USA 1984
Regie:
Mark Buntzman
Darsteller:
Robert Ginty,
Mario Van Peebles,
Deborah Geffner,
Frankie Faison,
John Turturro,
Arye Gross,
Scott Randolf,
Reggie Rock Bythewood
„Du wolltest die Straße säubern? Ich bin die Straße!“
(Gut, seinen Namen kann man sich nicht aussuchen.)
Inhalt:
Einst kämpfte John Eastland [Robert Ginty] als Soldat in Vietnam. Inzwischen streift er ziellos durch die Straßen New Yorks. Nur seine Beziehung zur sympathischen Tänzerin Caroline [Deborah Geffner] bringt etwas Farbe in sein Leben. Doch nicht einmal sie ahnt etwas von Eastlands pikanten Hobby: Regelmäßig hört er den Polizeifunk ab, um herauszufinden, wo sich die bösen Jungs der Stadt herumtreiben. Diesen stattet er dann einen feurigen Besuch ab, der stets nur verkohlte Leichen zurücklässt. Denn John Eastland ist der Exterminator, der maskierte Bestrafer, der kriminelle Umtriebe mit dem Flammenwerfer ahndet. Als eines Tages eine sektenartigen Straßengang die Stadt heimsucht und beginnt, wahllos Menschen umzubringen, laufen einige ihrer Mitglieder Eastland ebenfalls ins Feuer. Für den Bandenchef „X“ [Mario Van Peebles] wird die Sache daher bald persönlich – und Caroline gerät ebenfalls ins Visier der Killer. Gemeinsam mit seinem einzigen Vertrauten, dem Müllwagenfahrer Be Gee [Frankie Faison], rüstet sich der Exterminator fürs finale Gefecht.
Kritik:
Vier Jahre nach seinem ersten Einsatz kehrte der Exterminator zurück – dieses Mal unter der Schirmherrschaft der Cannon Group, jener Produktionsfirma, die sich in den 1980ern mit ebenso radikalen wie reaktionären Action-Reißern einen anständig anrüchigen Ruf erarbeitete. Populäre Stars waren Chuck Norris oder Michael Dudikoff, die meist vor militärisch geprägtem Hintergrund für Recht und Ordnung sorgten. Aber auch Charles Bronson verspritzte ab 1982 sein Blei für Cannon, nachdem das Studio die Rechte daran erworben hatte, dessen Selbstjustiz-Klassiker DEATH WISH (1974) beliebig oft fortsetzen zu dürfen. Und weil ein Revolverheld auf Rachefeldzug noch längst nicht ausreichte, sicherte man sich zusätzlich noch die Erlaubnis, mit dem Gassenhauer DER EXTERMINATOR von 1980 das Gleiche zu tun – immerhin war dieser ja nicht unbedingt unerfolgreich gelaufen und das Interesse an anarchistischen Einzelgängern auf illegitimer Gerechtigkeitsmission war ungebrochen. Robert Ginty übernahm abermals die Titelrolle, während Mark Buntzman, beim Vorgänger noch als Produzent unterwegs, dieses Mal für Buch und Regie verantwortlich zeichnete. Ein Großteil seiner Arbeit bekam das Publikum jedoch nie zu Gesicht: Die Geldgeber waren mit den Ergebnissen so unzufrieden, dass im Nachhinein großzügige Änderungen vorgenommen wurden, die den Inhalt mehrheitlich neu arrangierten – mit heißer Nadel gestrickter Nachdrehs inklusive.
Dass man für diesen am Ende ja doch recht simplen Reißer so viel Aufwand betrieb, zeigt, dass die Produzenten das Werk offenbar weitaus wichtiger nahmen, als die Mehrheit der Kritiker es tat. Ob die zahlreichen Umschnitte und ausgetauschten Szenen ihm tatsächlich nutzten oder im Gegenteil eher schadeten, lässt sich kaum beziffern. Fest steht: EXTERMINATOR II reißt keine Bäume aus. Gut, das muss er auch nicht und hat wahrscheinlich ohnehin niemand erwartet, zumal ja schon Teil 1 nicht der Weisheit letzter Schluss war. Bereits der Einstieg geriet allerdings mehr als holprig, wenn das Publikum Zeuge wird, wie ein paar Wüstlinge einen Laden überfallen und dabei den Inhabern, einem älteren Ehepaar, die Lichter auspusten. Draußen vor der Tür wartet dann jedoch der Exterminator auf die jugendlichen Rowdys, um dort ebenfalls sein Licht auszupusten – das seines Flammenwerfers nämlich, was die eben noch so übermütigen Übeltäter in einen Haufen überknuspriger Grillhähnchen verwandelt. Wie überaus nett vom Exterminator, dass er lange genug vor dem Eingang gewartet hat, damit die Delinquenten auch genug Zeit hatten, ihre Opfer über die Klinge springen zu lassen – so ein strafender Feuerstoß will ja schließlich ausreichend gerechtfertigt sein.
Der auffälligste Unterschied zum Vorgänger besteht darin, dass EXTERMINATOR II tatsächlich eine stringente Geschichte erzählt. Keine sonderlich gute oder gar originelle, das ist klar. Aber wo Teil 1 noch sehr episodenhaft daherkam, folgt Teil 2 einer klassischen, durchgehenden Dramaturgie. Anstelle mehrerer Schmeißfliegen gibt es hier einen großen Antagonisten, den es zu besiegen gilt: der Anführer einer (was auch sonst?) Straßengang, der sich nur „X“ nennt und von Mario Van Peebles [→ HEARTBREAK RIDGE] als guruartiger Fanatiker verkörpert wird. Damit einhergehend wurde auch die einstige Authentizität über Bord geworfen: Das hier porträtierte New York gleicht einer Stadt am Rande der Apokalypse, noch nicht ganz so übertrieben als Kriegsschauplatz gezeichnet wie ein Jahr später bei DEATH WISH III, aber doch schon mit deutlicher Schlagseite in Richtung MAD MAXiger Endzeitvision. Schrill geschminkte Punks marodieren durch die Straßen, terrorisieren unschuldige Bürger, bringen Menschenopfer dar und schießen mit Raketenwerfern Hubschrauber ab. Das ergibt alles gar keinen Sinn, generell schien das Drehbuch alles in den Topf geworfen zu haben, was sich irgendwie mit „böse“ assoziieren lässt. Speziell die rituellen Opferungen erinnern doch sehr an die „Satanic Panic“, jene moralische Massenhysterie, die in den 1980er-Jahren vor allem in den USA um sich griff und viele Menschen glauben machte, überall existierten geheime satanische Kulte, die Jugendliche durch Musik, Spiele und - Schreck, lass nach! - Filme verderben würden.
Das ist ziemlich gaga, liefert aber immerhin ein paar gelungene Momente traumartigen Einschlags, wenn die Gang im Dunkel der Nacht mit Rollschuhen an den Füßen und Fackeln in den Flossen ritualisiert in Richtung Opferstätte rollert. Doch nicht nur die Schurkenseite macht durch irreale Aktionen auf sich aufmerksam. Die Wirklichkeitsferne wird auch unterstrichen durch die Darstellung des „Helden“, der in der Fortsetzung zu einer Art unkaputtbarem Meuchelmörder umgedeutet wurde. Eingehüllt in eine Verkleidung aus schützendem Stahl, das Gesicht hinter einer Schweißermaske verborgen, übersteht er selbst massiven Kugelhagel ohne den kleinsten Kratzer. Eine Salve aus seinem Flammenwerfer hingegen verwandelt seine Gegner in Windeseile in ein elendes Häuflein Asche, meist akustisch untermalt von sakralen Orgelklängen, was den Exterminator in die Nähe eines göttlichen Bestrafers rückt. Im ersten Teil noch ein getriebener Vietnam-Veteran mit akuter Affektstörung, wirkt John Eastland nun, nicht nur aufgrund seiner martialischen Kostümierung, wie der Killer eines Slasherfilms der Marke FREITAG, DER 13. Hinweise auf seine Vergangenheit inklusive Kriegstrauma und Verlust seines besten Freundes werden hier völlig ausgespart. Zum einen sicherlich deshalb, weil (zurecht) davon ausgegangen werden konnte, dass das Publikum mit dem Vorgänger vertraut ist. Zum anderen passt diese Thematik aber auch gar nicht mehr in das in Teil 2 kreierte Szenario, das keinen Psychopathen braucht, sondern einfach einen rabiaten Dorfsheriff ohne Scheu vor harten Bandagen. Am Ende verwandelt Eastland dann einen Müllwagen mittels improvisierter Panzerung, Maschinengewehren und Raketenabschussrampen in sein persönliches Batmobil, was endgültig jeden realistischen Rahmen sprengt.
Die Idee, Eastland hinter einer metallenen Maske zu verstecken, stammte dem Vernehmen nach von William Sachs [→ CONCRETE WAR]. Der wird offiziell nur als Autor und Produzent gelistet, war aber auch verantwortlich für die zahlreichen Nachdrehs und Umstrukturierungen, nachdem das Studio mit Mark Buntzmans Arbeit unzufrieden war. Da Robert Ginty sein Antlitz jedoch nicht abermals zur Verfügung stellen konnte oder wollte, musste schnell eine Lösung her. Zum Glück gab es bereits eine Szene, in der Ginty besagtes Schweißer-Outfit trug. Und so wurde beschlossen, dieses zu seinem Markenzeichen zu machen. In jeder Szene, in welcher der Exterminator nun derart herausgeputzt zur Tötungstat schreitet, steckt also gar nicht Ginty hinter der Maske, sondern ein Double – und ja, das sind die meisten. Was aus der Not geboren wurde, erweist sich im Endeffekt als enorm eindrücklich: Eastland scheint jede Form von Menschlichkeit abgelegt zu haben und als stählerner Rachegott wiederauferstanden zu sein. Der Flammenwerfer als einziges Mordinstrument ist dabei freilich ebenfalls neu. In Teil 1 kam das Gerät eigentlich nur ein einziges Mal zum Einsatz – und auch das blieb eigentlich nur im Kollektivbewusstsein, weil das Kinoplakat diesen Anblick so eindrücklich verewigte. Hier hingegen ist er zum Charakteristikum geworden, was auf Dauer etwas eintönig ist, da die Einsätze immer gleich ablaufen und stets im gleichen müden Geisterbahn-Effekt münden: ein Feuerstoß in Richtung Kamera, dann ein paar mit den Armen rudernde Stuntleute im Brennumhang und ein paar Sekunden später liegen bereits die verkohlten Gerippe qualmend in der Gegend herum (das geht ja wirklich erstaunlich schnell). Geblieben sind das nihilistische Weltbild und die allgemeine Tristesse, die nur durch die unverkrampfte Beziehung Eastlands zur Tänzerin Caroline (Deborah Geffner aus MAXXXINE) und seine wirklich herzliche Freundschaft zum poltrigen Müllwagenfahrer Be Gee (Frankie Faison aus GESCHENKT IST NOCH ZU TEUER) ein paar erhellende Farbtupfer erhält.
Die Fortsetzung der Flammenwerfer-Fabel wird fraglos niemals auf irgendjemandens Lieblingsliste landen, hat als Anschauungsbeispiel für die schroffe Attitüde des 1980er-Kinos aber durchaus ihre Berechtigung – obwohl der nuancierte Hintersinn, der den Vorgänger ein wenig aus der grauen Masse hervorheben konnte, hier vollkommen abwesend ist. Die zweite Runde des rabiaten Rabaukenrösters ist ein überwiegend uninspirierter, aber dennoch veritabler Nachschlag, dem sein Produktionschaos nicht unbedingt anzumerken ist. Robert Ginty selbst hasste diese neue Version zwar, doch wer von finsteren Vigilanten-Fantasien in großstädtischem Schmuddellook nicht genug bekommen kann, ist hier prinzipiell schon an der richtigen Adresse. Feuer frei!
Laufzeit: 90 Min. / Freigabe: ab 18

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen