China 2012
Regie:
Jackie Chan
Darsteller:
Jackie Chan,
Zhang Lanxin,
Kwon Sang-Woo,
Liao Fan,
Yao Xingtong,
Laura Weissbecker,
Oliver Platt,
Vincent Sze
Inhalt:
Jackie Chan, genannt 'Der
asiatische Falke', befindet sich stets auf der Suche nach verloren
geglaubten oder gestohlenen Artefakten. Als er den Auftrag des
schwerreichen Kunstsammlers Lawrence Morgan [Oliver Platt] annimmt,
zwölf im Krieg geraubte Statuen wiederzubeschaffen, ist das Beginn
einer gefährlichen Reise rund um den Globus. Neben seinem Team,
bestehend aus Bonnie [Zhang Lanxin], Simon [Kwon Sang-Woo] und David
[Liao Fan], begleiten ihn auf seiner Suche schließlich auch die
engagierte Archäologin Coco [Yao Xingtong] sowie die französische
Großerbin Catherine [Laura Weissbecker], deren Vorfahren einst in
den Raub involviert waren. Nach turbulenten Ereignissen zu Lande, zu
Wasser und in der Luft trifft man sich schließlich zum Showdown in der
unterirdischen Festung von Morgans Sohn Michael [Vincent Sze], wo
sich Jackie zunächst dem gegnerischen Schatzsucher Vulture [Alaa
Safi] stellen muss.
Kritik:
Jackie Chan ist wohl einer
der bekanntesten chinesischen Darsteller der Welt – ein Ruf, den
sich der eifrige Kämpfer seit Beginn seiner Leinwandkarriere hart
erarbeiten musste. Zunächst hauptsächlich als Statist unterwegs,
wurden seine überragenden Kampfkünste schon bald erkannt, weshalb
man nach dem plötzlichen Tode von Martial-Arts-Ikone Bruce Lee
versuchte, ihn zu dessen Nachfolger heranzuzüchten. Wirklicher Erfolg allerdings stellte sich erst ein, nachdem Chan etwas damals
völlig Neues entwickelte und in den folgenden Jahren immer weiter
perfektionierte: Seine originelle Kombination aus klassischem Kung Fu
á la Bruce Lee und turbulentem Slapstick á la Buster Keaton machte
ihn international zum Star, erst in historischen Kostümkloppern wie
DRUNKEN MASTER, später dann in modernen Großstadtreißern wie
POLICE STORY. Im Laufe der Zeit zementierte Chan immer weiter seinen
Status als der Mann, der all seine halsbrecherischen Stunts selbst
ausführt und für jeden neuen Film dem Tod ins Auge blickt.
Als eine der beliebtesten
von Jackie Chan verkörperten Figuren gilt der ‚Asiatische Falke‘,
eine Art chinesischer 'Indiana Bond' mit Gauner-Attitüde, der sich
seine Brötchen durch aufwändig geplante und ausgeführte Raubzüge
verdient und sich regelmäßig auf weltumspannende Artefakt-Suche
begibt. Nach DER RECHTE ARM DER GÖTTER (1986) und MISSION ADLER
(1990) ist CHINESE ZODIAC der dritte Teil der ARMOUR OF GOD-Saga, für
welchen Chan den populären Charakter nach fast 20 Jahren Pause noch
einmal reanimierte. Dieses hatte gewiss mehrere Gründe. Ein nicht
unwesentlicher dürfte gewesen sein, dass Chan in gehobenerem Alter
viele (vor allem westliche) Fans vergraulte, indem er sich nach der
Rückgabe Hongkongs an China wiederholt als Befürworter der
kommunistischen Regierung aussprach und seine Filme immer wieder auch
als Bühne für entsprechende Propaganda nutzte. Das kostete ihm
weltweit viele Sympathien, so dass eine Flucht in vergangene Erfolge
als durchaus sinnvoller Schritt erschien.
Freilich war das nicht ohne
Risiko, gilt doch gerade MISSION ADLER, der zweite Teil der Reihe und
somit unmittelbarer Vorläufer CHINESE ZODIACs, völlig zurecht als
einer der besten Jackie-Chan-Filme überhaupt, der wie kaum ein
anderer artistische Akrobatik und infantile Albernheiten mit dem
Flair des großen Abenteuers kreuzte und es blendend verstand, durch
perfekt getimte Situationskomik das Publikumszwerchfell im
Minutentakt zur Erschütterung zu bringen. Ein schwieriges Erbe also,
das es anzutreten galt. Chan besaß inzwischen so viel Einfluss,
dass er es sich nicht nehmen ließ, das ambitionierte Projekt quasi im Alleingang zu stemmen und
so ziemlich alle wichtigen und weniger wichtigen Positionen einzunehmen: Hauptrolle sowieso, dazu Drehbuch, Regie, Produktion,
Titelsong, Beleuchtung, Art Direction, Unit Production Manager,
Catering Coordinator und vermutlich auch Klorollenverteiler.
CHINESE ZODIAC erweist sich
letztendlich als durchaus stimmige Fortsetzung, die in Sachen
Storytelling und Dramaturgie ganz den bewährten Erfolgsformeln
gehorcht. Beginnend mit einer halsbrecherischen Verfolgung im
Roller-Blade-Ganzkörperkondom, welche nahtlos an die ähnlich
übertriebenen Eröffnungssequenzen der Vorgänger anschließt,
erhält Jackie (hier durchgehend pseudocool 'JC' gerufen) von seinem
Mentor Jonathan noch während seiner Flucht bereits den nächsten
Auftrag. Es folgt eine Jagd zunächst nach diversen
Kunstgegenständen, später auch nach einem verschwundenen Schiff
durch verschiedene Länder und Kontinente, die in ihrer Mischung aus
entfesselter Action und arglosem Geblödel gut 105 Minuten
erfrischenden Eskapismus bieten kann. Wo MISSION ADLER allerdings bei
gleichem Konzept zu wahren Lachstürmen hinriss, langt es bei CHINESE
ZODIAC gerade mal noch zu dem einen oder anderen Schmunzler, zumal
die leichtfüßige Fröhlichkeit der Originale hier einen etwas
zwanghaft bemühten Eindruck macht.
Dennoch ist es ein
Vergnügen, Jackie Chan ein weiteres Mal in seiner klassischen Rolle
zu erleben, der hier mit seinen fast 60 Jahren auch immer noch
respektabel agil rüberkommt. Und wenn 'JC' und sein Team auf einer
exotischen Insel schließlich von einer Handvoll depperter Piraten
mit Raketenwerfer und Maschinenpistole überfallen werden, kommen
beim Fan gar wohlige Erinnerungen an selige SUPERFIGHTER-Zeiten auf.
Dass die Inselszenen zudem offenbar komplett im Studio entstanden
sind, unterstreicht noch zusätzlich den kindlich-unbedarften
Charakter CHINESE ZODIACs, dem selbst die lausigen CGI-Effekte nichts
Gravierendes anhaben können. Ohnehin gab man sich sichtliche Mühe,
der Produktion zu einem realitätsfernen Look zu verhelfen, indem man
bestimmte Farben massiv übersättigte. Das Ergebnis ist eine der
Wirklichkeit entrückte bonbonbunte Comic-Welt, die an das
begeisterungsfähige Kind im Manne appelliert.
Fraglos: Die Unschuld
vergangener Tage ist ein wenig verloren gegangen, nicht nur, weil all
die altmodischen Elemente auf teilweise allzu penetrant ins Bild
gerückten High-Tech-Schnickschnack treffen. Jackie Chan wirkt hier
ein wenig wie ein chinesischer Otto Waalkes, der es auch im
Rentenalter nicht lassen kann, den Pausenclown zu geben und so tut,
als wären in der Zwischenzeit lediglich 3 und nicht 30 Jahre
vergangen. Was einst frisch und munter wirkte, erscheint mittlerweile
wie ein trotziges Aufbäumen gegen den schwelenden Zahn der Zeit. Und
trotzdem sieht man ihm gern dabei zu, zumal sich Chan auch deutlich
besser gehalten hat als Waalkes und die Kampfchoreographien, wenn
auch nicht mehr so zahlreich vorhanden, so doch zumindest einmal mehr
exzellent in Szene gesetzt wurden.
Ein wenig überladen wirkt
CHINESE ZODIAC aufgrund der zahlreichen Nebenfiguren, die das
Szenario bevölkern, zumal ihnen kaum irgendwelche Konturen
zugestanden werden. So hat Jackie Chan hier ein Team an seiner Seite,
das einem weder vorgestellt wird, noch im weiteren Verlauf Eindruck
hinterlassen kann. Für Amüsement hingegen sorgt die weibliche
Begleitung, drückt man Chan hier doch getreu der Serie abermals zwei
reizende junge Damen aufs Auge, die sich die gesamte Reise über
kabbeln und Faxen machen dürfen. Zwar funktioniert das nicht halb so
gut wie noch in MISSION ADLER, für eine Extraportion gute Laune
sorgt es allerdings trotzdem. Als Bonus gibt es noch zwei minimale
Gastauftritte von Shu Qi [→ UNDER CONTROL] und Daniel Wu [→ IN 80
TAGEN UM DIE WELT], während der amerikanische Schauspieler Oliver
Platt [→ FLATLINERS] in der Rolle des zwielichtigen Kunstsammlers
Morgan für die internationale Note sorgen darf.
Muss sie sich dem übergroßen
direkten Vorgänger auch eindeutig geschlagen geben, so befindet sich
die späte Wiederbelebung immerhin mit dem noch etwas ungelenken
ersten ARMOUR OF GOD-Teil so ziemlich auf Augenhöhe. Zwar geriet das
luftige Finale im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig zu abgehoben
und warum nebenbei auch immer mal wieder die Eheprobleme des Teams
eine Rolle spielen müssen, wird wohl auch ein
Geheimnis bleiben. Doch Jackie Chan erscheint trotz fortgeschrittenen
Alters immer noch unermüdlich hyperaktiv und sorgt mit CHINESE
ZODIAC für sympathischen Fan-Service vor und hinter der Kamera. Ein starker Arm der Götter ist das nicht mehr. Aber zumindest noch ein nettes Händeschütteln.
Laufzeit: 105 Min. / Freigabe: ab 12
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