Hongkong 1978
Regie:
Yang Ching-Chen
Darsteller:
Stephen Tung Wai,
Dean Shek Tien,
Wen Chiang-Long,
Sze-Ma Lung,
Shen Hai-Rong,
Shih Chung-Tien,
Kwan Hung,
Shih Ting-Ken
Inhalt:
China zur Zeit der Qing-Dynastie: Die Mandschus sind im Land und knechten das Volk. Der Shaolin-Mönch Wen Hung [Wen Chiang-Long] führt einen Widerstand an, muss sich jedoch vor dem feindlichen Anführer Wong Wu Ti [Sze-Ma Lung] in Sicherheit bringen. Auf der Flucht erhält er unerwartete Schützenhilfe von den beiden harmlosen Herumtreibern Hsiao Tung [Tung Wai] und Tai Peng [Shek Tien], die seine Häscher erfolgreich auf die falsche Fährte führen und ihm dadurch das Leben retten. Um eine Verletzung auszukurieren, versteckt sich der Abt fortan in der Hütte seiner Wohltäter und beginnt damit, sie in die geheimen Kampfkünste der Shaolin einzuführen – ein Wissen, das die Freunde schneller brauchen werden, als ihnen lieb ist.
Kritik:
Dass DIE 18 TODESSCHLÄGE DER SHAOLIN im selben Jahr wie Jackie Chans Durchbruch SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER erschien, ist gewiss kein Zufall. Der Kassenerfolg war nämlich Auslöser einer horrenden Wagenladung ähnlich gearteter Werke, die klassisches Kung-Fu-Kino mit (teils sehr alberner) Komik verbanden und den bewährten Plot dabei nur rudimentär variierten. Anstatt eines zauseligen Bettlers darf hier nun also ein Shaolin-Mönch zwei Durchschnittstaugenichtsen die Kunst des Kampfes lehren, um den Drangsalen eines brutalen Schurken etwas entgegensetzen zu können.
Dabei verspricht die Einleitung episches Entertainment, wenn ein Erzähler bedeutsam vom Sturz der Ming-Dynastie berichtet, von der gewaltsamen Übernahme des Landes durch die Mandschurei, vom verzweifelten, doch fruchtlosen Widerstand des Volkes. Dazu werden statistenreiche Schlachtbilder serviert, ein emsiges Rennen, Hauen, Stechen und Sterben, dreckig und dramatisch. Auch der Bösewicht wird bei der Gelegenheit etabliert, Wong Wu Ti, der „Goldene Adler“, der zum Auftakt direkt den Shaolin-Tempel niederbrennen lässt, um das geistige Zentrum der Aufständischen zu zerstören. Abt Wen Hung, Anführer der Rebellen, flieht vor den Flammen und läuft seinem Widersacher Wong auf einer Wiese direkt in die Arme. Das wirkt schon alles sehr aufbrausend und medienwirksam und klingt in 30 Sekunden komprimiert nach großem Kino. Allerdings ist der Ofen danach auch schon wieder so ziemlich aus. Der nationale Freiheitskampf weicht mehrheitlich persönlichen Konflikten im kleinen Kreis; dem epochalen Einsteig folgt dramaturgisch eher ungeschickt eine überwiegend unzeremonielle Komödie. Und obwohl die Lage prinzipiell bedrohlich bleibt, erscheint es nicht mehr sonderlich staatstragend, wenn man sich mit dem Feind nur noch auf freiem Felde, zwischen schroffen Felsen und wogenden Gräsern, um die Zukunft des Landes prügelt.
Das ist zwar nicht auffallend aufregend, aber immerhin angenehm unterhaltsam. Tung Wai [→ ONCE UPON A TIME IN CHINA V], hier in einer Rolle zu sehen, die bei einem höheren Budget mit Sicherheit an Jackie Chan gegangen wäre, macht sich gut in der Haupt-Hauptrolle und sorgte, gemeinsam mit Yuen Cheung-Yan [→ LAST HERO IN CHINA], auch für die Kampf-Choreographien, die sehr ordentlich geraten sind, obwohl sie mit echtem Schlagabtausch abermals wenig zu tun haben und eher Tanz-Charakter besitzen. Die Neben-Hauptrolle ging an Shek Tien [→ DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS], der Dauergast in Produktionen wie diesen war und erneut den grimassierenden Scherzkeks gibt. Ungewöhnlich ist allenfalls, dass er das hier auf sympathischer Seite tut und nicht etwa, wie so oft, als infantiler Rivale des Protagonisten. In der Rolle des Mentors strahlt Wen Chiang-Long [→ DIE GELBE HÖLLE DES SHAOLIN] als weiser Kung-Fu-Abt eine ausreichende Menge Würde aus, während Sze-Ma Lung [→ DIE TODESKÄMPFER DER SHAOLIN] als Endgegner mit bösem Blick und wallender weißer Haarpracht doch etwas sehr klischeehaft in Szene gesetzt wurde.
Aber Klischees erwartet man ja regelrecht bei einem Genre-Beitrag wie diesem, und im Prinzip werden alle Mechanismen zuverlässig bedient. Dazu gehören freilich auch die zahlreichen körperbetonten Konfrontationen, meist eingeleitet durch Nennung des verwendeten Kampfstils, wobei des Schurkens Zuckungen teils eher auf nen Epileptischen schließen lassen als auf Anwendung einer ausgefeilten Konzentrationsmethode. Allerdings trägt der Widersacher im Englischen tatsächlich auch den Spitznamen „Shaking Eagle“, was den Auftritt immerhin zum Teil plausibler erscheinen lässt – wobei „Zitternder Adler“ eigentlich genauso albern klingt wie es aussieht. Trotzdem ist diese Technik wohl so tödlich, dass selbst versierte Kung-Fu-Mönche wie Wen Hung lieber Fersengeld geben, als sich ihr in den Weg zu stellen. Dass es hier durchaus ernst zugeht, wird spätestens im letzten Drittel deutlich, wenn DIE 18 TODESSCHLÄGE DER SHAOLIN seine humoristischen Pfade verlässt und es anständig dramatisch und brutal wird – durchaus auch mit tragischem Ausgang, was auf emotionaler Ebene erstaunlich gut funktioniert, da die Figuren mit genügend Liebeswürdigkeit ausgestattet wurden.
Natürlich läuft auch dabei alles in eher vertrauten Bahnen und etwas Leerlauf lässt sich trotz knapper Laufzeit nicht leugnen. Ein paar Nebenhandlungen hätte man da gern noch etwas ausbauen dürfen. Wie der Strang um die wehrhafte Tochter eines Wirtshausbetreibers, die sich ebenfalls als Anführerin einer Rebellengruppe entpuppt, was eine willkommene Abwechslung bedeutet in einem Genre, das Frauen meist als passiv und schutzbedürftig porträtiert. Aber viel zu schnell ist das schon wieder kein Thema mehr, weswegen man die Chance auf ein wenig narrative Varianz überwiegend verspielt hat. Bahnbrechend wäre natürlich auch das nicht gewesen, aber zumindest doch ganz nett. Positiv anzurechnen ist, dass DIE 18 TODESSCHLÄGE DER SHAOLIN eine gute Balance findet zwischen Komik und Ernst, wobei er es angenehmerweise mit ersteren auch nicht übertreibt, was im Hongkong-Kino nämlich durchaus strapaziös sein kann. Hier sind die Kaspereien eher zurückhaltend, was den Übergang zu den härteren Elementen (inkl. des von Rachegelüsten bestrittenen Showdowns) flüssiger erscheinen lässt.
Die deutsche Fassung bricht den Film frecherweise ein paar Sekunden zu früh ab, als im Finale des Helden Fuß des Feindes Hinterkopf trifft. Das sollte wohl suggerieren, dass der Tritt tödlich oder zumindest mit einer besiegenden Ohnmacht endet. In der Originalfassung hingegen balgen sich beide noch ein paar Bilder länger, bevor beim Gegner dann tatsächlich die Lichter ausgehen. Das geschieht zwar nicht wirklich weniger plötzlich – aber zumindest halt etwas später. Warum man sich für den Titel ausgerechnet für 18 Todesschläge entschieden hat, könnte man sich nun abschließend auch noch fragen. So viele kommen nämlich nicht einmal ansatzweise vor. Mentor-Mönch Wen Hung kann seinen Schützlingen gerade einmal 6 Schläge beibringen, der Gegner beherrscht laut seiner Aussage „doppelt so viele“. Schön und gut, aber auch das wären ja laut Adam Riese immer noch längst keine 18. Hier wurde der unschuldige Kinogänger also ganz eindeutig um mindestens 6 Todesschläge betrogen. Das ist, als würde man im China-Restaurant 8 Kostbarkeiten bestellen und dann bekäme man nur 7. Wenn man dann vom Ordnungsamt wäre …
Laufzeit: 78 Min. / Freigabe: ab 16