Hongkong 1971
Regie:
Chang Cheh
Darsteller:
Ti Lung,
David Chiang,
Ku Feng,
Yang Chi-Ching,
Cheng Kang-Yeh,
Chuan Yuan,
Yue Wai,
Wang Ping
Inhalt:
Der alternde Gangsterboss Shen Tian Hung [Yeung Chi-Hing] genießt höchstes Ansehen, und zwar nicht nur das seiner Söhne Tang Ren Jie [Ti Lung], Tang Ren Lin [Ku Feng] und Gan Wen Bin [Chuen Yuen]. Als ein vernichtender Schlag gegen den verfeindeten Liu-Clan geplant ist, holt Wen Bin zur Unterstützung den Kämpfer Jian Nan [David Chiang] hinzu. Ren Jie misstraut diesem zwar von Anfang an, doch Nan erhält den Segen seines Vaters. Der Plan gelingt – lediglich Liu Shou Yi [Hoh Ban], der Boss der gegnerischen Bande, kann dem Gemetzel entkommen. Als Shen bei der anschließenden Siegesfeier seinen Rückzug bekannt gibt, wird das Gasthaus von einer von Shou Yi engagierten Killerhorde überfallen. Zwar können die Angreifer besiegt werden, doch Boss Shen bezahlt mit seinem Leben. Um die Behörden ruhig zu stellen, beschließt man, dass jemand die Verantwortung für das Massaker übernehmen muss. Die Wahl fällt auf Ren Jie – dieser soll für drei Jahre die Stadt verlassen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Ren Jie macht er sich auf den Weg und lässt nicht nur seine Familie, sondern auch seine Verlobte Hu Di [Wang Ping] zurück. In der Ferne nimmt er eine neue Arbeit an, muss sich jedoch plötzlich gegen eine Handvoll Killer erwehren. Sein neuer Boss ist offenbar in das Komplott verstrickt – nach einer Tracht Prügel erfährt er von ihm, dass der Mordauftrag von Wen Bin kam. Fassungslos über den Verrat seines eigenen Bruders kehrt er in die Heimat zurück. Dort ist Wen Bin mittlerweile zum neuen Boss aufgestiegen und beherrscht die ganze Gegend. Ren Lin, welcher von Wen Bin mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis gebracht wurde, ist nur noch eine Schnapsleiche, seine Verlobte Hu Di wurde ins Bordell verfrachtet. Ren Jie sinnt auf Rache. Doch welche Rolle spielt der geheimnisvolle Jian Nan, der ihm immer wieder über den Weg läuft?
Kritik:
Heidewitzka, hier geht so richtig die Post ab! Die Shaw Brothers machen mal wieder ein richtig großes Fass auf und lassen eine derartige Megasause vom Stapel, dass selbst der Katze vom ollen Schmidt dabei die Puste ausgeht. Dem Titel darf an dieser Stelle ruhig Glauben geschenkt werden, denn wenn Zugpferd Ti Lung sich mit übergroßen Messern, Beilen und Äxten ins brutale Gefecht stürzt, um seine Feinde gleich reihenweise niederzumähen, dann fliegen buchstäblich die Fetzen: Unermüdlich werden die gewaltigen Klingen ins Fleisch gehackt, kein Leib bleibt ungeschoren bei dem infernalen Gemetzel, das Blut suppt wie blöde, die Leichenberge wachsen ins Unermessliche, und alle fünf Minuten gibt es wieder einen neuen guten Grund, die Klingen zu wetzen und sich gegenseitig die Eingeweide rauszuschnetzeln.
Das alles geriet so rasant, so mitreißend und berauschend gewalttätig, dass sich die eigentliche Handlung dabei des häufigeren schon mal hinten anstellen muss. Zwar ist diese generell auch eher simplerer Natur, überzeugt jedoch durch ihren archaischen Minimalismus: DUELL OHNE GNADE gebärdet sich wie die asiatische Metzelversion einer großen griechischen Tragödie und legt los wie Shakespeare auf Speed. Dabei wurde auch an Zynismus beileibe nicht gespart: So gibt Ti Lungs Figur mitten in wüstestem Kampfgetümmel seinem Mitstreiter auch noch Tipps zur effektiveren Tötung: „Wenn du auf den Bauch zielst, kann es passieren, dass du den Mann nicht mal tötest. Du musst nach oben zielen. Sieh mal: So!“ Und zack, schon ist ne weitere Gurgel aufgeschlitzt.
Angesichts dieses enormen Härtegrades ist es kaum verwunderlich, dass die deutsche Sittenwacht, die die Eastern-Welle ohnehin von Anfang an mit sehr kritischen Augen betrachtete, nicht nur aufgrund des vielen Flüssiggewebes Rot sah. DUELL OHNE GNADE wurde zum Präzedenzfall, wurde quasi noch aus dem Kino heraus beschlagnahmt und ähnlich massakerartig zerschnitten wie Ti Lungs bedauernswerte Opfer, bevor er als völlig sinnentstellter Torso wieder das Publikum beglücken durfte. Die eindeutigen filmischen Qualitäten wurden dabei natürlich mal wieder geflissentlich außer Acht gelassen, und es musste erst einige Zeit vergehen, bis Chang Chehs apokalyptische Schlachtplatte auch hierzulande wieder in voller Länge zu bestaunen war.
Ti Lung [→ DAS BLUTIGE SCHWERT DER RACHE], dessen Name es hier sogar in den deutschen Titel schaffte, war eines der Aushängeschilder der Shaw-Brothers-Studios, die in den 60er und 70er Jahren die Speerspitze für aufwändiges und perfekt inszeniertes Kampfkunstkino darstellten. Als einer der wenigen damaligen Stars schaffte er es, auch nach Ende der großen Kung-Fu-Film-Welle noch im Geschäft zu bleiben und war bis ins hohe Alter immer wieder gern gesehener Gast, nicht nur in asiatischen Produktionen. Stand er zu Shaw-Zeiten meistens noch im Schatten seines Leinwand-Partners David Chiang, durfte er in DUELL OHNE GNADE dafür ordentlich vom Leder ziehen – und nutzte das richtig aus. Fast möchte man ihm Dauerbeifall klatschen; in unfassbarer Coolness beherrscht er jede seiner Szenen und lässt kaum eine Heldenpose aus. David Chiang [→ DIE TÖDLICHEN ZWEI], der zweite große Star der Shaw Brothers, der oft gemeinsam mit Ti Lung zu sehen war, spielt hier ausnahmsweise die deutlich kleinere Rolle. Da sein Charakter sich laut Drehbuch nicht wirklich entscheiden kann, ob er auf guter oder böser Seite steht, verbringt er die meiste Zeit damit, geheimnisvoll in die Gegend zu grinsen.
Anders als bei den meisten Beiträgen des Studios, spielt die Handlung nicht etwa vor dem historischen Hintergrund der Qing-Dynastie, sondern in der damaligen Gegenwart, was eine willkommene Abwechslung zu den immer gleichen Kostümen und Kulissen darstellt und zudem die Möglichkeit bietet, auch modernere Schusswaffen in den Kampfszenen unterzubringen. Einmal mehr findet Regisseur Chang Cheh, der für Shaw auch die großartigen, ähnlich gelagerten Streifen KUAN – DER UNERBITTLICHE RÄCHER sowie DER PIRAT VON SHANTUNG in Szene setzte, dabei die perfekte Balance aus räudiger Exploitation (da werden schon mal Gesichter mit dem Bunsenbrenner bearbeitet) und künstlerischem Anspruch (die Bildkompositionen besonders im Finale sind großartig). Ein paar wenige formale Schwächen (wie die manchmal etwas zu holprigen Musikübergänge) sind zu vernachlässigen, wird einem doch insgesamt kaum eine Verschnaufpause gegönnt.
Ist der Actionanteil ohnehin schon enorm, bäumt sich das Finale dann nochmal so richtig auf: Von Kopf bis Fuß überströmt mit Schweiß, Tränen und Lebenssaft wälzen sich die Kämpfer durch den Schlamm, in allerschönster Zeitlupen-Ästhetik zelebriert und zur überlebensgroßen Blut-Oper hochgezüchtet. Dass die verwendeten Stilmittel nicht selten an die späteren Meisterwerke John Woos erinnern, ist kein Zufall: Chang Cheh war einer seiner Lehrmeister, und den Einfluss merkt man deutlich. Somit ist DUELL OHNE GNADE ein sehr früher Vertreter des Heroic-Bloodshed-Genres, ein gekonnt durchkomponiertes, nur selten pausierendes Blutbad, das für alle Freunde hochstilisierter Gewaltästhetik ein wahres Freudenfest darstellen sollte.
Laufzeit: 105 Min. / Freigabe: ab 18
Das alles geriet so rasant, so mitreißend und berauschend gewalttätig, dass sich die eigentliche Handlung dabei des häufigeren schon mal hinten anstellen muss. Zwar ist diese generell auch eher simplerer Natur, überzeugt jedoch durch ihren archaischen Minimalismus: DUELL OHNE GNADE gebärdet sich wie die asiatische Metzelversion einer großen griechischen Tragödie und legt los wie Shakespeare auf Speed. Dabei wurde auch an Zynismus beileibe nicht gespart: So gibt Ti Lungs Figur mitten in wüstestem Kampfgetümmel seinem Mitstreiter auch noch Tipps zur effektiveren Tötung: „Wenn du auf den Bauch zielst, kann es passieren, dass du den Mann nicht mal tötest. Du musst nach oben zielen. Sieh mal: So!“ Und zack, schon ist ne weitere Gurgel aufgeschlitzt.
Angesichts dieses enormen Härtegrades ist es kaum verwunderlich, dass die deutsche Sittenwacht, die die Eastern-Welle ohnehin von Anfang an mit sehr kritischen Augen betrachtete, nicht nur aufgrund des vielen Flüssiggewebes Rot sah. DUELL OHNE GNADE wurde zum Präzedenzfall, wurde quasi noch aus dem Kino heraus beschlagnahmt und ähnlich massakerartig zerschnitten wie Ti Lungs bedauernswerte Opfer, bevor er als völlig sinnentstellter Torso wieder das Publikum beglücken durfte. Die eindeutigen filmischen Qualitäten wurden dabei natürlich mal wieder geflissentlich außer Acht gelassen, und es musste erst einige Zeit vergehen, bis Chang Chehs apokalyptische Schlachtplatte auch hierzulande wieder in voller Länge zu bestaunen war.
Ti Lung [→ DAS BLUTIGE SCHWERT DER RACHE], dessen Name es hier sogar in den deutschen Titel schaffte, war eines der Aushängeschilder der Shaw-Brothers-Studios, die in den 60er und 70er Jahren die Speerspitze für aufwändiges und perfekt inszeniertes Kampfkunstkino darstellten. Als einer der wenigen damaligen Stars schaffte er es, auch nach Ende der großen Kung-Fu-Film-Welle noch im Geschäft zu bleiben und war bis ins hohe Alter immer wieder gern gesehener Gast, nicht nur in asiatischen Produktionen. Stand er zu Shaw-Zeiten meistens noch im Schatten seines Leinwand-Partners David Chiang, durfte er in DUELL OHNE GNADE dafür ordentlich vom Leder ziehen – und nutzte das richtig aus. Fast möchte man ihm Dauerbeifall klatschen; in unfassbarer Coolness beherrscht er jede seiner Szenen und lässt kaum eine Heldenpose aus. David Chiang [→ DIE TÖDLICHEN ZWEI], der zweite große Star der Shaw Brothers, der oft gemeinsam mit Ti Lung zu sehen war, spielt hier ausnahmsweise die deutlich kleinere Rolle. Da sein Charakter sich laut Drehbuch nicht wirklich entscheiden kann, ob er auf guter oder böser Seite steht, verbringt er die meiste Zeit damit, geheimnisvoll in die Gegend zu grinsen.
Anders als bei den meisten Beiträgen des Studios, spielt die Handlung nicht etwa vor dem historischen Hintergrund der Qing-Dynastie, sondern in der damaligen Gegenwart, was eine willkommene Abwechslung zu den immer gleichen Kostümen und Kulissen darstellt und zudem die Möglichkeit bietet, auch modernere Schusswaffen in den Kampfszenen unterzubringen. Einmal mehr findet Regisseur Chang Cheh, der für Shaw auch die großartigen, ähnlich gelagerten Streifen KUAN – DER UNERBITTLICHE RÄCHER sowie DER PIRAT VON SHANTUNG in Szene setzte, dabei die perfekte Balance aus räudiger Exploitation (da werden schon mal Gesichter mit dem Bunsenbrenner bearbeitet) und künstlerischem Anspruch (die Bildkompositionen besonders im Finale sind großartig). Ein paar wenige formale Schwächen (wie die manchmal etwas zu holprigen Musikübergänge) sind zu vernachlässigen, wird einem doch insgesamt kaum eine Verschnaufpause gegönnt.
Ist der Actionanteil ohnehin schon enorm, bäumt sich das Finale dann nochmal so richtig auf: Von Kopf bis Fuß überströmt mit Schweiß, Tränen und Lebenssaft wälzen sich die Kämpfer durch den Schlamm, in allerschönster Zeitlupen-Ästhetik zelebriert und zur überlebensgroßen Blut-Oper hochgezüchtet. Dass die verwendeten Stilmittel nicht selten an die späteren Meisterwerke John Woos erinnern, ist kein Zufall: Chang Cheh war einer seiner Lehrmeister, und den Einfluss merkt man deutlich. Somit ist DUELL OHNE GNADE ein sehr früher Vertreter des Heroic-Bloodshed-Genres, ein gekonnt durchkomponiertes, nur selten pausierendes Blutbad, das für alle Freunde hochstilisierter Gewaltästhetik ein wahres Freudenfest darstellen sollte.
Laufzeit: 105 Min. / Freigabe: ab 18