Eigene Forschungen

Samstag, 19. April 2014

ARMOUR OF GOD - CHINESE ZODIAC


SHI ER SHENG XIAO
China 2012

Regie:
Jackie Chan

Darsteller:
Jackie Chan,
Zhang Lanxin,
Kwon Sang-Woo,
Liao Fan,
Yao Xingtong,
Laura Weissbecker,
Oliver Platt,
Vincent Sze



Inhalt:

Jackie Chan, genannt 'Der asiatische Falke', befindet sich stets auf der Suche nach verloren geglaubten oder gestohlenen Artefakten. Als er den Auftrag des schwerreichen Kunstsammlers Lawrence Morgan [Oliver Platt] annimmt, zwölf im Krieg geraubte Statuen wiederzubeschaffen, ist das Beginn einer gefährlichen Reise rund um den Globus. Neben seinem Team, bestehend aus Bonnie [Zhang Lanxin], Simon [Kwon Sang-Woo] und David [Liao Fan], begleiten ihn auf seiner Suche schließlich auch die engagierte Archäologin Coco [Yao Xingtong] sowie die französische Großerbin Catherine [Laura Weissbecker], deren Vorfahren einst in den Raub involviert waren. Nach turbulenten Ereignissen zu Lande, zu Wasser und in der Luft trifft man sich schließlich zum Showdown in der unterirdischen Festung von Morgans Sohn Michael [Vincent Sze], wo sich Jackie zunächst dem gegnerischen Schatzsucher Vulture [Alaa Safi] stellen muss.

Kritik:

Jackie Chan ist wohl einer der bekanntesten chinesischen Darsteller der Welt – ein Ruf, den sich der eifrige Kämpfer seit Beginn seiner Leinwandkarriere hart erarbeiten musste. Zunächst hauptsächlich als Statist unterwegs, wurden seine überragenden Kampfkünste schon bald erkannt, weshalb man nach dem plötzlichen Tode von Martial-Arts-Ikone Bruce Lee versuchte, ihn zu dessen Nachfolger heranzuzüchten. Wirklicher Erfolg allerdings stellte sich erst ein, nachdem Chan etwas damals völlig Neues entwickelte und in den folgenden Jahren immer weiter perfektionierte: Seine originelle Kombination aus klassischem Kung Fu á la Bruce Lee und turbulentem Slapstick á la Buster Keaton machte ihn international zum Star, erst in historischen Kostümkloppern wie DRUNKEN MASTER, später dann in modernen Großstadtreißern wie POLICE STORY. Im Laufe der Zeit zementierte Chan immer weiter seinen Status als der Mann, der all seine halsbrecherischen Stunts selbst ausführt und für jeden neuen Film dem Tod ins Auge blickt.

Als eine der beliebtesten von Jackie Chan verkörperten Figuren gilt der ‚Asiatische Falke‘, eine Art chinesischer 'Indiana Bond' mit Gauner-Attitüde, der sich seine Brötchen durch aufwändig geplante und ausgeführte Raubzüge verdient und sich regelmäßig auf weltumspannende Artefakt-Suche begibt. Nach DER RECHTE ARM DER GÖTTER (1986) und MISSION ADLER (1990) ist CHINESE ZODIAC der dritte Teil der ARMOUR OF GOD-Saga, für welchen Chan den populären Charakter nach fast 20 Jahren Pause noch einmal reanimierte. Dieses hatte gewiss mehrere Gründe. Ein nicht unwesentlicher dürfte gewesen sein, dass Chan in gehobenerem Alter viele (vor allem westliche) Fans vergraulte, indem er sich nach der Rückgabe Hongkongs an China wiederholt als Befürworter der kommunistischen Regierung aussprach und seine Filme immer wieder auch als Bühne für entsprechende Propaganda nutzte. Das kostete ihm weltweit viele Sympathien, so dass eine Flucht in vergangene Erfolge als durchaus sinnvoller Schritt erschien.

Freilich war das nicht ohne Risiko, gilt doch gerade MISSION ADLER, der zweite Teil der Reihe und somit unmittelbarer Vorläufer CHINESE ZODIACs, völlig zurecht als einer der besten Jackie-Chan-Filme überhaupt, der wie kaum ein anderer artistische Akrobatik und infantile Albernheiten mit dem Flair des großen Abenteuers kreuzte und es blendend verstand, durch perfekt getimte Situationskomik das Publikumszwerchfell im Minutentakt zur Erschütterung zu bringen. Ein schwieriges Erbe also, das es anzutreten galt. Chan besaß inzwischen so viel Einfluss, dass er es sich nicht nehmen ließ, das ambitionierte Projekt quasi im Alleingang zu stemmen und so ziemlich alle wichtigen und weniger wichtigen Positionen einzunehmen: Hauptrolle sowieso, dazu Drehbuch, Regie, Produktion, Titelsong, Beleuchtung, Art Direction, Unit Production Manager, Catering Coordinator und vermutlich auch Klorollenverteiler.

CHINESE ZODIAC erweist sich letztendlich als durchaus stimmige Fortsetzung, die in Sachen Storytelling und Dramaturgie ganz den bewährten Erfolgsformeln gehorcht. Beginnend mit einer halsbrecherischen Verfolgung im Roller-Blade-Ganzkörperkondom, welche nahtlos an die ähnlich übertriebenen Eröffnungssequenzen der Vorgänger anschließt, erhält Jackie (hier durchgehend pseudocool 'JC' gerufen) von seinem Mentor Jonathan noch während seiner Flucht bereits den nächsten Auftrag. Es folgt eine Jagd zunächst nach diversen Kunstgegenständen, später auch nach einem verschwundenen Schiff durch verschiedene Länder und Kontinente, die in ihrer Mischung aus entfesselter Action und arglosem Geblödel gut 105 Minuten erfrischenden Eskapismus bieten kann. Wo MISSION ADLER allerdings bei gleichem Konzept zu wahren Lachstürmen hinriss, langt es bei CHINESE ZODIAC gerade mal noch zu dem einen oder anderen Schmunzler, zumal die leichtfüßige Fröhlichkeit der Originale hier einen etwas zwanghaft bemühten Eindruck macht.

Dennoch ist es ein Vergnügen, Jackie Chan ein weiteres Mal in seiner klassischen Rolle zu erleben, der hier mit seinen fast 60 Jahren auch immer noch respektabel agil rüberkommt. Und wenn 'JC' und sein Team auf einer exotischen Insel schließlich von einer Handvoll depperter Piraten mit Raketenwerfer und Maschinenpistole überfallen werden, kommen beim Fan gar wohlige Erinnerungen an selige SUPERFIGHTER-Zeiten auf. Dass die Inselszenen zudem offenbar komplett im Studio entstanden sind, unterstreicht noch zusätzlich den kindlich-unbedarften Charakter CHINESE ZODIACs, dem selbst die lausigen CGI-Effekte nichts Gravierendes anhaben können. Ohnehin gab man sich sichtliche Mühe, der Produktion zu einem realitätsfernen Look zu verhelfen, indem man bestimmte Farben massiv übersättigte. Das Ergebnis ist eine der Wirklichkeit entrückte bonbonbunte Comic-Welt, die an das begeisterungsfähige Kind im Manne appelliert.

Fraglos: Die Unschuld vergangener Tage ist ein wenig verloren gegangen, nicht nur, weil all die altmodischen Elemente auf teilweise allzu penetrant ins Bild gerückten High-Tech-Schnickschnack treffen. Jackie Chan wirkt hier ein wenig wie ein chinesischer Otto Waalkes, der es auch im Rentenalter nicht lassen kann, den Pausenclown zu geben und so tut, als wären in der Zwischenzeit lediglich 3 und nicht 30 Jahre vergangen. Was einst frisch und munter wirkte, erscheint mittlerweile wie ein trotziges Aufbäumen gegen den schwelenden Zahn der Zeit. Und trotzdem sieht man ihm gern dabei zu, zumal sich Chan auch deutlich besser gehalten hat als Waalkes und die Kampfchoreographien, wenn auch nicht mehr so zahlreich vorhanden, so doch zumindest einmal mehr exzellent in Szene gesetzt wurden.

Ein wenig überladen wirkt CHINESE ZODIAC aufgrund der zahlreichen Nebenfiguren, die das Szenario bevölkern, zumal ihnen kaum irgendwelche Konturen zugestanden werden. So hat Jackie Chan hier ein Team an seiner Seite, das einem weder vorgestellt wird, noch im weiteren Verlauf Eindruck hinterlassen kann. Für Amüsement hingegen sorgt die weibliche Begleitung, drückt man Chan hier doch getreu der Serie abermals zwei reizende junge Damen aufs Auge, die sich die gesamte Reise über kabbeln und Faxen machen dürfen. Zwar funktioniert das nicht halb so gut wie noch in MISSION ADLER, für eine Extraportion gute Laune sorgt es allerdings trotzdem. Als Bonus gibt es noch zwei minimale Gastauftritte von Shu Qi [→ UNDER CONTROL] und Daniel Wu [→ IN 80 TAGEN UM DIE WELT], während der amerikanische Schauspieler Oliver Platt [→ FLATLINERS] in der Rolle des zwielichtigen Kunstsammlers Morgan für die internationale Note sorgen darf.

Muss sie sich dem übergroßen direkten Vorgänger auch eindeutig geschlagen geben, so befindet sich die späte Wiederbelebung immerhin mit dem noch etwas ungelenken ersten ARMOUR OF GOD-Teil so ziemlich auf Augenhöhe. Zwar geriet das luftige Finale im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig zu abgehoben und warum nebenbei auch immer mal wieder die Eheprobleme des Teams eine Rolle spielen müssen, wird wohl auch ein Geheimnis bleiben. Doch Jackie Chan erscheint trotz fortgeschrittenen Alters immer noch unermüdlich hyperaktiv und sorgt mit CHINESE ZODIAC für sympathischen Fan-Service vor und hinter der Kamera. Ein starker Arm der Götter ist das nicht mehr. Aber zumindest noch ein nettes Händeschütteln.

Laufzeit: 105 Min. / Freigabe: ab 12

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