Italien 1989
Regie:
Bruno Mattei
Darsteller:
Reb Brown,
Catherine Hickland,
Massimo Vanni,
Romano Puppo,
Max Laurel,
Jim Gaines,
John P. Dulaney,
Mel Davidson
Regie: Vincent Dawn! Was für ein Name! Fast zu geil, um wahr zu sein. Und so ist es auch. Denn der Mann, der 1989 den ROBOWAR entfesselte, hieß eigentlich Bruno Mattei und war einer der fleißigsten Ideenkopierer der italienischen Filmindustrie. Zusammen mit seinem Kollegen Claudio Fragasso verwandelte er in den 1970er- und 1980er-Jahren Hollywoods Blockbuster in unverhohlene und schmal budgetierte Plagiate, die bei minimalem Aufwand maximalen Profit erwirtschaften sollten.
Wer im Action-Kino der 1980er-Jahre ein bisschen bewandert ist, erkennt dann auch auf Anhieb, welcher Leinwanderfolg dieses Mal Pate stand: PREDATOR von 1987, der die Schauspielkarriere des ehemaligen Bodybuilders Arnold Schwarzenegger nachhaltig zementierte. Selbiger tigerte dort mit einer Truppe testosteronschwitzender Freizeit-Kombattanten durch die schwüle Ungastlichkeit des Urwalds, um ein bisschen Krieg zu spielen und irgendwelche Rebellenheinis hopszunehmen. Doch nach Erfüllung des Auftrags beginnt ein außerirdischer Super-Killer das Söldner-Kommando zu dezimieren, bis nur noch der österreichische Anabolikafreund übrig ist, um dem Eindringling Paroli zu bieten. Der Mix aus Action und Science-Fiction ist inhaltlich zwar reichlich krude, besticht aber durch dichte Atmosphäre und einen gekonnten Spannungsaufbau.
ROBOWAR hingegen tut das nicht. Krude ist er trotzdem.
Inhalt:
Ein Colonel, der nach dieser Einleitung nie wieder vorkommt, liefert dem Militärfuzzi Mascher eine kleine private Diashow.
„Hier sehen Sie Corporal Neal Corey, Waffenexperte. Ein Mann wie aus Stahl.“

Ein Mann wie aus Stuhl.
„Private Larry Garino, ein exzellenter Fährtensucher. Genannt: Didi. Oder Didi Bob.“
Hoppla, falsches Didi-Dia erwischt! Höhöhöhö ...
*tscha-kluk*
So, nun aber ...
„Albert Bray, er war Stabsarzt in Vietnam. Genannt: Papa Doc.“
Eine echte Pfeife.
„Sonny Peel, eine menschliche Kampfmaschine. Wird Blood genannt.“
Wird Blood genannt. Ist aber Blöd.
„Nung-Quo, der beste Späher weit und breit. Er nennt sich Quang. Er hat einen sechsten Sinn, der ihn vor Gefahren warnt.“
Warum hat ihn sein Sinn nicht davor gewarnt, sich Quang zu nennen?
„Und hier der Kopf der Truppe: Major Murphy Black. Ein Offizer, der sämtliche Tapferkeitsorden verliehen bekam.“
Und die hat er offenbar alle unterm Barett versteckt.
Kaum ist die kleine Vorstellungsrunde vorbei, krauchen die sechs knallharten Knallchargen mit den verkniffenen Verstopfungsmienen auch schon durchs dichteste Dickicht, den etwas unkoordinierten und unstet umherwandernden Blicken nach zu urteilen allerdings reichlich planlos und generell auch ohne rechte Ahnung, wie eigentlich ihr Auftrag lautet. Nur der zwielichtige Mascher, der sich der von ihm rekrutierten Söldnertruppe ebenfalls angeschlossen hat, weiß, was Sache ist: Ein von der Armee mit heißer Nadel zusammengelöteter Kampfroboter namens Omega One läuft Amok durch den Busch und ballert nicht nur den Feind, sondern auch die eigenen Leute über den Haufen. Immer wieder finden die Männer unterwegs skelettierte Leichen, deren Herkunft sie sich nicht erklären können – Opfer von Omega One. Dann beginnt auch innerhalb der eigenen Reihen das Sterben: Der Schrott-Bot bläst zum Angriff und killt das Kollektiv Mann für Mann. Gibt es einen Ausweg?
Kritik:
Den außerirdischen Krieger aus der Vorlage hat man also gegen einen wildgewordenen Blechkameraden ersetzt, dem nicht nur ein paar Schaltkreise durchgeschmort sind, sondern der offenbar auch eine waschechte Persönlichkeitsstörung entwickelt hat. Bereits der Vorspann enthüllt: Das Teil parliert fortwährend mit sich selbst und gibt sich eigenmächtig Befehle, die es dann umgehend bestätigt und ausführt:
„Höchste Bereitschaftsstufe einschalten! Zu Befehl! Feinde anpeilen! Zu Befehl! Gefecht vorbereiten! Zu Befehl! Feinde ohne Ausnahme vernichten! Zu Befehl!“
Allerdings scheinen beim Bau noch so einige andere Dinge schiefgelaufen zu sein. Wie die subjektive Sicht der Killermaschine, die dem Publikum hin und wieder mal gewährt wird, verrät, sieht sie nämlich alles nur extrem verpixelt, was bei einem auf Treffsicherheit getrimmten Kampfroboter ja nun maximal suboptimal ist. Bei dem Wahrnehmungsvermögen müsste das Teil eigentlich ständig gegen Bäume laufen. Trotzdem holt es bereits zum Auftakt einen Heli vom Himmel und macht auch ansonsten ziemlich viel Rabatz. Die Wahl der Waffen variiert dabei stark und erscheint nicht immer ganz schlüssig: Mal feuert das Ding rücksichtlos aus allen Rohren, mal schleudert es lediglich Messer durch die Gegend oder fährt – Inspektor Gadget lässt grüßen! – kilometerlange Greifarme aus, um seine Beute pfiffig aus der Botanik zu pflücken. Wie diverse Leichenfunde nahelegen, häutet es seine Opfer manchmal auch, während von anderen sogar nur noch blitzeblanke Gerippe übrigbleiben, was nun so gar keinen rechten Sinn mehr ergibt. Hat Kollege Klapperkiste seinen Kontrahenten da am Ende etwa in heißhungriger Leidenschaft das Fleisch vom Knochen geknabbert?
Sehr wenig Leidenschaft floss hingegen in das Design des amoklaufenden Antagonisten: Der in Deutschland Roboman getaufe Rüpel-Bot ist einfach nur ein stinknormaler Typ mit Motorrad-Helm und entsprechenden Lederklamotten, auf die ein paar unsinnige Verzierungen gepappt wurden. Futuristisch wirkt das nicht für fünf Pfennig. Eher wie frisch aus dem Altkleider-Sack gezogen. Gewagt geriet auch das Outfit von Reb Brown [→ EINER GEGEN DAS IMPERIUM], der hier als Anführer der Söldnertruppe die Rolle übernimmt, die in der Vorlage Arnold Schwarzenegger innehatte. Der geht bei seinem ersten Auftritt nämlich in hautenger hellblauer Aerobic-Kluft an Land, gerade so, als habe man ihn für den Auftrag unmittelbar vom Tuntenball abkommandiert. Zum Glück tauscht er die kühne Klamotte später gegen etwas Dschungeltauglicheres ein – wobei eine Entscheidungsschlacht mit nem Helden im Polyester-Outfit natürlich schon einen gewissen Reiz gehabt hätte. Denn dass der von Brown verkörperte Murphy Black dem freidrehenden Kurzschluss-Kalle final als Endgegner gegenübertreten wird, ist in Anbetracht der hier abgefeuerten Klischeekanone so sicher wie das Amen in der Kirche.
Bis es soweit ist, passiert allerdings erst einmal jede Menge Garnichts. Die Story reicht nämlich vorn und hinten nicht aus, um 90 Minuten füllen. Das versucht man in erster Linie dadurch zu kaschieren, dass man die Gurkentruppe ellenlange Spaziergänge durch den Dschungel unternehmen lässt – stets von aufwühlendem Soundtrack und konzentriertem Mienenspiel begleitet, um Spannung zu suggerieren, wo schlichtweg keine ist. Zwar passierte strenggenommen auch beim PREDATOR gar nicht großartig mehr. Aber dort sorgten gekonnte Inszenierung und geschickte Dramaturgie dafür, dass der Trip trotzdem ausreichend Spannung erzeugte. Hier hingegen latschen lebendig gewordene Pappaufsteller durch den Busch, quatschen dummes Zeug in Dauerschleife („Drogensüchtig und verrückt – ich wette, dass die zwei Aids haben.“) und versuchen verzweifelt, dabei irgendwie Zeit zu schinden. Zwischendurch tappt einer der Experten wenigstens mal in eine Bärenfalle – aber das haut nun auch niemanden langanhaltend vom Schlitten.
Weil selbst Mattei und Fragasso klar war, dass ein Actionfilm auch ein bisschen Action braucht, wird irgendwie noch eine randalierende Rebellentruppe in die fade Robosuppe gerührt – und die gehört, da sind sich die hauptrollenden Helden schnell einig, ausgelöscht. Immerhin müssen sie versteckt mit ansehen, wie die garstigen Guerillas eine fliehende Geisel auf offener Straße exekutieren. Eingegriffen wird aber erst, als der weiblichen Gefangenen das gleiche Schicksal blüht – der hässliche Typ davor durfte ruhig ins Gras beißen. „Ich sie töten“, droht der Unhold den Befreiern, die Frau bereits mit der Knarre kitzelnd, und aufgrund des schlecht imitierten Fantasieakzents klingt es wie: „Ich seh Titten.“ Schön für ihn! Ist dann allerdings auch das letzte, was er sieht. Denn „Waffenexperte“ Neal Corey (das ist der, der wie aus Stahl ist) leert übertriebenerweise gleich ein ganzes Magazin in den Mann. Darum ist er ja auch Experte. Wer diese Aufständischen überhaupt sind, woher sie kommen und was sie wollen, das sind Fragen, für die interessiert sich hier keiner. Fest steht nur, dass sie böse sind. Als Murphy und seine Mannschaft die spanische Mission, in der sie hausen, dem Erdboden gleichmachen, gleicht das einem feucht-fröhlichen Jagdausflug hirnfreier Hinterwäldler, bei dem der Feind, der bereitwillig ins Feuer läuft, mit rassistischen Schimpfwörtern und launigen Sprüchen wie „Nur nicht so schnell – einer nach dem anderen“ ins Jenseits befördert wird.
Aufregend ist auch das nicht. Mattei und Team gelingt es an keiner Stelle, dem Geschehen irgendeine Form von Dynamik einzuhauchen. Das gilt für die Action ebenso wie für den Rest. Denn auch die permanente Bedrohung durch den synthetischen Krieger überträgt sich keine Sekunde lang aufs Publikum. Zum einen wirkt der Gegner, im Gegensatz zum Vorbild Predator, niemals wirklich unbezwingbar, sondern eben nur wie ein bewaffneter Motorradfahrer, dem man zur Not mit einem kernigen rechten Haken das Licht auspusten könnte. Und zum anderen ist einem die Truppe schlichtweg egal. Dabei sind die Darsteller eigentlich sogar recht gut besetzt – zumindest optisch. Jedes Figurenklischee wurde mit einem passenden Gesicht versehen. Tatsächliches Talent war da wohl eher zweitrangig. Allerdings dürfte es auch ziemlich schwierig sein, gegen die Albernheiten, die das Skript bereithält, darstellerisch zu bestehen. Da muss John P. Dulaney [→ SABATA KEHRT ZURÜCK], alias „Papa Doc“, schon mal rudernden Armes so tun, als würde er von irgendetwas unter Wasser gezogen. Schön ist auch der Moment, in dem der Roboman seinen (offenbar kilometerlangen) Arm heimlich über den Dschungelboden gleiten lässt, um einen der Männer zu schnappen und „abzuschleppen“. Sein Kamerad sieht das zwar. Aber anstatt Alarm zu schlagen, fragt er nur ganz verdutzt: „Was ist denn das an deinem Bein?“ Oder der Augenblick, in dem die Laufburschen ein in der Landschaft liegendes Leichenteil finden und jemand kommentiert das mit: „Das ist ja ein Arm.“ Mensch, danke für die Info!
Ansonsten verärgern die überwiegend unlogischen Verhaltensweisen aller Beteiligten. Da trägt der verräterische Auftraggeber Mascher, der sich als Erfinder des Roboters entpuppt, ein klobiges Gerät mit sich herum, das den Feind offenbar über „elektromagnetische Impulse“ kontrollieren kann. Als Quang (der mit dem sechsten Sinn, der ihn vor Gefahren warnt) das bemerkt, wirft er das Ding, ohne zu wissen, was das eigentlich ist und kann, einfach in den Fluss und meint: „Jetzt bist du so schwach wie wir“. Dass er hier womöglich gerade die Lösung aller ihrer Probleme in den Wassermassen versenkt hat, kommt ihm offenbar nicht in den Sinn. Nicht einmal in den sechsten. Allerdings trägt Mascher noch einen weiteren Apparillo mit sich spazieren, mit dem man den Roborolf sogar ganz simpel per Knopfdruck vernichten könnte. Das funktioniert aber leider nur, wenn man ihm direkt gegenüber steht und „mit der Frequenz direkt zwischen die Augen“ trifft. Wie ungemein praktisch erdacht und entworfen! Hoffentlich sind auch Batterien drin. Der Showdown versucht dann sogar noch, eine emotionale Komponente ins Spiel zu bringen, was eventuell sogar funktioniert hätte, würde Reb Brown nicht jede Nuance komplett vergeigen.
Nein, ROBOWAR ist nicht wirklich gut. Und auch die Synchronisation, die lahmen Enten wie diesen ja oft noch etwas Feuer unterm Hintern machen konnte, schickt sich nicht an, an der gegebenen Situation etwas ändern zu wollen. Allerdings ist die Nummer in ihrer Gesamtheit nun auch wieder nicht so unterirdisch, dass man sich darüber über Gebühr amüsieren könnte. Immerhin sieht hier alles tatsächlich nach Film aus, nicht nach Amateurkrams. Der PREDATOR-Look wurde meist ziemlich gut getroffen, der philippinische Dschungel sorgt für stimmungsvolles Ambiente und ein paar der Maskeneffekte sind richtig schön eklig. Positiv anzumerken ist auch der Synthie-Soundtrack, der speziell im Vorspann richtig gut reinhaut.
Empfehlung? Ja. Aber auch nein.
Laufzeit: 91 Min. / Freigabe: ungeprüft