China 2014
Regie:
Teddy Chan
Darsteller:
Donnie Yen,
Wang Bao-Qiang,
Charlie Yeung,
Michelle Bai,
Alex Fong,
Fan Siu-Wong,
Xing Yu,
David
Chiang
Inhalt:
Hongkong:
Ein Mann kommt zerschlagen und blutverschmiert auf ein Polizeirevier.
„Was ist Ihnen zugestoßen?“, fragt der schockierte Beamte. „Ich
heiße Hahou Mo“, antwortet der Mann. „Ich habe jemanden getötet.“
Drei
Jahre später: Auf der Salisbury Road wird ein zerschmetterter Körper
gefunden. Die Untersuchung ergibt, dass nicht etwa ein Autounfall
Grund für die Verletzungen des Mannes gewesen ist, wie zunächst
angenommen, sondern er vermutlich mit bloßen Händen getötet wurde.
Hahou Mo [Donnie Yen] erfährt im Gefängnis von dem Fall und zitiert
die ermittelnde Polizistin Luk Yuen-Sum [Charlie Yeung] herbei (wofür
er allerdings erst noch 17 Mithäftlingen das Fell gerben muss). Er
behauptet zu wissen, wie der Killer tickt und bietet seine Hilfe an.
Luk nimmt ihn nicht ernst und will wieder gehen, da ruft ihr Hahou
sieben Namen hinterher. „Einer von diesen Männern wird das nächste
Opfer sein“, behauptet er. Die Recherchen ergeben, dass jeder der
Männer ein meisterlicher
Kung-Fu-Kämpfer ist – ebenso wie Hahou Mo, der früher
Kampfkunst-Trainer im Staatsdienst war. Als sich dessen Prophezeiung
erfüllt und tatsächlich einer der genannten Männer ebenfalls
getötet wird, wird Hahou aus seiner Zelle geholt und zum Berater
ernannt. Seine Theorie: Der Killer will die Männer der Reihe nach in
ihren Königsdisziplinen besiegen, um selbst der größte aller
Meister zu werden. Die Reihenfolge der Morde richtet sich nach einer
uralten Kung-Fu-Philosophie. Doch nach und nach kommen Luk Zweifel,
ob Hahou nicht tatsächlich ein bisschen mehr weiß, als er zugibt.
Kritik:
Obwohl
die Blütezeit des Martial-Arts-Films mit Beginn des neuen
Jahrtausends eigentlich schon längst vorbei war, sträubte sich die
Hongkonger Filmindustrie vehement gegen die nachlassende Nachfrage an
ihrem Steckenpferd und produzierte eifrig und verbissen weiter. Der
im Jahre 2014 von Regisseur Teddy Chan auf den Weg gebrachte KUNG FU
KILLER versteht sich daher fast schon trotzig als Hommage an die
goldene Ära des Kung-Fu-Kinos, wimmelt nur so von Gastauftritten
altehrwürdiger Recken und klopft im Abspann mit Nachdruck dem
gesamten Genre gehörig auf die Schulter. So richtig bewusst, dass
man es hier mit einer ehrfurchtzollenden Respektsbekundung zu hat,
wird es einem allerdings auch erst an dieser Stelle, vorher war davon
nämlich eher wenig bis gar nichts zu spüren. Das Skript von Ho
Leung Lau [→ THREE KINGDOMS] und Tin Shu Mak [→ 14 BLADES]
durchbricht nämlich die festgefahrenen Formeln des Genres und geriet
inhaltlich eher experimentell. So kreuzte man den bewährten
brachialen Schlagabtausch hier mit den Motiven des amerikanischen
Psycho-Thrillers vom Schlage eines DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER und
ersann eine zwar recht abstruse, auf ihre Art und Weise aber schon
irgendwie funktionierende Geschichte, in dem Wang Bao-Qiang als eine
Art Kung-Fuffalo-Bill scheinbar wahllos Leute per Kampfkunst
hinrichtet, während der einzige, der ihn davon abhalten könnte, der
ehemalige Trainer Hahou Mo, Kung-Funnibal-Lecter quasi, im
Gefängnis schmort.
Verkörpert
wird letzterer von Donnie Yen [→ SPECIAL ID], der als einer der
letzten großen Stars nach der Jahrtausendwende als imposantes
Aushängeschild der Knochenbrecher-Kategorie herangezüchtet wurde
und somit seinen zweiten Filmfrühling erleben durfte. Sein Hahou Mo
ist dann – trotz Knastaufenthalts – auch alles andere als ein
böser Junge, obwohl er den Tod eines anderes Menschen zu
verantworten hat (wobei sich das Drehbuch irgendwie nicht so recht
entscheiden kann, was und wie und warum überhaupt). Seine
Reumütigkeit ist dann auch fast schon etwas zu viel des Guten, immer
wieder wird auf seine Musterknaben-Attitüde hingewiesen und nachdem
er in einer aufsehenerregenden Sequenz gezwungenermaßen 17
Mithäftlinge vermöbeln musste, besteht er im Anschluss darauf, dass
jeder dieser Männer als Entschädigung eine Schachtel Zigaretten zur
Wiedergutmachung erhält (Jesus persönlich könnte kaum barmherziger
sein). Dass man so viel Aufwand daran verschwendete, Hahou als
eigentlich edlen Menschen zu präsentieren, lag gewiss einerseits
daran, dass man um Yens Saubermann-Image besorgt war, andererseits
sicherlich auch an diversen Auflagen von ganz oben, immerhin sind
Hongkongs Filmschaffende seit der Rückgabe der ehemaligen Kolonie an
China in ein enges moralisches Korsett gezwungen.
Donnie
Yens oberste Direktive ist es hier dann auch, den Ruf des Kung Fu
wieder reinzuwaschen, immerhin wird die an sich gute Kampfkunst von einem brutalen Sadisten schändlich missbraucht. Wer besagter Killer ist,
wird dann auch relativ schnell aus dem Sack gelassen. KUNG FU KILLER
ist kein Mitratekrimi, sondern beschränkt sich auf das hitzige Katz-
und Maus-Spiel zweier Parteien. Wang Bao-Qiang [→ LITTLE BIG
SOLDIER] figuriert den Martial-Arts-Mörder mit Namen Fung Yu Sau als
ziemliches Psychopathen-Klischee, als verkrüppelten
Klumpfußbesitzer, der, zusätzlich traumatisiert vom tragischen Tode
seiner besseren Hälfte, seine Minderwertigkeitskomplexe dadurch
bekämpft, dass er wie bessessen in allen möglichen Disziplinen
trainiert und tötet, bis er zu einer Art unbesiegbarem
Comic-Schurken herangereift ist. So realitätsfern das auch ist, in
dieser von Kampfkunst-Ideologie aufgeheizten Welt erscheint das
plausibel genug und ist zudem Teil bereits erwähnter Huldigung an
das Wesen des Kung-Fu-Films. Die Story stolpert mittig ein wenig, dem
Skript fällt eine zeitlang nicht mehr ein, als Fung immer wieder in
Tötungsaktion zu zeigen, bevor Hahou und Luk zu spät am Tatort
eintreffen und sich darüber austauschen, was als nächstes getan
werden muss. Wirklich langweilig wird es dank dennoch flottem Tempo
jedoch nie, zumal Regisseur Teddy Chan (der mit Donnie Yen auch schon
das großartige Historienepos BODYGUARDS AND ASSASSINS realisierte)
sein Handwerk versteht und die in die Handlung gestreuten Kampfszenen
von Donnie Yen selbst höchst effektiv in Szene gesetzt wurden.
Ausgemachte
Martial-Arts-Fans mögen dann eventuell auch ein wenig vergrätzt
dreinblicken, denn tatsächlichen Schlagabtausch gibt es
verhältnismäßig selten zu bestaunen. KUNG FU KILLER gehorcht in
erster Linie den Regeln eines klassischen Thrillers amerikanischen
Zuschnitts, der thematisch mit Kung-Fu-Weisheiten verknüpft wurde
und nur ab und an von Kampfsequenzen unterbrochen wird. Donnie Yen
wird erst im Finale so richtig von der Kette gelassen, legt dafür
dann aber auch richtig los und liefert sich mit seinem Gegner, dezent
unterstützt von Drahtseilen und Digitaleffekten, eine grandiose
Entscheidungsschlacht auf einer viel befahrenen Autobahn zwischen und
unter in Hochgeschwindigkeit heranpreschenden PKW und Lastwagen, was
im Action-Segment ordentlich Kastanien aus dem Feuer holt. Wer den
etwas ungewöhnlichen Mischmasch nicht scheut, erlebt somit einen
kompetent gefertigten Action-Psycho-Thriller mit hervoragender
Kameraarbeit und erstklassigen Kampfszenen, der einen vom effektiven
Vorspann (der gewiss nicht nur zufällig an den von SIEBEN erinnert)
bis zum draufgängerischen Finale hochklassig unterhalten kann. Als
Genre-Hommage ist die Thematik zwar eher seltsam gewählt, da hier eben
gerade nicht bewährte Schablonen genutzt werden, dafür macht Insidern das
Ausspähen mehr oder minder bekannter Gesichter in kurzen Nebenrollen
(u. a. David Chiang und Tony Leung) durchaus Freude, während man zwischendurch immer wieder
Ausschnitte aus alten Jackie-Chan- und
sonstigen Kung-Fu-Schinken auf Fernsehbildschirmen erhaschen kann (dass Jackie Chan dafür sogar im
Abspann erwähnt wird, ist natürlich wiederum etwas übertrieben). Ein Killer ist das nicht, aber ein überaus passabler Zeitvertreib, den man sich ohne Reue geben kann.
Länge: 96 Min. / Freigabe: ab 16
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