Eigene Forschungen

Samstag, 26. Dezember 2020

TERROR FORCE COMMANDO


THREE MEN ON FIRE
Italien 1986 

Regie:
Richard Harrison
 
Darsteller:
Richard Harrison,
Alphonse Beni,
Romano Kristoff,
Ninette Assor,
Lorenzo Piani,
Maurizio Murano,
Gordon Mitchell,
Riccardo Petrazzi



Inhalt:

Kamerun: Am helllichten Tag wird ein Mann überfallen und mitsamt seiner Familie getötet. Ziel der Angreifer: ein Koffer mit sensiblem Inhalt. Der in dem Fall ermittelnde Kommissar Baiko [Alphonse Beni] ist sich schnell sicher: Die Mörder planen mit Hilfe der geraubten Informationen ein Attentat auf den Papst. Baikos Besuch in Rom bleibt jedoch ergebnislos, seine Sorgen werden nicht ernstgenommen. Dafür begegnet er dort dem amerikanischen Agenten Mathews [Richard Harrison], der sich ebenfalls auf der Fährte der Terroristen befindet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wagen beide Herren den Schulterschluss und machen sich gemeinsam auf die Jagd. Doch auch ihre Gegner bleiben nicht untätig. 

Kritik:

Richard Harrison ist schon ein ziemliches Unikat. Der amerikanische Schauspieler begann seine Kino-Karriere im kleineren Rahmen in Italien mit auf ihn zugeschnittenen Hauptrollen in Western, Krimis und Kriegsfilmen. Da war noch alles in Ordnung. Als er in den 80ern allerdings nach Hongkong ging und sich dort mit Regisseur Godfrey Ho zusammentat, wurde er damit urplötzlich zur Schundfilm-Ikone. In lächerliche Ninja-Kostüme gehüllt hampelte Harrison durch mehrere grandios gurkige Billigheimer, die sich aufgrund ihrer bemerkenswert miesen Machart eine abfallaffine Fan-Gemeinde erwirtschaften konnten. Da Ho den (im doppelten Wortsinne) abgedrehten Mummenschanz immer und immer wieder neu zusammenschnitt, umsynchronisieren lies und auf teils abenteuerliche Weise mit älterer Action-Ausschussware kombinierte, war Harrison noch jahrelang ungewollter Dauergast in den Schrottregalen der Videotheken der Welt. Vermutlich getreu dem Motto Ist der Ruf erst ruiniert... beschloss der nimmermüde Ninja-Verwemser eines Tages, die Puppen zur Abwechslung einmal unter eigener Regie tanzen zu lassen. (Wobei man dazu sagen muss, dass Harrison bereits Anfang der 70er die Inszenierung einer Cowboy-Komödie übernahm, aber das war nach über einem Jahrzehnt und seinem zwischenzeitlichen Aufstieg zum Ninja-Clown kaum noch erwähnenswert.) Viel zu verlieren gab es ja nicht mehr, und ob da jetzt ein Heuler mehr oder weniger in der Vita steht, war zu diesem Zeitpunkt bereits unerheblich. (Zur Einordnung: Folgende Filme mit Harrisons Namen im Vorspann wurden allein 1986, dem Erscheinungsjahr von TERROR FORCE COMMANDO, veröffentlicht: GOLDEN NINJA WARRIOR, NINJA OPERATION VI, DIAMOND NINJA FORCE, NINJA SHOWDOWN, NINJA DRAGON, NINJA THE PROTECTOR und NINJA SQUAD. So viel dazu!) 

Damit man ihm dieses Mal auch zu 100 Prozent die Schuld an dem Resultat geben konnte, besorgte Harrison auch gleich noch das Drehbuch – gut, zumindest zur Hälfte (was ihn nur noch zu circa 83,333333 Prozent schuldig macht). Die Autorenschaft teilte er sich mit seinem Kompagnon Romano Kristoff, einem Schauspieler-Kollegen, der bis dato ebenfalls noch nie durch seine Shakespeare-Interpretationen auffiel. Gemeinsam brachten sie einen gänzlich ninjafreien, sich fadenscheinig politisch gebenden Action-Reißer zu Papier und erschufen Figuren, für die die Behauptung, sie seien nach Schema F entworfen, direkt noch schmeichelhaft wäre. In den Raum geworfene Attribute wie „CIA-Agent (gut)“ oder „Terrorist (böse)“ müssen hier einfach reichen. In Nachhinein ist das vermutlich auch besser so, denn der kurz vor Schluss noch unternommene Versuch, dem Oberschurken so etwas Ähnliches wie Profil mit auf den Weg zu geben, geht mit Pauken und Trompeten in die Beinkleider. Der bis dahin emotionslos agierende Zero (ja, der Bösewicht heißt hier in einem Anflug von Selbstironie tatsächlich Null) mutiert nämlich urplötzlich zum Jammerlappen und gesteht in einer krachledernen Knallchargen-Performance, warum er konsequenterweise zum kaltblütigen Killer werden musste: Seine Mutter hatte ihn verlassen, als er noch ein Kind war („Warum tat sie das? Warum tat sie mir das an?“ Schreiend: „Es gibt so viel Böses auf der Welt!!!!!!!!!!“). Nach nem besseren Argument, den Papst umbringen zu wollen, müsste man wahrhaft lange suchen. Ja, in dieser Szene empfindet man tatsächlich Mitleid. Kristoffs Versuche, seiner Figur Vielschichtigkeit zu verleihen, sind nämlich vom Dialog wie Schauspiel her herzzerreißend hilflos. 

Denn weil gutes Personal teuer ist, übernahmen Harrison und Kristoff die Rollen von Pro- und Antagonist natürlich gleich selbst. Während Kristoff in seiner Rolle heillos überfordert ist, macht Harrison sein fehlendes Talent durch sein durchaus vorhandenes Charisma wett und inszeniert sich als mundfauler Möchtegern-Humphrey-Bogart mit Hut, Mantel und Popelbremse. Die deutsche Fassung tut ihm dabei zusätzlich noch den Gefallen wie Clint Eastwood zu klingen. Die meisten Lorbeeren erntet allerdings der kamerunische Schauspieler und Regisseur Alphonse Beni, der hier als Harrisons Partner fungiert und in seinem lässigen Habitus eindeutig die beste und auch sympathischste Figur abgibt. Dass die Synchronisation ihm noch ein paar launige Scherze auf die Lippen mogelte („Hey, ich bin kitzelig“, meint er, als Unholde ihm mit der Kettensäge auf die Pelle rücken), ist nur legitim. Beni und Harrison standen im Folgejahr dann nochmals gemeinsam vor der Kamera – für DER SCHWARZE TIGER unter der Regie von – tadaaa! - Godfrey Ho. Die weiblichen Darsteller indes sind kaum der Rede wert. Sie sind zwar da, haben aber weder was Besonderes zu sagen, noch bekommen sie Gelegenheit, sich in irgendeiner Form zu profilieren (Hinweis: Hupen auspacken gilt hier nicht als Profilierung!). 

Um das Fazit vorwegzunehmen: TERROR FORCE COMMANDO mag engagiert sein, ist aber alles andere als gelungen. Die Story wurde mit Müh und Not zurechtgezimmert und ist teils hemmungslos naiv. Wenn Agenten hier recherchieren, heißt das, dass sie sich auf eine Parkbank setzen und so lange Zeitung lesen, bis sie einen passenden Artikel finden. Ob James Bond davon weiß? An die Frage, warum ein kamerun'scher Kommissar und ein amerikanischer Agent Befugnisse in Rom besitzen und dort tun und lassen können, was sie wollen (inklusive Rumballern und Leute frikassieren), verschwendete das Skript ebenfalls nicht einen müden Gedanken. Dazu fehlte es an allen Ecken und Enden auffallend am nötigen Budget. Da findet eine Audienz beim Papst schon mal in einer besseren Rumpelkammer statt. Passend dazu wurde auch bei der Deutsch-Vertonung tüchtig der Sparstift geschwungen: In den Nebenrollen ist eigentlich jede Stimme mindestens zweimal zu hören, oft auch unmittelbar hintereinander. Besonders übel hat es dabei die Frauen erwischt – die nämlich klingen tatsächlich alle exakt gleich und verkommen dadurch zum akustischen Einheitsbrei (Sprecherin Eva Kinsky hingegen dürfte sich gefreut haben). Die (wenigen) Action-Szenen sind ohne jedes Gespür für Gestaltung, Timing und Dynamik aneinandermontiert und machen eigentlich nur durch ihre Ruppigkeit von sich reden. Hier werden nämlich fleißig und ohne viel Federlesens ausgiebig Kopfschüsse verteilt, was mittels reichlich fliegender Hirnmasse auch ganz anständig getrickst wurde. Die Kaltblütigkeit, mit der Menschen hier über den Jordan geschickt werden, verleiht THREE MEN ON FIRE (Originaltitel) dann tatsächlich eine angenehm-rüde Attitüde, die man allerdings ganz gern in einem besseren Beitrag gesehen hätte. 

Nimmt man die Ninja-Flickwerke aus der Ho-Schmiede zum Maßstab, so schlägt sich Harrisons eigene Arbeit zumindest recht wacker. Die Handlung ist zwar ebenfalls unsinnig, aber immerhin passen die Szenen zueinander und Ereignisse bauen aufeinander auf (ja, man freut sich beizeiten schon über die kleinen Dinge). Gut geht trotzdem anders. TERROR FORCE COMMANDO wirkt gänzlich uninspiriert und ohne erkennbare Leidenschaft umgesetzt. Gedreht wurde in Rom und Kamerun, was ja eigentlich schöne Kulissen sind. Doch das Ganze kommt so trist und muffig daher, das hätte man auch in Omas Unterbuchse filmen können. So bleibt am Ende ein ramschiger Reißer, der zwar einerseits schlecht ist, andererseits aber auch nicht schlecht genug, um wieder gut zu sein. Dann doch lieber Ninjas.

Laufzeit: 84 Min. / Freigabe: ab 18

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