USA 1973
Regie:
Stephanie Rothman
Darsteller:
Ena Hartman,
Tom Selleck,
Sean Kenney,
Roger E. Mosley,
Barbara Leigh,
Don Marshall,
Phyllis Davis,
Marta Kristen
„Auf
einer Sträflingsinsel ohne Polizei und Gefangenenwärter bringen
sich zwei Gruppen lebenslänglich Verurteilter gegenseitig um.
Spekulation mit Sex und Sadismus.“
[Danke, Lexikon des
internationalen Films!]
Inhalt:
In
einer nicht näher bestimmten Zukunft des Jahres 1973 hat die
amerikanische Regierung die Todesstrafe endgültig abgeschafft.
Schwerverbrecher bleiben nun aber nicht etwa für den Rest ihrer Tage
im gemütlichen Café Viereck, sondern werden stattdessen auf einer
tropischen Insel vor der kalifornischen Küste ausgesetzt und dort
ihrem Schicksal überlassen. Aktueller Neuankömmling auf diesem
Terminal Island genannten Zuchteiland ist die resolute Carmen Simms
[Ena Hartman], die dort zunächst dem ehemaligen Arzt Dr. Milford
[Tom Selleck] begegnet, der sie über die örtlichen Verhältnisse
aufklärt: Die Macht hier gehört Bobby [Sean Kenney] und Monk [Roger
E. Mosley], zwei gewissenlosen Despoten, welche alle anwesenden
Frauen zu Liebesdienerinnen versklavt haben. Zudem müssen die Damen
tagtäglich körperliche Schwerstarbeit verrichten und werden auch
ansonsten verbal und körperlich misshandelt. Carmen will sich mit
dieser Situation nicht zufriedengeben. Tatsächlich gelingt ihr
gemeinsam mit Dr. Milford, den anderen Frauen und ein paar
Sympathisanten vorübergehend die Flucht. Doch dann fällt die
labile Bunny [Barbara Leigh] wieder in die Hände des Feindes, und
ein brutaler Kampf um die Vorherrschaft beginnt.
Kritik:
Sex,
Gewalt und Schwachsinns-Storys, umgesetzt für ein Budget, für das
seriöse Filmemacher sich nicht einmal die Schuhe anziehen würden – das ist der Stoff, aus dem Exploitationfilme sind. TERMINAL ISLAND,
1973 für das schäbige Einsaalkino in Bahnhofsnähe entstanden,
bietet all das und darf thematisch und inhaltlich geradezu als
Musterbeispiel des effektheischenden Schundfetzens gelten.
Sympathischerweise ist sich das Werk seines Status voll und ganz
bewusst und macht zeitweise ein unterschwelliges Spiel daraus. So beginnt
MÄNNER WIE TIGER, wie die Nummer in Deutschland getauft wurde, in
einem TV-Studio, in dem ein paar quotengeile Fernsehmacher gerade
beratschlagen, welchen Gewalttäter sie zwecks Zuschauergewinnung als
nächstes vor die Kamera zerren sollen. Natürlich dient dieser
Einstieg (der inhaltlich später nie wieder eine Rolle spielen wird)
auch dazu, über Sinn und Zweck der folgenden Ereignisse aufzuklären,
doch die vorgeschobene Kritik an der Sensationslüsternheit der
Medien ist durchaus selbstreflexiv. Die Masse verlangt nach
Attraktionen und Schauergeschichten, und dieses Verlangen muss eben
gestillt werden – da geht es den Redakteuren im Studio nicht anders
als den armen Filmschaffenden, die ihr Publikum auf ähnliche Weise
ködern müssen, damit am Ende hinlänglich die Kasse klingelt.
Nach
diesem zart ironischen Einsteig wechselt der Schauplatz zur
titelgebenden Insel, die bis zum Schluss auch nicht mehr verlassen
wird und fortan als durchaus attraktive Bühne für allerlei absurde
Aktionen dient. Dabei wird schnell klar, dass TERMINAL ISLAND (wie
viele Mitbewerber davor und danach) die geschürte Erwartungshaltung
nicht so wirklich befriedigen kann. Trotz recht geschmackloser
Prämisse bleibt die angekündigte Sex 'n' Crime-Orgie nämlich aus,
geht es auf der Sträflingsinsel doch im Großen und Ganzen eher
gemütlich, manchmal fast schon regelrecht gesittet zu. Gut, einmal
kommt es zu einer kleinen Rangelei bei der Essensausgabe (bei der
ansonsten aber auch brav angestanden wird wie sonst nur in der
Grundschulkantine), die mit Messer im Bauch endet, aber ansonsten
lebt man meist unbekümmert in den Tag hinein. Wenn man bedenkt, dass
man es hier, wie einem der Anfang ja weismachen will, mit dem
übelsten Abschaum der Gesellschaft zu haben soll, mit Männern und
Frauen, die ihr Leben aufgrund ihrer Taten eigentlich bereits
verwirkt haben, dann ist derlei sorgloser Schlendrian nicht unbedingt
das, was man erwartet hätte. Besonders bei der weiblichen
Belegschaft fragt man sich, ob die arglosen Damen jemals schon mal
etwas Schlimmeres angestellt haben als ne Minute zu lang im
Halteverbot zu stehen.
Die
eigentliche Brisanz TERMINAL ISLANDs besteht dann auch in der
Ausbeutung weiblicher Körper. Da auf der Insel akuter Frauenmangel
herrscht, werden die Frauen von oberster Stelle den Männern
zugeteilt, um deren regelmäßige Triebabfuhr zu gewährleisten. An
dieser Stelle allerdings versagt das (übrigens von einer Frau
inszenierte) Licht- und Lustspiel überwiegend. Natürlich nahm man
das Thema zum Anlass, hin und wieder etwas nackte Haut
unterzubringen, aber weder wird es genügend voyeuristisch
ausgeschlachtet, noch nutzte man die Gelegenheit zur
Gesellschaftskritik, obwohl durchaus Ansätze vorhanden sind: Als die
neue Gefangene Carmen Simms (so etwas wie die Hauptperson in diesem
Stück) auf der Insel landet und sich den Verhältnissen nicht ohne
Weiteres anpassen will, wird sie zunächst ausgerechnet von den
restlichen Frauen dafür verachtet und sogar bedroht. Das Aufreißen
einer etablierten Struktur erweist sich oft als unmöglich, wenn sich
diese als Selbstverständlichkeit in den Köpfen der Menschen
festgesetzt hat. Selbst Opfer ungerechter Systeme bleiben dann lieber
bei bekannten Verhältnissen und nehmen Einmischung und Veränderung
als Bedrohung wahr. Das ist einer der Gründe, warum die Sklaverei so
lange Zeit möglich war oder manche Menschen sich immer wieder zurück
in die Arme ihres gewalttätigen Lebenspartners begeben, obwohl sie es nicht müssten.
Aus
diesem interessanten psychologischen und gesellschaftlichen Phänomen
wird hier aber rein gar nichts gemacht. Denn obwohl das schwache
Geschlecht hier Liebesdienste leisten muss, tagsüber zwecks
Feldarbeit vor den Pflug gespannt wird und ab und zu auch mal ganz
gemein Wasser ins Gesicht gespritzt bekommt, bleibt ein tatsächliches
Trauma aus, und die Damen wirken am Ende des Tages auch nicht
gestresster als die Karin von der Bäckerei. Ihre letztendliche
Flucht aus dem Lager bleibt daher inhaltlich auch völlig unmotiviert
und karikiert sich am Ende vor allem dadurch selbst, dass sie sich
einer neuen Truppe anschließen, die im Grunde genau das gleiche mit
ihnen macht – wenn auch auf freiwilliger Basis. Was folgt, ist im
Wesentlichen ein Gerangel darum, welcher Partei denn nun eigentlich
die Frauen gehören, was als vermeintlich großer Befreiungskampf in
Szene gesetzt wird. Die anfänglich eingeführte Quasi-Hauptrolle der
Carmen Simms wird dabei vom Drehbuch auf halber Strecke beinahe
vergessen, bevor sie am Ende dann doch wieder aus dem Hut gezaubert
wird. Das Finale ist ganz hübsch gemacht, mit viel Feuer, Krawall und
toten Körpern – wobei letztere deutlich weniger wären, würde
nicht ein Charakter nach dem anderen bereitwillig vor des Feindes Flinten laufen. Auffällig ist dabei, dass TERMINAL ISLAND trotz
allem eine doch sehr feministische Botschaft an den Mann (haha!)
bringt, denn die weiblichen Figuren sind den männlichen am Ende
betreffend Herz, Hirn und Heldentum doch deutlich überlegen.
MÄNNER
WIE TIGER verschenkt durchaus Potenzial, gefällt auf anspruchslose
Weise jedoch als Sparstrumpf-Version späterer Großproduktionen wie
FLUCHT AUS ABSOLOM. Seine schönsten Momente
sind freilich die, in denen er dezent sein eigenes Genre persifliert: Wenn die Neuankömmlinge nach Anlieferung per Motorboot erst noch in
akribischer Bürokratie die Kopie ihres Einlieferungsbescheides
unterschreiben müssen, was die Absurdität der ganzen Prämisse noch mal
zusätzlich in die Höhe treibt, dann wird der auf niedere
Instinkte abzielende Marktschreier fast zum doppelbödigen Metafilm.
Bedauerlich, dass man es offenbar verschwitzte, ironische Kommentare
auch darauf unterzubringen, dass die Frauen hier selbst nach
tagelanger Flucht durch Dschungel und Gestein immer noch aussehen wie frisch aus dem Ei gepellt. Und dass auf dieser Insel genügend
Klamotten zum Wechseln vorhanden sind, darf auch bezweifelt werden.
Riechen möchte man an den Protagonisten jedenfalls nicht.
Laufzeit: 88 Min. / Freigabe: ab 18
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