USA 1976
Regie:
Rene Daalder
Darsteller:
Derrel Maury,
Andrew Stevens,
Ray Underwood,
Robert Carradine,
Kimberly Beck,
Steve Bond,
Rex Steven Sikes,
Lani O'Grady
„Pass
dich an, dann geht’s dir hier gut.“
Inhalt:
David [Derrel Maury]
ist neu auf der Central High. Die Freude, seinen Jugendfreund Mark
[Andrew Stevens] wiederzutreffen, ist allerdings schnell verflogen,
gibt sich dieser doch seltsam reserviert. Aber auch viele weitere
Mitschüler verhalten sich merkwürdig, wirken unsicher und
verschüchtert. Bald wird David klar, was hier Sache ist: Die Central
High wird kontrolliert von der Gang des herrschsüchtigen Bruce [Ray
Underwood], die es bestens versteht, den Rest der Schülerschaft zu
schikanieren. Mark, mittlerweile selbst Mitglied dieser Terrorbande,
ist nun hin- und hergerissen zwischen Loyalität zur Gang und
Verbundenheit mit seinem alten Freund. Er rät David, sich ruhig zu
verhalten und die Machtverhältnisse nicht anzuzweifeln. Doch als
dieser sich die Freiheit herausnimmt, eine Vergewaltigung zu
verhindern, schlagen Bruce & Co. mit aller Härte zurück – David
landet im Krankenhaus. Sein Bein ist zwar gebrochen, nicht jedoch
sein Kampfgeist. Nach Entlassung wandelt sich das ehemalige Opfer zum
humpelnden Rachegespenst. In Folge erschüttern mehrere bizarre
Todesfälle die Central High – und die Gang um Bruce wird immer
kleiner und kleiner …
Kritik:
Kritik:
Die
Schulzeit wird auf der Leinwand meist arg verklärt dargestellt.
Glaubt man dem Kino, so scheint die Schule in erster Linie ein
heiterer Ort zu sein, mit lustigen Typen, attraktiven Frauen und
jeder Menge Spaß und Party. In der Realität allgegenwärtige Themen
wie Leistungsdruck, Gruppenzwang oder Mobbing hingegen werden in der
Regel ausgeklammert. Das vom gebürtigen Holländer Rene Daalder
geskriptete und inszenierte MASSAKER IN KLASSE 13 schickt sich an,
zumindest ein paar dieser Defizite auszugleichen. Seinem
martialischen Titel wird das Geschehen dennoch nicht gerecht,
weswegen begeisterte Blutbauern ihre Hosen auch gleich wieder
schließen dürfen. Auf knatternde Kettensägen, fliegende
Körperteile und jedwedes Gesudel hofft man hier vergebens.
Stattdessen wird man Zeuge eines mit sarkastischen Spitzen gewürzten
Sozialdramas im Jugend-/Teenie-Milieu, das mit ein paar (zum Teil
herrlich perfiden) Mordmomenten angereichert wurde. Die Methoden, die
Protagonist David anwendet, um seine Kontrahenten aus dem Weg zu
räumen, strapazieren zwar massiv die Glaubwürdigkeit, sind aber
gleichzeitig so wunderbar verschlagen, dass man sich eines breiten
Grinsens kaum erwehren kann. Der beherzte Sprung ins leere
Schwimmbecken ist sogar ein waschechter Brüller und gereicht jedem
Cartoon zur Ehre.
Trotz
Blutarmut und Verzicht auf ausgespielte Spannungsszenarien nimmt
MASSAKER IN KLASSE 13 dabei bereits einige Elemente des typischen
Teenie-Slashers vorweg, eines Genres, das erst wenige Jahre später
zu voller Blüte kommen und ganze Heerscharen mysteriöser Meuchler
auf die arme amerikanische Jugend loslassen sollte. Doch obwohl es
fraglos das Hauptanliegen gewesen dürfte, das Publikum mit ein paar
reißerischen Effekten zu unterhalten, ist das Skript doch clever
genug, einen weder weit hergeholten noch uninteressanten Blick auf
gesellschaftliche Phänomene zu werfen. So entwickeln sich die
Ereignisse nämlich doch ein wenig anders, als man es zunächst
erwarten würde, sind doch die vermeintlichen Hauptantagonisten
bereits nach relativ kurzer Dauer ausradiert. Bei der Mehrheit
vergleichbarer Werke läutet das in der Regel den Abspann ein. Hier
jedoch herrscht nun nicht etwa Friede, Freude, Eierkuchen. Die
einstigen Mobbingopfer genießen ihre neu gewonnene Freiheit so sehr,
dass sie arrogant werden und selbst damit beginnen, Schwächere in
ihrer Umgebung zu drangsalieren. Es beginnt ein Kampf um die neue
Vorherrschaft an der Schule. Eine neue Hackordnung entsteht, welche
der alten in nichts nachsteht. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
David sieht sich gezwungen, seinen Tötungsmarathon fortzusetzen –
eine Gewaltspirale also, die niemals enden kann.
Ebenso
wie die Machtverhältnisse sich verschieben, ändern sich damit
einhergehend auch die Sympathieträger. Hielt man anfangs noch
eindeutig zu David, der den Laden als einsamer Racheengel mal so
richtig durchputzte, schlägt man sich im weiteren Verlaufe plötzlich
auf die Seite von dessen Kumpel Mark, der zu Beginn noch so
verachtenswert mitläuferisch und feige blieb, während David sich
langsam, aber stetig zum Psychopathen entwickelt, der als eine Art
Mini-MacGyver mit Bombe im Gepäck und Trauma im Kopf zur größten
Gefahr wird. Der einstige Held wandelt sich somit zum Bösewicht.
Dieser kritische Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und
Eigenarten ist der eigentliche Clou der Erzählung. Ebenso wie in der
realen Welt gibt es auch hier keine eindeutig guten oder bösen
Menschen; alles bedingt sich und steht in Wechselwirkung zueinander.
Je nach Situation und Umstand können aus Opfern Täter werden, aus
Helden Schurken oder aus Feiglingen Lebensretter. Gut und Böse sind
also relativ. Böses gewaltsam ausmerzen zu wollen, wäre demnach
sinnlos. Zum einen, weil man sich damit selbst auf die böse Seite
begibt, zum anderen, weil bereits der nächste Schurke darauf wartet,
den freien Platz einzunehmen.
Solch
zart philosophische Sprengsel machen MASSAKER IN KLASSE 13 zwar
interessanter als den Durchschnitt, aber freilich noch lang nicht zum
gewieften Intellektuellenstück. Dafür ist die ganze Chose dann
doch eine Spur zu plump und auf Radau gebürstet. Die formalen und
inhaltlichen Schwächen des Werks sind zahlreich und kaum zu
übersehen. Das beginnt damit, dass die Gang um Bruce tatsächlich
ziemlich armselig ist und niemals so wirkt, als ginge von ihr eine ernsthafte Gefahr aus. Eigentlich ist es nicht mal
eine richtige Gang, sondern lediglich ein aus vier, fünf Leuten
bestehender Haufen reichlich ungezogener Rüpel, denen eine zünftige
Schelle bereits den Kompass richten könnte. Immer wieder wird zudem
erwähnt, dass Mark bei David aufgrund vergangener Ereignisse in der Schuld stünde, ohne dass jemals
erklärt würde, worin diese denn nun eigentlich besteht. Auch die
Inszenierung wirkt ein wenig eigentümlich-verschroben. Das beginnt
bereits beim Vorspann, in dem Protagonist David Strand und Straße
entlang joggt, musikalisch untermalt von einer Schnulze, die man eher
in einem Liebesdrama vermuten würde, und mehrfach unterbrochen von
kurzen Szenen, die erst im weiteren Verlaufe folgen werden
(Explosionen, Schlägereien, Gefummel am Kamin). Das ist schon eine
etwas seltsame Art und Weise der Eröffnung.
Die
größte Merkwürdigkeit allerdings besteht darin, dass hier außer
den (zumindest behauptet) jugendlichen Hauptfiguren niemand sonst zu
existieren scheint. Bei einer Schule als Schauplatz sollte man ja
meinen, dass ab und an mal ein Lehrkörper, Hausmeister oder sonst
irgendein erwachsenes Personal auftaucht. Aber das ist nicht der
Fall. Auf den Gängen tummeln sich ausschließlich Schüler, die
zudem immer Pause zu haben scheinen – man sieht keine einzige
Unterrichtsstunde (da es offensichtlich eben keine Lehrer gibt). In
Klassenzimmer, Schwimmbad oder Sporthalle beschäftigen sich die
Heranwachsenden stets allein und ohne Aufsicht. Nun mag man sich
einreden, Daalder wolle sich eben voll und ganz auf Konflikte und
Seelenleben seiner adoleszenten Hauptfiguren beschränken. Aber auch
außerhalb des Schultrakts scheint die Welt wie leergefegt. Wenn sich
die Jugendlichen im Park lümmeln, dann sind sie die einzigen
Menschen dort. Elternteile existieren ebenso wenig wie die Polizei,
die bei dieser extremen Anhäufung obskurer Todesfälle früher oder
später zwangsläufig auf den Plan treten müsste. Das wirkt auf
Dauer dermaßen absurd, dass es schon fast post-apokalyptisches Flair
verbreitet: MASSAKER IN KLASSE 13 scheint in einer Welt zu spielen,
in der alle Erwachsenen vom Erdball getilgt wurden. Wo bei MAD MAX &
Co. nur die Rockerbanden das infernale Feuer überlebt haben, waren
es hier eben die Pennäler.
Das
ändert sich erst im Finale, das aber nicht weniger abstrus anmutet. Wie aus heiterem Himmel findet hier nämlich ein Schulball statt, der
niemals zuvor angekündigt wurde, der aber dennoch plötzlich einfach
da ist und von dem auch alle zu wissen scheinen. 'Student Alumni
Prom' steht auf dem Plakat, tatsächlich aber erinnert die
Veranstaltung an Tanztee im Altenheim. So erstaunt man ist, hier mit
einem Male Figuren anzutreffen, die das 20. Lebensjahr überschritten
haben, desto erstaunter ist man, wenn einem klar wird, dass diese
alle um die 80 sind. Ohnehin ist bis zum Schluss auch überhaupt
nicht ersichtlich, wo man sich hier eigentlich die ganze Zeit befindet: Der
Originaltitel behauptet eine Highschool, die deutsche Synchronisation spricht von einem College (was de facto nicht das
Gleiche ist). Gebäudearchitektur (nebst angeschlossener
Riesen-Bibliothek) und Alter der Protagonisten lassen hingegen eher
auf eine Universität schließen (was einem College immerhin am
ähnlichsten wäre). Der deutsche Titel sorgt für zusätzliche
Verwirrung, denn eine Klasse 13 gibt es hier schlicht und ergreifend nicht
(ebenso wenig wie eine Klasse 12 oder gar 14). Es ist Fakt: MASSAKER
IN KLASSE 13 bleibt in vielerlei Hinsicht nebulös. Eindeutig allerdings
ist, dass das Treiben trotzdem tüchtig Stimmung in die Bude bringt.
Die Ereignisse sind durchgehend spannend, man erlaubt sich keine
Hänger und David beim Rabauken-Pauken zuzusehen, ist eine kleine
innere Freude. Das Klassenziel erreicht diese leicht obskur
angehauchte Mixtur aus Früh-Slasher, Selbstjustiz-Posse und
Jugend-Drama daher mit einer guten 3+. Setzen, weitermachen!
Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ab 18
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