USA 2009
Regie:
Kurando Mitsutake
Darsteller:
Kurando Mitsutake,
Domiziano Arcangeli,
Jeffrey James Lippold,
Megan Hallin,
Kyle O. Ingleman,
Loren Lutcher,
Mariko Denda,
Aki Hiro
„Traue niemals einem Lügner.“
Inhalt:
‚Blind Wolf‘ nennt sich der blinde Samurai [Kurando Mitsutake], der scheinbar ziellos durch die Gegend zieht. Keiner ahnt etwas von seiner grauenhaften Vergangenheit: Einst führte er ein beschauliches Leben mit Frau und Kind. Doch als er auf den psychopathischen Gewaltverbrecher Nathan Flesher [Domiziano Arcangeli] traf, fand dieses ein jähes Ende: Flesher vergewaltigte und tötete seine Frau und zwang ihn anschließend, sich selbst zu blenden, um wenigstens seiner Tochter noch das Leben zu retten. Unter höllischen Schmerzen stach sich der Mann die Augen aus. Doch der sadistische Gesetzlose tötete das Mädchen dennoch und jagte ihm anschließend drei Kugeln in den Leib. Aber der Mann überlebte. Nach einer langen Zeit der Genesung lässt er sich von einem Mönch zum Kämpfer ausbilden. Sein Ziel ist die Rache, sein Mittel das Schwert. Doch Flesher hat bereits Lunte gerochen und denkt gar nicht darin, sich kampflos umbringen zu lassen. So heuert er eine skurrille Killertruppe an, um Blind Wolf den Garaus zu machen.
Kritik:
Keine Frage:
Kurando Mitsutake hat seine Hausaufgaben gemacht! Der von dem
filmverliebten Japaner als Autor, Produzent und Regisseur in
Personalunion gestemmte Grindhouse-Hybrid LONE WOLF (der im Original, wie seine Titelfigur, eigentlich BLIND WOLF
heißt) ist eine feurige Ehrerbietung an die spekulativen Klassiker des
Bahnhofskinos der 60er und 70er Jahre. Vom japanischen Samuraifilm über
den italienischen Spaghetti-Western bis hin zum chinesischen
Kung-Fu-Epos verwurstet sein quietschfideler Genre-Bastard auf
spielerische Art und Weise die verschiedensten Einflüsse zu einem
handwerklich sauberen Independent-Spektakel, das in weiten Teilen, obwohl ohne große
Studiogelder realisiert, sowohl technisch als auch optisch überzeugen
kann.
Dafür griff Mitsutake auf ein spätestens seit Robert Rodriguez’ PLANET TERROR und Quentin Tarantinos DEATH PROOF etabliertes Stilmittel zurück und trimmte das Bild mittels Farbfilter absichtlich auf alt und verschmutzt, um es im Anschluss mit scheinbaren (in Wahrheit natürlich gewollten) Schnittstellen, Tonsprüngen und Brandlöchern zu überziehen. Dieses sorgt beim Betrachter nicht nur für wohlige Nostalgiegefühle, sondern dient zugleich auch der gekonnten Kaschierung des schmalen Budgets. Dermaßen zielgerichtet zauberte man dann auch so manch nette Idee aus dem Hut: Bereits zu Beginn weist eine vorgeschaltete Texttafel darauf hin, dass es sich bei der vorliegenden Kopie um eine angeblich rekonstruierte Fassung handele, in welche ehemals geschnittene Gewaltszenen nachträglich wieder eingefügt wurden. Tatsächlich verschlechtert sich dann im weiteren Verlauf bei allzu rabiaten Momenten, von einleitenden Tonaussetzern begleitet, auffallend die Bildqualität. Selbstverständlich ist das lediglich ein Jux und steht beispielhaft für das permanente Augenzwinkern, mit welchem die Geschichte hier an den Mann gebracht wird. Eher unvergnüglich gestaltet sich hingegen die Tatsache, dass es hauptsächlich gerade diese Szenen waren, die aus der deutschen Fassung schließlich aus Gründen des Jugendschutzes herausgeschnitten wurden. Mal abgesehen von der Tatsache, dass eine dermaßen überspitzte Comic-Gewalt wahrlich niemanden sozialethisch desorientiert hätte, ist es charakterisierend, dass die Satire an dieser Stelle von der Realität eingeholt wurde. Eine unangetastete deutsche Sprachfassung ist lediglich im Ausland verfügbar.
Dafür griff Mitsutake auf ein spätestens seit Robert Rodriguez’ PLANET TERROR und Quentin Tarantinos DEATH PROOF etabliertes Stilmittel zurück und trimmte das Bild mittels Farbfilter absichtlich auf alt und verschmutzt, um es im Anschluss mit scheinbaren (in Wahrheit natürlich gewollten) Schnittstellen, Tonsprüngen und Brandlöchern zu überziehen. Dieses sorgt beim Betrachter nicht nur für wohlige Nostalgiegefühle, sondern dient zugleich auch der gekonnten Kaschierung des schmalen Budgets. Dermaßen zielgerichtet zauberte man dann auch so manch nette Idee aus dem Hut: Bereits zu Beginn weist eine vorgeschaltete Texttafel darauf hin, dass es sich bei der vorliegenden Kopie um eine angeblich rekonstruierte Fassung handele, in welche ehemals geschnittene Gewaltszenen nachträglich wieder eingefügt wurden. Tatsächlich verschlechtert sich dann im weiteren Verlauf bei allzu rabiaten Momenten, von einleitenden Tonaussetzern begleitet, auffallend die Bildqualität. Selbstverständlich ist das lediglich ein Jux und steht beispielhaft für das permanente Augenzwinkern, mit welchem die Geschichte hier an den Mann gebracht wird. Eher unvergnüglich gestaltet sich hingegen die Tatsache, dass es hauptsächlich gerade diese Szenen waren, die aus der deutschen Fassung schließlich aus Gründen des Jugendschutzes herausgeschnitten wurden. Mal abgesehen von der Tatsache, dass eine dermaßen überspitzte Comic-Gewalt wahrlich niemanden sozialethisch desorientiert hätte, ist es charakterisierend, dass die Satire an dieser Stelle von der Realität eingeholt wurde. Eine unangetastete deutsche Sprachfassung ist lediglich im Ausland verfügbar.
Da sich LONE WOLF grundsätzlich der gleichen Vorlagen bediente wie bereits KILL BILL, liegt ein Vergleich beider Werke zunächst nahe. Nun ist Kurando Mitsutake allerdings kein Quentin Tarantino, welcher sich zwar ebenfalls ausgiebigst an früheren Vorlagen bediente, dem es als brillanter Geschichtenerzähler jedoch auch immer wieder gelang, aus den geräuberten Elementen etwas ganz Eigenes zu erschaffen. LONE WOLF hingegen krankt an einem denkbar schwachen Drehbuch, dem letztendlich nicht viel mehr einfiel, als seine Titelfigur so lang in der Gegend herumwandern zu lassen, bis sie auf ihren nächsten Gegner trifft – ein Konzept, welches nicht gerade durch übermäßige Raffinesse besticht und recht schnell zu Abnutzungserscheinungen führt. Auch die Macher schienen das bemerkt zu haben, weshalb sie die inhaltlich simple Nummernrevue mit einer Vielzahl an bizarren Gestalten bevölkerten. So stellt sich dem 'Samurai Avenger' nicht nur eine barbusige Hypnosefrau in den Weg, sondern er muss sich auch gegen ein zotteliges Johannes-Heesters-Double erwehren, das mitsamt Krückstock zum Angriff übergeht, sich mit einer Hochschwangeren duellieren, die noch während des Kampfes ihr Kind zur Welt bringt, um schließlich auf einen Haufen garstiger Hexen zu treffen, bevor auch noch eine Horde Zombies ums Eck getaumelt kommt.
Ein deftiges Süppchen rührte Mitsutake hier also zusammen, mit allem drin, was in irgendeiner Weise Freude bereiten könnte. Das Blut fließt dabei in Strömen und sprudelt mit Überdruck aus dem menschlichen Körper, Augäpfel werden zerdrückt, abgetrennte Gliedmaßen stapeln sich in der Landschaft und herausquellende Gedärme werden zurückgeschaufelt in den offenen Leib. Die überwiegend handgefertigten, teilweise auch mit Computeranimation aufgemotzten Effekte sind dabei allerdings auf Anhieb als irreale Faschingsattraktion erkennbar, während die cartoonesken Übertreibungen ihr Übriges tun, um den Grausamkeiten ihren Schrecken zu nehmen.
Eher schwach gerieten die darstellerischen Leistungen: Mitsutake hat es sich nicht nehmen lassen, neben seiner Funktion als Autor, Produzent und Regisseur auch noch die Hauptrolle zu spielen und wirkt vor allem in Momenten, in welchen er Wut, Verzweiflung oder Trauer rüberbringen möchte, leicht überfordert. Und auch seine spätere Coolness erscheint eher aufgesetzt als überzeugend. Da er sich einen Großteil der Zeit jedoch ohnehin unter seinem riesigen Hut versteckt, fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht. Domiziano Arcangeli als sein Kontrahent Nathan Flesher wirkt wie Christian Ullmen auf Speed und legt einen völlig übertriebenen Charakter aufs Parkett. Das geht zwar mit dem exzessiven Stil LONE WOLFs durchaus konform, doch hätte man dem Avenger eher einen würdigeren Gegner gewünscht als einen albernen Hampelmann.
Den Eindruck, lediglich ein besserer Amateurfilm zu sein, kann LONE WOLF zudem trotz allem niemals vollkommen abstreifen, fehlt es doch hier und dort schon mal ein wenig an Professionalität. So wirken die zahlreichen Schwertkampfduelle bisweilen etwas unbeholfen inszeniert, und der auf cool getrimmte Moment des Zurückschiebens des Schwertes in die Scheide wird arg überstrapaziert. Auch die Dialoge hätten insgesamt gern etwas pfiffiger sein dürfen. Dennoch geriet Mitsutakes Werk für eingefleischte Exploitation-Freunde zu einer durchaus brauchbaren Zerstreuung. Kann der japanische Regisseur seinem Kollegen Tarantino künstlerisch auch nicht das Wasser reichen, die Liebe zu den Vorlagen spürt man bei ihm ebenso. So können sich Genre-Kenner hier ihre Zeit bestens mit dem Erkennen von Zitaten vertreiben. Das beginnt bereits bei der Hauptfigur, welche eine ziemlich unverhohlene Mixtur aus dem blinden Samurai 'Zatoichi', welcher es zwischen 1962 und 2003 auf satte 27 Kinoeinsätze brachte, und 'Itto Ogami' aus der kaum minder bekannten OKAMI-Reihe darstellt, auf welche der umgestaltete deutsche Titel noch deutlicher Bezug nimmt als der originale (immerhin ist OKAMI auch als LONE WOLF & CUB bekannt). Dean Harada spendierte dem blutigen Geschehen dann noch einen vom Italo-Western inspirierten Soundtrack, der sich, dank E-Gitarre & Co., als leicht modernisierte Form klassischer Melodien präsentiert und geschmeidig ins Ohr geht. Die deutsche Synchronisation hingegen geriet eher durchschnittlich, lässt besonders in den Nebenrollen die nötige Leidenschaft vermissen, während die tiefe Stimme Tilo Schmitz’ in der Hauptrolle etwas zu klischeehaft besetzt wurde.
‚Sushi-Western‘ nannte Mitsutake seine wilde Mixtur aus Akira Kurosawa, Sergio Leone und Chang Cheh, was eine doch sehr treffende Beschreibung darstellt. Aufgelockert mit ein paar augenzwinkernden Lektionen über den Bushidō, den Ehrenkodex der Samurai, sowie der Demonstration verschiedener Schwertkampf- und Harakiritechniken, dazu angereichert mit etwas nackter Haut und einigen Motiven des Horrorfilms, bietet LONE WOLF einen liebenswert-spaßigen Blutverlust im Wüstensand. Von Genialität zwar weit entfernt, doch mit dem Herzen am rechten Fleck, lohnt sich die Reise des blinden Samurais somit für jeden, der gern im Grind haust.
Laufzeit: 92 Min. / Freigabe: ungeprüft
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