Japan, USA 1968
Regie:
Kinji Fukasaku
Darsteller:
Robert Horton,
Richard Jaeckel,
Luciana Paluzzi,
Bud Widom,
Ted Gunther,
David Yorston,
Robert Dunham,
Gary Randolf
„Es schleimte mich voll!“
[Dr. Peter Venkman, GHOSTBUSTERS]
Inhalt:
Die Zukunft: Ein Asteroid befindet sich auf Kollisionskurs mit der Erde. In aller Eile wird ein Spezial-Team zusammengestellt. Mission: Landung auf dem fliegenden Findling, Installierung diverser Sprengsätze, Zündung derselben und dadurch: Rettung des blauen Planeten. Unter der Leitung Jack Rankins' [Robert Horton], der mit Kommandeur Vince Elliott [Richard Jaeckel] im Clinch um die hübsche Stationsärztin Lisa Benson [Luciana Paluzzi] liegt, landet das Team und kann – wenn auch nicht frei von Komplikationen – dem steinigen Unruhestifter tatsächlich den Garaus machen. Jubilierend kehrt man zur Raumstation Gamma 3 zurück – doch die Freude ist verfrüht: Unbemerkt hat das Team ein seltsames grünes Gallert vom Asteroiden auf die Raumstation verschleppt. Dieser vermehrt sich nicht nur rasend schnell, sondern verwandelt sich schließlich auch noch in eine Heerschar schleimiger Monster, die schon bald mittels funkensprühenden Tentakelarmen Stationsmitglieder zu Tode rösten. Als mehrere Versuche, die garstigen Gäste zu vernichten, scheitern, sieht man nur noch eine einzige Möglichkeit: Die Sprengung der gesamten Raumstation.
Kritik:
Am Anfang war RAUMSCHIFF ALPHA. Der 1965 in italienischen Gefilden entstandenen entwaffnend naiven Zukunftsvision folgten bis 1967 noch drei Weiterdichtungen, die sich stets den Schauplatz teilten: die Raumstation Gamma 1. Wo eine Gamma 1 ist, da kann eine Gamma 3 nicht weit sein, dachten sich im Anschluss ein paar findige Produzenten und schickten daher nach eigentlichem Ende der Saga noch einen weiteren Ableger ins Rennen um die Publikumsgunst. Das bisher bewährte Team um Regisseur Antonio Margheriti durfte nun allerdings verschnaufen: MONSTER AUS DEM ALL (wie der unverhoffte Nachklapp in Deutschland nur mäßig originell getauft wurde) entstand unter rein japanischer Ägide – wobei man sich freilich redlich Mühe gab, die asiatische Herkunft zu verschleiern. So präsentierte man dem Publikum eine fast ausschließlich amerikanische Besetzung, die statt in üblicher japanischer Übertreibung in Sachen Dialog und Gestik in gesittetem westlichen Ernst agiert – was die phasenweise sehr unsinnige Handlung noch unsinniger und die albernen Monsterkreaturen noch alberner wirken lässt. Denn die nicht ungeschickt aufgebaute Spannungsatmosphäre verpufft völlig, wenn die Titelhelden, die aus grünem Schleim geborenen Monster aus dem All, erstmals unzensiert und in voller Pracht die Leinwand füllen: watschelnde Riesen-Stachelbeeren mit Zyklopenaugen und unkontrolliert herumflatternden Fangarmen, dazu ein cochlea-strapazierender Quietsche-Sound gleich einer Pinguinhorde auf LSD – unmöglich ernstzunehmen und nicht mal im Ansatz in irgendeiner Form furchteinflößend.
Doch ebenso wie die mit bierernster Miene operierende Darsteller-Riege scherte sich auch die Regie null um das kaum zu leugnende Komik-Potential ihrer albernen All-Stars und inszenierte mit geschraubter Sorgfalt und großer Geste, was den Spaß-Regler nochmals zusätzlich nach oben schiebt. Als weiterer Frohsinns-Verstärker fungiert dazu die denkbar unfuturistische Ausstattung bestehend aus klobigen Oma-Telefonen samt Ringelschnur, klassischen Wohnzimmeruhren als Zeitanzeige und ungeschlachten Strahlenkanonen, wie man sie aus jeder gut sortierten Spielwarenabteilung kennt. Dass auch die durchs Weltall (sprich: vor einer mit vielen weißen Pünktchen bemalten schwarzen Tapete) fliegenden Raumschiffe und die restlichen Bauten sehr simpel gestaltet und als Modelle sofort erkennbar sind, ist natürlich Ehrensache und gehört quasi zum guten Ton. Nervenkitzel bleibt bei so viel ins Gesicht springender Künstlichkeit freilich völlig auf der Strecke; die artifiziellen und meist nur notdürftig ausgestatteten Studio-Kulissen lassen selbst bei gutem Willen niemals die Illusion zu, die Figuren befänden sich tatsächlich hilflos in den Weiten des Weltraums. Dass diese oft auch noch bemerkenswert blöd handeln und nicht selten grundlos ihr Leben riskieren oder ihr Kollegium in Gefahr bringen, macht es nicht besser.
Ohnehin hapert es inhaltlich gewaltig. Das immerhin vierköpfige Autorenkollektiv bekleckerte sich nicht gerade mit Ruhm und nach wahrlich flottem Beginn (der immerhin den 30 Jahre später entstandenen Blockbuster ARMAGGEDDON vorwegnahm) ist die Luft auch schon ziemlich schnell wieder raus aus der Nummer. Folgt man zunächst noch zwar routinierten, aber nichtsdestotrotz effektiven Erzähl-Regeln, gewürzt mit ein paar gut gelungenen Horror-Elementen (wie gerösteten Soldaten und verunstalteten Leichen), tritt die Handlung spätestens nach dem ersten großen Auftritt der todbringenden Tentakel-Tierchen bedenklich auf der Stelle und konstruiert kontinuierlich eigene Widersprüche und zwielichtige Hinhalte-Taktiken. Obwohl den Charakteren schnell klar wird, dass die bewährten Strahlenkanonen zur Verteidigung unwirksam sind, werden sie dennoch ebenso verbissen wie erfolglos weitergenutzt. Und anstatt Gamma 3 einfach zu verlassen, brüten die All-Chargen immer neue, immer kompliziertere Pläne aus, um die fiesen Viecher zu besiegen (freilich funktioniert kein einziger davon), kurven auf ihrem trägen Transport-Fahrzeug endlos durch die engen Gänge der Raumstation, bis sie endlich zu dem Schluss gelangen, dass es das Klügste sei, selbige einfach zum Absturz zu bringen und in der Atmosphäre verglühen zu lassen. Warum nicht gleich so …!? Das zu Beginn mit heißer Nadel eingeflochtene Liebesdreieck zwischen Jack, Vince und Lisa wird dabei urplötzlich bedeutungslos und war offenbar nur dazu da, um Seriengesicht Robert Horton (diente bereits unter Alfred Hitchcock in DIE 39 STUFEN), der sich hier einen lachhaften Hahnenkampf mit Schauspiel-Kollege Richard Jaeckel [→ U 4000 – PANIK UNTER DEM OZEAN] liefert, die Gelegenheit zu geben, ein paar Macho-Sprüche rauszuhauen. Grund für das Testosteron-Trommelfeuer ist die Anwesenheit Luciana Paluzzis [→ DER MAFIABOSS – SIE TÖTEN WIE SCHAKALE], die hier etwas verloren wirkt, deren Mitwirkung aber immerhin das letzte verbleibende Zugeständnis an die italienischen Wurzeln des Stoffes ist.
THE GREEN SLIME (nein, der originale Titel ist auch nicht origineller als der deutsche!) ist eine herzerquickend kindsköpfige Weltraum-Wundertüte, deren Infantilität betreffend Geschichte und Gestaltung in fettem Widerspruch zur von der Regie behaupteten Seriosität steht. Wenn dann noch zu endlos schmissigen Beats das Tanzbein geschwungen wird, ist jedwede Science-Fiction-Behauptung obsolet – dies ist eindeutig nicht die ferne Zukunft, dies sind die tiefsten 60er Jahre in voller Mode und Marotte. Regisseur Kinji Fukasaku inszenierte später mit STERNENKRIEG IM WELTALL noch einen echten Kracher. Von dessen unbändiger Radau-Qualität ist dieser recht behäbige All-Ausflug zwar noch ein paar Lichtjahre entfernt, doch wer sich gute 90 Minuten lang in altmodisch-amüsantem Kosmos-Kokolores suhlen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Das erste Highlight passiert übrigens bereits nach wenigen Minuten und ist rein akustischer Natur: Unmittelbar nach Verkündung des drohenden Weltuntergangs erklingt eine geradezu unverschämt gut gelaunte Titelmusik und lädt auf unwiderstehliche Weise zum Mitschwingen ein. Eine fröhlichere Art, die Apokalypse einzuleiten, ist eigentlich kaum vorstellbar.
Laufzeit: 90 Min. / Freigabe: ab 16
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen