Eigene Forschungen

Dienstag, 30. Oktober 2012

TRUCKS - OUT OF CONTROL


TRUCKS
Kanada 1997

Regie:
Chris Thomson

Darsteller:
Timothy Busfield,
Brenda Bakke,
Aidan Devine,
Roman Podhora,
Jay Brazeau,
Brendan Fletcher,
Amy Stewart,
Victor Corwie



Inhalt:

In dem abgelegenen Kaff Luna liegt der Hund begraben. Hier möchte man nicht tot über dem Zaun hängen. Und doch stapeln sich schon bald die Leichen. Denn urplötzlich beginnen in Luna und Umgebung sämtliche Kraftfahrzeuge ein Eigenleben zu entwickeln und amok zu fahren. Ob die Ereignisse ggf. mit den gelegentlichen UFO-Sichtungen zusammenhängen, die es in der Gegend immer wieder gibt? Man weiß es nicht. Einigen Leuten, darunter der Tankwart Ray (Timothy Busfield), die Gästehaus-Betreiberin Hope (Brenda Bakke) und der Althippie und UFO-Gläubige Jack (Ray Brazeau), gelingt es, sich in einem Restaurant des Ortes zu verschanzen. Ungläubig beobachteten sie das Geschehen draußen vor der Tür, wo LKW mit leeren Fahrerhäusern patrouillieren. Als dann auch noch das Fernsehen berichtet, dass es ganz in der Nähe ein schweres Unglück mit einem Chemie-Transporter gegeben habe und Luna aufgrund der entstandenen Verseuchung von der Außenwelt abgeschnitten sei, sind die Überlebenden der Katastrophe auf sich allein gestellt. Und die Trucks drohen, die Menschen umzubringen, wenn diese ihnen nicht das geben, was sie verlangen: Benzin ...

Kritik:

1986 beschloss Stephen King: "Wenn du willst, das etwas richtig gemacht wird, dann musst du es selber machen." Also ließ sich der erfolgreiche Autor von Produzent Dino de Laurenttis einen Schnellkurs im Regieführen und ein Budget von zehn Millionen US-Dollar geben, arbeitete seine Kurzgeschichte TRUCKS aus der Sammlung NIGHT SHIFT in ein Drehbuch um und schuf  MAXIMUM OVERDRIVE. Der Film fiel bei Kritik und Publikum durch, wurde ein kommerzieller Flop und der King of Horror blieb zukünftig bei seinem Leisten.

Man mag von Kings bis heute einzigem Ausflug ins Regiefach halten, was man will. Fakt ist jedoch: So schlecht MAXIMUM OVERDRIVE objektiv auch sein mag (subjektiv ist er imo spaßiger Actiontrash, der bestens unterhält), dieses kanadische TV-Remake von 1997 ist nochmal um einige (so ca. 100) Klassen schlechter. Was hier an stumpfsinnigem Schwachsinn abgeht und dem Zuschauer allen Ernstes als "spannende" Unterhaltung verkauft wird, ist mit Worten eigentlich nicht mehr zu beschreiben. War es bei MAXIMUM OVERDRIVE schon eine reichlich blöde Idee, die Ursache für die sich verselbständigenden Maschinen einem Kometen in die Schuhe zu schieben, ergeht man sich hier in haarsträubenden Schwafeleien über Area 51 und Regierungsverschwörungen. Die absolute Krone setzt dem Ganzen aber der Subplot mit dem verunglückten Tanklaster auf, denn dieser ist dermaßen einfältig und inkonsequent aufgezogen, dass man sich wirklich fragt, warum man ihn überhaupt in den Film eingebaut hat. Ich zähl hier einfach mal einige Highlights auf:

  • Der verunglückte Truck ist ein Militärfahrzeug (zumindest trägt der Fahrer Tarnuniform), hat angeblich ultragefährliches Zeug geladen, fährt aber völlig ohne Begleiteskorte. Nicht mal einen Beifahrer gibt es.
  • Luna wird durch das Unglück angeblich von der Außenwelt abgeschnitten. Hat der Ort nicht mal eine Durchgangsstraße, oder was? Wie wäre es mal damit, in der vom Unfallort entgegengesetzten Richtung aus dem Kaff abzuhauen?
  • Im Fernsehen wird laufend darauf hingewiesen, wie hochgefährlich das aus dem Truck ausgetretene Zeug ist, und dass man besser im Haus bleiben soll. Scheint in Luna aber keine Sau zu interessieren. Nach kurzer Zeit laufen alle wieder draußen herum, als wäre nie irgendwas gewesen. Selbst die Post wird ganz regulär ausgetragen.
  • Wie gesagt: Die Chemikalie ist das absolut obergefährliche Horrorzeug, eine ganze Stadt ist von der Außenwelt abgeschnitten, eine ganze Region verseucht. Aber alles, was zur Beseitigung dieser Umweltkatastrophe anrückt, ist ein einziges (!!!) Fahrzeug mit zwei (!!!) Männern, von denen einer auch noch aussieht, als wäre er ein abgehalfterter Ex-Knacki auf dem Weg zum nächsten Bruch. Wie ein Experte zur Beseitigung hochgiftiger Chemikalien sieht der jedenfalls nicht aus.

Des Weiteren wird uns hier doch tatsächlich ein Spielzeuglaster gezeigt, der einen Briefträger zu Mus fährt. Wieso ein batteriegetriebenes Spielzeug ausrastet, obwohl der Filmlogik folgend eigentlich nur Kraftfahrzeuge lebendig werden? Keine Ahnung. Und warum der Kerl das Spielzeug nicht einfach mit einem kräftigen Tritt in die Büsche befördert oder es einfach nimmt und aufs Dach stellt bleibt ebenfalls mysteriös. Überhaupt ist die Szene für den Rest des Films völlig überflüssig und wurde wohl nur gedreht, damit man wenigstens ein bisschen mit Ketchup rumsauen konnte und der Film wenigstens auf 90 Minuten kommt. Ebenso überflüssig und dämlich ist eine Sequenz, in der ein Elektriker einen Verteilerkasten an einem Strommast reparieren will. Leider hat es sein Kranwagen auf den guten Mann abgesehen, crasht die Arbeitsgondel in die Stromleitung und sorgt so dafür, dass Mr. Repairman ordentlich durchgeröstet wird. Meine Frage lautet hier nur: Stellt man nicht vorher den Strom ab, bevor man sich an einer Starkstromanlage zu schaffen macht? Also ich würde das tun.

Auch die beiden Honks, die zur Beseitigung des Chemieunfalls anrücken, sind schon kurz darauf Geschichte, denn kaum am Ziel angelangt, bläst ihr Lieferwagen selbständig einen der mitgebrachten Schutzanzüge mit Luft auf, lässt das Teil zu einer Axt greifen und die Insassen in Stücke hacken. Dass in dem Schutzanzug deutlich sichtbar ein Mensch steckt und das Ding eh weniger nach wirksamem ABC-Schutz als vielmehr nach dürftig in Anzugform zusammengetackerten Müllsäcken aussieht? Geschenkt.

Den Darstellern in diesem Machwerk war offensichtlich nichts peinlich. Die knallchargieren durch die Bank vor sich hin, als hielten sie die oberpeinlichen Dialoge, die sie einen auf den anderen aufsagen müssen, tatsächlich für plausiblen Gesprächsstoff. Hab ich schon das ständige Geschwafel über Area 51 erwähnt? Ach ja, hab ich. Aber doppelt genäht hält bekanntlich besser. Wobei wir hier eh nur die übliche Zehn-kleine-Negerlein-Kohorte an Klischeefiguren haben, wie sie dümmer und einfallsloser kaum sein könnte. Obertumbe, mit weit offener Schnauze Kaugummi kauende Truckertölpel inklusive. Einen davon spielt Aidan Devine, der 2009 auch noch in einer weiteren Stephen-King-Verfilmung zu sehen war: In DOLAN'S CADILLAC spielt Devine einen der Henchmen von Dolan-Darsteller Christian Slater.

Hauptdarsteller Timothy Busfield hat zwar ein ordentliches Repertoire an diversen Auftritten in TV-Serien und -Filmen vorzuweisen, hier schleppt er sich als Tankwart Ray aber erschreckend lustlos durchs Geschehen und wirkt selbst in Szenen, die eigentlich dramatisch sein sollten, blass wie ein Bettlaken. Seinen Filmsohn Logan spielt Brendan Fletcher. Der hatte seine wohl bedeutendste Rolle 2003 in FREDDY VS. JASON, ist mittlerweile allerdings neben Michael Paré, Will Sanderson und Nastassia Malthe fester Bestandteil der Stammbesetzung von Uwe Boll. Das sagt, denke ich, alles.

Brenda Bakke wurde 1993 durch ihr Mitwirken in HOT SHOTS! - PART DEUX einem breiteren Publikum bekannt. Und verschwand kurz darauf zurecht wieder in der Bedeutungslosigkeit. Weniger Ausdrucksfähigkeit hat man selten gesehen.

Ein weiterer Darsteller, der seiner Vita zwei Stephen-King-Filme gutschreiben darf, ist Jay Brazeau. Brazeau war 1990 nämlich der Taxifahrer, der sich am Ende von IT ratlos am Kopf kratzt, als Richard Thomas und Olivia Hussey mit dem Fahrrad abdampfen, statt sich wie geplant in sein Taxi zu setzten. Amy Stewart nervt von der ersten bis zur letzten Minute als dauernörgelnde Teenie-Tochter von Roman Podhora, der als Ex-Soldat mit stoischer Mine alle Spekulationen der übrigen Protagonisten hinsichtlich Area 51 dementieren darf.

Autor Brian Taggert sollte man sein Drehbuch rechts und links um die Ohren hauen. Jeder Sechsjährige hätte eine plausiblere Storyline zu Papier gebracht. Dabei hat der Mann eigentlich was drauf. OK, POLTERGEIST 3 ist nicht unbedingt der beste Teil der Reihe und OMEN IV - THE AWAKENING brauchte auch absolut niemand, aber das Rudger-Hauer-Vehikel WANTED - DEAD OR ALIVE ist durchaus unterhaltsames 80er-Actionkino. Ulkigerweise ist TRUCKS der letzte Film in Brian Taggerts Filmographie. Wer weiß, vielleicht hatte jemand ein Einsehen und hat ihn für diesen Müll aus der Screenwriters Guild ausgeschlossen. 

Die Regie von Chris Thomson wirkt, als habe der Mann während der gesamten Dreharbeiten unter Valium-Einfluss gestanden. Lahmarschiger Spannungsaufbau und saumiese Darstellerführung sind hier Standard. Amateurniveau.

Angeblich war TRUCKS tatsächlich als Pilotfilm zu einer Serie gedacht (darauf deutet auch das offene Ende hin), die dann aber (Gott sei Dank!!) nie gedreht wurde. TRUCKS ist einfach obergrottig. Seht euch lieber weiterhin MAXIMUM OVERDRIVE an und freut euch, dass der King of Horror persönlich euch solch ein Meisterwerk geschenkt hat. Denn im Vergleich zu TRUCKS ist MAXIMUM OVERDRIVE tatsächlich pures Gold.

Als der Film 1998 hierzulande auf Video erschien, war er nur geschnitten zu haben. Der Vertrieb Highlight Video und dessen Sublabel New Vision betrieben damals nämlich konsequent die Firmenpolitik, dass absolut nichts mit einer höheren Freigabe als FSK-16 auf den Markt gebracht wurde. Und um das zu gewährleisten, wurde immer gleich mit der Heckenschere gekürzt. Vor allem die drei Füllszenen mit dem Postboten, dem Elektriker und dem axtschwingenden Schutzanzug fielen der Zensur zum Opfer. Auf DVD kam TRUCKS dann aber später auch ungekürzt von Screen Power mit einer FSK-18 heraus. Die Scheibe enthielt jedoch weder den englischen Originalton noch irgendwelche nennenswerten Extras. Dies änderte sich mit der Neuauflage des Films 2010 von HDMV. Bildqualitativ sieht die HDMV-Scheibe zwar ganz gut aus. Aber die Frage, welcher Oberhonk mal wieder die Idee hatte, einen ursprünglich in 4:3 (immerhin eine TV-Produktion der späten 90er) gedrehten Film auf 16:9 abzumatten, hätte ich dann doch ganz gerne mal beantwortet. Man merkt dem Bild die Beschneidung nämlich mehr als einmal deutlich an. Tonspurentechnisch sind die lahme deutsche Synchro in DD 2.0 und 5.1 (blecherner, unnötiger Upmix) sowie eine englische Sprachspur in DD 2.0 vorhanden. Sogar für deutsche Untertitel hat's gereicht. Im Bonusmaterial gibt's den deutschen und englischen Trailer zum Hauptfilm sowie die gut 40-minütige, recht interessante Doku STEPHEN KING: FEAR, FAME AND FORTUNE, einem Beitrag aus der BIOGRAPHY-Serie des amerikanischen Arts and Entertainment Network (Engl. mit dt. Untertiteln). Ein Wendecover, um den FSK-Flatschen verschwinden zu lassen, ist vorhanden. Die Innenseite zeigt ein alternatives, gezeichnetes Covermotiv.

Laufzeit: 95 Min. / Freigabe: ab 18

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