Japan 1967
Regie:
Noriaki Yuasa
Darsteller:
Kojiro Hongo,
Naoyuki Abe,
Kichijiri Ueda,
Reiko Kasahara,
Taro Marui,
Yukitaro Hotaru,
Yoshio Kitahara,
Akira Natsuki
Inhalt:
Von
der Menschheit bislang unentdeckt lebt ein gigantisches
fledermausähnliches Wesen im Inneren eines Vulkans nahe einem japanischen Dorfe. Als plötzlich ein geheimnisvolles grünes Licht aus
dem Berg dringt, wittert ein Sensationsreporter eine
verheißungsvolle Story. Mühsam kraxelt er den Berg hinauf und begegnet
dabei dem kleinen Eiichi [Naoyuki Abe], welcher sich hier bestens
auskennt und sich daher als Führer anbietet. Kaum angekommen, beginnt
das nun entdeckte Monster zu randalieren und verspeist zunächst den
sichtlich verblüfften Reporter, mit dessen Story es nun freilich Essig
ist. Bevor das monströse Untier auch den pausbäckigen Dreikäsehoch
verspachteln kann, bekommt es jedoch von der plötzlich ebenfalls sich
vor Ort befindenden fliegenden Riesenschildkröte Gamera eins gescheuert.
Auf Gameras Rücken reitet Eiichi zurück ins rettende Dorf und muss dort
im Anschluss allerhand Fragen betreffend des Monsters beantworten. Er
nennt das Ungetüm kurzerhand Gyaos – nach eigener Aussage wegen des
Schreis, den es ausgestoßen hat (vermutlich hat der Kleine etwas an den
Ohren, denn der Schrei klang nicht im Entferntesten wie Gyaos) – und hat schon bald ergründet, dass selbiges eine
Art Vampir zu sein scheint, nachtaktiv und nach Menschenblut dürstend.
Nun ist guter Rat teuer, denn selbst Gamera scheint gegen Gyaos nichts
ausrichten zu können, trollt sich die menschenfreundliche Flugkröte doch
nach unterlegener Schlacht von dannen. Aber die Experten haben, von Eiichi tatkräftig unterstützt, noch so einige tolle Ideen …
Kritik:
Kritik:
1954 entstand im japanischen Toho-Studio GODZILLA, ein offensichtlich vom amerikanischen Klassiker PANIK IN NEW YORK beeinflusster, düster gehaltener Monsterfilm, in welchem Tokio von
einer mutierten Riesenechse erst heimgesucht, dann plattgemacht wird. Der
Erfolg war dermaßen gewaltig, dass eine wahre Schwemme an Fortsetzungen
und Plagiaten über das Publikum hereinbrach und ein neues Genre schuf: Kaijū Eiga – den japanischen Monsterfilm. Im Gegensatz zu
westlichen Produktionen wurden die Riesenmonster dabei nicht etwa von
(damals) modernen Stop-Motion-Effekten zum Leben erweckt, sondern – da
weitaus kostensparender – von kostümierten Schauspielern verkörpert,
die sich durch Miniaturlandschaften bewegten. Im Westen aufgrund der
Durchschaubarkeit der Effekte oft belächelt, entwickelte das Verfahren
jedoch seinen ganz eigenen unverkennbaren Charme, der den eher
seelenlosen Tricks diverser US-Produktionen nicht selten deutlich
überlegen war.
War GODZILLA noch ein sehr humorloses Unterfangen, trieb die folgende Monsterwelle teilweise wahrlich sonderbarste Blüten, schien doch kaum eine Idee zu abstrus zu sein, um sie nicht in einem Kaijū Eiga verbraten zu können. Als eifrigster GODZILLA-Nachahmer erwies sich bald das mit Tōhō konkurrierende Daiei-Studio, welches sich bestimmt eine beträchtliche Zeit lang den Kopf darüber zerbrach, welche Art Monster man einer riesigen mutierten Echse als Rivale gegenüberstellen könnte. Schließlich entschied man sich für die naheliegendste Lösung: eine gigantische, fliegende Schildkröte mit Düsenantrieb, welche um die eigene Achse rotieren und Feuerbälle spucken kann – Gamera war geboren. 1965 fand Gameras erster Leinwandauftritt statt, und obwohl Dramaturgie, Handlung und Machart auf geradezu sträflich einfallslose Weise nahezu sämtliche GODZILLA-Elemente sklavisch wiederkäuten, war GAMERA das einzige Konkurrenzprodukt, das ebenfalls in Serie ging.
GAMERA GEGEN GAOS ist der dritte Leinwandauftritt des Riesenreptils und gleichzeitig der erste, der in Deutschland auch unter diesem Namen erschien (nachdem der erste hierzulande zunächst ignoriert und der unmittelbare Vorgänger zum GODZILLA-Film umsynchronisiert wurde). Kopierte man anfangs noch brav das GODZILLA-Konzept (erster Auftritt in Schwarzweiß, später Wandlung des Monsters zum Menschenfreund), war Teil 3 der erste Beitrag der Reihe, in welchem sich deren spätere Richtung bereits abzeichnete: So entwickelte sich GAMERA im Laufe der Zeit zur Kinderserie und schöpfte damit vor allem die Zuschauer ab, denen die GODZILLA-Reihe (trotz auch dort zunehmender Infantilität) immer noch zu düster und brutal erschienen. Daher rückten immer mehr die jugendlichen Darsteller in den Mittelpunkt des Geschehens, während die Erwachsenen sich nicht gerade mit Ruhm bekleckerten und sich von ihrem Nachwuchs mehr als einmal belehren lassen mussten. Sägten die vorlauten Gören freilich überwiegend an den Nerven des volljährigen Publikums, geriet GAMERA GEGEN GAOS in der Beziehung durchaus noch erträglich. Eiichi, gespielt von Naoyuki Abe, erscheint sogar vergleichsweise recht putzig, wenn er den stupiden Erwachsenen immer wieder die Welt erklären muss oder dem tölpeligen Sensationsreporter zu Beginn verbal vors Schienbein tritt. Auch die erwachsenen Darsteller erledigen ihre Arbeit angesichts der stussigen Handlung erstaunlich souverän, während die deutsche Synchronisation die Angelegenheit mal wieder etwas weniger ernst nahm und das Geschehen mit einigen lockeren Floskeln aufpeppte.
Gyaos (wer im deutschen Titel das ‚y‘ geklaut hat, wurde übrigens niemals aufgeklärt) ist zwar allzu offensichtlich nur eine Kopie RODANs (ebenso wie GODZILLA ein erfolgreiches Monster der Tōhō), aber im Vergleich zum Rest tatsächlich noch die originellste Idee der Macher: Das sich etwas ungelenk bewegende, aber recht knuffig gestaltete Ungeheuer erscheint als Mischung aus Flugsaurier, Urzeitvogel und Riesenfledermaus und erlebte 1995 mit GAMERA – GUARDIAN OF THE UNIVERSE sogar eine deutlich höher budgetierte Wiedergeburt. Nicht ohne Grund geriet Gyaos zu einem der beliebtesten Monster des GAMERA-Universums, das sich, im Gegensatz zu manch anderem Ungeheuer, sogar als verblüffend brutal erweist, wenn es sich, wie es blutgierige Riesenfledermäuse nun mal so tun, auf nächtlichem Beutezug seine bedauernswerten Opfer schnappt und lustvoll auf ihnen herumkaut, um sich an deren Blut gütlich zu tun.
Die Handlung geriet fraglos sehr dünn und ideenlos. Zweimal muss Gamera gegen Gyaos unterliegen, um schließlich beim letzten Kampf als Sieger hervorgehen zu dürfen (warum nicht gleich so?). Dazwischen vergeht jede Menge Zeit für ausgewalzte Beratungsszenen der menschlichen Protagonisten, deren infantile Dialoge einem häufiger mal die Schuhe ausziehen. Die eigentümlichen Maßnahmen der Militärs erweisen sich dann auch hintereinanderweg als völlig wirkungslos, was dem Spaßfaktor doch sehr zuträglich ist. Allein die glorreiche Idee, Gyaos auf eine riesige rotierende Scheibe zu locken, um ihn auf diese Weise so trieselig zu machen, dass er vor Morgengrauen nicht mehr rechtzeitig in seine Höhle zurückfindet, darf gut und gern mit schallendem Gelächter quittiert werden. Um die Handlung abermals weiter zu strecken, wird GAMERA GEGEN GAOS zwischen Monsterkarussells und vorlauten Kinderkommentaren auch noch sozialkritisch, als einige Dorfbewohner gegen den geplanten Straßenbau protestieren, um ihr Dorf zu retten. Mit ihrem ernsthaften Hintergrund in ziemlichem Gegensatz zum ansonsten eher kindgerecht aufbereiteten Geschehen stehend, entpuppt sich die sympathisch-naiv dargebotene Sozialkomponente am Ende jedoch als astreine Nullnummer, wenn sich das Problem quasi sang- und klanglos in Luft auflöst.
Regisseur Noriaki Yuasa inszenierte bereits den ersten GAMERA und war auch für die Nachfolger verantwortlich. Obwohl er später immer wieder betont haben soll, wie viel Herzblut er in die Regie der GAMERA-Filme gesteckt habe, wirkt diese doch ein wenig hüftsteif und frei von übertriebener Raffinesse. Tatsächlich erscheint GAMERA GEGEN GAOS etwas schwächer als der (nicht von Yuasa inszenierte) Vorgänger, obwohl die tapsige Unbeholfenheit der Macher fraglos etwas entwaffnend Liebenswürdiges hat. Die Effekte waren bei GAMERA (zumindest bis zur 1995er Neuauflage von Shûsuke Kaneko) immer ein paar Klassen unter der GODZILLA-Konkurrenz angesiedelt – GAMERA GEGEN GAOS bildet da keine Ausnahme. Die Kostüme sind deutlich fantasieloser, die Miniaturbauten auffallend billiger. Dennoch gelingen zumindest ein paar schöne Trickaufnahmen, wenn der kleine Eiichi auf Gameras Rücken reitet oder sich die beiden Ungetüme über dem Meer fliegend das Fell gerben.
GAMERA GEGEN GAOS ist am Ende das, was es ist: eine Veranstaltung für Fans von sich kloppenden Männern in Kostümen. Genre-Fremde wird man hier kaum rekrutieren können, dafür fehlt es an Gewitztheit und Einfallsreichtum. Monsterfreunden hingegen bietet der dritte GAMERA immer noch ausreichend launiges Entertainment mit angenehm prickelndem Kuriositätsfaktor.
Wie wird in den deutschen Kaijū-Eiga-Synchronfassungen doch immer so treffend gebellt?
„Ungeheuerlich!“
War GODZILLA noch ein sehr humorloses Unterfangen, trieb die folgende Monsterwelle teilweise wahrlich sonderbarste Blüten, schien doch kaum eine Idee zu abstrus zu sein, um sie nicht in einem Kaijū Eiga verbraten zu können. Als eifrigster GODZILLA-Nachahmer erwies sich bald das mit Tōhō konkurrierende Daiei-Studio, welches sich bestimmt eine beträchtliche Zeit lang den Kopf darüber zerbrach, welche Art Monster man einer riesigen mutierten Echse als Rivale gegenüberstellen könnte. Schließlich entschied man sich für die naheliegendste Lösung: eine gigantische, fliegende Schildkröte mit Düsenantrieb, welche um die eigene Achse rotieren und Feuerbälle spucken kann – Gamera war geboren. 1965 fand Gameras erster Leinwandauftritt statt, und obwohl Dramaturgie, Handlung und Machart auf geradezu sträflich einfallslose Weise nahezu sämtliche GODZILLA-Elemente sklavisch wiederkäuten, war GAMERA das einzige Konkurrenzprodukt, das ebenfalls in Serie ging.
GAMERA GEGEN GAOS ist der dritte Leinwandauftritt des Riesenreptils und gleichzeitig der erste, der in Deutschland auch unter diesem Namen erschien (nachdem der erste hierzulande zunächst ignoriert und der unmittelbare Vorgänger zum GODZILLA-Film umsynchronisiert wurde). Kopierte man anfangs noch brav das GODZILLA-Konzept (erster Auftritt in Schwarzweiß, später Wandlung des Monsters zum Menschenfreund), war Teil 3 der erste Beitrag der Reihe, in welchem sich deren spätere Richtung bereits abzeichnete: So entwickelte sich GAMERA im Laufe der Zeit zur Kinderserie und schöpfte damit vor allem die Zuschauer ab, denen die GODZILLA-Reihe (trotz auch dort zunehmender Infantilität) immer noch zu düster und brutal erschienen. Daher rückten immer mehr die jugendlichen Darsteller in den Mittelpunkt des Geschehens, während die Erwachsenen sich nicht gerade mit Ruhm bekleckerten und sich von ihrem Nachwuchs mehr als einmal belehren lassen mussten. Sägten die vorlauten Gören freilich überwiegend an den Nerven des volljährigen Publikums, geriet GAMERA GEGEN GAOS in der Beziehung durchaus noch erträglich. Eiichi, gespielt von Naoyuki Abe, erscheint sogar vergleichsweise recht putzig, wenn er den stupiden Erwachsenen immer wieder die Welt erklären muss oder dem tölpeligen Sensationsreporter zu Beginn verbal vors Schienbein tritt. Auch die erwachsenen Darsteller erledigen ihre Arbeit angesichts der stussigen Handlung erstaunlich souverän, während die deutsche Synchronisation die Angelegenheit mal wieder etwas weniger ernst nahm und das Geschehen mit einigen lockeren Floskeln aufpeppte.
Gyaos (wer im deutschen Titel das ‚y‘ geklaut hat, wurde übrigens niemals aufgeklärt) ist zwar allzu offensichtlich nur eine Kopie RODANs (ebenso wie GODZILLA ein erfolgreiches Monster der Tōhō), aber im Vergleich zum Rest tatsächlich noch die originellste Idee der Macher: Das sich etwas ungelenk bewegende, aber recht knuffig gestaltete Ungeheuer erscheint als Mischung aus Flugsaurier, Urzeitvogel und Riesenfledermaus und erlebte 1995 mit GAMERA – GUARDIAN OF THE UNIVERSE sogar eine deutlich höher budgetierte Wiedergeburt. Nicht ohne Grund geriet Gyaos zu einem der beliebtesten Monster des GAMERA-Universums, das sich, im Gegensatz zu manch anderem Ungeheuer, sogar als verblüffend brutal erweist, wenn es sich, wie es blutgierige Riesenfledermäuse nun mal so tun, auf nächtlichem Beutezug seine bedauernswerten Opfer schnappt und lustvoll auf ihnen herumkaut, um sich an deren Blut gütlich zu tun.
Die Handlung geriet fraglos sehr dünn und ideenlos. Zweimal muss Gamera gegen Gyaos unterliegen, um schließlich beim letzten Kampf als Sieger hervorgehen zu dürfen (warum nicht gleich so?). Dazwischen vergeht jede Menge Zeit für ausgewalzte Beratungsszenen der menschlichen Protagonisten, deren infantile Dialoge einem häufiger mal die Schuhe ausziehen. Die eigentümlichen Maßnahmen der Militärs erweisen sich dann auch hintereinanderweg als völlig wirkungslos, was dem Spaßfaktor doch sehr zuträglich ist. Allein die glorreiche Idee, Gyaos auf eine riesige rotierende Scheibe zu locken, um ihn auf diese Weise so trieselig zu machen, dass er vor Morgengrauen nicht mehr rechtzeitig in seine Höhle zurückfindet, darf gut und gern mit schallendem Gelächter quittiert werden. Um die Handlung abermals weiter zu strecken, wird GAMERA GEGEN GAOS zwischen Monsterkarussells und vorlauten Kinderkommentaren auch noch sozialkritisch, als einige Dorfbewohner gegen den geplanten Straßenbau protestieren, um ihr Dorf zu retten. Mit ihrem ernsthaften Hintergrund in ziemlichem Gegensatz zum ansonsten eher kindgerecht aufbereiteten Geschehen stehend, entpuppt sich die sympathisch-naiv dargebotene Sozialkomponente am Ende jedoch als astreine Nullnummer, wenn sich das Problem quasi sang- und klanglos in Luft auflöst.
Regisseur Noriaki Yuasa inszenierte bereits den ersten GAMERA und war auch für die Nachfolger verantwortlich. Obwohl er später immer wieder betont haben soll, wie viel Herzblut er in die Regie der GAMERA-Filme gesteckt habe, wirkt diese doch ein wenig hüftsteif und frei von übertriebener Raffinesse. Tatsächlich erscheint GAMERA GEGEN GAOS etwas schwächer als der (nicht von Yuasa inszenierte) Vorgänger, obwohl die tapsige Unbeholfenheit der Macher fraglos etwas entwaffnend Liebenswürdiges hat. Die Effekte waren bei GAMERA (zumindest bis zur 1995er Neuauflage von Shûsuke Kaneko) immer ein paar Klassen unter der GODZILLA-Konkurrenz angesiedelt – GAMERA GEGEN GAOS bildet da keine Ausnahme. Die Kostüme sind deutlich fantasieloser, die Miniaturbauten auffallend billiger. Dennoch gelingen zumindest ein paar schöne Trickaufnahmen, wenn der kleine Eiichi auf Gameras Rücken reitet oder sich die beiden Ungetüme über dem Meer fliegend das Fell gerben.
GAMERA GEGEN GAOS ist am Ende das, was es ist: eine Veranstaltung für Fans von sich kloppenden Männern in Kostümen. Genre-Fremde wird man hier kaum rekrutieren können, dafür fehlt es an Gewitztheit und Einfallsreichtum. Monsterfreunden hingegen bietet der dritte GAMERA immer noch ausreichend launiges Entertainment mit angenehm prickelndem Kuriositätsfaktor.
Wie wird in den deutschen Kaijū-Eiga-Synchronfassungen doch immer so treffend gebellt?
„Ungeheuerlich!“
Laufzeit: 89 Min. / Freigabe: ab 12