Cirio H. Santiago
Darsteller:
Gary Watkins,
Laura Banks,
Lynda Wiesmeier,
Linda Grovenor,
Joe Anderson,
Joseph Zucchero,
Jack S. Daniels,
Steve Parvin
Inhalt:
Müsste Trace [Gary Watkins] jemals ein Formular ausfüllen, gäbe er als Beruf vermutlich „Harter Hund“ an. Aber in der postakokalyptischen Welt, in der er lebt, gibt es keine Formulare mehr, nur noch Steine, Staub und das Recht des Stärkeren. Als seine jüngere Schwester Arlie [Lynda Wiesmeier] ihm ihren neuen Lebensgefährten Bo [Steve Parvin] präsentiert, ahnt er sofort, dass der Typ keine gute Wahl ist. Tatsächlich verliert der Taugenichts wenig später bei einem Wettkampf seinen fahrbaren Untersatz – in diesem Universum vergleichbar mit dem Verlust von Haus und Hof. Es liegt an Trace, ihn aus der Sache wieder rauszuhauen (wortwörtlich) und ihm und Arlie die Flucht zu ermöglichen. Aber es dauert nicht lang, da geraten die Geretteten in die Fänge des Tyrannen Scourge [Joe Mari Avellana] und seiner Handlanger, wo sich Bo endgültig als feiger Kriecher entpuppt, der, um seine heile Haut zu retten, keine Skrupel hat, seine Geliebte dem Gegner zu überlassen. Abermals ist es also an Trace, der Fährte des Feindes zu folgen, um Arlie zu befreien. Dabei trifft er auf die Kopfgeldjägerin Stinger [Laura Banks], die ebenfalls hinter Scourge her ist.
Kritik:
Ab den 1980er Jahren drehte der philippinische Regisseur Cirio Hermoso Santiago bis in die frühen 1990er quasi am Fließband, um erst das Bahnhofskino, später auch die Videotheken mit leicht konsumierbarer Action-Ware zu beglücken. Nicht selten durfte dafür der Vietnam-Krieg als Spielwiese herhalten. Aber auch die Post-Apokalypse ließ sich mittels ein paar alter Steinbrüche und Kiesgruben immer ganz gut nachstellen. WHEELS OF FIRE gehört in letztere Kategorie - wobei man dieses Mal sogar so weit ging, sich jedwede Erklärung für den kargen Zustand der porträtierten Welt auszusparen. Warum liegt denn hier bitteschön alles in Trümmern? Nuklearexplosion? Naturkatastrophe? Michael-Wendler-Konzert? Man weiß es nicht! Nicht einmal die obligatorische Atompilzaufnahme zu Beginn wurde integriert. Somit könnte die Geschichte ebenso gut auf einem fremden Planeten spielen. Oder im Wilden Westen einer alternativen Zeitrechnung, in der die Hottehüs gegen schmauchende Benzin-Boliden ausgetauscht wurden. Eine gewisse Cowboy-Mentalität lässt sich jedenfalls nicht leugnen, wird hier doch hauptsächlich scharf geschossen und geschlagen – mal, um Recht zu brechen, mal, um es wiederherzustellen.
Vorbild der Veranstaltung war natürlich abermals der australische Meilenstein MAD MAX von 1979 mit Mel Gibson als frustriertem Motorrad-Cop auf ruppigem Rachefeldzug sowie dessen Fortsetzung, die nach dem endgültigen Zusammenbruch der Zivilisation spielt. Während die Blaupause allerdings nicht nur durch Kinetik und durchdachte Bildsprache besticht, sondern bei allem Spektakel auch eine sinnvoll arrangierte Dramaturgie besitzt, bemühten sich Santiago und Konsorten gar nicht erst und warfen irgendwie alles in den Topf, was gerade zur Verfügung stand. Eines kann man WHEELS OF FIRE somit ganz gewiss nicht vorwerfen: Ereignisarmut. Im Prinzip ist wirklich immer etwas los und trotz schmalem Budget bekommt der Action-Freund viel geboten: Kämpfe, Überfälle und Verfolgungen dominieren das Geschehen, tatkräftig unterstützt von Maschinengewehr, Handgranate und Flammenwerfer. Mitreißen kann das alles trotzdem nicht, weil es so spürbar leidenschaftslos kredenzt wurde und sich nicht zu einer schlüssigen Ereigniskette fügt.
Bereits der Beginn ist maximal banal: Der zentrale Konflikt besteht zunächst darin, dass der Held nicht mit dem neuen Lebensgefährten seiner Schwester einverstanden ist. Das ist Stoff für Seifenopern, nicht für archaische Sandepen, bei denen das Hauptanliegen aller Beteiligten stets die Sicherstellung des eigenen Überlebens sein sollte. Aber auch, nachdem das einleitende Problem abgehandelt ist, wird es nicht auffallend aufregender: Aufhänger für das ganze Rambazamba ist eine lausige Entführung – womit man sich in Sachen Dramatik auf dem Niveau einer x-beliebigen 1980er-Krimi-Serie befindet. Doch wenn ein Protagonist eine brauchbare Motivation zur Eskalation benötigt, ist die eigene Schwester in den Klauen eines skrupellosen Schurken natürlich immer gut. Joe Mari Avellana [→ TNT JACKSON] agiert als Antagonist Scourge zwar ganz passabel und ließ sich in Sachen Optik offenbar von den alten Samurai inspirieren. Viele Möglichkeiten zur Entfaltung bekam er allerdings nicht, zumal seine Ziele unerwähnt bleiben. Er ist einfach nur ein Bösewicht, der junge Frauen entführt und in Ketten legt, um sich an ihnen zu vergehen. Klar, das ist nicht nett. Aber für die Leinwand dann doch etwas lahm. Echte Kino-Schufte erledigen so etwas bereits vor dem zweiten Frühstück und fangen dann erst mit der eigentlichen Arbeit an.
Scourge gegenüber steht Trace, der Held der Story, gespielt von Gary Watkins [→ JOHNNY G.]. Dem steht zwar „Maskulinität“ auf der Stirn, aber leider eben nicht „Schauspieltalent“. Trotzdem kann Trace von Anfang an alles besser, trifft immer ins Schwarze und wird dadurch zu einer sehr langweiligen Figur. Wie sich Lynda Wiesmeier [→ WAS FÜR EIN GENIE] für ihre Rolle als Entführungsopfer qualifizierte, ist indes nicht schwer zu erraten. Darstellerische Kunstfertigkeit war es nicht. Dafür wird ihr das Privileg zuteil, gut zwei Drittel der Laufzeit oben ohne durch die Wüste wackeln zu dürfen. Bei der Hitze sicherlich sehr angenehm! Die zweite relevante Frauenfigur darf immerhin schon etwas resoluter auftreten: Laura Banks [→ STAR TREK II] gibt die taffe Kopfgeldjägerin, die sich mit Trace verbündet, da sie mit dem Oberunhold ebenfalls noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Dass sie dabei mit ihrem Pudel auf dem Kopf an TERMINATORs Heldin Sarah Connor erinnert, ist gewiss kein Zufall. Und dann ist da die junge Spike (Linda Grovenor [→ STIRB LACHEND]), die auch noch irgendwie mitmischt und nicht nur Gedanken lesen, sondern auch durch Berührung von Gegenständen erfühlen kann, wie es deren Besitzer geht. Das ist zwar toll, aber für die Handlung völlig irrelevant.
Profil besitzen diese mit heißer Drehbuchnadel gestrickten Pappkameraden alle nicht, weswegen einer uninteressanter wirkt als der andere. Dass am Skript dennoch ganze drei Personen herumgebastelt haben sollen, mag man da kaum glauben. „Zweckdienlich“ ist noch das positivste Wort, das einem dazu einfällt, hält es die einzelnen Wegstationen und Action-Szenen doch immerhin notdürftig zusammen. Interesse am Aufbau einer glaubwürdigen, geschweige denn interessanten Welt hatte man allerdings nicht. Das ist insofern bedauerlich, als dass gute Ansätze zumindest vorhanden sind. Über die hippieartige Kommune True Believers, die mitten in der Wüste eine Rakete baut, hätte man z. B. gern etwas mehr erfahren. Stattdessen ist sie einfach nur da, um den Helden als dekorative Zwischenstation zu dienen, bevor sie dann natürlich prompt überfallen wird. Oder über das Volk, das unter Tage haust und Menschen von der Oberfläche stibitzt, indem es sie einfach ins Erdreich zieht, und das von der deutschen Synchronisation doch allen Ernstes "Erdmännchen" genannt wird. Allerdings sind das keine katzenartigen Raubtierchen, sondern zombieartige Saufmumien mit ordentlich Sand in der Visage. Wie diese schwankenden Schreckgestalten es hingekommen haben, sich ein unterirdisches Höhlensystem inklusive diverser Hängebrücken zu erschaffen, das wäre auch ein Kapitel wert gewesen.
In produktionstechnischer Hinsicht braucht sich WHEELS OF FIRE dementsprechend ganz und gar nicht zu verkriechen, denn die Kulissen sind allesamt imposant und auch an vernünftiger Ausstattung mangelt es nicht. Das Team um Santiago hat mal wieder fröhlich den Fuhrpark geplündert und alle möglichen Karosserien organisiert, wobei auch vor Kanonengeschützen und Panzerfahrzeugen kein Halt gemacht wurde. Zudem gönnte man sich eine anständige Anzahl an Statisten, wodurch die Sache größer erscheint, als sie es eigentlich ist. Auf genreübliche Albernheiten hat man überwiegend verzichtet, obwohl das Flaggensymbol der Bösewichte schon ziemlich lustig ist: ein schlecht gelaunter Totenkopf mit Hörnern. Schön auch, dass zumindest einer aus der Schurkentruppe ständig mit nem Dreizack herumläuft. Wie praktisch so ein Ding wohl bei einer Schießerei sein mag? Und die behauptete Hochgeschwindigkeit bei den motorisierten Verfolgungsjagden wurde natürlich mal wieder durch Bildbeschleunigung realisiert, wozu Trace dann einfach so tut, als würde er nach hinten in den Sitz gepresst. Das sieht zwar nicht sonderlich überzeugend aus, aber immerhin musste er kein Erdbeben oder Ionensturm simulieren.
DIE SOLO-KAMPFMASCHINE, wie WHEELS OF FIRE in Deutschland extraknallig genannt wurde (allenfalls Die gnadenlose Solo-Kampfmaschine des grausamen Todes hätte noch prägnanter gewirkt) hat durchaus seine Qualitäten. Er ist gut gefilmt, bietet zum Teil tolle Locations und wartet beizeiten auch mit schönen Bildern (wie malerische Sonnenuntergänge) auf. Auch die Action ist reichlich und abwechslungsreich; Stunts und Explosionen geben sich ein wiederkehrendes Stelldichein. Die deutsche Sprachfassung entzückt dazu mit Beleidigungen wie: „Du Hängebauchschwein!“ Erstaunlich, dass er es trotzdem hinbekommt, bis zum Schluss völlig substanzlos zu bleiben. Die Figuren sind zu keiner Sekunde nahbar, es fehlt an Epik, Herz und Leidenschaft. Zurück bleibt Leere. Und während der Abspann läuft, hat man schon vergessen, worum es eigentlich ging. Wer unbedingt Endzeit von Santiago möchte, sollte sich daher eher an Traces Kollegen STRYKER wenden.
Laufzeit: 81 Min. / Freigabe: ungeprüft
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