Eigene Forschungen

Freitag, 5. April 2024

GODZILLA X KONG - THE NEW EMPIRE


GODZILLA X KONG - THE NEW EMPIRE
USA 2024

Regie:
Adam Wingard

Darsteller:
Rebecca Hall,
Brian Tyree Henry,
Kaylee Hottle,
Alex Ferns,
Rachel House,
Ron Smyck,
Chantelle Jamieson,
Greg Hatton



Eigentlich begann alles recht seriös: Mit GODZILLA kam anno 2014 die amerikanische Neuauflage einer japanischen Leinwand-Legende in die Lichtspielhäuser und war erfolgreich genug, um das sogenannte Monsterverse zu begründen, ein Universum, das verschiedene Riesenmonster, teils bereits erdacht und renommiert, teils völlig neu erfunden, unter einer Kino-Kuppel vereinte. Zehn Jahre, vier Filme und eine Fernsehserie später ist es mit der einstigen Ernsthaftigkeit Essig: GODZILLA X KONG ist inhaltlich dermaßen drüber (beziehungsweise eigentlich ja drunter), dass ein dickes Fell allein schon nicht mehr ausreicht: Da muss schon ein ganzer Riesenaffenpelz her, um die amtliche Unfug-Überdosis angemessen abperlen lassen zu können. Interessanterweise jedoch steht die Kokolores-Offensive der Kaijū-Saga ganz gut zu Gesicht - sofern man gewillt ist, sich auf das buchstäblich tiefergelegte Story-Niveau einzulassen:

Inhalt:

Menschen und „Titanen“ leben mittlerweile in einer gebrechlichen Co-Existenz zusammen – über- und unterirdisch. Eines Tages taucht „Godzilla“ überraschend in Frankreich auf und säuft ein Atomkraftwerk leer. Die von Nuklearenergie lebende Bestie scheint Kräfte für einen großen Kampf zu sammeln. Gleichzeitig laufen bei Monarch, der Institution zur weltweiten Überwachung von Monsteraktivitäten, die Drähte heiß: Ein Signal dringt aus dem Inneren der Erde – offenbar ein Hilferuf. Der Techniker Mikael [Alex Ferns] sowie ein paar teils bereits aus dem Vorgänger bekannte Figuren, die Wissenschaftlerin Ilene Andrews [Rebecca Hall], ihre Adoptivtochter Jia [Kaylee Hottle], der Tierarzt Trapper [Dan Stevens] sowie der Verschwörungsideologe Hayes [Brian Tyree Henry], begeben sich mittels eines speziellen Fluggerätes unter die Erdoberfläche. Dort vegetiert auch der gigantische gorillaartige „Kong“, der ziemlich zeitgleich eine überraschende Entdeckung macht: In einem verborgenen Winkel der Hohlerde lebt eine Spezies aggressiver Affen. Und sie scheint nichts Gutes im Schilde zu führen.

Kritik:

GODZILLA X KONG verlagert die Ereignisse dieses Mal überwiegend in besagte „Hohlerde“, jene bereits innerhalb der Reihe etablierte Jules-Verne-artige Welt unter der Welt, was prinzipiell sinnvoll ist: Hier konnten die Autoren nach Belieben über die Stränge schlagen, ohne ihren Irrsinn großartig erklären zu müssen. Und tatsächlich erinnert das nicht selten an den naiven Kintopp früherer Tage, als man sich mit Schmu wie DER SECHSTE KONTINENT (1976) noch traute, dem Publikum eine Ungeheuerlichkeit nach der nächsten aufzutischen. So lauern auch hier hinter jedem Stein und Strauch neue Monstrositäten, was oftmals selbst diejenigen überrascht, die in dieser Umgebung leben: Flugechsen, Seeschlangen, fleischfressende Bäume, vergessene Völker, aggressive Affenstämme, alles gibt sich gegenseitig die Klinke in die Hand. Das ist teilweise schon recht unterhaltsam, wirkt aber niemals wirklich echt. Während das Team um James Cameron z. B. für AVATAR eine Welt erschuf, bei der alles penibel durchdacht erscheint (so wie – wenn man im Sujet bleiben möchte – Peter Jackson & Co. das auch bei KING KONG [2005] taten), warf man bei GODZILLA X KONG einfach alles, was einem irgendwie gerade brauchbar vorkam, in den großen Titanen-Topf und rührte anschließend ein paar Panoramen dazu, die zwar imposant anzusehen sind, aber ebenfalls kein stimmiges Ganzes ergeben wollen, weswegen die Hohlerde an so ziemlich jeder Ecke ein wenig anders aussieht.

Trotz gleichberechtigter Names-Nennung im Titel liegt der Fokus der Erzählung dabei dem Schauplatz entsprechend auf dem Riesenaffen Kong, der vielleicht auch deshalb menschlicher agieren darf als jemals zuvor. Wenn er sich eine Wasserfall-Dusche gönnt oder nach anstrengendem Zweikampf eine Mahlzeit einverleibt, hat er kaum noch etwas Animalisches an sich und wirkt fast wie ein gewöhnlicher Straßen-Typ mit Bauarbeiter-Charme. Es liegt an einem selbst, ob man sich davon irritieren lassen möchte oder nicht. Dass Kong es im weiteren Verlaufe mit einem Stamm kriegerischer Affen zu tun bekommt, erinnert gewiss nicht zufällig an die erfolgreiche PLANET DER AFFEN-Reihe der Konkurrenz. Auf jeden Fall nutzte man das Thema, um ein paar horrorartige Momente unterzubringen, könnte sich der Anführer der blutdürstigen Horde, der Scar-King, ohne Mühe auch als Antagonist für HELLRAISER bewerben.

Mit Godzilla hingegen wussten die Macher dieses Mal nicht allzu viel anzufangen. Dessen Auftritte wirken recht ziellos - was auch damit zusammenhängt, dass man sich offenbar immer noch nicht entschieden hat, auf welcher Seite der nukleare Gigant denn nun eigentlich stehen soll: Einerseits hilft er zwar nach wie vor den Menschen, indem er andere Ungeheuer bekämpft, andererseits haut er auch gewissenlos befahrene Autobahnbrücken entzwei, was garantiert mehreren Unglücklichen gehörig den Tag versaut. Dass man im einen Moment nochmals betont, es mit einem Schutzpatron zu tun haben, während man ihm im anderen dann aber doch eine Fliegerstaffel auf den Hals hetzt, hilft ebenfalls nicht dabei, Widersprüche aufzulösen. Und dann darf sich Godzilla auch wieder einen kleinen Kampf mit Kong liefern, was auch nicht so richtig schlüssig ist, da beide eigentlich auf gleicher Seite stehen. Hier sparte man offenbar absichtlich mit hauseigener Logik, um dem Fan das bieten zu können, was er (vermeintlich) am meisten begehrt.

Und natürlich sind Freunde sich kloppender Kolosse hier prinzipiell schon an der richtigen Adresse. Zur Auswahl stehen unter anderem noch ein neu erschaffenes Monster, das ein wenig wirkt, wie die etwas zurückgebliebene Schwester von Gamera, der Riesenschildkröte, und ein altbekanntes aus dem klassischen Godzilla-Universum, das zwar toll designt und animiert ist, hier aber wirklich rein gar nichts zu tun hat und nur dabei ist, damit es eben dabei ist. Im Finale gingen den Machern dann ganz schön die Gäule durch, wenn Godzilla und Kong aus dem Boden brechen und losstolpern wie zwei Superhelden, die den letzten Bus in Richtung Erdrettung noch erreichen müssen. Dass ausgerechnet der bewegungstechnisch eher als behäbig bekannte Godzilla nun plötzlich sprinten kann, als habe er eine Atomrakete im Allerwertesten, stiftet dabei fast noch mehr Verwirrung, als das allzu menschliche Gebaren Kongs. Spielt allerdings ohnehin bald keine Rolle mehr, denn wenn schließlich auch noch die Schwerkraft aufgehoben wird (ja, das geht!) und sich die Riesen folglich einander im Schwebezustand verwemsen, ist eh egal, wer wann wie schnell laufen kann.

Bei aller grundsätzlichen Verbundenheit zur infantilen Übertreibung muss man konzedieren, dass der schrille Showdown der Sache insgesamt eher schadet als nützt. Ein bisschen mehr Bodenständigkeit (gern auch im buchstäblichen Sinne) wäre dem Gesamteindruck gewiss zuträglich gewesen. Es ist nicht unironisch, dass ausgerechnet der Westen, der sich für die Naivitäten des asiatischen Monsterkinos jahrzehntelang überwiegend im Spott erging, nun den diesbezüglich mit Abstand albernsten Aufwurf produzierte, während die Tōhō-Studios nur vier Monate zuvor mit GODZILLA – MINUS ONE einen neuen japanischen Beitrag vorlegten, der mit seiner Rückbesinnung auf die düsteren Wurzeln des destruktiven Wesens selbst seriöse Kritiker zu Kreuze kriechen ließ. Der Kontrast zum vorliegenden Spektakel könnte somit größer kaum sein – wobei es mit seinem Hang zum hemmungslosen Nonsens nicht grundlegend unsympathisch geriet. Man kann ihm gewiss viel vorwerfen, Langeweile gehört nicht dazu. GODZILLA X KONG (Was wohl das „x“ im Titel bedeuten soll? Dass man die Logik zu Grabe getragen hat?) ist daher mit tiefergelegtem Anspruch durchaus einen Blick wert. Aber den Affenpelz nicht vergessen! Denn das hier ist so blöd, das brüllt schon!

Laufzeit: 115 Min. / Freigabe: ab 12

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