Eigene Forschungen

Sonntag, 29. Dezember 2019

DAS SÖLDNERKOMMANDO


KILL SQUAD
Philippinen, USA 1982

Regie:
Patrick G. Donahue

Darsteller:
Jean Glaudé,
Jeff Risk,
Jerry Johnson,
Francisco Ramírez,
Bill Cambra,
Gary Fung,
Marc Sabin,
Cameron Mitchell



Inhalt:

Joes [Jeff Risk] Tag geht nicht gerade optimal zu Ende: Gerade freut er sich noch über die Zahlen seiner gewinnträchtigen Firma, da wird er in seiner eigenen Bude von einem Haufen abgehalfterter Halunken überfallen. Joe wehrt sich mit Händen und Füßen (vor allem mit Füßen) und tritt den Großteil der Brut fachgerecht zusammen, bis deren Anführer Butch [Cameron Mitchell] einfällt, dass er ja noch ne Knarre dabei hat. Die Folge: Joe wird angeschossen und landet im Rollstuhl, seine Frau hingegen überlebt den Überfall nicht. Die Polizei, da ist Joe sich sicher, kann nichts unternehmen. Aber zum Glück kennt Joe ein paar gute Leute: seine Vietnamkriegs-Kameraden Larry, Arthur, Pete, Tommy, K.C. und Alan. Dass die sich nicht lang bitten lassen, ist Ehrensache. Gemeinsam begibt man sich auf die Suche nach den Hintermännern des Anschlags. Dabei fliegen nicht nur fleißig die Fäuste, sondern auch Kugeln. Denn ein maskierter Scharfschütze lauert den Veteranen immer wieder auf, um sie mit gezielten Schüssen ins Jenseits zu schicken.

Kritik:

Sollte jemals jemand fragen, warum schlechte Filme besser sein können als gute, dann möge man ihm DAS SÖLDNERKOMMANDO reichen. Was Regisseur Patrick G. Donahue da Anfang der 80er Jahre auf die Leinwand zauberte, ist einfach ein ausgemacht behämmertes Hohlgeschoss, dessen sagenhafte Sinnbefreitheit einem die Freudentränen ins Knopfloch treibt. Freunden grobschlächtiger Billig-Action beschert das enthirnte Herumgekloppe ohnehin eine Überdosis Glückshormone, dienen die absurden Handlungsfragmente doch lediglich als notdürftiger Kitt zwischen einer Vielzahl ausufernder Prügelsequenzen. Die Story- und Figuren-Klischees, die dabei gleich kübelweise ausgeschüttet werden, machen KILL SQUAD (Originaltitel) zur eigenen Persiflage. Die erste halbe Stunde wandert der afrofrisierte Shaft-Verschnitt Larry lediglich von Mann zu Mann, um seine alten Kriegskumpel zwecks Rachefeldzug zusammenzutrommeln. Jeder, wirklich jeder der ehemaligen Soldaten ist bei Larrys Eintreffen zufällig gerade in eine Schlägerei verwickelt. Die Gründe dafür sind stellenweise von bemerkenswertem Schwachsinn: So arbeitet einer, Alan, inzwischen auf dem Bau und wird von seinen Kollegen am helllichten Tage einfach mal so vom Dach geschmissen. Grund: Er arbeitet zu schnell und lässt den Rest der Belegschaft daher zu schlecht aussehen. Aber Vietnam macht zäh: Alan trägt von dem Sturz nicht mal einen Kratzer davon und vermöbelt seine Möchtegern-Mörder nach Strich und Faden.

Ein simples „Joe braucht dich!“ genügt jeweils und schon sind die Kameraden an Bord, ohne jedes weitere Nachfragen und Wimpernzucken. So läuft das eben unter Vietnam-Veteranen! Jeder einzelne der auf diese Weise Rekrutierten ist eine fleischgewordene Karikatur, sei es der passionierte Messerwerfer, der dreschflegelschwingende Japaner oder das aufgepumpte Muskelpaket im modischen Michelin-Männchen-Gedächtnis-Look. Bevor es losgeht zur fröhlichen Vergeltungsaktion demonstrieren alle nochmal, einer Casting-Show gleich, ihre großartigen Fähigkeiten (z. B. Herumfuchteln mit Schlag- und Stechwerkzeug oder Anspannen der Muskeln) im Garten ihres Auftraggebers, was auch ein wenig unsinnig ist, da der sie ja gut kennt. Dann beginnt der eigentliche Auftrag, und zum Glück hat ihr Mandant bereits einen Namen parat: Einer der Gauner hörte auf den Namen 'Virgil'. Die Ermittlungen des Elitetrupps laufen nun dermaßen ab, dass sie einfach irgendwo hingehen und irgendwelche Leute fragen, ob sie einen Virgil kennen. Das endet dann immer – wer hätte es gedacht? - in einer kernigen Keilerei, bevor sie einen neuen Hinweis bekommen und sich zum nächsten Ort begeben, an dem dann wieder genau das Gleiche passiert. Dass sie bei ihren rabiaten Verhörmethoden jedes Mal auch ein paar Leichen zurücklassen, scheint indes niemanden zu interessieren.

Empfindlich dezimiert wird das Selbstjustiz-Kollektiv dabei von einem schwarzgewandeten Scharfschützen, der per gezieltem Beschuss dafür sorgt, dass auch die Helden nach und nach ins Gras beißen. Woher der Assassine schon immer genau weiß, wo er den Mannen eigentlich auflauern muss, warum er jedes Mal nur eine einzige Person über die Wupper schickt anstatt gleich die ganze Bagage, und warum die Runde nach jedem erfolgten Anschlag nur betroffen in der Gegend herumsteht, anstatt mal den Versuch zu unternehmen, ihren Kontrahenten am Schlafittchen zu packen, sind lauter Dinge, an die das Drehbuch nicht den Hauch eines Gedanken verschwendet hat. Wer hinter der Maske des mysteriösen Meuchlers steckt, ist dabei auch für ungeübte Knobelfreunde nicht schwer zu erraten. Dass die finale Auflösung dann trotzdem keinerlei Sinn ergibt, ist natürlich Ehrensache. Als Ausgleich für diese so konsequent durchgezogene Logik- und Vernunft-Ökonomie ballert sich der Verantwortliche Patrick G. Donahue (der neben Regie auch noch Drehbuch und Produktion übernahm) in einer amüsanten Nebenrolle als Kleinganove immerhin selbst in den Fuß. Sehr gut, Strafe muss sein!

Der enorme Vorteil dieser höchst einfallslosen Art des Geschichtenerzählens ist natürlich der, dass hier wirklich ständig etwas los ist. DAS SÖLDNERKOMMANDO besteht quasi zu annähernd 100 % aus reiner Kloppe und versucht gar nicht erst, irgendwelche Nebenschauplätze zu eröffnen. Da hier jeder noch so kleine Hilfsarbeiter offenbar Kung Fu beherrscht, kommen die Gegner dann auch regelmäßig aus allen Löchern gekrochen, um sich fachgerecht das Fell gerben zu lassen. Trotz dieser enthemmten Dauerkinetik wird das Geschehen allerdings doch rasch eintönig, da Bilder wie Situationen sich stets gleichen und den Machern auch bis zum Schluss nicht die kleinste Variation einfällt. Zudem wirken die Kampfgetümmel steif und einstudiert, und es ist kaum zu übersehen, dass die zahllosen Schläge und Tritte in Wahrheit ihr Ziel verfehlen (obwohl es von der Tonspur natürlich wieder scheppert, als würde jemand mit ner Baseballkeule durch nen Porzellanladen toben). Gepriesen sei daher der deutsche Verleih, der sich entschloss, die zahlreichen Defizite des kruden Werkes dadurch auszugleichen, dass man es gleich als Komödie unters Volk brachte. Das geht schon bei der Vermarktung los: „Haben Sie eine alte Rechnung zu begleichen? Hat Ihnen jemand die Braut ausgespannt? Pfuscht Ihnen einer ins Handwerk? Fackeln Sie nicht lange! Mieten Sie: 'Das Söldnerkommando'!“, heißt es im Trailer ganz nonchalant. Klar! Wer hat sich nicht schon mal ne Bande Söldner in die Bude bestellt, wenn die Alte fremdgegangen ist? Dass es sich bei den Protagonisten zudem gar nicht um Söldner handelt, sondern um einen Haufen versprengter Vietnam-Veteranen, war den Anbietern ebenfalls völlig wumpe.

All das ist aber nichts gegen das, was Synchronautor Michael Richter für den fertigen Film aus der Feder fließen ließ. Seine Dialoge sind von einem anderen Stern und realer menschlicher Kommunikation höchstens noch im Ansatz ähnlich. Sätze wie „Hör mal zu, du Rasenmäher!“ oder „Mein Freund hämmert dir ne Regenrinne in die Eule“ zählen da noch zu den normaleren Auswüchsen. Unterhaltungen wie „Ich glaube, ich muss dir ein paar Märchenfiguren in die Wolle schneiden, so kess wie du bist!“ - „Ich merk schon, du willst mir nen gebrauchten Lutscher ans Hemd kleben, du Bratenbengel!“ gelten hier als alltäglicher Sprachgebrauch, und auch verbaler Aberwitz wie „Für nass ist nicht! Deine Waschstraße hat’n Leck!“ oder „Das Dumme ist, dass Minus-Böcke keine Piepen bringen“ wird in dieser Welt mühelos verstanden. In Kombination mit der deutschen Sprachfassung wirkt der ohnehin schon bizarre und eigentümlich inszenierte Inhalt von DAS SÖLDNERKOMMANDO beinahe bewusstseinserweiternd. Für alle Interessierten der abseitigen Kino-Kunst ist das dadaistische Action-Brett sowieso Pflichtprogramm – zumal hier wirklich pausenlos die Post abgeht. Die permanente Prügelorgie wird höchstens mal unterbrochen von einer unmotivierten (und – Überraschung! - ebenfalls nicht sehr überzeugend in Szene gesetzten) Autojagd, einem kurzen Rückblick nach Vietnam (in dem die Figuren keinen Deut jünger aussehen als im Rest des Films) und wundersam-verschrobenen Szenen, in denen der Auftraggeber der Mission im Garten sitzt und mit entrücktem Blick an seinen Blumen riecht. Insgesamt nicht mehr und nicht weniger als der Hammer in Tüten!

Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ab 16

Freitag, 27. Dezember 2019

KIDNAPPING - EIN TAG DER GEWALT


OPERAZIONE KAPPA – SPARATE A VISTA
Italien 1977

Regie:
Luigi Petrini

Darsteller:
Mario Cutini,
Marco Marati,
Maria Pia Conte,
Patricia Pilchard,
Mario Bianchi,
Maria Francesca,
Linda Sini,
Edmondo Tieghi



Inhalt:

Paolo [Mario Cutini], junger Weiberheld und Taugenichts, ist verbittert: Erst gelang es ihm, sich auf eine dekadente Luxusparty zu schmuggeln und dort bei der Gastgebertochter auf Tuchfühlung zu gehen, da wird das Vergnügen von deren Mutter jäh unterbrochen und er selbst vor die Tür gesetzt. Zornig stromert er nun durch die nächtlichen Straßen und trifft dabei auf den etwa gleichaltrigen Giovanni [Marco Marati], der ebenfalls Frust schiebt: Auch bei ihm ging ein Schäferstündchen daneben, da ein bestimmter Teil seines Körpers im entscheidenden Augenblick seinen Dienst versagte. Angestachelt durch Drogen und Hassreden steigen sie in die Wohnung der jungen Anna [Selvaggia Di Vasco] ein, um sich das, was sie zuvor nicht bekommen haben, nun mit Gewalt zu holen. Als die spontan zwangsinvolvierte Nachbarin Isabella [Linda Sini] dabei ihr Leben lassen muss, flüchten die beiden panisch in die Nacht hinaus. Nachdem sie bald darauf erfahren, dass sie von der Polizei gesucht werden, reagieren sie kopflos: Sie überfallen ein Nobelrestaurant und nehmen die Gäste als Geiseln, um von der Polizei Geld und freies Geleit ins Ausland zu erpressen. Ein Plan, der gründlich in die Hose geht …

Kritik:

Luigi Petrini hat nicht viel gedreht. Gerade mal eine Handvoll Beiträge gehen auf das Konto des Regisseurs – im Italien der 70er, in dem die Filmschaffenden oft wie am Fließband produzierten, ist das quasi nichts. Hauptsächlich entstanden unter seiner Warte Komödien und Musikfilme, anspruchsloser Zeitvertreib, weitestgehend vergessen. Und dann produzierte er noch OPERAZIONE KAPPA – ein wahres Ungetüm von einem Film, das rein gar nichts mit leichter Unterhaltung zu tun hat und eher einem beherzten Schlag in die Magengegend gleicht. Petrini, der auch das Drehbuch verfasste, macht hier absolut keine Gefangenen und beschreibt nur wenige, aber entscheidende Stunden im Leben zweier junger Männer, die aufgrund des Frusts über ihr soziales Versagen und ihre Unangepasstheit explodieren und ihren Aggressionsstau, einer radikalen Therapie gleich, rücksichtslos an ihrer Umgebung auslassen. Rau und ungeschliffen geht es dabei zu, überwiegend im dokumentarischen Duktus gehalten, ohne eine (offensichtliche) cineastische Dramaturgie. KIDNAPPING – EIN TAG DER GEWALT nannte man das Ganze dann im Deutschen, was zumindest zum Teil in die Irre führt, da es hier nicht, wie der Haupttitel suggeriert, um eine Entführung geht, sondern um eine Geiselnahme. Der Untertitel hingegen passt perfekt, da sich die folgenschweren Ereignisse tatsächlich nur innerhalb eines Tages ereignen, was den authentischen Charakter des Gezeigten nochmals unterstreicht.

Böse Zungen könnten Petrini gewiss vorwerfen, das formal tatsächlich recht plumpe Werk diene lediglich dazu, die niederen Gelüste des Publikums zu befriedigen, das hauptsächlich mit Blut und nackter Haut in Sehberührung kommen möchte. Beiden Bedürfnissen wird dann auch entsprochen, garniert mit zum Teil bemerkenswert asozialen Aussprüchen, mit denen die Protagonisten ihre Schandtaten kommentieren. Dennoch wäre die Unterstellung, man habe hier lediglich schmieriges Entertainment für Sensationsdurstige im Sinn gehabt, zu kurz gedacht. Petrini zeichnete seine beiden Hauptfiguren nämlich dermaßen abstoßend, dass zu keinem Zeitpunkt jemals irgendeine Form der Identifikation oder Befriedigung möglich wäre. Fast könnten einem die Männer leid tun angesichts ihrer Unfähigkeit, die Konsequenzen ihrer Handlungen richtig einzuschätzen, der Zielgenauigkeit, mit der sie konsequent die falschen Entscheidungen treffen, und ihres Unvermögens, Empathie mit ihren Mitmenschen zu empfinden, wären sie nicht solch riesige Arschlöcher, denen man am liebsten höchstselbst das Fell mit dem Vorschlaghammer gerben möchte. Lobend erwähnt werden muss an dieser Stelle das sagenhaft gute Spiel der beiden Darsteller Mario Cutini und Marco Marati, die das Killerduo in einer Unverfälschtheit zum Leben erwecken, dass man phasenweise glatt vergisst, dass ja alles bloß inszeniert ist.

Es ist ein schicksalhafter Moment, wenn Paolo erstmals auf Giovanni trifft, der im Park hockt und Trübsal bläst. Sein sexuelles Versagen nagt an ihm und die frauenverachtenden Aussagen seiner neuen Zufallsbekanntschaft helfen ihm dabei, seinen Kummer zu überwinden. Die enorme Schnelligkeit, in der die beiden Freundschaft schließen, macht klar, wie sehr sie sich gegenseitig brauchen und vermutlich immer gebraucht haben. Angestachelt durch gehässige Reden und Drogenkonsum (albernerweise wird einem hier Marihuana als Aggressionsmotor verkauft), beginnen sie eine fatale Tour de Force aus Erniedrigung, Vergewaltigung und Mord - eine Einbahnstraße, aus der sie sich anschließend in völliger Missabschätzung der Realität durch eine gewalttätige Geiselnahme in einem Nobelrestaurant wieder freipressen möchten. Das Skript wird dabei nicht müde, Erklärungen für das asoziale Verhalten der Männer zu liefern – stellenweise durchaus unterschwellig, zum Teil aber auch unnötig offensichtlich in Dialoge verpackt. So wird Paolo vom Neid auf die privilegierte Schicht angetrieben, sodass es natürlich kein Zufall ist, dass er am Ende ausgerechnet die Gäste eines arschteuren Speiselokals als Geisel nimmt. Giovanni hingegen stand zeit seines Lebens unter der Fuchtel seines gestrengen Vaters und sieht in seinem Kompagnon das, was er sich niemals traute zu sein: ein Rebell nämlich, der auf sämtliche Konventionen einen Haufen setzt und sich ohne jede Etikette einfach das nimmt, was er will.

Der zunächst zurückhaltend gezeichnete Giovanni schält sich im Laufe der Ereignisse als die interessantere Figur heraus. Auf den Geschmack gekommen, überflügelt er in Sachen Boshaftigkeit sogar noch seinen neuen Freund, der ihm sein Ausbrechen aus der Passivität überhaupt erst ermöglicht hatte. Nicht zur Sprache gebracht, aber dennoch offenkundig, ist dabei seine unterdrückte Homosexualität. Fast ein wenig zu plump in der Bebilderung hocken er und Paolo am Anfang im Park auf einer antiken Kanone, das Rohr wie zwei pubertäre Jungs zwischen die Beine gepresst. Etwas subtiler geht Petrini später mit der Thematik um. Giovannis Versagen bei Frauen (warum wohl?) mündet in der perfiden Erniedrigung des weiblichen Geschlechts, die stets auf körperliche und sexuelle Attribute abzielt. In einer Szene zwingt er einen Mann per Waffengewalt dazu, Sex mit einer Frau zu haben. Überraschung: Es funktioniert natürlich nicht. Giovanni macht sich über den Mann lustig – dabei war sein eigenes sexuelles Versagen überhaupt erst der Auslöser für den asozialen Amoklauf.

Etwas merkwürdig erscheint die Nebenhandlung um eine der (weiblichen) Geiseln, die ohne ersichtlichen Grund romantische Gefühle für einen ihrer Geiselnehmer entwickeln darf. Das geschieht ohne erkennbare Motivation und raubt KIDNAPPING daher Glaubwürdigkeit. Ebenfalls kurios und wie ein Überbleibsel einer eigentlich am Schneidetisch entfernten Episode wirkt der Erzählstrang um den in dem Fall ermittelnden Inspektor, der mit seiner jungen Geliebten nebenbei noch den gemeinsamen Beziehungsstatus klären muss. In solchen Momenten wirkt Petrinis Gassenhauer dann doch etwas unrund und auf simple Unterhaltungszwecke ausgerichtet. In der Summe aber hat man es hier mit einem intensiven, radikal vorpreschenden Quer- und Tiefschläger zu tun, der genug Ambivalenzen bietet, um nicht voreilig in die Schmuddelecke gestellt zu werden.

Laufzeit: 95 Min. / Freigabe: ab 18

Samstag, 21. Dezember 2019

MÄNNER WIE TIGER


TERMINAL ISLAND
USA 1973

Regie:
Stephanie Rothman

Darsteller:
Ena Hartman,
Tom Selleck,
Sean Kenney,
Roger E. Mosley,
Barbara Leigh,
Don Marshall,
Phyllis Davis,
Marta Kristen



„Auf einer Sträflingsinsel ohne Polizei und Gefangenenwärter bringen sich zwei Gruppen lebenslänglich Verurteilter gegenseitig um. Spekulation mit Sex und Sadismus.“

[Danke, Lexikon des internationalen Films!]


Inhalt:

In einer nicht näher bestimmten Zukunft des Jahres 1973 hat die amerikanische Regierung die Todesstrafe endgültig abgeschafft. Schwerverbrecher bleiben nun aber nicht etwa für den Rest ihrer Tage im gemütlichen Café Viereck, sondern werden stattdessen auf einer tropischen Insel vor der kalifornischen Küste ausgesetzt und dort ihrem Schicksal überlassen. Aktueller Neuankömmling auf diesem Terminal Island genannten Zuchteiland ist die resolute Carmen Simms [Ena Hartman], die dort zunächst dem ehemaligen Arzt Dr. Milford [Tom Selleck] begegnet, der sie über die örtlichen Verhältnisse aufklärt: Die Macht hier gehört Bobby [Sean Kenney] und Monk [Roger E. Mosley], zwei gewissenlosen Despoten, welche alle anwesenden Frauen zu Liebesdienerinnen versklavt haben. Zudem müssen die Damen tagtäglich körperliche Schwerstarbeit verrichten und werden auch ansonsten verbal und körperlich misshandelt. Carmen will sich mit dieser Situation nicht zufriedengeben. Tatsächlich gelingt ihr gemeinsam mit Dr. Milford, den anderen Frauen und ein paar Sympathisanten vorübergehend die Flucht. Doch dann fällt die labile Bunny [Barbara Leigh] wieder in die Hände des Feindes, und ein brutaler Kampf um die Vorherrschaft beginnt.

Kritik:

Sex, Gewalt und Schwachsinns-Storys, umgesetzt für ein Budget, für das seriöse Filmemacher sich nicht einmal die Schuhe anziehen würden – das ist der Stoff, aus dem Exploitationfilme sind. TERMINAL ISLAND, 1973 für das schäbige Einsaalkino in Bahnhofsnähe entstanden, bietet all das und darf thematisch und inhaltlich geradezu als Musterbeispiel des effektheischenden Schundfetzens gelten. Sympathischerweise ist sich das Werk seines Status voll und ganz bewusst und macht zeitweise ein unterschwelliges Spiel daraus. So beginnt MÄNNER WIE TIGER, wie die Nummer in Deutschland getauft wurde, in einem TV-Studio, in dem ein paar quotengeile Fernsehmacher gerade beratschlagen, welchen Gewalttäter sie zwecks Zuschauergewinnung als nächstes vor die Kamera zerren sollen. Natürlich dient dieser Einstieg (der inhaltlich später nie wieder eine Rolle spielen wird) auch dazu, über Sinn und Zweck der folgenden Ereignisse aufzuklären, doch die vorgeschobene Kritik an der Sensationslüsternheit der Medien ist durchaus selbstreflexiv. Die Masse verlangt nach Attraktionen und Schauergeschichten, und dieses Verlangen muss eben gestillt werden – da geht es den Redakteuren im Studio nicht anders als den armen Filmschaffenden, die ihr Publikum auf ähnliche Weise ködern müssen, damit am Ende hinlänglich die Kasse klingelt.

Nach diesem zart ironischen Einsteig wechselt der Schauplatz zur titelgebenden Insel, die bis zum Schluss auch nicht mehr verlassen wird und fortan als durchaus attraktive Bühne für allerlei absurde Aktionen dient. Dabei wird schnell klar, dass TERMINAL ISLAND (wie viele Mitbewerber davor und danach) die geschürte Erwartungshaltung nicht so wirklich befriedigen kann. Trotz recht geschmackloser Prämisse bleibt die angekündigte Sex 'n' Crime-Orgie nämlich aus, geht es auf der Sträflingsinsel doch im Großen und Ganzen eher gemütlich, manchmal fast schon regelrecht gesittet zu. Gut, einmal kommt es zu einer kleinen Rangelei bei der Essensausgabe (bei der ansonsten aber auch brav angestanden wird wie sonst nur in der Grundschulkantine), die mit Messer im Bauch endet, aber ansonsten lebt man meist unbekümmert in den Tag hinein. Wenn man bedenkt, dass man es hier, wie einem der Anfang ja weismachen will, mit dem übelsten Abschaum der Gesellschaft zu haben soll, mit Männern und Frauen, die ihr Leben aufgrund ihrer Taten eigentlich bereits verwirkt haben, dann ist derlei sorgloser Schlendrian nicht unbedingt das, was man erwartet hätte. Besonders bei der weiblichen Belegschaft fragt man sich, ob die arglosen Damen jemals schon mal etwas Schlimmeres angestellt haben als ne Minute zu lang im Halteverbot zu stehen.

Die eigentliche Brisanz TERMINAL ISLANDs besteht dann auch in der Ausbeutung weiblicher Körper. Da auf der Insel akuter Frauenmangel herrscht, werden die Frauen von oberster Stelle den Männern zugeteilt, um deren regelmäßige Triebabfuhr zu gewährleisten. An dieser Stelle allerdings versagt das (übrigens von einer Frau inszenierte) Licht- und Lustspiel überwiegend. Natürlich nahm man das Thema zum Anlass, hin und wieder etwas nackte Haut unterzubringen, aber weder wird es genügend voyeuristisch ausgeschlachtet, noch nutzte man die Gelegenheit zur Gesellschaftskritik, obwohl durchaus Ansätze vorhanden sind: Als die neue Gefangene Carmen Simms (so etwas wie die Hauptperson in diesem Stück) auf der Insel landet und sich den Verhältnissen nicht ohne Weiteres anpassen will, wird sie zunächst ausgerechnet von den restlichen Frauen dafür verachtet und sogar bedroht. Das Aufreißen einer etablierten Struktur erweist sich oft als unmöglich, wenn sich diese als Selbstverständlichkeit in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Selbst Opfer ungerechter Systeme bleiben dann lieber bei bekannten Verhältnissen und nehmen Einmischung und Veränderung als Bedrohung wahr. Das ist einer der Gründe, warum die Sklaverei so lange Zeit möglich war oder manche Menschen sich immer wieder zurück in die Arme ihres gewalttätigen Lebenspartners begeben, obwohl sie es nicht müssten.

Aus diesem interessanten psychologischen und gesellschaftlichen Phänomen wird hier aber rein gar nichts gemacht. Denn obwohl das schwache Geschlecht hier Liebesdienste leisten muss, tagsüber zwecks Feldarbeit vor den Pflug gespannt wird und ab und zu auch mal ganz gemein Wasser ins Gesicht gespritzt bekommt, bleibt ein tatsächliches Trauma aus, und die Damen wirken am Ende des Tages auch nicht gestresster als die Karin von der Bäckerei. Ihre letztendliche Flucht aus dem Lager bleibt daher inhaltlich auch völlig unmotiviert und karikiert sich am Ende vor allem dadurch selbst, dass sie sich einer neuen Truppe anschließen, die im Grunde genau das gleiche mit ihnen macht – wenn auch auf freiwilliger Basis. Was folgt, ist im Wesentlichen ein Gerangel darum, welcher Partei denn nun eigentlich die Frauen gehören, was als vermeintlich großer Befreiungskampf in Szene gesetzt wird. Die anfänglich eingeführte Quasi-Hauptrolle der Carmen Simms wird dabei vom Drehbuch auf halber Strecke beinahe vergessen, bevor sie am Ende dann doch wieder aus dem Hut gezaubert wird. Das Finale ist ganz hübsch gemacht, mit viel Feuer, Krawall und toten Körpern – wobei letztere deutlich weniger wären, würde nicht ein Charakter nach dem anderen bereitwillig vor des Feindes Flinten laufen. Auffällig ist dabei, dass TERMINAL ISLAND trotz allem eine doch sehr feministische Botschaft an den Mann (haha!) bringt, denn die weiblichen Figuren sind den männlichen am Ende betreffend Herz, Hirn und Heldentum doch deutlich überlegen.

MÄNNER WIE TIGER verschenkt durchaus Potenzial, gefällt auf anspruchslose Weise jedoch als Sparstrumpf-Version späterer Großproduktionen wie FLUCHT AUS ABSOLOM. Seine schönsten Momente sind freilich die, in denen er dezent sein eigenes Genre persifliert: Wenn die Neuankömmlinge nach Anlieferung per Motorboot erst noch in akribischer Bürokratie die Kopie ihres Einlieferungsbescheides unterschreiben müssen, was die Absurdität der ganzen Prämisse noch mal zusätzlich in die Höhe treibt, dann wird der auf niedere Instinkte abzielende Marktschreier fast zum doppelbödigen Metafilm. Bedauerlich, dass man es offenbar verschwitzte, ironische Kommentare auch darauf unterzubringen, dass die Frauen hier selbst nach tagelanger Flucht durch Dschungel und Gestein immer noch aussehen wie frisch aus dem Ei gepellt. Und dass auf dieser Insel genügend Klamotten zum Wechseln vorhanden sind, darf auch bezweifelt werden. Riechen möchte man an den Protagonisten jedenfalls nicht.

Laufzeit: 88 Min. / Freigabe: ab 18

Sonntag, 8. Dezember 2019

DIE FARBEN DER NACHT


TUTTI I COLORI DEL BUIO
Italien 1972

Regie:
Sergio Martino

Darsteller:
Edwige Fenech,
George Hilton,
Ivan Rassimov,
Maria Cumani Quasimodo,
Tom Felleghy,
Luciano Pigozzi,
George Rigaud,
Julián Ugarte



Inhalt:

Seit dem Tod ihres ungeborenen Kindes leidet die junge Jane [Edwige Fenech] unter erschreckend intensiven Alpträumen. Immer wieder auftretender Protagonist: ein unheimlicher Fremder mit stahlblauen Augen und gezückter Klinge, der ihr offenbar ans Leder will. Ihr Lebensgefährte Richard [George Hilton] empfiehlt zur Heilung dubiose Pillen, ihr Therapeut Dr. Burton [George Rigaud] rät zu Ruhe und Entspannung. Helfen tut das freilich alles nicht. Als ihr der mysteriöse Traummann plötzlich auch in der Realität auflauert, nimmt sie in ihrer Verzweiflung den leicht wunderlichen Ratschlag ihrer Nachbarin Mary [Marina Malfatti] an: Eine Schwarze Messe soll die gebeutelte Seele wieder in Balance bringen. Und tatsächlich: Nach einer bizarren Nacht inklusive Tierblut und Rudelgewudel blüht Janes Psyche deutlich auf. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer: Plötzlich kommt es in ihrer Umgebung zu gewaltsamen Todesfällen. Und ihr eigentlicher Alptraum beginnt …

Kritik:

1971 machte Regisseur Sergio Martino den zahlreichen Giallo-Fans gleich zwei sehr ansprechende Genre-Geschenke. Erst zauberte sein blutiger Bilderbogen DER KILLER VON WIEN allen Freunden elegant-effektiver Krimi-Unterhaltung ein Lächeln ins Gesicht, dann legte er nur wenige Monate später DER SCHWANZ DES SKORPIONS vor, der die Qualität des Vorgängers zwar nicht mehr erreichte, Martinos Ruf als zuverlässiger Lieferant solide gefertigter Spannungsszenarien aber nachhaltig zementierte. Im Jahr darauf präsentierte der fleißige Filmhandwerker schließlich den dritten Nägelkauer in Folge: DIE FARBEN DER NACHT erzählt die archetypische Thriller-Story einer schutzbedürftigen Maid in Not, für deren Umsetzung Martino und Team in visueller Hinsicht abermals aus den Vollen schöpften. Bereits unmittelbar nach dem (noch recht harmonieversprechenden) Vorspann verstört eine Abfolge wild verwinkelter Bilder den Betrachter, ein grelles Gewirr aus gammeliger Kauleiste, knallblauen Kontaktlinsen und rinnendem Kunstblut, das sich freilich ziemlich schnell als furchterregender Alptraum der Hauptprotagonistin entpuppt, der grazilen Jane Harrison, welcher das Publikum im weiteren Verlauf nicht mehr von der Seite weichen wird.

Beschweren werden sich darüber sicherlich nur Wenige, ging die Rolle der Heldin doch an Edwige Fenech, die auch schon beim KILLER VON WIEN dabei war und eine Zeitlang - nicht ganz zu Unrecht - als eine der attraktivsten Aktricen des italienischen Nischenkinos galt. Die damals 24-Jährige gefällt hier jedoch nicht nur auf optischer, sondern auch auf darstellerischer Ebene und überzeugt als labile junge Frau, die sich gelegentlich gefährlich nahe an der Schwelle zum Wahnsinn bewegt. Denn schon bald wird deutlich, dass Martino dieses Mal sein vertrautes Terrain verlässt. Anders als die beiden Vorgänger ist DIE FARBEN DER NACHT deutlich weniger an Massakrierung und Mörderjagd interessiert und rückt stattdessen Themen wie Seelenleid und Realitätsverlust in den Fokus. Die Idee, narrative Spielchen mit Schein und Sein zu treiben, war natürlich schon damals nicht neu, sorgt aber altbewährt für den nötigen Nervenkitzel: Ebenso wie (die stellenweise doch etwas arg hilflos wirkende) Jane Harrison fragt sich auch der Betrachter bald, ob die rätselhaften Ereignisse um sie herum Resultat höllischer Visionen oder weltlicher Verschwörung sind, und Jeder aus ihrem Bekanntenkreis steht im Laufe der Ereignisse mindestens ein Mal im Verdacht, irgendwie nicht ganz koscher zu sein.

Aus psychologischer Perspektive rumpelt es hier zugegebenermaßen an allen Ecken und Enden, und so manch ein in Seelenkunde Geschulter dürfte sich bereits auf dem Kenntnisstand der 1970er Jahre die Akademikerhaare gerauft haben. Trotz reizvoller Gedankenspiele und stilistischer Raffinesse ist das Geschehen nämlich höchst hanebüchen und die brisante Thematik allzu offensichtlich nur Mittel zum Zweck, das Publikum mit der nötigen Portion Schauder an sich zu binden. Allein schon die Aufhängeridee, dass die Protagonistin an einer Schwarzen Messe (samt Bettenschlacht und Blutgeschmiere) teilnimmt in der Hoffnung, das könne irgendwie hilfreich gegen Alpträume sein, ist so himmelschreiend vernunftswidrig, dass man kurzzeitig annimmt, das Ganze spiele womöglich auf einem anderen Planeten, auf dem menschenähnliche Wesen Entscheidungen treffen, die für den tatsächlichen Homo Sapiens keinen nachvollziehbaren Sinn ergeben (dafür würde auch sprechen, dass manche dieser Wesen ohne ersichtlichen Grund am helllichten Tag in halbtransparenten Kleidern herumlaufen). Dass bei solch einer Prämisse auch die Auflösung nicht gerade vor Plausibilität strotzt, versteht sich eigentlich von selbst. Wirklichen Schaden anrichten tut das allerdings nicht. Im italienischen Genre-Kino geht es generell nur selten um schnöde Rationalität. Es geht um Farben, Bilder und Stimmungen. Und genau in diesen Bereichen funktioniert DIE FARBEN DER NACHT prächtig.

Neben gelegentlicher inhaltlicher Absurdität teilt man sich mit dem klassischen Giallo (zumindest nach deutscher Lesart) in erster Linie die experimentelle Attitüde und die publikumswirksame Andeutung oder Zurschaustellung weiblicher Nacktheit. Andere charakteristische Ingredienzien wie schwarze Handschuhe, blanke Rasierklingen und subjektive Mördersicht sucht man vergebens, und auch der Gewaltpegel wurde deutlich heruntergefahren. Das Vernachlässigen der klassischen Krimi-Komponente, die Konzentrierung auf psychedelische Horror-Elemente und nicht zuletzt die eher schleichende Entwicklung der Ereignisse (auf die ersten Morde muss duldsam gewartet werden) mag manchem Puristen womöglich nur wenig gefallen. Wer aus seinem starren Rezensionskonzept ausbrechen kann, erlebt hier allerdings einen angenehmen Zeitvertreib mit gern gesehenen Gesichtern: George Hilton [→ DJANGO – MELODIE IN BLEI] verkörpert den zwielichtigen Lebensabschnittsgefährten der verhuschten Heldin, Ivan Rassimov [→ DJANGO – DEIN HENKER WARTET] lauert eben jener hinter jeder zweiten Ecke auf und setzt auch schon mal in der U-Bahn zum Sprung auf sie an, George Rigaud [→ TOP JOB] mimt den seltsamen Psychiater, der seine Zulassung offenbar in der Keksdose gefunden hat, und Julián Ugarte [→ IN MEINER WUT WIEG ICH VIER ZENTNER] gibt sich als satanischer Sektenguru die zweifelhafte Ehre. Und über allem schwebt die Präsenz von Edwige Fenech, die das Werk mit Schönheit und Schauspiel fast im Alleingang trägt (auch, wenn man sich ihren Charakter zumindest einen Hauch selbstbestimmter gewünscht hätte).

DIE FARBEN DER NACHT ist ein exzessiver Wirbelwind zwischen Wahn und Wirklichkeit, gespickt mit Giallo- und Horror-Motiven, ROSEMARY'S BABY bisweilen näher als DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE. Dem Schlussakt fehlt es dafür freilich an inhaltlicher Konsequenz, und so manches wirkt nicht zu Ende gedacht. Wer schon immer mal wissen wollte, wie es auf einer Schwarzen Messe eigentlich so zu geht, kommt um Sergio Martinos Farbenspiel allerdings nicht herum. Im Folgejahr ratterte unter seiner Regie dann DIE SÄGE DES TEUFELS. Aber das ist eine andere Geschichte.

Laufzeit: 95 Min. / Freigabe: ab 16

Samstag, 30. November 2019

KAUM NOCH ZU FINDEN


KAUM NOCH ZU FINDEN
BRD 2016

Regie:
Hans Schulte,
Nina Rosenbohm

Darsteller:
Polyanna Move,
Katharina Michalenko,
Nina Rosenbohm,
Christo Michailidis,
Arne Löber,
Torsten Hampel,
Elise Preteux



KAUM BESSER ALS TEIL 1 UND 2: DAS GROSSE FINALE DER GASTREZENSION VON JDVF-MITBEGRÜNDER STUART REDMAN. KAUM ZU FASSEN!


"Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, fangen Lüdenscheider Matratzenverkäufer das Filmemachen an.“ (frei nach George A. Romero)

Ich habe bereits drei Stunden durchgestanden. Eine weitere muss ich noch hinter mich bringen. Es liegen hinter mir: KAUM MEHR ALS TIERE, der heftig schlimm war, und KAUM BESSER ALS IHR, der eine Qual war. Und jetzt muss ich es noch mit KAUM NOCH ZU FINDEN aufnehmen.

Der Endspurt. Ich kann das Ziel schon sehen. Hoffentlich schaffe ich es lebend bis dorthin…

Die Dunkle hockt in einem Zimmer. Ein anderes Mädchen im Nachthemd mit einem Stoffhasen im Arm schlurft auf sie zu und fragt mit „unheimlicher“ (eher lächerlicher) Stimme:

"Willst du mit mir spielen?"

Soll wohl bei diesem „Gemeindevorstand Holtleben aus Kreuzstein“ sein, der in Teil 2 erwähnt wurde.

Ein kleiner Junge glotzt am Waldrand ins Gebüsch. Er hat dahinter wohl die Bissige gesehen. Der Vater geht zu seinem Gör, nimmt es auf den Arm, trägt es zum Auto und fährt weg. Sinn dieser Szene? Wir sollen es nie erfahren.

Thorsten bringt Langhaar zu Jessica und Marie. Er hat sie gewaschen und neu eingekleidet. (Die Trulla hat gerade zwei Menschen (die Snuff-Film-Typen aus Teil 2) gekillt! Und noch immer ruft kein Arsch die Polizei! Ich fasse es echt nicht! Das ist so bescheuert!)

Thorsten kann nicht weiter auf Langhaar aufpassen, weil er auf Montage muss. Hat von seinem Chef schon eine Abmahnung bekommen. (Kann man unfähige Filmemacher eigentlich für ihre Scheißfilme abmahnen?)

Thomas (der in Teil 2 mit seinem Vater im Wald unterwegs war (oder es die meiste Zeit eher nicht war), um den Mord an seinem Cousin André zu rächen) fällt im Wald über die Bissige her und ersticht sie mit einem Messer.

Die Zimmergenossin der Dunklen spielt mit einem Schleier herum und labert darüber, dass sie eine schöne Braut wäre und ob die Dunkle ihre Brautjungfer sein will. Es stellt sich raus, dass sie wohl Holtlebens Tochter ist (und später erfahren wir, dass sie Claire heißt).

Der Holtleben kommt in einen kargen Raum (jeder sollte so etwas in seinem Haus haben), in dem ein junger Mann (sein Sohn) sitzt. Es entwickelt sich ein Dialog, der mal wieder vollkommen dämlich ist, und durch das stocksteife, mieserabel gestelzte Spiel des Holtleben-Chargen komplett zum Lachschlager wird.

Sohn:
„Was willst du denn mit ihr machen?“

Holtleben:
„Ihr ein Zuhause geben, ihr beibringen, was sie zum Leben braucht, und sie natürlich auf den rechten Weg des Herrn führen.“

Sohn:
„Mit Medikamenten?“

Holtleben:
„Was ich ihr gegeben habe, war absolut notwendig, um sie zu beruhigen.“

Sohn:
„Und du predigst seit Jahren, dass der Herr nicht will, dass wir Chemie zu uns nehmen.“

Holtleben:
„Ratten gibt man auch Gift. In besonderen Fällen ist das erlaubt.

Sohn:
„Ist sie für dich nicht mehr als nur eine Ratte?“

Holtleben:
„Ooooh. Sehr viel mehr. Ein Mensch mit kindlicher Natur und tierischer Lebensart. In der Bibel steht nicht, wie man so etwas behandeln muss. Da müssen wir uns eigene Wege einfallen lassen.“

Sohn:
„Mit Aggressionshemmern und Betäubungsmitteln.“

Holtleben:
„Das Betäubungsmittel brauchen wir nur, um sie zu waschen und einzukleiden. Das können wir jetzt weglassen.“

(Denn merke: Einmal im Leben waschen reicht. Danach bleibt man für immer sauber.)

Holtleben weiter:
„Aber vergiss nie, ihr etwas von dem Mittel gegen den Zorn ins Essen zu tun.“

Sohn:
„Wenn die Gemeindemitglieder das wüssten...“

Holtleben:
„Die würden schon ohnmächtig werden, wenn die wüssten, dass wir das hier ganz ohne Bibelzitate diskutieren. Aber der Herr lässt uns da freie Hand. Da gehen wir unsere eigenen Wege.“

(Man möchte das Drehbuch nehmen, es in Abführmittel tränken und Schulte dann zu fressen geben, so schlecht ist dieser Scheiß zusammengeschmiert. Ich krieg die Krätze.)

Langhaar macht in Jessicas Wohnung auf aggro und versteckt sich unter der Küchenbank, während Marie ganz brav ist.

Wieder eine Szene mit Holtleben. Der scheint in diesem Teil echt eine der Hauptrollen zu haben. Ich mache mich auf die nächsten 50 Minuten mit diesem un-fucking-fassbar grottig agierenden Darsteller-Imitator gefasst.

Claire:
„Vater.“

Holtleben:
„Warst du auch höflich zu unserem Gast?“

Claire:
„Ja. Aber sie ist merkwürdig.“

Holtleben:
„Du bist doch auch merkwürdig und trotzdem hab ich dich lieb."

 (Wer wünscht sich nicht so einen einfühlsamen Vater?) 

"Schwierige Menschen muss man besonders gernhaben.“ 

(Zu der Dunklen:)
„Wir haben dich aufgenommen und gewaschen. Da hast du aber nichts von gemerkt. Du warst betäubt. Und jetzt gibt es was zu essen. Und dann kümmern wir uns um deine Läuse.“

(Klar, um die Läuse kümmert man sich erst, nachdem die Frau schon das ganze Bett damit kontaminiert hat, in dem auch die eigene Tochter sitzt. Sehr effektiv… Nicht.)

Jessica und Sven kriegen einen Anruf von Marks Schwester. Mark hatte einen Autounfall. (Schultes Ausrede, warum der Mark-Darsteller im dritten Film nicht dabei ist. Dem ist wohl irgendwann selbst aufgefallen, was für einen gequirlten Mäusekot er sich da in die Vita genagelt hat.) Jessica fährt sofort ins Krankenhaus.

Der nächste Holtleben-Totalausfall:

Holtleben:
„Lasst uns reinigen von der Befleckung des Fleisches und des Geistes...“

(Er kippt der Dunklen, während sie noch im Bett sitzt, etwas aus einer großen braunen Flasche über den Kopf... oder tut zumindest so, denn in der Flasche ist offensichtlich absolut nichts drin. Er hält die nämlich fast die ganze Zeit kopfüber ohne dass der Dunklen größere Mengen Flüssigkeit über den Kopf laufen würden.)

Sohn:
„... und den Läusen.“

Claire:
„Was macht ihr da?“

Holtleben:
„Ich mach ihr die Läuse weg. Das sind die Dinger in ihren Haaren.“

(Also ich kenn das mit Anti-Läuse-Shampoo oder Kopf kahl rasieren. Aber was weiß ich schon...)

Claire:
„Aber dann kann sie die doch gar nicht mehr essen.“


(!!!)

Holtleben:
„Die soll sie auch nicht essen. Wir sollen uns nicht verunreinigen an dem Getier was auf der Erde kriecht.“

(Wir sollen uns auch nicht verunreinigen an sinnlosen Scheißfilmen von Matratzenverkäufern. Noch immer gilt ausnahmslos: Ich denke mir nichts davon aus! Alle Dialoge sind 1:1 wortwörtlich aus dem Film!)

Sven gibt Langhaar eine Banane. Die hockt immer noch unter der Küchenbank. (Ich erwarte fast, dass sie da erstmal dran herumsaugt wie ne Porno-Mietze an einem Dildo, aber das bleibt zum Glück aus.)

Bei Holtlebens schneit eine Nachbarin rein (Die steht nicht einfach vor der Haustür, die drängt direkt nach dem Öffnen der Tür ins Haus, als würde sie erwartet. Und auch die Begrüßung wird in einem Ton ausgesprochen, als würde hier jemand ankommen, den man bereits erwartet hat.) Wieder folgt ein Dialog, der einem sämtliche Plomben vor Schmerzen vibrieren lässt.

Holtleben:
(so enthusiastisch, wie es der Knallcharge eben kann)
„Guten Abend!“

Nachbarin:
„Guten Abend. Ich wollte mal schauen, ob alles in Ordnung ist.“

Holtleben:
„Was sollte denn nicht in Ordnung sein?“

Nachbarin:
„Also ich hab letztens gesehen, wie hier ein bewusstloses Mädchen reingetragen wurde, und ihre Tochter hab ich auch schon seit Jahren nicht mehr gesehen.“

(Fällt ihr ja früh auf, dass sie offenbar einen eigenen Josef Fritzl in der Nachbarschaft hat…)

Holtleben:
„Keine Sorge, das war ein Gemeindemitglied.“

(Weil man die ja auch einfach mal so bewusstlos durch die Gegend schleppt…)

Nachbarin:
„Und warum sieht man dann ihre Tochter nicht?“

Holtleben:
„Sie hat eine Lichtallergie. Deswegen verlässt sie das Haus nicht. Aber kommen sie doch rein. Wir haben nicht zu verbergen. Wir können gerne etwas in der Bibel lesen oder auch noch gemeinsam beten heute Abend.“

(…und hinterher sperr ich dich im Keller ein und schneid dich in kleine Scheiben. Muahahaha!)

Nachbarin:
„Nein danke. Das ist nichts für mich.“

(Ooch, schade. Bibellesungen und Gebete hätten diesen Rotz vielleicht sogar noch aufwerten können…)

Holtleben:
„Dann wünsche ich ihnen noch einen gesegneten Abend.“

Nachbarin:
„Danke.“

(Sie lässt sich anstandslos hinausführen. Die Ausreden vom Holtleben muss ich mir merken, die scheinen voll der überzeugende Shit zu sein. Oder die Nachbarin verhält sich halt einfach genauso dumm, wie es das hirnrissige Drehbuch vorgibt…)

Derweil begibt sich Sohn Holtleben ins Zimmer der Mädchen, setzt sich auf einen Stuhl und führt folgendes Gespräch mit seiner Schwester:

Claire:
„Siehst du auch manchmal Dinge, die kein anderer sieht?“

Sohn:
„Ich sehe, was mit uns sein könnte."

Claire:
„Das verstehe ich nicht.“

Sohn:
„Du wirst es eines Tages verstehen.“

Claire:
„Wann?“

Sohn:
„Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“

Claire:
„Und wann ist das?“

Sohn:
„Abwarten.“

(Ein echter Machger! Schnüff.)

(Alter, will uns Schulte jetzt etwa auch noch eine Inzestgeschichte zwischen Bruder und Schwester auftischen? Ich glaub echt nicht, was ich gerade sehe. Und ich hab geglaubt, nach Teil 1 und 2 könnte es nicht noch abstruser werden…)

Sven versucht mit Parfüm (!!!), das er in der Küche versprüht, das Vertrauen von Langhaar und Marie zu gewinnen. Und es funktioniert. Beide werden regelrecht rattig.

Claire labert Dummfug über imaginäre Vögel.

Langhaar greift Marie an, und Sven verweist sie wieder unter die Bank.

Langhaar büxt aus. Sven kann sie aber wieder einfangen.

Claire ärgert die Dunkle, die sie daraufhin beißt.

Sohnemann Holtleben kippt einen Schluck Läusemittel ins Küchenwaschbecken. (Warum? Wozu? Wieder so eine komplett sinnlose Szene, die im weiteren Verlauf nie wieder aufgegriffen wird.)

Jessica kommt nach Hause und berichtet, das Mark aus dem Gröbsten raus sei und in zwei Tagen von der Intensivstation runter könnte. (Na und? Who cares? So ein Scheiß ist wichtig, aber an anderen Stellen klaffen Handlungslöcher von Bad Hersfeld bis nach Hengelo?)

Claire versucht, die Dunkle mit einer Plastikfolie zu ersticken.

Claire:
 „Vater hat gesagt, ich hätte bei meiner Geburt zu wenig Luft bekommen. Deswegen bin ich so anders. Deswegen mach ich jetzt, dass du so bist wie ich.“

(Irgendwie wünsche ich mir das als Zuschauer auch gerade, dann müsste ich diesen Stuss nicht mehr ertragen!!!)

Dunkel kann sich total einfach befreien und Claire schmollt.

Claire:
„Möchtest du denn nicht so sein wie ich?“

Dunkel hechelt herum, als wäre sie minutenlang ohne Luft gewesen und nicht nur zwanzig Sekunden.

Jessica versucht ebenfalls, das Vertrauen von Langhaar zu gewinnen, indem sie sie wie ein Haustier auf die Couch ruft und dann zudeckt. (Ich finde die Menschenverachtung, die ausgerechnet die Personen, die eigentlich die Heldenfiguren dieser Filme sein sollen, an den Tag legen, nach wie vor erschreckend!)

Die neugierige Nachbarin beobachtet, wie Sohnemann Holtleben etwas in den Müll wirft, schleicht sich anschließend hin und fischt das verdreckte T-Shirt der Dunklen wieder raus.

Nachbarin:
„Welcher Mensch läuft denn mit sowas rum?“

(Gegenfrage: Wer außer Straßenpennern und Pfandflaschensammlern durchwühlt anderer Leute Mülltonnen?)

Sven diskutiert mit Jessica, ob das mit den Frauen nicht langsam zu viel wird. Er zählt dabei einfach mal alle Toten und Verletzten auf, die es bisher schon so gab. (Im Übrigen wissen die beiden auch schon, woher auch immer, dass die Bissige erstochen wurde. Das wurde seit der kurzen Szene am Anfang, als Thomas sie abgemurkst hat, nie wieder erwähnt. Und wird es auch danach nie wieder. Aber solche halbgar und zusammenhanglos in den Raum geworfenen Storyfetzen sind wir ja mittlerweile in dieser Trilogie gewohnt…) Jessica glaubt nach wie vor, dass sie das alles auch ohne professionelle Hilfe schaffen. (Klar doch.) Nicht einmal, als Sven ihr nochmal klarmacht, dass Langhaar die zwei Snuffis ermordet hat und man sie „nicht mit Sprechgesang therapieren“ könnte, beharrt sie:

„Aber sie macht doch schon Fortschritte.“

Außerdem könne man Marie doch auch nicht zumuten, sie in eine andere Umgebung zu bringen.
Jessica will noch eine Woche, um Sven zu beweisen, dass sie weitere Fortschritte mit Langhaar machen kann. Dödel Sven gibt natürlich nach.

Thorsten hat das Video der Snuff-Filmer gesichtet und zeigt es Jessica und Sven.

Thorsten:
„Das ist der Hammer, was da drauf ist.“

(Nach dem Vorgeschmack, den wir in Teil 2 bekommen haben, wäre das Gefilmte selbst für „Verstehen sie Spaß“ zu harmlos und bieder…)

Jessica:
"Das ist wieder die gleiche Scheiße, die sie erlebt haben, als sie in diesem Folterhaus waren. Das kann doch echt nicht sein."

Thorsten:
(zehn Sekunden später!)
"So wie ich das sehe, sind die Kerle keinen Deut besser, als das, was sie erlebt haben, als sie in diesem Folterhaus waren, wo sie herkommen."

(No shit, Sherlock! Du hast gerade genau dasselbe festgestellt, wie Jessica direkt vor dir!) 

"Also wenn es einer verdient hat, totgebissen zu werden, dann die zwei Penner.“

(Ich beiß mich gleich selber tot, wenn ich das noch lange ertragen muss!!!)

Holtleben versucht, der Dunklen Sprechen beizubringen. Sie lernt Wörter wie „Mann“, „Claire“ und „Decke“. (Wirklich wichtiger Wortschatz. Ohne diese Wörter käme man in der Welt wirklich nicht weit.)

Christo (Ich dachte schon, der würde wie Mark ebenfalls nicht mehr auftauchen.), Thorsten, Jessica und Sven unterhalten sich darüber, dass Langhaar ja keine andere Wahl hatte, als die beiden Snuff-Filmer umzubringen. (Doppelmord gerechtfertigt. Alles wieder schick. Polizei, Rechtsstaat? Was ist das?)
Außerdem tut sie ihnen ganz besonders leid, weil sie ja sooooo viel hat durchmachen müssen.

Man beschließt, die Dunkle zu finden. Wieder wird einfach an irgendwelchen Haustüren geklingelt. Und siehe da: Sven klingelt bei den Christenfundis. Christen-Horst öffnet, Sven stellt die altbekannte Frage, ob er eine verwilderte Frau gesehen hat, der sagt: „Nein.“ Sven bedankt sich und geht.

Aber Sveni ist ja nicht doof (oder aber er ist eben gerade besonders doof). Der Mann hatte ein Pflaster (!!!) im Gesicht. (Wir erinnern uns: In Teil 2 hatte Dunkel ihn gekratzt.) Sven ruft natürlich sofort Jessica an:

Sven:
"Ja, ich war jetzt hier in der Holtbeinstraße 50 (Das wird gleich noch wichtig!), und da war ein Typ, der hatte einen Kratzer im Gesicht. Und ich glaub, das könnte die Dunkle gewesen sein."

(Weil ein Mann ja auch ausschließlich durch verwilderte Frauen Kratzer im Gesicht bekommt. Aber woher soll Sven mit seinem Penner-Vollbart auch wissen, dass es sowas wie Rasierer gibt? Außerdem hat er gar nicht gesehen, ob es ein Kratzer war, weil ein Pflaster darauf war. Das hätte z. B. auch ein Pickel oder sonst irgendwas sein können. Warum er den Mann nicht direkt auf das Pflaster angesprochen hat, erfahren wir nicht.)

Sven will das Haus observieren, während Jessica die anderen benachrichtigt.

Als nächstes sehen wir Jessica am Telefon, die ihre Freunde in die Herbertstraße (!!!) schickt. LOL!

Sven, Christo und Thorsten stürmen das Haus der Christen. (Ja, stürmen! Wie die Kripo bei ner Razzia stoßen die den Horst einfach zur Seite, als der die Tür aufmacht, und drängen sich mit Gewalt an ihm vorbei ins Haus. Denn wer ein Pflaster im Gesicht hat, muss auf jeden Fall die Dunkle entführt haben! Da gibt es absolut gar keinen Zweifel. Was, Hausfriedensbruch? Uns doch scheißegal!)

Christo:
„Wir müssen Ihnen mal ein paar Fragen stellen!“

Horst:
„Das sind ja Stasi-Methoden hier!“

(Da hat er ausnahmsweise einmal Recht!)

Christo:
„Ohne Diskussion!“

Horst:
„Wo gibt es denn sowas?“

(Exklusiv bei Hans Schulte, wo sonst?)

Christen-Gaby schaut sich die drei Männer misstrauisch an, die jetzt mal ein „ernstes Wort“ mit den beiden reden wollen. (Ich wünsche, vor den Dreharbeiten zu diesem „Film“ hätte mal jemand ein ernstes Wort mit Matratzen-Hans geredet…)

Man stößt Horst auf einen Sessel und fläzt sich selbst auf die umstehenden Teile der Couch-Garnitur.

Gaby:
„Sie riskieren schon, dass ich die Polizei rufe.“

(Andauernd reden hier Leute davon, aber kein Arsch tut es. An Gabys Stelle wäre ich schon dreimal am Telefon gewesen, Herrgottsakra!!!)

Sven:
„Das werden Sie nicht.“

(Warum nicht? Eigentlich müsste er sogar darauf hoffen, dass die Polizei gerufen wird. Denn wenn sie es hier tatsächlich mit den Entführern der Dunklen zu tun haben, wäre es doch gut, wenn die noch vor Ort gestellt und verhaftet würden, oder? Oder?)

Gaby:
 „Ach?“

(Da kieckste, wa?)

Christo:
„Sie halten hier ein Mädchen versteckt.“

(Woher zum Geier willst du Depp das wissen? Nur weil der alte Knicker ein Pflaster in der Visage hat? Komm mal klar, du paranoider Vollidiot!)

Horst:
„Durchsuchen Sie ruhig das Haus. Wir haben nichts zu verbergen.“

(Natürlich. Ich würde auch drei dahergelaufenen Rüpeln, die gerade gewaltsam in mein Haus eingedrungen sind, ohne Zögern erlauben, es zu durchsuchen. Wer würde das auch nicht?)

Thorsten:
„Jo, mein Freund, das werden wir auch machen. Komm, Sven! Wir beide durchsuchen das Haus. Christo, du bleibst hier und passt auf, dass die nicht die Fliege machen!“

(Wo auch immer die beiden Alten einfach so hinsollten…)

Christo:
(zu Gaby)
„Sie dürfen das Mädchen hier nicht festhalten. Sie wissen nicht, wie gefährlich das ist.“

(Auch, wenn das nicht gefährlich wäre, dürfte sie das nicht. Bemerken.)

Gaby guckt erstmal schön in die Kamera.

Thorsten und Sven kommen zurück.

Thorsten:
„So, im Haus ist sonst niemand. Aber der Dachboden riecht, als wenn da ein Tier gehalten worden wäre.“

Sven:
„Und Kratzspuren an den Wänden.“

(Also ich als Entführer würde jetzt einfach behaupten, das war mein kürzlich verstorbener Hund, aber so clever sind die Fundis (oder besser Drehbuchautor Schulte) leider nicht.)

Die Fundis gucken sichtlich ertappt aus der Wäsche.

Sven:
„Und? Wir gehen hier nicht weg, bevor Sie uns nicht sagen, was wir hören wollen.“ 

(Genau! Gesteht schon, oder wir bleiben hier sitzen, bis ihr gesteht. Egal, ob ihr was verbrochen habt, oder nicht!)

„Jetzt kommen Sie schon. Sie glauben doch nicht, dass Sie damit durchkommen.“

Horst:
„Gemeindevorstand Holtleben. Kreuzstein. Mehr erfahren Sie nicht von uns. Und jetzt raus hier!“

Gaby:
„Der Herr wird Sie richten.“

Sven:
„Trotzdem danke.“

Die drei ziehen ab. (Und ich ziehe mir einzeln die Fußnägel raus, weil das mehr Spaß macht als jeder einzelne dieser unfassbar behämmerten Dialoge!)

Sven erfährt vom Einwohnermeldeamt drei Adressen in Kreuzstein auf den Namen Holtleben. Genau wie der Zuschauer fragt Thorsten sich, wieso die Behörde Sven die Adressen einfach so gegeben hat. Sven war mal wieder schlau und hat behauptet, es handle sich um einen Schulfreund seines Vaters, der kein Telefon hat, und dem er sagen wolle, dass sein Vater verstorben sei. (Merke: Wenn man da ankommt und irgendeine erfundene Geschichte erzählt, rückt das Einwohnermeldeamt stets sofort sämtliche gewünschten Adressen raus.)
Es wird die Strategie diskutiert, ob man sich trennen und jeder einzeln zu einer der drei Adresse fahren, oder alle Drei zusammen die Adressen abklappern sollen. Sven meint, dass das Fundi-Ehepaar die betreffenden Leute bereits gewarnt haben könnte. Thorsten ist ganz sicher, dass das nicht der Fall ist. Warum?:

Thorsten:
„Hast du mal bei denen, wo wir eben das Haus durchsucht haben, geguckt? Die haben kein Telefon, kein Radio, keinen Fernseher. Die haben nichts an Technik. Das sind solche christlichen Fanatiker, da ist garantiert noch keine Warnung an andere rausgegangen.“

(Zu dumm nur, dass in der Szene davor die ganze Zeit, als der alte Mann im Wohnzimmer im Sessel saß, hinter ihm im Regal eine Stereoanlage zu sehen war! LOL! Außerdem würde das, wenn es denn stimmen würde, Gabys Drohung ad absurdum führen, die Polizei zu rufen. Wie denn, ohne Telefon?)

Also will man einzeln bei jeder der Adressen auftauchen.

Schnitt.

Christo stürmt die Wohnung des richtigen Holtleben. (Wieder wird einfach so ins Haus gedrängt, ohne Rücksicht auf Verluste. Christo kann überhaupt nicht wissen, ob er an der richtigen Adresse ist, aber das ist natürlich kein Hindernis für unseren tumpen Glatzen-Rambo, sich ein weiteres Mal wie Schimanski im Rage-Modus zu benehmen.)

Christo:
„Wo ist die Dunkle?“

(Es weiß ja auch jeder, wer oder was "die Dunkle" ist.)

Holtleben packt ihn sofort an der Kehle, drängt ihn an die Tür... und zieht eine Knarre hinten aus dem Hosenbund!!!

Holtleben:
„Ruhig hier! Ganz ruhig junger Mann! Und da geht es lang! Da erstmal rein! Rein da! Rein da! Geh da rein! Und hiergeblieben!“

Er schubst Christo vor sich her weiter in die Wohnung und sperrt ihn in das leere Zimmer in dem am Anfang schon sein Sohn gesessen hat.

Wieder steht die neugierige Nachbarin vor der Tür (Und wieder schneit auch sie beim Öffnen der Tür direkt drei Schritte in die Wohnung. Das scheint in Schultes Welt tatsächlich normal zu sein.). Dieses Mal nimmt sie Sohnemann Holtleben in Empfang.

Nachbarin:
“Jetzt will ich endlich wissen, was hier los ist! Erst lauter komische Sachen, und jetzt stürmt hier ein junger Mann rein, als ob er verzweifelt jemanden sucht!“

Söhnchen fackelt nicht lang und zieht die Schnepfe ins Haus. Die protestiert lautstark und wird in das Zimmer zu Claire und der Dunklen geworfen.

Nachbarin:
„Loslassen! Sie machen sich strafbar! Ich ruf die Polizei, wenn ich hier rauskomm!“

(Äh, nö, tust du nicht. Macht in diesem hohlen Kackfilm (und wahrscheinlich auch in Hans Schultes gestörter Weltwahrnehmung) nämlich nie irgendeiner… außer Thorsten, wenn er von seinem Kumpel Marius den Namen eines Fahrzeughalters und den Inhaber einer Lagerhalle braucht, siehe KAUM BESSER ALS IHR.)

Claire:
„Wer bist du?“

Nachbarin:
„Jemand, den dein Vater entführt hat.“

(Ich will ja nichts sagen, aber es war der Sohnemann, der die Frau ins Haus gezerrt und in das Zimmer gesperrt hat... Facepalm.)

Claire:
„Das versteh ich nicht.“

(Nothing new here. Die versteht ja auch sonst nie irgendwas.)

Holtleben will von Christo wissen:

„Warum verhalten Sie sich so?“

(Gegenfrage: Warum schleppst du eine (höchstwahrscheinlich illegale) Waffe mit dir herum und sperrst Leute, die in dein Haus stürmen und dich der Entführung beschuldigen, erstmal in dafür offensichtlich vorgesehene Räume ein?)

Aus der Tatsache, dass ihn Holtleben nicht alle Räume des Hauses durchsuchen lassen will (Dann sei „der Fall erledigt“. Joa, würde ich auch sagen, nachdem ich Hausfriedensbruch begangen habe und selbst mit einer Schusswaffe bedroht wurde!), schließt Christo messerscharf, dass die Dunkle hier ist.

Brüderchen will Claire aus dem Zimmer holen („An einen schönen Ort, den du noch nicht kennst.“). Anstatt vom Bett zu springen und einfach an ihm vorbei aus dem Zimmer und dem Haus zu rennen, versucht sich die Nachbarin gaaanz laaannngsaaam vom Bett zu schleichen. Natürlich wird sie dabei erwischt und zurückgestoßen. (Tja, Trulla, so wird das nichts mit der Flucht.)

Christo belabert mit Holtleben dessen Motivation. Wieder ein totaler Gaga-Dialog, vom Holtleben-Darsteller-Imitator astrein verkackt. Ich hab echt keinen Bock mehr, das hier detailliert wiederzugeben. Es ist einfach nur durch und durch scheiße.

Die Dunkle versucht derweil, die Nachbarin zu fressen, was der im letzten Moment eintreffende Thorsten gerade noch verhindern kann.

Holtleben stürmt kopflos aus dem Haus auf der Suche nach Claire.

Sohnemann hat Claire in einen kahlen Raum (Wieder einer. Das ist also für ihn ein „schöner Ort“?) verschleppt und will sich jetzt an sie heranmachen. Doch Claire hat bei der Dunklen einiges gelernt. Sie beißt ihm ins Ohr. Tot.

Holtleben findet die beiden (Woher er weiß, wo die sind? Keine Ahnung!) und ist entsetzt, dass die ihren Bruder getötet hat. Christo kommt, nachdem Thorsten ihn befreit hat, ebenfalls dazu (Auch hier: Keine Ahnung, woher der wusste, wo die stecken.).

Dummes Gesabbel darüber, wer schuld ist. Selbstzweifel bei Holtleben.

Holtleben:
„Alles, was ich im guten Glauben getan habe, war stets das Falsche. Ich habe umsonst gelebt.“

Christo:
„Mit dem Gewissen müssen Sie jetzt alleine fertigwerden. Wir nehmen unsere Dunkle mit.“

(EURE Dunkle? Ist die euer Eigentum? Ach ja, für die vier Studenten waren die vier Frauen ja nie wirklich Menschen, sondern immer nur Versuchsobjekte und dressierbare Haustiere…)

Holtleben:
„Nehmen Sie die da auch gleich mit.“

Christo:
„Das ist Ihre eigene Tochter!“

Holtleben:
„Ich habe keine… ich habe keine Tochter mehr.“

Holtleben verdrückt sich. (Der Kerl hat Menschen entführt, gefangen gehalten und unter Drogen gesetzt, besitz ziemlich sicher illegal eine Schusswaffe und hat damit auch aktiv Menschen bedroht. Aber strafrechtlich belangt wird er dafür in Hans Schultes Welt natürlich ebenfalls nicht…)

Alle kehren inkl. Claire nach Hause zurück.

Jessica:
„Ist alles in Ordnung? Geht’s allen gut?“

Sven:
„Alles Super!“

Jessica:
„Ist jemand verletzt?“

Sven
„Nein.“

(… hat nur gerade noch ein weiteres Todesopfer gegeben, aber ja, ist alles tippi toppi, weil der war ja böse. Argh!!!)

Als Jessica die blutverschmierte Claire sieht, fragt sie natürlich, wer das denn ist.

Sven:
„Naja, das ist die Tochter von diesem frommen Oberheini. Der will sie nicht mehr.“

Jessica:
„Wie jetzt? Und warum hat sie geblutet?“

Sven:
„Nein, Jessy, die hat jemanden totgebissen.“

Jessica:
(daraufhin beherzt zu Claire)
„Hallo, ich bin Jessica.“

Christo:
„Das sind Freunde.“

Claire:
(zu Christo)
„Ist das deine Braut?“

Jessica:
„Nein, ich bin nur eine Freundin. Du kannst auch meine Freundin sein.“

(Du bist zwar eine psychisch durchgeknallte Mörderin, aber ich find dich trotzdem voll dufte und möchte total gerne mit dir befreundet sein… Ohne Worte!)

Man diskutiert, wie jetzt weiter mit den Frauen verfahren werden soll. (Fast wie auf einem Viehmarkt wird ausgehandelt, wer welche der Frauen bei sich zu Hause unterbringen darf.)

Wochen später. Jessica bringt Langhaar noch bei, wie man ein Taschentuch benutzt, und Langhaar erzählt Jessica, dass es noch zwei weitere Folterhäuser gäbe.

Monate später. Langhaar erkennt auf der Straße einen ihrer Peiniger wieder, den Thorsten direkt, ohne zu zögern in dessen eigenen Kofferraum sperrt und das Auto auch gleich klaut.

Schnitt.

Der Typ sitzt in einem leeren Dachzimmer. (Leere Räume scheint es im Leben von Hans Schulte eine ganze Menge zu geben. Traurigh.) Er ist an einen Stuhl gefesselt, aber nicht geknebelt. Und er sitzt ganz ruhig da und schaut sich um, während Thorsten mit Jessica diskutiert, ob das auch wirklich einer von den Folterern ist. Jessica zweifelt. Thorsten ist sich sicher. Der Entführte sagt gar nichts. (Man protestiert ja auch nicht und wehrt sich und versucht, sich zu befreien, wenn man gerade entführt wurde...)

Thorsten will sich um den Typen „kümmern“. Er will von ihm wissen, wo das dritte Folterhaus ist. Der Mann behauptet natürlich, man habe ihn verwechselt.

Thorsten:
„Mein Freund, DAS war die falsche Antwort.“

Schnitt.

Thorsten kommt aus dem Raum und hat ein blutiges Messer in der Hand. (Ich muss an Loriot denken: „Wenn es eine Aussage zu erpressen gibt, foltere ich gern einmal.“) Er berichtet Jessica, wo das dritte Haus ist. Irgendwo in Osteuropa.

Jessica will wissen, ob er jetzt tatsächlich meint, dass sie da jetzt hinfahren sollen. Thorsten guckt, als wolle er genau das. Wenn die Studenten da nicht hinwollen, so will Thorsten "Bekannte" ansprechen, die sich darum kümmern. (Wow, hat der Lüdenscheider Schlumpf etwa Verbindungen zur Russenmafia? Wer hätte das gedacht?)

ENDE

(Ok, es folgen noch sechs Minuten Abspann mit diversen Ausschnitten aus dem Film (alle im falschen, gestauchten Format), aber die spar ich mir.)

Ich hab es geschaffft!!! Verdammte Scheiße, es ist zuende!!! Vier Stunden unerträgliches Leid!!! Dafür hab ich einen verf***ten Orden verdient!!! Aaaaaahaaaaaaaaahahahahahahahaha!!!! Wahnsinn!!!!!!!!!!!


Fuck! Nachdem die ersten beiden Teile schon so unfassbar grottig waren, hätte ich nie damit gerechnet, dass Teil 3 das sogar noch toppen könnte. Der ist echt so unglaublich unerreichbar oberaffenkackdrecksbeschissen, das ist nicht mehr weiter steigerbar! Jede einzelne Sekunde dieses Machwerks ist so unfassbar DUMM!!!!!!! Ich kann es nicht beschreiben, es tut so unfassbar weh!!!

Viele Stunden später…

Ok, ich habe mich halbwegs von meinem Schock erholt. Die Schmerzen sind zu einem dumpfen Pochen abgeklungen, meine Gehirnzellen haben aufgehört, meinen Kopf durch Mund, Nase, Ohren und Augen verlassen zu wollen.

Fassen wir zusammen: Ich habe in meinem Leben zugegeben noch nicht allzu viele deutsche Amateur-Produktionen gesehen. Ich habe davon gehört, dass Leute wie Timo Rose, Jochen Taubert oder Andreas Schnaas auf diesem Gebiet regelmäßig ganz furchtbaren Auswurf produzieren sollen, wie er schlechter kaum mehr geht. Kann ich nicht beurteilen. Hans Schulte geht mit dem Anspruch an den Start, sich von diesem Einerlei absetzen zu wollen. Sein Film setze, so seine eigene Aussage, auf glaubhafte, vielschichtige Charaktere, mit denen der Zuschauer mitfiebern werde, eine unverbrauchte und vor allem unvorhersehbare Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen und natürliche, ungekünstelte Dialoge.

Die Filme selbst liefern von alledem das genaue Gegenteil. Die Charaktere sind fast durch die Bank einfach nur strunzdämlich. Jeder einzelne von denen handelt und redet, als habe er einen IQ von 5. (Ein deutsches Toastbrot hat übrigens einen IQ von 9. Einen IQ von 12 braucht ein Schwein zum Quieken.) Sämtliche Nebenfiguren sind dazu noch völlig überzogene, eindimensionale klischeetriefende Abziehbilder. Wenn man dazu auch noch Laiendarsteller anheuert, die hölzerner Spielen als ein Stück Brikett und ihnen Dialoge aufzusagen gibt, die mit einfältig, gestelzt, albern, lächerlich, unpassend, dumm und häufig regelrecht abstrus noch viel zu positiv umschrieben sind, ist das Kind endgültig in den Brunnen gefallen. Die Dialoge sind ohnehin das Schlimmste an der ganzen Sache. Man fragt sich wirklich, warum niemand, offenbar wirklich absolut niemand in seinem Umfeld den Mumm hatte, Hans Schulte einfach mal zu sagen, dass kein Mensch so redet, geschweige denn jemals in der Menschheitsgeschichte so geredet hat oder reden wird. Schultes Glauben, er wäre ein talentierter Dialogschreiber erinnert frappierend an die ganzen Gesangs-Deppen, die in Castingshows auftauchen und ernsthaft glauben, sie könnten wirklich singen. Natürlich stets mit Eltern und Omi im Schlepptau, die sie darin auch noch bestärken, anstatt ihnen an den Schädel zu klopfen und „Hallo, McFly, jemand zuhause?“ zu fragen.

Was die Geschichte angeht, so ist auch diese weder ungewöhnlich (Was ja noch nicht einmal schlimm sein muss. Besser gut geklaut, als schlecht erfunden.) noch unvorhersehbar, sie ist einfach nur flach, unlogisch, über weite Strecken sinnlos, voller Löcher und verrennt sich andauernd in belanglosen Nebenhandlungen, die keine Sau interessieren. Zudem kommt einem Schulte andauernd mit plumper Gesellschaftskritik, die aber lediglich seine ziemlich verzerrte, naive, die Realität geflissentlich ignorierende Weltsicht wiedergeben. Das Traurige dabei: Der Ansatz des Ganzen, eine Kannibalen-/Folter-Hostel-Geschichte mal nicht als blutige Schlachtplatte, sondern als charakterbasierendes Drama aufzuziehen, ist gar nicht schlecht und hätte viel Potenzial gehabt, wird hier aber einfach nur von vorne bis hinten verkackt.

Endgültig vor die Wand gefahren wird das Ganze dann noch durch die technischen Unzulänglichkeiten, die sich auch nicht mit fehlendem Budget rechtfertigen lassen. Wenn Schulte keine Ahnung von Technik hat und auch keine Lust, sich damit zu beschäftigen, dann ist das ok. Aber dann hätte er sich jemanden suchen sollen, der entsprechendes Know-How hat. Die KAUM-Filme sind einfach nur lieblos zusammengestümpert. Da wurde keine Minute darauf verschwendet, wie man die Filme interessanter, spannender und professioneller hätte gestalten können. Niemand hat sich hier bemüht, sich interessantere Kameraperspektiven zu überlegen. Meist ist das nur Kamera in der Totalen drauf und Knopf gedrückt. Der Bildausschnitt geht dabei in der Regel für die gewählte Perspektive ok, weshalb ich auch in den vorhergehenden Reviews meinte, dass die Kameraführung in Ordnung sei. Aber trotzdem immer noch weit entfernt von gut. Der größte Klopper ist jedoch der katastrophale Schnitt. Fast jede Einstellung ist viel zu lang, oft sieht man am Anfang sogar noch, wie die Darsteller auf ihren Einsatz warten. Wahllos werden sekundenlange Schwarzbilder gesetzt. Der Director's Cut, der laut Aussage von Schulte gerade den ersten Film runder und flotter machen soll, wirkt wie mit dem Rasenmäher geschnitten. Da scheinen ganze Handlungsteile zu fehlen. Übrig bleibt ein streckenweise sinnloses Szenenkonglomerat ohne Sinn und Verstand.

Für die Musik konnte Schulte überraschenderweise Leute gewinnen, die einige atmosphärisch gelungene Instrumentalstücke und Songs zuwege gebracht haben. Aber auch hier verhunzt der Macher selber mal wieder das Ergebnis, indem immer wieder Stücke entweder in Szenen eingesetzt werden, in denen sie nicht passen, oder Songs am Szenenende einfach stur (manchmal mitten im Vers) abgebrochen werden.

Kommen wir zu dem, was mich am meisten aufgeregt hat: Wenn jemand privat auf Natursekt und Kaviar steht, ist das seine Sache. Und sicher gibt es Leute, die regelmäßig im stillen Kämmerlein entsprechend einschlägige Pornofilme konsumieren. Sollen sie, wenn es ihnen Spaß macht. Was Schulte aber geritten hat, so etwas in real (Polyanna Moves Piss-Szenen sind alle echt, hier ist nichts Fake.) in einem Spielfilm unterzubringen, der eine breitere Masse ansprechen soll, kann und will ich nicht verstehen. Ich empfinde das als ekelhaft, abstoßend und einfach krank.

Der krönende Abschluss ist dann die total inkompetente Blu-ray-Präsentation. Die Scheibe selbst ist gebrannt (Geschenkt, das bringen mittlerweile sogar manche Major-Label), aber noch dazu wurde als Cover einfach das Inlay von KAUM BESSER ALS IHR verwendet, auf das Schulte persönlich mit einem Edding (!) die Angaben für den DC zusätzlich draufgeschrieben hat. Auf der Disc befindet sich ausschließlich die Filmdatei, sonst kein Menü, kein gar nichts. Eine Kapiteleinteilung gibt es ebenfalls nicht (Und das bei einem Vier-Stunden-Werk!). Aber nicht einmal den Film selbst kann Schulte halbwegs anständig präsentieren. KAUM MEHR ALS TIERE ist, wie im entsprechenden Review erwähnt, im falschen Bildformat aufgespielt, der Ton läuft den gesamten ersten Film über zudem asynchron. Zudem wird das Bild über die gesamte Laufzeit, also auch während der Teile 2 und 3, von massivem Interlacing geplagt. Wieder kann man dazu nur sagen: Wer keine Ahnung von Technik hat, sollte sich jemand suchen, der welche hat. Und solchen Pillepalle wie ein korrekt entzerrtes anamorphes Bild kriegt jeder Hobby-Youtuber hin. Auf ganzer Linie eine armselige Präsentation, für die Schulte laut dem Kumpel, der das Ding bezahlen musste, allen Ernstes 20,00 € plus Porto verlangt hat.

Somit bleibt als Fazit: Die Kaum-Trilogie ist so ziemlich das dümmste, peinlichste, lächerlichste, stümperhafteste und in Teilen abstoßendste Filmwerk, das ich jemals zu konsumieren genötigt wurde. Der Katholische Filmdienst würde sagen: Wir raten ab. Ich sage: Verbrennen, einbetonieren, vergraben. Die Menschheit hätte ein Übel weniger zu ertragen.

Laufzeit: 69 Min. / Freigabe: ungeprüft