Hongkong, Taiwan 1983/1987
Regie:
Philip Ko,
Hsu Yu-Lung
Darsteller:
Mark Watson,
Mike Abbott,
Ma Yu-Feng,
Long Shao-Hua,
Shih Ying,
Lu Bei-Bei,
Yue Lai-Sok
Wenn man Augen- und Ohrenzeuge eines alten asiatischen Filmes wird, der offensichtlich aus unterschiedlichen Materialien zusammenzuzimmert wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, es mit einer Präsentation Tomas Tangs zu tun zu haben. Dieser machte es während des Video-Booms der 1980er Jahre zu seiner Königsdisziplin, sich vergessene Zelluloid-Erzeugnisse anzueignen, um sie per eigens dazuproduzierten Szenen als Action-Knaller vermarkten zu können. Für deren Inszenierung war dann meist Tangs Haus- und Hof-Regisseur Godfrey Ho zuständig, wobei man dessen Mitwirkung oft durch markige Pseudonyme zu verschleiern versuchte. Tatsächlich waren Tang und Ho aber nicht die einzigen, die sich dieser Praxis bedienten. Auch Kollege Joseph Lai war diesbezüglich sehr fleißig, welcher wiederum überwiegend seinen Vertrauten Philip Ko mit der Spielleitung der Zusatzszenen betraute. Das griffig HEAVEN'S HELL betitelte Opus ist einer der zahlreichen auf diese Weise entstandenen Flickenteppiche, wobei als dessen Autor frecherweise Godfrey Ho angegeben ist, was vor Augen führt, dass die personellen Grenzen im Resteverwertungs-Sektor von Ho, Ko & Co. KG stets fließend waren.
HEAVEN'S HELL besteht zum Großteil aus dem taiwanesischen Dorf-Drama THE FISHING ADVENTURE aus dem Jahre 1983. Das ist so ziemlich alles, nur halt kein Actionfilm. Um das Teil in eine Video-Hülle stecken zu können, von der aus einem lauter grimmig dreinblickende Muskel-Männer mit dicken Wummen entgegen stieren, erdachte man mehr schlecht als recht eine notdüftige Rahmenhandlung, die man mit dem Originalwerk zu verbinden versuchte, hauptsächlich dadurch, dass man dieses verfälschend nachsynchronisierte. Dass dabei keine Homogenität entstand, versteht sich fast von selbst. Mancherorts verkaufte man HEAVEN'S HELL auch als OFFICIAL EXTERMINATOR II, um zu suggerieren, dass hier irgendeine Erfolgsgeschichte fortgesetzt werden soll. Dabei ist das Einzige, was hier fortgesetzt wurde, das bewährte Modell der professionellen Kundenbehumsung. Der Titel Office Exterminator, der hin und wieder mal ein Plakat zierte, dürfte hingegen ein simpler Tippfehler sein, das wäre dann nämlich der Büro-Kammerjäger.
Inhalt:
HEAVEN'S HELL beginnt dort, wo alle Meisterwerke beginnen: an der Fahrstuhltür in einem Bürogebäude. 5 Männer begegnen sich dort.
„Wo ist er?“,
will der Mann wissen, der gerade aus dem Aufzug tritt (er heißt übrigens George).
„Wo ist was?“,
antwortet der Angesprochene (er heißt übrigens Lucas).
George:
„Der Vertrag!“
Lucas:
„Ach, der Vertrag! Keine Sorge, den hab ich gut aufgehoben.“
George:
„Du Bastard! Rück ihn sofort raus!“
Lucas:
„Na, na, George! Alter Junge, reg dich bloß wieder ab!“
George:
„Bastard, du hast mich reingelegt! Nun hab ich alle meine Anteile an dich verloren.“
Lucas:
„Die Firma ist in besten Händen. Bleib mal ganz friedlich!“
George:
„Verdammt! Du wirst bald von meinem Rechtsanwalt hören, Lucas.“
Spricht's und verschwindet wieder im Fahrstuhl.
Bereits dieser Auftakt ist dermaßen miserabel gespielt, dass direkt die Milch sauer wird. Mark Watson und Mike Abbott (welche hier George und Lucas geben – ob der Regisseur von STAR WARS davon weiß?) knödeln ihre Sätze raus, als verursache jede Silbe unvorstellbare Schmerzen, und angestrengtere Gesichtsausdrücke existieren wohl höchstens auf dem Dixie-Klo nach 2 Zentnern Panzerschokolade. Aber auch inhaltlich drückt's und zwickt's hier bereits gewaltig. George will also einen Vertrag sehen. Und weil der feine Herr Lucas ihm diesen nicht aushändigt, hat er nun all seine Anteile verloren? Viel Sinn ergibt das nicht, auch, weil jede weitere Erklärung schlichtweg ausbleibt. Aber immerhin sind Gut und Böse somit schon nach wenigen Sekunden glasklar abgesteckt, zumal Lucas seinen drei Gefolgsleuten nach Georges Abgang befiehlt, den unliebsamen Widersacher kaltzustellen. Was dann auch passiert: Mit bewährt verkrampfter Miene wird George beim arglosen Jogging-Ausflug per Beil zu Tode perforiert.
Nein, natürlich nicht. Denn George hatte einen Bruder names Phil, der praktischerweise ebenfalls von Mark Watson gespielt wird. Eben jener sucht George nun in dessen Büro auf, um dort - Wer hätt's gedacht? - den Vertrag sehen zu wollen. Dieses Mal ist George nicht so knauserig und überreicht Phil feierlich das gute Stück. Für diesen steht sofort fest, dass George seinem Bruder die Unterschrift unrechtsmäßig abgeluchst hat.
Phil:
„Du Schwein, du hast meinen Bruder umgebracht!“
Lucas:
„Das möcht ich doch überhört haben.“
Mit den Worten „So kommst du mir nicht davon!“ zieht Phil wieder Leine, um im Anschluss an den Strand zu gehen. Allerdings nicht zum Spaß, sondern um sich dort mit einem Bekannten zu treffen.
Phil:
„Alfred, kann ich mit dir rechnen? Ich weiß, ich verlange viel von dir. Aber Don arbeitet für Lucas. Und ich muss Lucas haben.“
Alfred:
„OK! Dir zuliebe mach ich's.“
Phil:
„Bring mir Beweise seiner Schmuggelei. Dann zieh ich ihn ab.“
Alfred:
„Ist dir die Sache so wichtig?“
Phil:
„Genau!“
Genau! Beziehungsweise: Häh? Denn nicht nur die Dialoge passen an dieser Stelle nicht mehr so recht zusammen: Phils Gesprächspartner mit dem schönen Namen Alfred befindet sich nämlich während der gesamten Konversation allzu offensichtlich an einem völlig anderen Ort. Kein Wunder, denn Alfred (Darsteller: Ma Yu-Feng) gehört eigentlich zu THE FISHING ADVENTURE. Der Zusammenschnitt von Phil und Alfred geriet dabei so dilettantisch, dass sogar Uneingeweihte sofort bemerken, dass hier etwas nicht stimmt: Phil blickt stur nach links, Alfred allerdings schräg nach vorn, bevor sich Phil direkt in Richtung Kamera dreht, wohingegen Alfred dafür plötzlich nach rechts schaut. Fehlte eigentlich nur noch, dass einer von beiden mal nach oben starrt oder sich die Schuhe zubindet. Jedenfalls käme nicht einmal ein Blinder auf die Idee, hier würden sich gerade tatsächlich zwei Personen reell miteinander unterhalten.
Ähnlich holprig dazu auch die Überleitung auf inhaltlicher Ebene. Wer ist plötzlich dieser Don, der da erwähnt wird, und warum soll ausgerechnet Alfred ihn des Schmuggels überführen? Jedenfalls beginnt nun das Originalmaterial und damit die eigentliche Haupthandlung, wenn Alfred wieder in das Fischer-Dörfchen zurückkehrt, in welchem er einst aufgewachsen ist. Dort trifft er als erstes auf Paul, einen Bekannten aus Kindertagen. Was aus seinem Kumpel Tony geworden ist, möchte Alfred wissen, woraufhin Paul plötzlich ganz niedergeschlagen zu Boden blickt. Tony, so erzählt er, sei in der Zwischenzeit bei einem Schiffunglück ums Leben gekommen. Der erste offizielle Besuch gilt dann Alfreds Schwester Lily, die in seiner Abwesenheit offenbar erblindet ist. Warum, wird nicht erläutert, aber vielleicht hat sie ja versehentlich eine Joseph-Lai-Produktion vor die Pupillen bekommen. Auch seiner Mutter geht es offensichtlich nicht gut, was Alfred direkt die Tränen in die Augen treibt. „Du siehst schlecht aus“, begrüßt er sie ungemein charmant, woraufhin Mama nur tröstend meint: „Was passiert ist, ist passiert.“. Und eigentlich wüsste man als Zuschauer ja auch ganz gern, was passiert ist, aber die von Ho & Ko verhackstückte Version schweigt sich beharrlich darüber aus.
Stattdessen bekommt man nun wieder Nachgedrehtes zu Gesicht, denn Lucas und seine Hackfressen-Bande hocken um einen Konferenztisch herum und halten Maulaffen feil. „Phil hat also diesen Alfred hergeschickt“, bemerkt Lucas soeben, was direkt wieder verwundert. Wieso denn „hergeschickt“? Dieser Alfred befindet sich ja nun ganz offensichtlich an einem völlig anderen Ort. „Erteile ihm eine Lektion, dass er mir nie mehr in die Quere kommt!“, befiehlt er einem seiner Handlanger. Dieser stolpert auch sofort aus dem Raum, während Lucas sich das Telefon reichen lässt und in der anderen Handlung anruft.
Tatsächlich wurden Telefongespräche häufig genutzt, um die neuen Szenen mit dem Ursprungsmaterial zu verbinden. Wenn im Hauptwerk mal jemand in den Quasselkasten sprach, konnte man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese Szene entsprechend zweckentfremdet genutzt wurde. In diesem Falle meldet sich nun Lucas beim Don (der ja bisher noch gar keinen Auftritt hatte, sondern lediglich erwähnt wurde), und informiert ihn, Phil habe „diesen Alfred“ auf sie beide angesetzt. Don schockiert das dermaßen, dass er ohne jedes weitere Wort den Hörer zurück auf die Gabel befördert. Was denn los sei, fragt ihn seine Frau (man erfährt später, dass sie Sylvia heißt). „Alfred ist zurück“, erklärt er, was sie ebenfalls arg aus der Bahn zu werfen scheint.
Der Grund dafür offenbart sich in einer folgenden Szene, in welcher Don heiße Ware in Empfang nimmt und dabei von einem alten Mann zugetextet wird, der ihm lauter Dinge erklärt, die er ja eigentlich selbst wissen müsste: Dons Frau war früher einmal mit Alfred liiert. Außerdem wird klar, dass Alfred 5 Jahre im Kittchen saß. Er tötete Dons Bruder in Notwehr, da dieser ihn attackierte, als er ihn beschuldigte, an den Schmuggelgeschäften beteiligt zu sein. Das ergibt allerdings wenig Sinn, denn Notwehr ist kein Verbrechen. Zudem wären Dons illegale Machenschaften bei der ganzen Angelegenheit ja schon längst aufgeflogen. Aber vermutlich wurde diese ganze Schmuggelgeschichte ohnehin nur nachträglich in das Geschehen hineinsynchronisiert, um zumindest eine brüchige Brücke zur dazuerfundenen Rahmenhandlung bauen zu können. Dennoch beißen sich die Erklärungen mit dieser natürlich, denn wenn Alfred kurz zuvor noch hinter schwedischen Gardinen saß, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass er quasi unmittelbar nach Freilassung den Auftrag von Phil bekommt.
Phil! Wie geht es dem eigentlich? Der kommt gerade nach Hause und wird bereits von Lucas' Killer erwartet, der die Füße auf dem Wohnzimmertisch geparkt hat, Ziggis qualmt und sich gemütlich Büchsenbier hinter die Binde kippt. Als Phil die Tür öffnet, feuert er eine Maschinengewehrladung in dessen Richtung, schafft es aber irgendwie, an seinem völlig überrumpelten Opfer vorbeizuschießen. Vermutlich zu viel Büchsenbier! Phil greift sich sein Schwert (Sollte in jedem guten Haushalt vorhanden sein!) und liefert sich mit seinem Angreifer ein kleines Duell, bevor er ihm dann doch per Pistole das Licht auspustet. Phil atmet aus und lässt sich entnervt aufs Sofa plumpsen. Erst ein anstrengender Tag und dann auch noch sowas!
Zurück ins Hauptprogramm: Alfred scheint Phils Auftrag inzwischen völlig vergessen zu haben und hat bei seinem alten Kumpel Paul auf dessen Fischkutter angeheuert. Dieser (also Paul, nicht sein Kutter) wird dann des Nachts auf dem Heimweg von Don überfallen und zünftig zusammengeschlagen. Er solle aufhören, Alfred Arbeit zu geben. Don erinnert Paul daran, dass dieser noch Schulden bei ihm habe, der Fischkutter damit eigentlich noch ihm gehöre und er ihn jederzeit zurückfordern könne. Paul zieht den Schwanz ein und setzt Alfred notgedrungenermaßen auf die Straße.
Da er ja jetzt viel Freizeit hat, tollt Alfred nun erst einmal mit seiner Ex-Verlobten am Strand herum und sucht mit ihr im Anschluss an eine VERDAMMT IN ALLE EWIGKEIT-Gedächtnis-Gestaden-Wälzerei eine heimelige Höhle auf.
Alfred:
„Ist es wahr, Sylvia? Du liebst mich?“
Sylvia:
„Aber natürlich.“
Alfred:
„Sylvia, weißt du, was meine Mutter sagt? Fast jeden Tag?“
Zieh dir was Warmes an?
Sylvia:
„Nein, sag's mir!“
Alfred:
„Sie sagt, wir sollen heiraten. Sie wünscht sich einen Enkel. Hättest du gern Kinder mit mir?“
Sylvia:
„Nur, wenn du mich heiratest.“
Alfred:
„Mach ich.“
Ööööhmm … Haben da alle Anwesenden jetzt ganz spontan mal vergessen, dass Sylvia eigentlich mit Don verheiratet ist? Was nun kommt, wirkt sehr unangenehm, denn Alfred drückt Sylvia auf den Boden und beginnt, ihr die Bluse aufzuknüpfen.
Sylvia:
„Hey! Hör auf! Was machst du mit mir?“
Alfred:
„Ach, Liebling … Das weißt du doch ganz genau.“
Spricht's, reißt ihr das Oberteil runter und fällt über sie her. Das sollte wohl leidenschaftlich oder gar romantisch rüberkommen, erweckt aber natürlich ganz andere Assoziationen. Trotzdem lässt Sylvia es nach anfänglicher zarter Gegenwehr geschehen – wobei sich herausstellt, dass sie offenbar nicht weiß, was Sex ist.
Sylvia:
„Was soll ich tun?“
Alfred:
„Beobachte den Mond!“
Sylvia:
„Ich seh keinen Mond.“
„Denk einfach an was Schönes“, antwortet Alfred nun schon leicht genervt, was nicht gerade für seine Qualitäten als Liebhaber spricht. Trotzdem bekommen es beide offenbar irgendwie auf die Reihe, wie eine anschließende Wasserfall-Dusche Sylvias wohl versinnbildlichen soll.
Danach scheint Alfred einzufallen, dass er ja arbeitslos ist und begibt sich auf Job-Suche. Doch da Don mittlerweile das gesamte Dorf einschüchtern konnte, kassiert er eine Abfuhr nach der anderen, was ihn dazu verleitet, erst einmal schimpfend alte Kisten und Bretter durch die Gegend zu werfen. Und das soll nun dieser sagenhafte Alfred sein, vor dem alle Gangster angeblich solche Angst haben? Dem nicht mehr einfällt, als seine Wut an wehrlosem Holz auszulassen? „Ich hab ne Idee: Komm zu mir und arbeite für mich“, meint plötzlich eine Frau, welche Alfreds Umschichtarbeiten heimlich beobachtet hat und dem Publikum nicht weiter vorgestellt wird. Doch Alfred lehnt ab und geht nach Hause. „Ich kann warten“, meint die Dame.
Schon lang nichts mehr von Phil gehört! Dieser schlendert gerade die menschenleere Straße entlang, als er plötzlich von einem rotberockten Ninja angegriffen wird. Und damit jeder auch auf Anhieb erkennt, es mit einem Ninja zu tun zu haben, hat er sich auch noch mit hübscher Kinderschrift das Wort „Ninja“ aufs Stirnband geschrieben, nebst schicker Scherenschnitte zweier Ninja-Figuren.
Leider ist der Ninja ne Pfeife und liegt schon nach wenigen Sekunden erledigt auf dem Asphalt. Schon blöd, wenn man mit nem Schwert zu ner Schießerei erscheint!
2:0 für Phil also. Im Alfreds Heimatdorf wird einem indes gewahr, was die geheimnisvolle Frau aus der letzten Szene für einen Beruf hat: Sie ist Betreiberin eines Bordells. In eben jenem Etablissement wird der Zuschauer nun unfreiwillig Zeuge, wie ein ekliger alter Sack minutenlang an einer nackten Lotusblüte herumfummelt.
Alfred scheint es sich in der Zwischenzeit tatsächlich anders überlegt zu haben und steht bei der Frau Chefin auf der Matte. „Du arbeitest doch für mich“, freut sich diese. „Das ist wunderbar!“ Wobei nicht ganz klar wird, welchen Job er als Mann in einem Bordell eigentlich übernehmen soll. Probeficker? Nein, offenbar nicht, denn Madame stellt zwei Bedingungen:
1. Alfred solle sein Temperament zügeln - außer, es sei unbedingt nötig (ja, die Formulierung ergibt keinen Sinn, aber wurde halt so gesagt)
2. Alfred dürfe sich mit keinem „ihrer Mädchen“ einlassen.
Witzig wäre es jetzt natürlich gewesen, hätte Alfred hier direkt auf dem Absatz kehrt gemacht, aber da er den Job offenbar dringend braucht, lenkt er ohne zu murren ein.
Obwohl sie sich bei ihrer letzten Begegnung noch innig umschlungen auf dem Höhlenboden wiederfanden, liefern sich Alfred und Sylvia in der folgenden Sequenz aus heiterem Himmel nun ein saftiges Streitgespräch. Sie will nämlich plötzlich, dass er das Dorf verlässt, was er aber ablehnt, da der Ort ja schließlich sein Zuhause sei (gut, und eigentlich hat er ja auch noch einen Auftrag von Phil, aber den hat er gedanklich wohl schon zu den Akten gelegt). Als er ihr vorwirft, sie habe Don nur wegen seines Geldes geheiratet, empört sie das so sehr, dass sie ihm eine Schelle verpasst – nicht ohne ihm im Anschluss wieder „Oh, Alfred!“-schluchzend in die Arme zu fallen. Leider bekommt Dons Handlanger diese Szene mit und verklickert seinem Chef brühwarm, dass Sylvia sich mit dessen Konkurrenten trifft – was Don zum Anlass nimmt, laut zeternd ein paar Vasen zu zertrümmern.
Genau der richtige Zeitpunkt, um wieder zu Lucas zu schalten, der immer noch an seinem Konferenztisch hockt. Für ihn läuft es ja bekanntlich auch nicht sonderlich rund, immerhin hat Phil bereits zwei seiner Attentäter zu den Ahnen geschickt. „Der Bastard ist klüger als ich dachte“, knödelt er gewohnt wortgewandt heraus, wobei Phils Erfolge ja eigentlich nichts mit Klugheit zu tun haben. „Er ist ein Nichts, Boss“, entgegnet daraufhin der nächste Knecht, dessen Name nie genannt wird und der darum hier Kunibert getauft werden soll - hauptsächlich deswegen, weil er wie einer aussieht. „Lassen Sie mich ihn fertigmachen!“ Auf den sehr berechtigten Hinweis, sein Vorgänger habe ja bereits genau das gleiche vorgehabt, entgegnet Kunibert ganz nonchalant: „Ferris war dumm. Er hat sich immer überschätzt.“ Was offenbar beides der Wahrheit entspricht, immerhin hat dieser Ferris ja offensichtlich geglaubt, sein selbstgebasteltes Ninja-Kostüm mache ihn unbesiegbar. „Aber ich bin nicht Ferris. Ich bin schlauer“, komplettiert Kunibert seine Überzeugungsrede und fügt bedeutungsschwer hinzu: „Ich habe einen Plan.“ „Denkst du, es ist ein guter Plan?“, will der Boss wissen und für den Bruchteil einer Sekunde ist man überzeugt davon, Kunibert würde antworten: Nein, der ist total beschissen! Stattdessen aber meint er: „Gut genug für diesen Bastard“, was ausreichend ist: Kunibert erhält von seinem Boss die Erlaubnis, Phil abzuservieren. Und man ertappt sich dabei, bereits sehr gespannt zu sein, wie Kunibert seine Schlau- und Überlegenheit unter Beweis zu stellen gedenkt.
Es wird zurückgeschaltet zu Alfred, der inzwischen seiner Arbeit nachgeht, die offenbar aus Zeitunglesen besteht. Jedenfalls sitzt er ganz lässig am Tisch, einen Fuß entspannt auf der Platte, und blättert im Taiwanesischen Tageblatt. „Alfred, kennst du mich noch?“, ertönt da plötzlich eine Stimme, die zu einer der Prostituierten gehört. „Ich bin Tonys Frau“, erklärt sie und korrigiert sich dann etwas verschämt: „Nein, seine Witwe“. Tony? Wer war das denn jetzt noch gleich? Stimmt, Alfreds anfangs erwähnter Freund aus Kindertagen, derjenige, welcher mit seinem Kutter versunken ist. „Du hast dich verändert“, bemerkt der offenbar vom Donner gerührte Alfred. „Aus Tonys Frau wurde seine Witwe, die mit jedem schläft, der sich das Vergnügen leisten kann“, fasst sie die Veränderungen der letzten Jahre sehr griffig zusammen.
In der folgenden Szene trifft Alfred auf dem Heimweg dann mal wieder auf Sylvia. „Don hat dir doch nichts getan, oder?“, möchte sie wissen und fügt hinzu: „Er arbeitet mit einem Mann namens Lucas.“ Diese Aussage kommt herrlich bekloppt aus heiterem Himmel, denn eigentlich hat Sylvia nicht die geringste Motivation, jetzt plötzlich ungefragt von den Geschäftspartnern ihres Göttergatten zu berichten. Da fiel Lai wohl auf einmal wieder ein, dass ja irgendwie noch die dazuerfundene Lucas-Geschichte untergebracht werden muss. „Aha, Lucas“, murmelt Alfred in seinen nicht vorhandenen Bart. „Das dachte ich mir. Das überrascht mich nicht.“ Er dachte sich das? Es überrascht ihn nicht? Hallo, was ist denn jetzt los? Alzheimer lässt grüßen? Er wusste das die ganze Zeit. Immerhin hat er ja den Auftrag, Dons Machenschaften aufzudecken, um damit auch Lucas ans Messer zu liefern. Nur deswegen ist er vor Ort! Herrje … Ebenso schnell, wie sie auf das Lucas-Thema gekommen ist, verlässt Sylvia es auch schon wieder. Nun geht es wieder darum, dass Alfred doch gefälligst die Kurve kratzen soll, weil es hier viel zu gefährlich sei für ihn – womit im Prinzip beide ihr letztes Gespräch direkt noch einmal führen.
Nachdem nun immer und immer wieder behauptet wurde, es könne für Alfred gefährlich werden, passiert nun endlich auch einmal Dementspreches: Dons Schergen tauchen auf und treten Alfred fachgerecht zusammen. Schließlich schnappt sich die Schlägerbande die hilflose Sylvia und dampft wieder ab, während Alfred schwer verletzt liegen bleibt. In diesem Zustand wird er überraschend von Tonys Witwe (die übrigens Sally heißt) aufgelesen und nach Hause geleitet.
Aufgrund Sylvias Frechheit, sich mit Alfred zu treffen, legt Don derweil die totale Psycho-Kasper-Nummer aufs Parkett. Die dabei an den Tag gelegten Gesichtsentgleisungen lassen jeden De Niro vor Neid erblassen.
And the Oscar goes to …
Sylvias Versprechen, sie werde ihn nie wiedersehen, reicht ihm nicht: „Ich will, dass er leidet wie ein Tier!“, presst er hervor, offenbar nicht wissend, dass es ja auch glückliche Kühe gibt. Daraufhin droht Sylvia, sie würde verraten, dass Don Geschäfte mit Lucas macht, was mal wieder am Geisteszustand der Beteiligten zweifeln lässt, denn das hat sie ja bereits getan. Don tut nun das, was alle Bösewichter in solch einer Situation tun: Er sperrt Sylvia in ihr Zimmer ein. Welch teuflischer Plan!
Apropos: Was ist denn eigentlich aus Kuniberts Super-Plan geworden, seinen Kontrahenten ein und für alle Male zur Strecke zu bringen? Phil hat in der Zwischenzeit ein Paket erhalten, welches er nun in freier Natur auf einen Stein legt, um darauf zu schießen (in der Welt von Lai macht man das so, wenn man ein Paket bekommt). Doch kaum legt er auf das Paket an, da wird er hinterrücks selbst ins Visier genommen. Zum Glück ist Kunibert nett genug, Phil deutlich zu verfehlen, weswegen dieser nun in Deckung springen und seinem Gegner ins Bein schießen kann. Kunibert feuert nun selbst auf das immer noch auf dem Stein platzierte Paket, welches dadurch explodiert. Dabei ist er allerdings etwas unvorsichtig, denn Phil springt plötzlich von oben einen Felsen hinunter und ballert Kunibert ein Loch in die Birne. Und obwohl dabei deutlich Hirn- und Schädelmasse durch die Gegend fliegt, was ja in der Regel zu einem schnellen Tode führt, findet Kunibert danach auf dem Boden liegend noch genug Zeit, sich noch einmal aufzubäumen und Phil vorwurfsvoll anzustarren. Einen Moment lang befürchtet man, er sagte jetzt noch: „Winnetou … hört in der Ferne … die Glocken“, aber so weit kommt es dann doch nicht.
Kuniberts geniales Konzept sah zusammenfassend also so aus:
- Phil ein Paket schicken, das nur dann explodiert, wenn man darauf schießt
- abwarten, bis Phil es in der freien Natur platziert, um darauf zu schießen
- sobald das passiert, hinterrücks auf Phil schießen
Warum er Phil nicht einfach eine Bombe vor die Tür gelegt hat, die man nicht erst per Schuss aktivieren muss? Das fragt Kunibert sich jetzt wohl auch.
Alfred scheint sich währenddessen wieder von der Prügel erholt zu haben, immerhin arbeitet er wieder. Arbeiten im Sinne von: sinnlos durchs Bordell laufen (gut, zugegeben: Er trägt dabei Bettwäsche mit sich herum. Hoffentlich ist die sauber). Da erfährt er von einem Kumpel das Neueste: „Der Doktor sagt, deine Mutter hat Krebs. Sie hat nur noch ein halbes Jahr zu leben.“ Drama, Baby! Alfred eilt flugs zum Krankenbett. „Ich will hier raus und dir eine Frau suchen“, erklärt ihm die Mama. „Dann könnt ihr heiraten und ein Kind kriegen, bevor ich sterbe.“ Auf Alfreds berechtigen Hinweis hin, sowas könne man ja nicht erzwingen, wird die Mutti direkt ein bisschen erpresserisch: „Sorge dafür, dass ich einen Enkel bekomme, damit ich in Ruhe sterben kann.“ Als ob Alfred nicht schon genug Probleme hätte …
Nun muss alles sehr schnell gehen: Alfred bestellt Sally (Schon vergessen, wer das war? Die Prostituierte, die Alfred gesundgepflegt hatte) zu einer alten Tempelanlage.
Sally (ziemlich entrüstet):
„Warum hast du mich eigentlich herbestellt?“
Alfred:
„Sally … Willst du … ?
Sally:
„Was? Was willst du??“
Alfred:
„Sally, ich will von dir ein Baby!“
Sally ist aus irgendwelchen Gründen zwar erst ein wenig überrumpelt, aber keine 2 Minuten später ist sie Feuer und Flamme für die Idee. Kaum überzeugt, stehen die beiden in der nächsten Szene auch schon vor dem Traualtar. Das geht hier alles so schnell, da wird ja Las Vegas neidisch!
Nach der Hochzeitszeremonie wird es Zeit, sich mal wieder Sylvia zu widmen, die wider Erwarten nun doch nicht lebenslang von Don ins Zimmer gesperrt wurde, sondern nun – sogar ziemlich zufrieden aussehend – im Garten steht und die Sträucher bewässert (also, per Schlauch, versteht sich). Als Don ums Eck kommt, begrüßt sie ihn so freudig, als sei nichts zuvor geschehen. Aber Don scheint mal wieder tüchtig einen im Tee zu haben, und macht sich darüber lustig, dass ihr geliebter Alfred nun eine Nutte geheiratet hat. „Ich frage mich, wer der richtige Vater von diesem Balg ist“, meint er, was einen mal wieder ein wenig überrumpelt. Was denn für ein Balg? Haben Alfred und Sylvia jetzt etwa auch schon ein Kind miteinander? Wie schnell geht denn das da alles bei denen im Dorf, bitte schön???
Nein, haben sie offenbar nicht. Stattdessen überrascht Sally ihren Ehemann damit, dass sie ihm einen Fischkutter gekauft hat. Samt Paul offenbar, der dort auf Deck steht und wie wild durch die Gegend winkt. „Wo ist das Geld her?“, will Alfred wissen, woraufhin sich Sally als offenbar reichste Frau der ganzen Insel entpuppt: „Ich habe jede Menge Geld gespart bei der Madame. Reichlich genug, um dir dieses Boot zu kaufen. Und ich habe außerdem alle Schulden bezahlt.“ (Welche Schulden denn? Alfred hatte doch gar keine. Vermutlich meinte sie die von Paul, aber es wäre ja schon ganz schön, wenn man die Zusammenhänge nicht selbst erraten müsste. In der englischen Original-Synchronisation meint sie übrigens sogar, sie habe ihre Schulden bezahlt, was noch weniger Sinn ergibt.). Und dann wird es ernst: „Alfred, ich wünsche mir, dass du aufhörst, bei der Madame zu arbeiten. Ich will jetzt eine richtige Familie, nur anständige Arbeit und ein Kind.“ So schnell ändern sich die Vorzeichen! Nun ist Alfred plötzlich derjenige, für den man sich schämen muss. Dieser fällt bei der Ansprache aus allen Wolken: „Heißt das, du bist schwanger?“ Nein, das heißt das eigentlich nicht, aber trotzdem stimmt es, wie Sally danach freudestrahlend verkündet. Wie kommt es eigentlich, dass Don das bereits früher wusste als Alfred?
Don bespricht zwischenzeitlich mit seinem Handlanger die nächste Lieferung, da kommt ein Untergebener angewackelt und ist ganz aufgeregt: „Hey, Boss! Das Boot gehört tatsächlich Alfred. Und seine Frau hat sogar sämtliche Schulden von Paul bezahlt.“ Letzteres kann schon wieder irgendwie nicht angehen, denn Paul hatte die Schulden ja bei Don. Der würde es ja wohl wissen, wenn die jemand bezahlt hätte. „Das musst du unbedingt Lucas erzählen“, meldet sich der erste Handlanger wieder zu Wort. „Das wird dem gar nicht gefallen. Alfred könnte uns alles verderben.“ Warum Alfred jetzt plötzlich gefährlicher (oder überhaupt einmal gefährlich) für Don sein sollte, nur, weil er jetzt einen Kutter sein Eigen nennt, erwähnt er dabei leider nicht, dabei wäre das jetzt wirklich einmal interessant gewesen.
Weil die Gangster offenbar tatsächlich eine Heidenangst vor dem Boot haben, machen sich zwei von Dons Schergen des Nachts daran, den Kahn zu sabotieren. Welch Glück, dass zufällig just in diesem Moment Alfred und Paul des Wegs kommen, um die Unholde zu verjagen. Da es den beiden offenbar im Handumdrehen gelingt, den Schaden wieder zu reparieren (immerhin findet bereits in der nächsten Einstellung unter viel Gejohle eine große Bootsablege-Party statt), war die ganze Sabotage-Aktion bemerkenswert sinnlos. „Verdammt, Alfred hat auch noch ein Boot“, schimpft Lucas hinter seinem Schreibtisch hockend in der folgenden Szene. „Das ist ein echtes Problem“, bemerkt sein letzter verbliebener Vertrauter zustimmend. Ja, ein Riesen-Problem! Nicht auszudecken, was Alfred mit seinem neuen Kutter alles anrichten könnte, um ihnen gefährlich zu werden. Fische fangen z. B. „Phil ist noch im Weg“, ruft der Kompagnon seinem Boss ein weiteres Problem ins Gedächtnis, so als könnte diesem das tatsächlich entfallen sein. Nach dem Motto Wenn etwas gut werden soll, dann muss man es schon selber machen beschließt Lucas nun endlich, besagten Phil höchstpersönlich zu entleiben.
Im Fischerdorf wird es kurz vor Schluss noch einmal so richtig dramatisch: Zwei von Dons Leuten tauchen während Alfreds Abwesenheit bei ihm zu Hause auf, erschlagen seine Frau und vergewaltigen seine Schwester. Als Alfred das entdeckt, brennen bei ihm logischerweise alle Sicherungen durch. Und nun, nach 73 Minuten Spielzeit, passiert es tätsächlich: Die einzige wirklich gute Action-Szene HEAVEN'S HELLs findet statt (und die gehört noch nicht einmal zum Nachgedrehten): Alfred eilt zu Don und dessen Gefolge und lässt seiner Wut in einer wuchtigen mehrminütigen Prügel-Arie freien Lauf. Doch kurz, bevor er Don endgültig den Garaus machen kann, taucht Sylvia auf und offenbart ihm, dass ihre Tochter auch seine Tochter ist (diese Tochter wurde hier bisher nicht erwähnt, weil auch der Film sie eigentlich nicht erwähnt - sie war lediglich bisher ein Mal im Bild). „Als du ins Gefängnis kamst, da war ich schwanger“, erklärt sie. „Darum habe ich Don geheiratet, damit sie einen Vater hätte.“ (Geiles Deutsch!) Da kommt plötzlich die Polizei angedackelt und verhaftet Don wegen Schmuggelei. Warum jetzt erst und nicht schon vor 80 Minuten? Man weiß es nicht! Mussten wohl erst ein paar Menschen zu Schaden kommen. Ulkigerweise nehmen die Beamten ohne jeden weiteren Kommentar wirklich nur Don mit und lassen den Rest der Belegschaft buchstäblich im Regen stehen.
Damit ist THE FISHING ADVENTURE dann tatsächlich auch beendet. HEAVEN'S HELL aber noch nicht. Denn Philip Ko hat natürlich noch ein paar Szenen im Köcher, um den Konflikt zwischen Lucas und Phil seiner finalen Bestimmung zuzuführen. Wie es wohl enden mag?
Kritik:
Sich über das Gesehene ein finales Urteil zu erlauben, ist keine leichte Aufgabe, wobei das in erster Linie natürlich für das hier hauptsächlich verwendete Fremdwerk gilt. THE FISHING ADVENTURE (Müsste das nicht eigentlich The Fisherman's Adventure heißen? Ein Angel-Abenteuer ist das ja eigentlich gar nicht) war gewiss mal ein ambitioniertes Projekt, das für diese Resteverwertung allerdings gehörig durch den Fleischwolf gedreht wurde. Viele der zahlreichen Defizite sind daher in der unangetasteten Version womöglich gar nicht vorhanden.
Original-Plakat von THE FISHING ADVENTURE
Vor allem mangelt es an Spannung, denn der von Ma Yu-Feng passabel gespielte Fischer (der in dieser Version den nicht gerade heroisch wirkenden Namen Alfred trägt) bleibt fast durchgehend passiv, lässt die Dinge einfach geschehen und scheint auch keine charakterliche Entwicklung durchzumachen. Und ausgerechnet in einem der wenigen Momente, in denen er mal die Initiative ergreift, wirkt er dann auch noch ungewollt unsympathisch, da er den Geschlechtsakt mit seiner (mittlerweile ja auch noch verheirateten) Ex-Freundin doch etwas sehr arg forciert.
Ohnehin ist die Beziehung zwischen Alfred und Sylvia der nächste Stolperstein, denn beider Verhalten sorgt nicht selten für Irritationen. Ohne jede vorherige Wiedersehens-Szene hüpfen da beide aus heiterem Himmel im unbeschwerten Liebestaumel über Stock und Stein, obwohl die Situation (er gerade aus dem Knast raus, sie inzwischen unglücklich mit einem gewalttätigen Gangster verheiratet) das ja eigentlich gar nicht zulässt. Ihre folgenden Treffen sind dann plötzlich beherrscht von Kummer und Konflikten, wobei der Grund für den Stimmungsumschwung nicht nachvollziehbar ist. Generell scheinen Lai & Konsorten häufiger mal die Reihenfolge von Szenen vertauscht zu haben, weswegen vor allem Sylvia scheinbar ohne Motivation abwechselnd besorgt und unbekümmert daherkommt. Dass sie ihren Ehemann, der sie kurz zuvor windelweich geprügelt und ins Zimmer gesperrt hat, in der nächsten gemeinsamen Szene mit einem fröhlichen „Hallo, Don!“ begrüßt, während sie mit einem unbeschwerten Lächeln auf den Lippen den gemeinsamen Garten pflegt, erscheint dabei besonders absurd.
Was besagter Don eigentlich genau macht und wie er sein Geld verdient, darüber schweigt man sich größtenteils aus. Er schmuggelt Dinge und erwartet ständig neue „Riesen-Lieferungen“, aber worum es dabei überhaupt geht (und vor allem: warum er sich die Ware in ein kleines Fischerdorf schicken lässt, in dem gefühlt nur 20 Leute leben) bleibt mysteriös. Und selbst wenn die ganze Schmuggelgeschichte nachträglich hineinsynchronisiert wurde, um zumindest einen zaghaften Zusammenhang zur hinzugefügten Rahmenhandlung zu haben, hätte man sich dabei ja etwas mehr Mühe geben können. Auch viele weitere Erklärungen glänzen durch Abwesenheit, sehr wahrscheinlich aufgrund unsensibel vorgenommener Kürzungen. Was wurde denn jetzt eigentlich aus Alfreds Mutter, die mittig urplötzlich eine Krebs-Diagnose samt baldiger Ablebungsgarantie erhält, weswegen Alfred ja extra die Hochzeitsglocken läuten lässt, damit sie glücklich ins Gras beißen kann? Was soll diese merkwürdige „Arbeit“ (de facto macht Alfred dort genau null komma nix) im Freudenhaus, für welche die „Madame“ genannte Puffmutti ihm extra ein Regelwerk auferlegt, an das sie ihn unterwegs auch noch mehrmals mahnend erinnert. Am Ende spielt das dann ebenfalls nicht die geringste Rolle mehr.
Dass es zwischen den rivalisierenden Parteien erst zur großen Abrechnung kommt, nachdem Dons Leute Alfreds Schwester Gewalt antun, ist erzählerisch äußerst billig, denn im Prinzip hätte diese Tat auch schon nach 5 Minuten stattfinden können, so unmotiviert, wie sie hier hereinbricht. Mit allem, was davor passiert und nicht passiert ist, hat das jedenfalls nichts zu tun. Wie gesagt: Wie viel davon auf das Konto von Team Lai geht, ist ungewiss, aber der Qualität letzter Schluss dürfte THE FISHING ADVENTURE auch im Original schon nicht gewesen sein.
Gegen die von Lai & Ko nachträglich hinzugefügten Szenen allerdings wirken Alfreds Abenteuer regelrecht meisterhaft. Der Zwist zwischen Phil und Lucas ist selbst in seiner Einfachheit nicht die Bohne durchdacht, zumal gar nicht klar ist, warum Lucas dem Phil überhaupt ans Leder will. Der macht nämlich eigentlich überhaupt nichts, außer den ganzen lieben langen Tag arglos durch die Gegend zu schlendern und Überraschungsangriffe abzuwehren. Dass die ganzen Leichen, die er dabei hinterlässt, niemals jemandem auffallen, versteht sich von selbst. Die Action ist dabei plump und ungelenk und die Sets stets billig und einfallslos, wobei es immerhin ein paar ganz nette Stunts und Perspektiven gibt. Darsteller und Dialoge allerdings sind so unterirdisch, dass jedes Schultheater dagegen wie Shakespeare wirkt. Wer ein Trinkspiel riskieren möchte, der genehmige sich jedes Mal ein Schlückchen, wenn das Wort „Bastard“ fällt. Zu mehr Kreativität in Sachen Schimpfwort hat's schlichtweg nicht gereicht.
Diese Zusatzszenen lassen sich mit dem Hauptwerk nicht nur in Hinsicht auf die deutlich unterschiedliche Bildgestaltung und -qualität in keinerlei Einklang bringen. Denn die Dorf-Geschichte ist zwar dröge erdacht und erzählt, aber durchaus düster und dramatisch, sodass die hinzugefügten Albernheiten mit Ninjas im Strampelanzug nur schwerlich dazu passen. Der offensichtlichste Widerspruch zwischen beiden Handlungsebenen ist dabei der, dass sich Alfreds Geschichte über einen längeren Zeitraum von mindestens einem Jahr zu erstrecken scheint, während die Reibereien zwischen Phil und Lucas offenbar innerhalb weniger Tage passieren.
Die hineinsynchronisierten Verweise auf den im Original natürlich eigentlich nicht vorhandenen Lucas wirken bemüht und albern. Dass man dem Publikum zudem weißmachen wollte, Alfred sei eigentlich vor Ort, da er von Phil den Auftrag erhalten habe, Don des Schmuggels zu überführen, ist ein echter Lacher, denn Alfred tut nicht das Geringste dafür und reagiert selbst auf Demütigungen seitens Don rein passiv. Stattdessen geht er fischen, bändelt mit seiner Ex an, geht auf Job-Suche, heiratet und gammelt rum. Am Ende wird Don dann tatsächlich verhaftet. Warum? Erklärt wird das übrigens tatsächlich nicht. Aber ganz sicher nicht wegen Alfred, denn der hat nichts zu Irgendetwas beigetragen.
Trotz zahlreicher alberner Momente ist HEAVEN'S HELL am Ende leider auch nicht lustig genug, als dass man eine Empfehlung aussprechen könnte, und fungiert somit in erster Linie nur noch als apartes Anschauungsobjekt für die Dreistigkeit, mit welcher Videotheken-Kunden damals bisweilen über die Verleih-Theke gezogen wurden.
Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ungeprüft
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