Ialien 1973
Regie:
Ferdinando Baldi
Darsteller:
Paul L. Smith,
Antonio Cantafora,
Horst Frank,
Luciano Catenacci,
Franco Fantasia,
Guglielmo Spoletini,
Pino Ferrara,
Pedro Sanchez
Inhalt:
Der
schlitzohrige Tausendsassa Toby [Antonio Cantafora] ist ehemaliges
Armeemitglied, trotz seiner hohen Trefferquote jedoch schon längst
ausgestiegen. Eines Tages meldet sich sein ehemaliger Vorgesetzter
Captain Johnson [Luciano Catenacci] wieder bei ihm: Waffenschmuggler
sind am Werk und machen Jagd auf einen modernen Superrevolver, der
zufällig in Tobys Hände fällt. Toby bietet seine Hilfe an, hätte
dabei allerdings gern seinen bärenstarken Kumpel Butch [Paul L.
Smith] mit an Bord. Dieser jedoch stellt sich stur, ist er vom
quirligen Toby doch schwer angenervt. Erst durch einen Trick kann man
ihn zur Zusammenarbeit überreden. Nachdem das Duo aufgehört hat,
sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, beginnt schließlich die
Gaunerhatz. Gehauen wird dabei allerdings auch. Das bekommt vor allem
der schurkische Clydeson [Horst Frank] zu spüren, Drahtzieher der
illegalen Waffenverkäufe und außerdem Kidnapper des renommierten
Waffenexperten Professor Langer [Franco Fantasia]. Es kommt zum
großen Finale der fliegenden Fäuste.
Kritik:
Als sich 1970 DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS über die Leinwände
der Welt prügelten, veränderte das ein ganzes Genre. Die unter der
Regie Enzo Barbonis entstandene Western-Humoreske wurde ein überwältigender Kassenschlager und machte ihre beiden Hauptdarsteller Terence
Hill und Bud Spencer zu gefeierten Stars. Natürlich rief das jede Menge Nachahmungstäter auf den Plan. In den Folgejahren konnte sich der Kinofreund somit kaum retten vor schlagkräftigen Duos, die sich ihren Weg durch
den Westen bahnten und dabei nicht nur Sprüche klopften. Waren diese Imitationen auch eindeutig an das beliebte Erfolgsgespann angelehnt, so besaßen sie in der Regel trotz allem immer noch genügend Eigenständigkeit, um sich entsprechend abheben zu können. Armando Todaro [→ HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS] hingegen hatte da deutlich weniger Hemmungen als die Konkurrenz. In frommer Hoffnung auf den flinken Dollar kopierte der findige Produzent daher nicht nur das zugrunde liegende
Konzept, sondern alles andere gleich noch mit. Mit Antonio Cantafora
und Paul L. Smith castete man zwei Darsteller, die Terence Hill und
Bud Spencer möglichst ähnlich sahen, brachte sie durch ein bisschen Maskerade zusätzlich in die gewollte Form und ließ sie Mimik und Gestik der Vorbilder genauestens einstudieren. Mit den so herangezüchteten Klonen in den Hauptrollen entstand dann schließlich der Wildwest-Klamauk CARAMBOLA, der formal und inhaltlich ebenfalls den Werken Barbonis nacheifert. Nach
Fertigstellung wurden (angeblich als Hommage) die Namen der Originale
größer auf dem Plakat platziert als die der Plagiate, in der
Hoffnung, das Publikum würde den Schwindel entweder nicht
bemerken oder ihn gleichgültig zur Kenntnis nehmen.
Der
hiesige Verleih schloss sich dieser gezielten Verwirrungstaktik dann
auch liebend gern an, und so erlebte die Replik im Februar 1975 ihre
Deutschland-Premiere als VIER FÄUSTE SCHLAGEN WIEDER ZU. Dieser
Titel suggeriert natürlich eine Fortsetzung zum kurz zuvor gestarteten
VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA, der seinerseits die Fortsetzung zu
DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS war. Ungeachtet jeder
filmischen Qualität ist es schon bemerkenswert, wie man es geschafft
hat, ein nahezu perfektes Ebenbild zu erschaffen. Smith und
Cantafora sehen ihren Vorlagen in manchen Momenten so verblüffend
ähnlich, dass man tatsächlich beinahe vergisst, es nicht mit Bud
Spencer und Terence Hill zu tun zu haben. Das liegt freilich nicht
nur an der optischen Ähnlichkeit. Vor allem Paul Smith gelingt es vorzüglich, die vertrauten Mechanismen Bud Spencers bestmöglich nachzuahmen (dass man ihm im Deutschen noch dieselbe Synchronstimme
verpasst hat, macht die Illusion fast vollkommen). Antonio Cantafora
(der später in dem Heuler SUPERSONIC MAN einen weiteren
Helden nachäffen durfte) hat hingegen deutlich mehr Mühe, wirkt häufig unbeholfen oder sogar verunsichert (was auch verständlich ist, wenn man
als Schauspieler dazu gezwungen wird, ein anderer Schauspieler zu sein). Die Dramaturgie des Plots folgt ebenfalls vertrauten Mustern: Ein ungleiches Paar, das sich vordergründig nicht
ausstehen kann und ständig versucht, sich gegenseitig auszustechen,
wird aufgrund widriger Umstände zur Zusammenarbeit gezwungen,
vergrault sich auf halber Strecke gegenseitig, um sich am Ende dann
doch wieder zusammenzuraufen und mit dem Rest der Welt abzurechnen.
Das
große Manko des Ganzen liegt auf der Hand: VIER FÄUSTE SCHLAGEN
WIEDER ZU besitzt nicht einen Hauch Souveränität und ist der
beste Beweis dafür, dass der Erfolg der Spencer-/Hill-Filme nicht
allein darauf beruhte, dass ein schlaksiges Blauauge und ein bärtiger
Dickwanst zotenreißend durch die Gegend ziehen und Leute
vermöbeln. Denn obwohl auch die Kopie inhaltlich all das bietet, was
das Original groß und beliebt gemacht hat, bleibt sie ein müdes
Plagiat, dem die perfekt harmonierende Interaktion und
darstellerischen Fähigkeiten seiner Hauptdarsteller ebenso abgeht, wie die gekonnte und gut getimte Inszenierung Barbonis. Die
(natürlich ebenfalls zahlreich vorhandenen) Prügeleien entsprechen
in ihrer Choreographie zwar gleichermaßen dem Vorbild (inklusive der
berühmten Bud-Spencer-Kopfnuss), erfolgen aber stets völlig
uninspiriert und lediglich als Mittel zum Zweck. Der Höhepunkt der
Dreistigkeit steht dann auch exemplarisch dafür, warum der Abklatsch nicht funktioniert: In einer Szene stellt Antonia Cantafora Terence
Hills Dauer-Backpfeife aus VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA
quasi 1 : 1 nach. Völlig aus dem Handlungskontext gerissen, dient
sie hier überhaupt keinem Zweck und existiert nur, da man der
Ansicht war, sie gehöre halt einfach hinein. Dieser eine Moment veranschaulicht das ganze Dilemma: Man reproduzierte zwar handwerklich versiert,
aber ohne jedwede Kohärenz und Relevanz und führt das Ganze somit
letzten Endes in die Sinnlosigkeit.
Leider
ist auch die deutsche Synchronfassung längst nicht so spritzig
geraten wie beim populären Prototypen. Das ist bedauerlich, immerhin kam es schon
mehrmals vor, dass eine bierselige Teutonen-Vertonung eher
belanglosen Italo-Klamauk tüchtig aufpeppen konnte. Gute Laune
besorgt immerhin der flotte (natürlich im Stil von Oliver Onions
komponierte) Titelsong, der sich wie ein Leitmotiv durch das
Geschehen zieht. Um die Regie kümmerte sich Routinier Fernando
Baldi, der bereits den unsäglichen BLAUE BOHNEN FÜR EIN HALLELUJA
verbrochen hatte, auf dessen Konto allerdings auch sehenswerte
Genre-Beiträge wie DJANGO UND DIE BANDE DER GEHENKTEN gehen (beide
ironischerweise mit dem echten Terence Hill). Obwohl das Publikum
damals (angeblich) lauthals protestierte, war die Masche wohl recht
erfolgreich: Ein Jahr später kam mit VIER FÄUSTE UND EIN HEISSER
OFEN eine direkte Fortsetzung, zudem wurden noch drei weitere
unabhängige Klopper-Komödien mit dem Doppelgänger-Duo fabriziert.
Lässt man die fehlende Eigenständigkeit außer Acht, so bietet VIER
FÄUSTE SCHLAGEN WIEDER ZU auch zumindest sauber gefertigten
Zeitvertreib für anspruchslose Gemüter. Wer sich an Spencer und Hill sattgesehen hat, kann es daher ruhig mal mit Smith und Cantafora probieren.
Und? Wer ist hier zu sehen?
Laufzeit: 100 Min. / Freigabe: ab 12