USA/Neuseeland 2013
Regie:
Peter Jackson
Darsteller:
Martin Freeman,
Ian McKellen,
Evangeline Lilly,
Orlando Bloom,
Cate Blanchett,
Hugo Weaving,
Richard Armitage,
Luke Evans
„Ich bin Feuer. Ich bin
Tod.“
Inhalt:
Der Hobbit Bilbo Beutlin,
die Zwerge unter der Führung Thorin Eichenschilds und der Zauberer
Gandalf befinden sich immer noch auf dem Weg zum Einsamen Berg, um
das einstige Zwergenreich Erebor vom Drachen Smaug zurückzuerobern.
Bilbo erfährt bald, worin dabei seine Aufgabe besteht: Er soll dem
gefährlichen Untier den Arkenstein stehlen, einen Edelstein, dessen
Besitz Thorin dazu legitimieren würde, die Zwergenvölker zu
vereinen. Der Weg der Gemeinschaft wird nicht nur durch immer wieder angreifende
Orkherden erschwert, sondern führt auch durch unwirtschaftliche
Gegenden wie den Düsterwald, welcher von blutdürstenden
Riesenspinnen bewohnt wird. Während Bilbo und die Zwerge sich ihrer
Haut erwehren müssen, trennt sich Gandalf aufgrund eines
Versprechens von der Gruppe und bahnt sich seinen Weg zur Festung Dol
Guldur, um dort eine immer stärker werdende dunkle Macht zu
bannen. Dort begegnet er dem bösen Sauron, welcher ihn zu seinem
Gefangenen macht. Bilbo und seine Gefährten können inzwischen zwar,
nicht zuletzt durch die magische Kraft des von Gollum entwendeten
Rings, ihre Haut vor den Spinnen retten, geraten aber in die Hand der
Elben, die den Zwergen nicht wohlgesonnen sind. Nach erfolgter Flucht
aus den elbischen Verliesen und einigen weiteren mal mehr, mal
wenigen gefährlicheren Begegnungen und Ereignissen, ist es schließlich
der Hobbit Bilbo, welcher allein und Aug in Aug dem
Drachen Smaug gegenüber steht.
Kritik:
SMAUGS EINÖDE setzt EINE UNERWARTETE REISE fort und bildet somit das Mittelstück der Fantasy-Trilogie um die Abenteuer des Hobbits Bilbo Beutlin, der sich mit einer Schar von Zwergen und dem Zauberer Gandalf auf eine gefährliche Reise ungewissen Ausgangs begibt. Die berühmte Buchvorlage, von John Ronald Reuel Tolkien in den 30er Jahren verfasst, musste sich für eine solch monumentale Abhandlung freilich erneut auf die Streckbank legen lassen, galt es doch auch hier, das inhaltlich eher überschaubare Werk auf eine ausreichend epochale Länge zu zerren. Der Grund dafür war natürlich, den HOBBIT als Korrelat zum vorhergehenden Dreiteiler DER HERR DER RINGE ins Rennen schicken zu können, welcher als kraftstrotzendes Fantasy-Geschoss für ein überwiegend begeistertes Publikum sorgen und sich seinen Platz im Kinoolymp sichern konnte. Doch während man dort, gemäß Vorlage, tatsächlich eine Fülle an Handlungssträngen und Figuren zur Verfügung hatte, rackerten sich Regisseur Peter Jackson und sein Autorenteam hier hingegen tüchtig ab, um aus dem Vorhandenen das Maximum an erzählerischer Essenz herauszuquetschen.
So entfacht SMAUGS EINÖDE an so ziemlich jeder im Buch erwähnten Station ein größtmögliches Actiongewitter oder verfällt alternativ in ausladende visuelle Schwelgereien. Das besitzt zugegebenermaßen nicht immer wirklich inhaltliches Gewicht, geriet letztendlich aber dennoch zu einer runden Sache. Die ausgewogene Mischung aus brachialer Kinetik und besinnlichem, zur Not auch ausgewalztem Dialog inmitten einer perfekt zum Leben erweckten Fantasiewelt, die so glaubwürdig wirkt, als existierten all diese magischen Orte, der bedrohliche Düsterwald, die marode Seestadt, die finstere Ruinenfestung, tatsächlich, funktioniert hervorragend und sorgt für notwendige dramaturgische Dichte. Lediglich die sich anbahnenden Gefühle zwischen dem Zwerg Kili [Aidan Turner] und der (hinzuerfundenen) Elbin Tauriel [Evangeline Lilly] wirken wenig überzeugend eingebracht und mehr wie ein Mittel zum Zweck, aber daran soll es nicht scheitern (zumal derlei Anspielungen auch eher unaufdringlich eingeflochten wurden).
Die eigentlich simple Idee, SMAUGS EINÖDE mit einer Szene beginnen zu lassen, welche ein Jahr vor den Ereignissen von EINE UNERWARTETE REISE ansetzt, erweist sich als geschickter Schachzug, wird doch auf diese Weise eine bestmögliche Verknüpfung der Ereignisse hergestellt und eine gelungene Brücke zum Vorgänger geschlagen. So erlebt man eingangs, wie Zwergenkönig Thorin Eichenschild [Richard Armitage], auf der Suche nach seinem verschollenen Vater, in einem Gasthaus die Bekanntschaft des Zauberers Gandalf [Ian McKellen] macht und beide erste Pläne schmieden, das Zwergenreich Erebor wieder zurückzuerobern – wobei der Zauberer auch ein nicht ganz uneigennütziges Interesse am Tode des Drachens Smaug hegt. Nach dieser achronistischen Einleitung, welche nicht nur den Rahmen für eine zeitliche Orientierung innerhalb der Ereignisse schafft, sondern zudem auch der Vertiefung der Beweggründe für Handlungen und Motive der Figuren dient, setzt die Fortsetzung nahtlos an den Vorläufer an und liefert ein prall geschnürtes Paket aus Action und Abenteuer mit deutlich angezogenem Erzähltempo: Lies man sich bei der UNERWARTETEn REISE noch ausreichend Zeit, bis das eigentliche Abenteuer überhaupt erst begann, so ist man hier innerhalb weniger Minuten mittendrin im Ereignisstrudel. Der Humorpegel wurde dabei ebenso zurückgefahren, wie der Härtegrad gesteigert wurde (vor der Idee, pro abgeschlagenem Orkkopf einen Kurzen zu sich zu nehmen, wird ausdrücklich gewarnt).
Als erstes Glanzlicht kristallisieren sich schnell die Erlebnisse Bilbos und der Zwerge im Düsterwald heraus: Dank angenehm-morbider Waldatmosphäre, schaurig-schöner Bilder (welche besonders in der dreidimensionalen Variante zur Geltung kommen) und tadellosem Gespür für funktionierende Grusel- und Spannungsmomente wird der trickreiche Kampf gegen eine Brut garstiger Riesenspinnen zu einem inszenatorischen Bravourstück, das noch nachhaltig beeindrucken kann. Als erwarteter Höhepunkt und mit fiesem Cliffhanger versehener Rausschmeißer fungiert hingegen Bilbos finale Begegnung mit dem hinterlistigen Drachen Smaug, der mit seinem kleinen Kontrahenten zu spielen versteht wie die Katze mit der Maus. Ebenso wie Gollum in den Vorgängern wurde auch Smaug mithilfe des Motion Capture-Verfahrens zum Leben erweckt, was bedeutet, dass sich hinter den animierten Gesichtszügen Mimik und Gestik eines echten Schauspielers (in diesem Fall Benedict Cumberbatch) verbergen. Auf diese Weise wird die am Rechner erschaffene Figur zu einer waschechten Persönlichkeit, die erstaunlich realistisch agiert.
Das geistige Kräftemessen zwischen dem mächtigen Drachen und dem kleinen Hobbit geriet auch deswegen zum Highlight, weil Martin Freeman hier endlich seine Schauspielkunst wieder angemessen ausspielen darf. Stand sein Bilbo im ersten Teil noch eindeutig im Fokus, verkommt er bei der Fortsetzung nämlich eher zur Randfigur. SMAUGS EINÖDE konzentriert sich insgesamt mehr auf den schwelenden Konflikt zwischen Zwergen und Elben. Diesbezüglich ist es auch wenig überraschend, dass man die Möglichkeit, die Figur des Elben Legolas zurückzuholen, nicht ungenutzt ließ. Bei der Verwendung des beliebten, von Orlando Bloom verkörperten, DER HERR DER RINGE-Charakters schoss man bisweilen allerdings ein wenig über das Ziel hinaus: Der ursprünglich würdevoll gezeichnete Charakter mutiert hier zur nimmermüden Kampfsau, die, gemeinsam mit Kumpanin Tauriel, komplette Ork-Armeen quasi im Alleingang ausradiert. Fast gerät es dabei zum 'Running Gag', dass, kaum, dass Unschuldige von den bösen Orks bedroht werden, urplötzlich Legolas nebst Begleitung hinter der Tür steht, um die Angreifer pflichtschuldigst und mit bluttriefendem Ergebnis niederzumähen. Bei dem realitätsfernen Herumgespringe und Abgeschlachte fehlt eigentlich nur noch die Einblendung der mit Bimmelgeräusch unterlegten Punktevergabe, um sich vollends wie in einem Computerspiel zu fühlen.
Solche eigentlich unnötige Übertreibungen trüben ein wenig das Gesamtbild, zudem kann die volle Breitseite ausufernder Actionsequenzen und großer Panoramen auch nicht vollkommen übertünchen, dass hier mit vollen Bombast-Kanonen auf inhaltliche Spatzen geschossen wird: Die Substanz der Handlung bleibt, vorlagenbedingt, mager. Die Ereignisse reihen sich ohne große Raffinesse aneinander wie die Perlen auf der Kette, die inhaltliche Tiefe DER HERR DER RINGEs wird zu keinem Moment erreicht. Doch geht es beim HOBBIT auch weniger um das Was, sondern vielmehr um das Wie. Wer gewillt ist, sich für ein paar Stunden in eine ferne, fantastisch umgesetzte Welt entführen zu lassen, für den ist und bleibt Mittelerde die erste Adresse. Diese Einöde ist gar nicht öde.
Laufzeit: ca. 161 Min. / Freigabe: ab 12
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