Hongkong 1978
Regie:
Huang Fei-Lung
Darsteller:
Bruce Li,
Chen Sing,
Wang Yung-Sheng,
Lung Fei,
Tseng Chao,
Tsai Hung,
David Tang Wei,
Shih Chung-Tien
Inhalt:
Die
chinesische Provinz Pienh Puh steht unter der Fuchtel des
tyrannischen Ko Fei [Chen Sing], der mit seinen Gefolgsleuten Tod und
Terror verbreitet. Da die örtliche Polizei den Kampf längst
aufgegeben hat, wird der unkonventionelle Hauptmann Shen Long [Bruce
Li] von der Regierung beauftragt, wieder geordnete Verhältnisse
herzustellen. Seine Ankunft schlägt hohe Wellen, erst recht, als er
sein Vorhaben offenbart: Da die Gefängnisse überfüllt sind mit
Mördern und anderen Gewalttätern, plant Long, die brutalsten und
skrupellosesten Knastbrüder zu einer Armee zu formieren, die mit ihm
an der Spitze gegen Ko ins Feld zieht. Wem es gelingt, das
Himmelfahrtskommando zu überleben, dem winkt zur Belohnung die
Freiheit. Tatsächlich finden sich ca. 30 Männer zusammen, die sich
auf den Weg machen, um den Feind zu besiegen. Als der einflussreiche
Ko davon erfährt, aktiviert er im ganzen Land seine Helfershelfer.
Es kommt zu mehreren mörderischen Kämpfen, welche die Truppe
deutlich dezimiert. Aber die letzte Abrechnung steht noch bevor.
Kritik:
Nach
dem frühen und überraschenden Tod der Martial-Arts-Ikone Bruce Lee
sprossen die Nachahmer wie Pilze aus dem Boden, um fleißig
Faust und Fuß zu schwingen und von der plötzlichen weltweiten
Beliebtheit des Originals zu profitieren. Bruce Li (der eigentlich
natürlich anders heißt, nämlich Ho Tsung-Tao) stach dabei positiv
heraus. Er sah dem Vorbild nicht nur am ähnlichsten, er besaß auch
Leinwandpräsenz und brachte ein ausreichendes Maß darstellerischer
Qualitäten mit sich. BRUCE LEE – TAG DER BLUTIGEN RACHE, in
welchem er abermals die Hauptrolle übernahm, gehört allerdings gar
nicht zu den offiziellen Epigonen, die mit dem Namen Bruce Lees das
Publikum anlocken (oder im schlimmsten Falle täuschen) sollten,
sondern ist ein eigenständiges Werk ohne Bruce-Lee-Bezug. Dem hiesigen Verleih erschien das aber wohl ein wenig zu unsicher,
weswegen der berühmte Name hier abermals nicht nur das Plakat,
sondern auch den Titel schmücken durfte. Allerdings will auch der Rest der deutschen Benennung nicht so wirklich passen, da es hier primär
gar nicht um einen reinrassigen Rachefeldzug geht. DEADLY STRIKE
(englischer Titel) folgt vielmehr den Formeln eines
Kriegsfilms, speziell denen eines typischen Men on a Mission-Abenteuers, wie
es sie seit dem Erfolg von Robert Aldrichs DAS DRECKIGE DUTZEND
(1967) zu Dutzenden (höhö!) gab: Ein Tross treu- und gesetzloser
Strauchdiebe muss sich zusammenraufen, um in höherem Auftrage und in
Aussicht auf Freiheit und Straferlass gegen einen übergroßen Feind
zu Felde zu ziehen. Nur, dass der Feind hier eben nicht von außen
kommt, sondern sich bereits im Lande befindet.
Natürlich
ist das alles andere als wahnsinnig originell, aber im Kung-Fu- und
Knochenbrecher-Genre eine doch recht willkommene Abwechslung zu den
bösen japanischen Invasoren oder den gemeinen Drogenhändlern, denen
normalerweise das Fell gegerbt werden muss. Der Vorteil eines solchen
Konzeptes ist der, dass selbst bei minimalem Aufwand in Sachen
Dramaturgie und Narration nicht wirklich viel schiefgehen kann. Es
reichen ein paar grob umrissene und mit stereotypen Eigenschaften
ausstaffierte Figuren, die man erst ihren Zwist untereinander
ausfechten lässt, bevor sie zum Finale alle an einem Strang ziehen
und fleißig Heldentode sterben dürfen. Sowas funktioniert
eigentlich immer und ist, wenn schon nicht innovativ, so doch
zumindest angenehm kurzweilig. Auch TAG DER BLUTIGEN RACHE bildet da
keine Ausnahme, wenngleich einem die Protagonisten hier schon mehr
als nachlässig vorgestellt werden. Ein, zwei Sätze pro Person
müssen hier reichen. Am meisten Hintergrund bekommt noch der
Gewalttäter Piao Lung (Wang
Yung-Sheng [→ EINE FAUST WIE EIN HAMMER]), der
allerdings nicht wirklich böse ist und nur deswegen im Gefängnis
sitzt, weil er im Affekt die Mörder seiner Frau kaltgemacht hat.
Ohnehin
traute man sich nicht, wirklich in die Vollen zu gehen, werden doch
auch die restlichen Rekrutierten mehrheitlich als Opfer widriger
Umstände oder alberne Witzfigur angelegt (Wie geschmackssicher es
ist, einen mehrfachen Vergewaltiger als infantilen Pflaumenaugust zu
präsentieren, muss jeder selbst entscheiden). Die Reise führt den
Trupp durch Berg, Tal und Tempel, wo sich die Männer
– zwischen den obligatorischen gegenseitigen Kabbeleien – immer
wieder gegen die Schergen des Schurkens erwehren müssen, was einen
gekonnten Austausch von Handkanten und Messerklingen zur Folge hat. Das ist stets unterhaltsam und natürlich auch genau das, was
Genre-Fans sehen möchten, sorgt aber aufgrund dramaturgischer Inkonsequenz für Irritation. Ist der Grundtenor der Story generell eher düster
und brutaler Natur, driften die körperlichen Konfrontationen
aufgrund der oft skurrilen Kontrahenten häufig in komische Gefilde
ab. Wenn man eben noch Zeuge einer erbarmungslosen Hinrichtung war
und im nächsten Moment gegen zwei Männer in modischer Tiger-Schärpe
angetreten wird, die beim Kampf abwechselnd auf die Schulter des
anderen springen, dann ist das schon ein enormer Stil- und
Stimmungsbruch. Die Extravaganz der zahlreichen Gegner erinnert dabei
teilweise sogar an die grandiose Gaga-Granate DUELL DER GIGANTEN – freilich
ohne deren ausgelassene Verrücktheit zu erreichen. Aber wenn Long es
mit Mönchen zu tun bekommt, die ihre Widersacher dadurch zu Fall
bringen, indem sie auf den Bäuchen liegend über den spiegelglatten
Tempelboden schlittern, dann ist das kein hartes Selbstjustiz-Brett
mehr, sondern schlichtweg fröhliches Gute-Laune-Kino.
Hart
und humorlos zur Sache geht es dann wieder im Finale, wenn sich die
Reihen auf beiden Seiten bereits empfindlich gelichtet haben und es gilt, den Oberschuft vom Antlitz der Erde zu tilgen. Dieser
wird verkörpert von Chen Sing, ebenfalls ein populärer Darsteller,
der auch oft den Helden spielen durfte und in Deutschland sogar eine
eigene Reihe spendiert bekam, indem sein Name einfach mehrere Titel
zierte (z. B. bei CHEN SING – DER SUPERHAMMER). Hier hat er nicht
allzu viel zu tun und wird tatsächlich erst beim Endkampf wirklich aktiv. Zuvor darf er nur hin und wieder mal sein Gesicht vor
die Kamera halten und ein paar böse Sätze sagen, damit das Publikum
nicht vergisst, dass er ja auch noch da ist. Dafür spendierte man
ihm eine sehr schöne Szene, in der er mit seinen Fäusten
Kobrabissen ausweicht, um seine Reflexe zu schulen. Chen erweist sich
als würdiger Kontrahent und liefert sich ein gelungenes Duell, bevor
der TAG DER BLUTIGEN RACHE dann mit der zu erwartenden Schlusseinstellung zur
Neige geht. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der deutsche Verleih
das Werk mit seiner Bruce-Lee-Isierung deutlich unter Wert verkaufte.
Die meisten Lee-Imitations-Klopper, das dürfte sich auch damals
längst herumgesprochen haben, waren bestenfalls Durchschnittsware,
schlimmstenfalls völliger Schrott. Huang Fei-Lungs [→ SHAOLIN KUNG FU – VOLLSTRECKER DER GERECHTIGKEIT] Action-Abenteuer
reißt nun natürlich auch keine Bäume aus, ist nur wenig
ambitioniert und lässt auch viele Möglichkeiten ungenutzt, bietet
aber eine knackige Story, pausenloses Geschehen und mit Bruce Li
einen brauchbaren Helden. Hüten sollte man sich allerdings vor einer
kursierenden Schnittfassung, die gerade mal 63 Minuten läuft und aus
der ganze Kampf- und Handlungsblöcke mit der Heckenschere entfernt
wurden, weswegen der verbliebene Rest kaum noch einen
nachvollziehbaren Sinn ergibt.
Laufzeit: 89 Min. / Freigabe: ab 18
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