Eigene Forschungen

Mittwoch, 18. Juli 2012

STREET QUEEN & KILLER


UNDEFEATABLE
Hongkong, USA 1993

Regie:
Godfrey Ho

Darsteller:
Cynthia Rothrock,
Don Niam,
John Miller,
Donna Jason,
Sunny David,
Richary Yuen,
Gerald Klein,
Emille Davazac



Als ich diesen Blog eröffnet habe, habe ich den Begrüßungspost mit „Willkommen im Reich der Schmerzen“ betitelt. Das war nicht einfach nur so dahergesagt! Denn vieles von dem, was hier zukünftig besprochen werden wird, wird richtig weh tun. Wie zum Beispiel dieses Cynthia-Rothrock-Vehikel von 1993.

Für UNDEFEATABLE gibt es eigentlich nur zwei mögliche Zuschauerreaktionen: Entweder man langweilt oder man lacht sich tot! Andere Maßstäbe kann man an das, was Regisseur Godfrey Ho hier fabriziert hat, kaum mehr anlegen. Aber mal ehrlich: Wer auf dem Gebiet des Trashfilms auch nur halbwegs bewandert ist und trotzdem immer noch nicht mitgekriegt hat, dass man beim Namen Godfrey Ho jederzeit mit allerübelstem Filmschund rechnen muss, dem ist nicht mehr zu helfen. Immerhin ist der Mann vor allem dafür bekannt, gemeinsam mit Busenkumpel Joseph Lai aus aufgekauften Resten nie fertiggestellter Billigfilme mittels zusätzlich nachgedrehter Szenen Ninja-Filme im Dutzend zu produzieren. Im Vorspann von UNDEFEATABLE versteckt er sich zwar hinter seinem Pseudonym Godfrey Hall, nutzt aber nix: Du bist enttarnt, Schurke!

Dabei ist UNDEFEATABLE sogar noch eine der konsistenteren Ho-Filme. Denn hier haben wir es mal ausnahmsweise nicht mit unzusammenhängendem Flickwerk, sondern tatsächlich mit einem durchgehend unter Hos Regie entstandenen Werk zu tun. Anfang der 1990er Jahre zog es Meister Ninjatrash nämlich in die USA, um dort mit Cynthia Rothrock, die sich in der Vergangenheit durch ihr Mitwirken in zahlreichen Actionfilmen aus Hongkong einen soliden Starruhm unter Martial-Arts-Fans erprügelt hatte, deren Karriere sich aber mittlerweile auf dem absteigenden Ast befand, ein paar günstig budgetierte Streifen herunterzukurbeln. Anscheinend lief der Kram in manchen Ländern sogar im Kino, aber hauptsächlich dürften Ho und seine Geldgeber mit diesen Projekten den internationalen Videothekenmarkt im Visier gehabt haben. UNDEFEATABLE stellt in diesem Kanon von etwa einem halben Dutzend Filmen eine Besonderheit dar. Nicht etwa, weil er besser wäre als der Rest, sondern im Gegenteil: UNDEFEATABLE ist der mieseste von allen. Das fängt schon bei der abstrusen Geschichte an.

Inhalt:

Die Ehefrau von Rüpel-Gatte Stingray (Don Niam) hat von dessen ewigen Eifersüchteleien und damit verbundenen Ausfällen häuslicher Gewalt endgültig die Schnauze voll und macht sich mit ihrem Lover vom Acker. Das tut Stingrays ohnehin labiler Psyche gar nicht gut. Fortan zieht der muskelbepackte Hühne von Rachegelüsten erfüllt durch die Stadt, fantasiert bei jeder rothaarige Frau mit Blümchenmuster-Kleid, die ihm zufällig über den Weg läuft (und das sind erstaunlich viele), das sei seine Olle, und bringt die Mädels sowie deren männliche Anhänge reihenweise brutalst um die Ecke. Im Zuge der Ermittlungen muss sich Cop Nick (John Miller) mit der Straßenkämpferin Kristy (Cynthia Rothrock) zusammenraufen, deren Schwester Stingray ebenfalls auf dem Gewissen hat. Die beiden haben an dem durchgeknallten Killer eine unerwartet hohle … äääh harte Nuss zu knacken.

Kritik:

Ist einem diese Möchtegern-Geschichte noch nicht blöd genug, setzen dem Ganzen die Darsteller dann die Krone auf. Während Cynthia Rothrock ihre Standardrolle als Ass-Kicking-Babe gewohnt routiniert abspult, liefern sich ihre Kollegen Don Niam und John Miller ein dermaßen abgefahrenes Duell im Extreme-Overacting, dass die Glotze qualmt. Insbesondere Don Niam als frauenmordender Psycho stiert so unglaublich panne vor sich hin, dass man jede Sekunde damit rechnet, ihm flögen gleich selbst die Augäpfel aus der Schlägervisage. Noch dazu trägt der Mann eine Fönmatte auf der Fontanelle spazieren, die sogar in den mode- und frisurtechnisch bekanntlich völlig schmerzbefreiten 80ern gegen die Genfer Konventionen verstoßen haben dürfte. Ähnlich furchterregend ist wohl nur Jerry Trimbles Igelmatte-des-Grauens in dem Jet-Li-Klopper THE MASTER. Wenn Niam sich dann seine überquellende Lockenpracht auch noch mit roter Sprühfarbe im Streifenhörnchen-Look garniert (Ehrlich, ich spinn hier nicht nur rum! It really happens!!), kann die Friseurmeister-Innung endgültig einpacken.

John Miller schwimmt, betrachtet man seine darstellerischen Fähigkeiten, in ebenso trüben Gewässern. Zwar ist seine Frisur etwas sehnervschonender, aber beim wilden Herumgrimmassieren steht er Vokuhila-Donny in nichts nach. Wobei er hier als guter Cop sogar noch halbwegs erträglich ist. Als Oberbösewicht in BLOOD & HONOR (DVD-Titel: KAMPF UM DIE EHRE) ist auch er dann schließlich in einer Darsteller-Liga angekommen, für die die goldene Himbeere in etwa den Stellenwert eines Oscars hat.

Die weiteren Knallchargen, die dieses schnell hingerotze Videothekenfutter bevölkern, sind dann allesamt so blass und ihre Rollen so unwichtig, dass sie keiner weiteren Erwähnung wert sind.

Tja, und was geht actionmäßig so ab? Gekloppert wird reichlich, aber meist in einer Qualitätsklasse, die vermuten lässt, dass der Kampfchoreograph seinen Job als Kneipenschläger im Rotlichtviertel gelernt hat. Nicht umsonst ist UNDEFEATABLE auf Youtube bereits in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen … mit der „Best fight scene of all times“ (Achtung, Spoiler! Die nachfolgende Szene stammt aus dem Showdown Don Niam vs. John Miller!):


Ich denke, die Ironie im Titel des Videos wird mehr als deutlich, oder? ;-)

Zu dem ganzen bisher aufgeführten Käse addiere man eine einfallslose Kameraführung, schrammelnde Synthesizer-Mucke, gegen die die Soundkarte eines C64 klingt wie die Wiener Philharmoniker, und eine fahrige Regie, wie man sie von Godfrey Ho nicht anders gewohnt ist. Das muss schnell gehen, das muss billig gehen. Da wird der erste Take ins Kopierwerk geschickt und sei er auch noch so grandios in die Hose gegangen. Ed Wood wäre stolz gewesen.

Die deutsche DVD aus dem Hause MiG, erschienen in der Eastern-Sensation-Reihe, wie immer neu betitelt (DIE UNBESIEGBARE) und unter einem von MiGs unzähligen Tochter-Labels vermarktet, rangiert auf besserem Videokassetten-Niveau, sprich genau dem Medium, für das der Film, wie oben erwähnt, wohl ursprünglich produziert worden sein dürfte. Die als Bonus enthaltene alternative Hongkong-Fassung (im Übrigen wie schon bei BLOOD & HONOR ein komplett anderer Film, wobei die US-Version die eigentliche Originalfassung darstellt) ist dann nochmal einige Tacken schlechter. Deutscher und englischer Originalton sind vorhanden. Die HK-Fassung liegt in kantonesischer Synchro mit fest eingebrannten englischen Untertiteln vor. Weitere Extras sind eine Reihe von Trailern zu weiteren Filmen mit Cynthia Rothrock. Ein Wendecover ohne FSK-Logo ist vorhanden. Apropos FSK-Logo: Die Scheibe ist im Gegensatz zur deutschen Videoveröffentlichung komplett ungeschnitten. Wobei mich das angesichts der auf dem Cover angegebenen FSK-Freigabe und der Tatsache, dass die DVD überall im stationären wie im Verandhandel zu haben ist, sehr wundert, denn soweit mir bekannt steht das unter dem Titel STREET QUEEN & KILLER erschienene Tape nach wie vor auf dem Index. Da dachte wohl jemand, dass das keiner merkt, solange man dem Film einfach einen komplett anderen Titel verpasst.

Klingt jetzt alles so, als wäre der Film der letzte Rotz, von dem man partout die Grabschepfötchen lassen sollte, oder? Im Grunde genommen ist er auch genau das. Aber wie ich zu Anfang sagte: Entweder man langweilt oder man lacht sich tot. UNDEFEATABLE gehört eindeutig in die Kategorie „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“. Mit ein paar Kumpels und reichlich Bier ist dieser Film eine Lachgranate vor dem Herrn. Wer ein Faible für bodenlosen Trash hat, liegt hier richtig. Alle anderen sollten diesen Film meiden wie der Teufel das Weihwasser … oder wie Killermatten-Donny den Friseurbesuch.

Laufzeit: 91 Min. / Freigabe: ungeprüft

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