Philippinen, USA 1983
Regie:
Cirio H. Santiago
Darsteller:
Steve Sandor,
Andrea Savio,
William Ostrander,
Julie Gray,
Monique St. Pierre,
Mike Lane,
Jon Harris,
Ken Metcalfe
„Der
letzte Krieg brach aus Versehen aus. Wessen Schuld es war, weiß
niemand. Und für die Überlebenden hatte diese Frage auch keinen
Sinn mehr. Durch den atomaren Holocaust hatte die Menschheit sich
selbst vernichtet. Die Städte waren ausradiert, das Ackerland
verseucht, die Welt war eine Wüste. Unfruchtbares Ödland war alles,
was geblieben war – ein verbrannter, aus dem natürlichen
Gleichgewicht geratener Planet.“
Wenn
etwas so anfängt, ist klar: Die Welt hatte mal wieder einen Knall.
Einen ziemlich großen sogar, und übriggeblieben sind einmal mehr
lediglich Steinbrüche, Sandbuggys und die Besucher des letzten
Motörhead-Konzerts. Keine Frage: STRYKER ist ein lupenreines MAD MAX II-Plagiat, wie es sie nach dem Erfolg der australischen Endzeit-Oper
wie Sand in der Wüste gab. Die Story könnte daher ebenso gut von
jedem anderen dieser Epigonen stammen:
Inhalt:
Die
Menschheit hat sich per Atomkrieg überwiegend selbst vernichtet.
Unter den Überlebenden ist ein Kampf um die letzten Wasserreserven
ausgebrochen. Der schurkische Kardis [Mike Lane] hat es mit brutaler
Gewalt geschafft, sich einen Großteil des Flüssigguts zu sichern,
was ihm einiges an Macht beschert. Doch es gibt eine geheime
unterirdische Quelle, die von einem Stamm attraktiver Amazonen
gehütet wird. Die junge Delha [Andrea Savio] ist dem Stamm abtrünnig
geworden und wird prompt von Kardis Schergen überfallen, die ihr an
Wasser und Wäsche wollen. Zum Glück stiefeln gleich zwei wackere
Einzelkämpfer vorbei, um sie sachkundig rauszuhauen: Stryker [Steve
Sandor] und Bandit [William Ostrander], die sich im Anschluss ohne
viel Federlesens zum Duo firmieren. Es dauert noch ein paar
Rettungsaktionen und Verfolgungsjagden, bis sich zwei Parteien,
Amazonen-Kollektiv und Widerstandskämpfer (zu denen schließlich
auch Stryker und Bandit gehören), zusammenraufen, um gegen den
Tyrannen aufzubegehren.
Kritik:
Nichts
Neues also in den Kiesgruben der Philippinen! Zugutehalten muss man
STRYKER, dass er immerhin eine der ersten von zahlreichen
Billig-Repliken des 1981er Action-Meilensteins war, die neben von den
Philippinen vornehmlich aus Italien kamen und immer wieder neue und
dabei eigentlich doch gleiche Einzelkämpfer in die Wüste schickten. Auch war es die erste von B-Film-Ikone
Cirio H. Santiago, der es sich nicht nehmen ließ, in den Folgejahren
noch 6 weitere Beiträge ähnlicher bis gleicher Couleur ins Kino
respektive Videothekenregal zu bringen. Inhaltlich war man hier fast
sträflich innovationslos und übernahm Thema und Inhalt nahezu 1:1,
man tauschte lediglich das wertvolle Benzin des Originals gegen das
gute, alte H2O aus. Letzten Endes spielt es jedoch gar keine Rolle,
wegen welchen Rohstoffes sich die Parteien hier in den ungewaschenen
Haaren liegen, es hätte genauso gut um Popcorn, Katzenstreu oder die
Rabattmarkensammlung Erich Honeckers gehen können. Hauptsache,
man jagt sich gegenseitig vorwiegend motorisiert hinterher und es
fliegen ordentlich die Fetzen dabei. Derartiges darf man STRYKER dann
auch bescheinigen, wobei das Action-Rad hier gewiss nicht neu
erfunden wurde und manchmal etwas unrund läuft. Schießereien und
Verfolgungsjagden hätten teilweise nämlich durchaus etwas
dynamischer in Szene gesetzt werden dürfen. Bei ersterem macht die
eine Seite in der Regel 'Peng!' und die andere fällt um, während
man bei letzterem in Nahaufnahmen deutlich merkt, dass Jäger und
Gejagte sich gerade garantiert nicht in voller Fahrt befinden,
sondern auf oder in stehenden Vehikeln hocken, etwas Wind ins Gesicht gepustet bekommen und dabei lustig hin und her
wackeln.
Wirklich
saubere Stunt-Arbeit lieferte man hingegen bei der (obligatorischen)
Kaperung eines Tanklastwagens ab, bei welcher sich Zweite-Geige-Held
Bandit so beherzt wie behände um die Karosserie herumschwingt, den
Fahrer fliegenden Fußes ins Traumland befördert und den imposanten
Herrenbeschleuniger vorschriftsmäßig übernimmt. Indiana Jones
lässt grüßen! Hätte die Figur noch so etwas Ähnliches wie Profil
mit auf den Weg bekommen, hätte man bei dieser Sequenz vielleicht
sogar etwas mitfiebern können, aber in dieser Hinsicht versagt das
Drehbuch völlig – wobei der karge Minimalismus, mit dem die
Charaktere hier mehr oder minder zum Leben erweckt werden, schon fast
wieder zur Ehre gereicht. So verleiht Titelfigur Stryker dem Begriff
Einsilbigkeit neue Dimensionen, und man sieht sich regelrecht
überrascht, wenn er mal mehr als zwei Sätze am Stück aufsagt. Für
seinen Kompagnon Bandit gilt das sogar noch mehr, und es ist wahrlich
beeindruckend, auf welch asketische Art und Weise die Männer zu
Beginn den Schulterschluss eingehen: Gerade erst kennengelernt,
verlangt Bandit von Stryker einen Teil des gemeinsam erbeuteten
Wassers. „Wenn's irgendwo Wasser gibt, kenne ich nur mich
selbst“, sagt dieser, was 'Nein' bedeutet. Folgend starren sich
die beiden lediglich in die Augen und diskutieren die Sache quasi per
Blick aus. Schließlich ringt sich Stryker dann doch noch so eine Art
Lächeln ab und wirft seinem Gegenüber dessen Anteil zu. Von nun an
weicht keiner dem anderen mehr von der Seite, ohne dass es auch nur
eines Wortes der Freundschaft benötigte. Eindeutig: Die zwei haben
sich niemals gesucht und trotzdem gefunden.
Wahrhaft
motiviert wirken die ganzen Gestalten hier natürlich trotzdem nicht.
Sie sind streng nach Schema F zusammengebastelte Pappaufsteller, die
nicht aus für das Publikum nachvollziehbaren Gründen handeln,
sondern weil sie Figuren in einem Endzeitfilm sind, die einfach nur
das tun, was das uninspirierte Skript ihnen vorschreibt. Selbst die
einzige kleine Charaktertiefe, die man dem Titelhelden hier im Ansatz
zugestanden hat, ist nicht mehr als ein notdürftig hinzugefügtes
und nicht zu Ende erzähltes Element aus dem Basis-Bausatz für
Standard-Storys. Denn natürlich ist der Bösewicht nicht
einfach nur abgrundtief verworfen, nein, er hat auch Strykers Ehefrau auf
dem Gewissen, wie in einer wurstigen Rückblende halbherzig an den
Mann gebracht wird. Wieso, weshalb, warum, das wird dabei trotzdem
nicht so richtig klar – und spielt im Grunde auch gar keine Rolle,
da Stryker dem Fieswatz am Ende ohnehin das Licht ausgepustet hätte. Die Darsteller sehen dabei alle aus wie
Imitatoren bekannterer Darsteller und wurden offenbar nicht nach
Talent, sondern nach Aussehen besetzt. Rebellenführer? Wir brauchen
einen alten Mann mit weißem Bart. Check! Schurke? Hackfresse mit
Glatze und Verstopfungsblick, bitte! Check! Titelheld? Braucht Bart,
Rest egal, bekommt eh Lederweste und Cowboyhut. Check!
Das
alles hat natürlich den Vorteil, dass man sich aufgrund sattsam
vertrauter Figuren- und Handlungs-Schablonen hier – Affinität
immer vorausgesetzt! - doch sehr schnell wohl und heimisch fühlt.
STRYKER bietet bis zum letzten Sandkorn einfach genau das, was man
auch erwartet, und kann daher seine Versprechungen optimal einlösen.
Und im Prinzip wird hier schon viel aufgefahren, was guter
Unterhaltung zuträglich ist. So residiert der Antagonist in einer Festung, die zwar eher in einen Barbarenfilm gepasst hätte, aber
einfach eine coole Location ist. Karge Wüstengegenden sind auch
immer eine schöne Spielwiese und bieten viel Platz für PS-lastige
Auseinandersetzungen und theatralisch gestorbene Tode. Dazu kommen
ein fetter Fuhrpark aus Trucks, Trikes und Muscle-Cars,
Panzerfahrzeuge mit schwerem Geschütz, kleinwüchsige Philippinos
als mit nervigen Schnattergeräuschen unterlegtes Wüstenvolk (das
fatal an die Jawas aus STAR WARS erinnert), und eine Horde
attraktiver Amazonen mit Pfeil, Bogen und kriminell knappen
Ledershorts (die hässlichen Frauen sind wohl alle im atomaren Feuer
umgekommen). Das alles stürzt sich dann erwartungsgemäß ins große
Finale; es hagelt Geschosse, Rauchbomben und überschwänglich
zelebrierte Überschläge wie bei einer großen Zirkusnummer. Und wie an eine solche sollte man auch an STRYKER herangehen: Ticket lösen, Platz einnehmen
und sich 80 Minuten lang anspruchslos berieseln lassen. Wer will,
kann im Hintergrund noch ne Drehorgel laufen lassen. Wirkt gleich
noch etwas authentischer.
Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ab 18
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