USA 1991
Regie:
Mark L. Lester
Darsteller:
Dolph Lundgren,
Brandon Lee,
Cary-Hiroyuki Tagawa,
Tia Carrere,
Toshirô Obata,
Philip Tan,
Rodney Kageyama,
Roger Yuan
„Wenn die Waffe entsichert ist, ziel in die Richtung, wo du jemanden siehst, zieh den Abzug ganz durch und dann sind sie erledigt.“
(Naja, nicht ganz. Man muss ja auch noch treffen.)
Inhalt:
Detective Kenner [Dolph Lungren] heißt nicht nur so, sondern ist auch tatsächlich einer, nämlich der japanischen Kultur. Daher ist er prädestiniert dafür, das Yakuza-Kartell des skrupellosen Yoshida [Cary Hiroyuki-Tagawa] zu zerschlagen, der die USA mit einer neuen Droge überschwemmen will. Unterstützung bekommt er dabei von seinem neuen Partner Johnny Murata [Brandon Lee] – wobei die beiden erst merken, dass sie auf der gleichen Seite stehen, nachdem sie sich gegenseitig erst einmal zünftig verdroschen haben. Von da an weichen der harte Hund und sein asiatischstämmiger Kollege sich aber nicht mehr von der Seite. Und das ist auch gut so, denn ihr Gegner ist gnadenlos. Als Yoshida sich auch noch an die Nachtklub-Sängerin Minako [Tia Carrere] ranwanzt und diese daraufhin Schutz in Kenners starken Armen sucht, wird die Fehde beider Parteien doch sehr persönlich.
Kritik:
Von allen mimisch minderbegabten Action-Akteuren der 1980er (und teils noch 1990er) Jahre, wirkte der schwedischstämmige Hüne Dolph Lundgren aus recht unerfindlichen Gründen immer ein wenig sympathischer als der Rest. Nicht, dass seine Filme in irgendeiner Form besser gewesen wären als die der Konkurrenz, oh nein! Die waren oft sogar auffallend schlechter. Und sein Schauspiel war selbst für das nicht gerade durch darstellerische Glanzleistungen verwöhnte Randale-Genre deutlich unter Durchschnitt. Vielleicht lag es daran, dass Lundgren nie den Eindruck machte, höher hinaus zu wollen oder sich und sein Werk für wichtiger zu halten als es tatsächlich der Fall war. SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO darf in puncto Aufwand und Präsentation ohne schlechtes Gewissen zu den Höhepunkten seiner Karriere gezählt werden. Von einem großen Hollywood-Studio produziert, mit eminenten Finanzmitteln gepudert und mit dem damals seit der erfolgreichen Schwarzenegger-Schote COMMANDO als zuverlässig geltenden Mark L. Lester in der Regie, setzte man viel Vertrauen in die Zugkraft des ehemaligen Türstehers, der auf abenteuerlichen Umwegen zum Kino-Star wurde. Dass man ihm nicht allein das Feld überließ, sondern ihm stattdessen einen ebenbürtigen Partner zur Seite stellte, geschah vermutlich vornehmlich aus zwei Gründen: Zum einen, weil man dem beim Publikum beliebten Sub-Genre des Buddy-Movies noch ein paar Facetten abringen wollte, zum anderen, weil man sich einen Darsteller angelte, den man offensichtlich ebenfalls zum Massenliebling heranzüchten wollte: Brandon Lee [→ BORN HERO].
Der Sohn der Leinwand-Legende Bruce Lee war zu dem Zeitpunkt in Hongkong ebenfalls bereits eine Berühmtheit und da schlug Hollywood kurzerhand zu und verpasste ihm neben ihrem eigentlichen Zugpferd auch gleich die zweite Hauptrolle. Das funktionierte vor allem deswegen, weil die Prämisse der Story um die Konfrontation von Ost (Asien) und West (USA) herumkonzipiert wurde. Originell ist das freilich nicht, hatten amerikanische Produktionen doch schon längst die japanische Kultur für sich entdeckt und sie in actionorientierten Thrillern wie YAKUZA (1974), THE CHALLENGE (1982) oder BLACK RAIN (1989) als zwar faszinierenden, aber letzten Endes doch meist bedrohlichen Mythos hochstilisiert. Und auch in SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO wimmelt es nur so von asiatischen Schurken, die bei aller brutaler Gewaltanwendung einen verqueren Ehrenkodex pflegen und lauter für den Westler seltsame Dinge tun (die sich in erster Linie natürlich ein amerikanischer Drehbuchschreiber ausgedacht hat). Die Idee, ausgerechnet den von Dolph Lundgren [→ UNIVERSAL SOLDIER] verkörperten Detective Kenner zum Japan-Experten zu machen, während dessen neuer asiatischstämmiger Kollege diesbezüglich stets Fragezeichen in den Augen hat, war dabei vermutlich lustig gemeint, wirklich ausgespielt wurde dieser vermeintliche Trumpf allerdings an keiner Stelle.
Wie hier ohnehin so ziemlich jede Steilvorlage liegengelassen wurde, was SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO am Ende dümmer dastehen lässt, als es eigentlich hätte sein müssen. Fast wirkt es, als habe man einer Riege von Auftragsautoren ein paar Bausteine hingeworfen, die zwar bereits alles andere als originell waren, aus denen man aber dennoch versierte Unterhaltung hätte zimmern können. Doch die Halbherzigkeit, mit der manche Dinge umgesetzt wurden, lässt vermuten, dass man mit den meisten Elementen nicht allzu viel anzufangen wusste. Die Buddy-Movie-Spielkarte blieb fast vollkommen ungenutzt, vertragen sich Kenner und Murata doch quasi auf Anhieb gar prächtig. Die beiden müssen sich nicht erst zusammenraufen, und das, obwohl sie zu Beginn tatsächlich erst einmal zusammen raufen (also: miteinander!), aber das lediglich aufgrund eines Missverständnisses. Danach sind sie dann regelrecht ein Herz und eine Seele, Gegensätze existieren lediglich auf optischer Ebene, Reibereien zwischen beiden gibt es ebenso wenig wie schlagfertige Verbal-Akrobatik. Nun muss nicht jede Variante an große Vorbilder wie NUR 48 STUNDEN, LETHAL WEAPON oder RED HEAT herankommen, aber wenn tatsächlich so rein gar nichts geliefert wird (vor allem der fehlende Dialogwitz macht sich schmerzlich bemerkbar), dann hätte man sich die ungleiche Zweierkonstellation eigentlich auch ganz sparen können.
Freilich macht SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO dennoch Laune. Nicht in dem Maße, wie es möglich gewesen wäre, aber Freunde feuriger Action verzeihen ja so manches Defizit. Für das Erscheinungsjahr 1991 wirkt die Chose dabei erstaunlich altbacken, vor allem, wenn man sich klar macht, dass STIRB LANGSAM, der das Kino in diesem Bereich stilistisch wie inhaltlich nachhaltig veränderte, bereits satte 3 Jahre alt war und mit dem im selben Jahr entstandenen TERMINATOR II ein visueller Meilenstein geschaffen wurde. Diese Nummer hier ist hingegen noch tief und trotzig dem grobschlächtigen 1980er-Action-Kino verschrieben, mehr noch: Sie zelebriert es geradezu. Und zwar so intensiv, dass es in dieser Konzentration kurze Zeit später nur noch auf ironische Weise möglich gewesen wäre. Schon der Auftakt, in dem sich Lundgren im Tarzan-Modus in eine illegale Kampf-Arena schwingt, um dort den Teilnehmern mittels fliegender Kugeln ihre Rechte einzustanzen, stellt korrekt die Weichen. Lundgren wirkt weniger wie ein Cop als viel mehr wie ein Söldner, der völlig ungestraft Leichenberge hinterlässt und sich dafür zu keinem Zeitpunkt rechtfertigen muss. Selbst den eigentlich obligatorischen schimpfenden Vorgesetzten hat man sich hier gespart.
Ansonsten strotzt das Werk so leidenschaftlich vor Klischees, dass es sich stets am Rande der eigenen Karikatur bewegt. Da darf der fiese Obermotz natürlich nicht nur einfach ein fieser Obermotz sein, nein, er muss sich auch noch als Mörder von des Helden Eltern entpuppen. Als ob ihm Dolph ansonsten nicht ohnehin das Licht ausgepustet hätte. Hier dürfen Männer eben noch echte Männer sein, während die Damenwelt dazu verdammt ist, auf ihren starken Retter zu warten. Tia Carrere [→ WAYNE'S WORLD] wirkt in ihrer Rolle als vollkommen passiv agierende Nachtklub-Sängerin (was auch sonst?), die wirklich einzig und allein in der Handlung ist, um als attraktive Schutzbedürftige zu dienen, sogar kreuzunglücklich. Kein Wunder, denn eigentlich erweckt sie – vermutlich auch aufgrund ihrer späteren Power-Frau-Figuren - eher den Eindruck, die böse Brut zur Not auch im Alleingang zerlegen zu können. Dass man ihr zudem noch zwei Nacktszenen mit Lundgren ins Skript mogelte, obwohl zwischen den beiden wirklich nicht der Hauch einer Chemie bestand, war ihr dann offenkundig so unbequem, dass man dafür die wohl auffälligsten Körper-Double-Szenen aller Zeiten initiierte, bei der wirklich jeder Anflug von Sinneslust im Nirwana verpufft. Leidenschaftsloser wurde behauptete Leidenschaft wohl noch nie auf Zelluloid gebannt.
Dafür quillt – ebenfalls genretreu – mal wieder die Homoerotik aus allen Poren, wenn dem Dolph bereits im ersten Drittel das fesche Lederjäckchen von Leibe platzt (kein Wunder, das war auch viel zu eng) und er den Rest der Veranstaltung der Einfachheit halber gleich mit freiem Oberkörper absolviert. Wer diesen zwischendurch auch noch eingeölt hat, möchte man gar nicht wissen. Frau Carrere jedenfalls vermutlich eher nicht. Zusätzlich ausgestattet mit von Rambo geklautem Patronengürtel geht es schließlich in die finale Schlacht, die man strenggenommen auch schon nach 15 Minuten über die Bühne hätte bringen können, aber ganz so kurz wollte man sich dann wohl doch nicht fassen. Der Gewaltpegel ist dabei generell ziemlich hoch, Körper werden zerfetzt und zerquetscht, Köpfe und Arme abgeschlagen als sei das völlig normal. Schmerzhaft wirkt es trotzdem an keiner Stelle, denn durch die maßlose Übertreibung bekommt das Geschehen einen fast schon harmlosen Cartoon-Charakter – der noch durch solche Szenen gesteigert wird, in denen Dolph Lundgren einfach mal so über eine fahrende Limousine springt. Und wenn er sich am Ende noch (aus unbekannten Gründen) in eine reichlich improvisiert wirkende Samurai-Kluft wirft, wirkt er wie ein kleiner Junge, der voll Stolz sein selbst gebasteltes Faschingskostüm zur Schau trägt. Das erinnert doch stark an die erwachsenen Männer, die sich bei Regie-Kollege Godfrey Ho regelmäßig in Gardinen hüllten, um auf der Wiese ein bisschen Ninja zu spielen.
Spannend ist das alles nicht die Bohne, da man sich gar nicht die Mühe machte etwas anderes abzuliefern als vollen Rabatz aus allen Rohren. Aber als solcher funktioniert das natürlich schon ordentlich. In regelrechter Rekord-Kürze (gerade einmal 75 Minuten gönnte man sich, und selbst davon muss man ja noch den Vor- und Abspann abziehen) wird hier ein Macho-Klischee nach dem nächsten rausgeballert. Die Action ist reichlich, wenn auch in der Darbietung nicht unbedingt sensationell. Vor allem, wenn man das Ganze mit dem exzessiven Hongkong-Kino aus der Zeit vergleicht, wirkt diese Veranstaltung trotz glühender Schusswaffen, fliegender Fäuste und massenweise zerstörtem Mobiliar eher undynamisch und bisweilen ein wenig hüftsteif. Daran ändert auch Brandon Lee nichts, der zwar ein paar coole Kicks verteilt, aber von der brachialen Urgewalt seines Vaters meilenweit entfernt ist. Dafür punktet man mit schöner Optik, dichter Atmosphäre und unverhohlenem Mut zur Infantilität. Im Grunde ist SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO damit ein wenig wie sein eigener Hauptdarsteller: kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen, beizeiten etwas albern, niemals überragend … Aber am Ende dann doch halt irgendwie sympathisch.
Laufzeit: 75 Min. / Freigabe: ungeprüft
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