Eigene Forschungen

Sonntag, 26. August 2012

DER TODESARM DES KUNG FU


CHAO ZHOU DA XIONG
Taiwan 1972

Regie:
Chin Sheng-En

Darsteller:
Tien Peng,
Nancy Yen,
Huang Fei-Lung,
Wong Goon-Hung,
Wang Kuan-Hsiung,
Lee Keung,
Poon Cheung-Ling,
Chin Li-Sheng



„Die Karate-Kunst des Fernen Ostens in vollendeter Meisterschaft.“
(Wenn ein Trailer so etwas sagt, dann stimmt das auch.)


Inhalt:

Als bei einem Wettkampf ein angeblich unbesiegbarer Kämpfer der örtlichen Militärschule überraschend vom unbekannten Kung-Fu-Kämpfer Kao geschlagen wird, kann Kommandeur Chen Shun-Cheng [Wong Fei-Lung] diese Schande nicht ungestraft lassen: Kao wird von seinen Männern in einen Hinterhalt gelockt und brutal ermordet. Seine Verlobte Su Chen [Nancy Yen] schwört bittere Rache und macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Mitstreiter, welcher fähig wäre, gegen die skrupellose Bande des Kommandeurs zu bestehen. Diesen scheint sie schließlich gefunden zu haben in dem jungen Kung Fu [Tien Peng]. Dieser ist auf dem Marktplatz einer jungen Frau gegen ein paar Rüpel behilflich, und lässt dabei gekonnt die Fäuste fliegen. Als Chen ihn um Hilfe bittet, lehnt dieser zunächst ab. Erst, als sie ihn im Zweikampf besiegt, willigt er ein und lässt sich von ihr in Kaos Geheimnisse der Kampfkunst einweihen. Doch die Killer des Kommandeurs entführen Kung Fus Kumpanen Lung und foltern diesen halbtot. Als Kung ihm zu Hilfe eilt, wird er brutal vermöbelt. In seiner Ehre tief verletzt, verfällt er anschließend in tiefe Selbstzweifel, und der Racheplan Sus scheint endgültig gescheitert …

Kritik: 

DER TODESARM DES KUNG FU fackelt wahrlich nicht lang und kommt so schnell wie möglich zur Sache: Bereits in der ersten Einstellung kabbeln sich zwei Haudegen darum, wer der Stärkere ist – eine Prämisse, an welcher sich bis zum Schluss auch nicht mehr großartig viel ändern wird. Die Handlung ist dabei lediglich Mittel zum Zweck und besticht nicht gerade durch ihre ausgefeilte Logik: Warum Su Chen z. B. unbedingt Kung Fu zum Rächer ausbilden will, obwohl sie erwiesenermaßen besser kämpft als er, erscheint doch recht seltsam – im Prinzip könnte sie unter diesen Voraussetzungen ja auch einfach höchstpersönlich zu den Bösbuben stiefeln und die Maulschellen selbst verteilen. Doch nicht nur Su Chen, auch die Titelfigur benimmt sich manchmal arg merkwürdig: So riskiert Kung Fu dem Kommandeur gegenüber zunächst ne kesse Lippe, um sich dann zehn Sekunden später vor ihm zu fürchten und zwecks Selbsterniedrigung auf die Knie zu fallen.

Aber DER TODESARM DES KUNG FU hat zugegebenermaßen auch nie auf den Oscar für das beste Drehbuch spekuliert, sondern sich, wie so viele andere Genre-Beiträge dieser Sparte, die Beliebtheit der damals sehr erfolgreichen Bruce-Lee-Filme zunutze gemacht, um mit thematisch ähnlichen Beiträgen gleichfalls noch ein paar Taler abzugreifen. Produziert wurde nicht etwa in Hongkong, sondern kostengünstig in Taiwan, und statt Kassenmagnet Bruce Lee prügelt sich hier der eher unbekannte Tien Peng [→ EIN HAUCH VON ZEN] durch das notdürftig konstruierte Szenario. Dieser kann allerdings durchaus anständig austeilen, und obwohl mehrfach deutlich zu erkennen ist, dass die Kelle kurz vorm Fressbrett abgebremst wird, sind die Kämpfe doch insgesamt sehr anschaulich geworden (die eher albern geratene Szene, der man nen Zeitraffer verpasst hat, um eigentlich nicht vorhandene Rasanz vorzutäuschen, sollte man hingegen im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Augenzwinkern betrachten).

Ein wenig bekannter als der Hauptdarsteller ist seine Partnerin Nancy Yen, was vor allem an ihrer späteren Mitwirkung in den beiden Shaw-Brothers-Produktionen DAS TODESDUELL DER TIGERKRALLE und DIE BRUDERSCHAFT DER GELBEN HÖLLENHUNDE liegt. Ihre Rolle im TODESARM erscheint ungewöhnlich stark, wirkt sie doch oftmals gar heldenhafter und selbstbewusster als der eigentliche Protagonist und darf bereits gleich am Anfang im Zweikampf gegen Kung Fu gewinnen. Das ist aufgrund ihrer zierlichen Figur zwar absolut wirklichkeitsfern und niemand würde dem TODESARM aufgrund dessen jetzt das Emma-Gütesiegel anheften wollen, doch sind solch emanzipierte Frauendarstellungen im damaligen Kung-Fu-Kino schon eher die Ausnahme als die Regel.   

Die Kämpfe sind zahlreich und teilweise auch nicht unbedingt unblutig geraten. Da dreschen sich die Kontrahenten in einer Sequenz schon mal gegenseitig Steine auf die Nuschel, was vereinzelt zu recht unschönen Ergebnissen führt. Allzu gröbere Knochenbrechereien bleiben dennoch aus, und übermäßig spektakulär gerieten die Darstellungen ebenfalls nicht. Der TODESARM bietet solide Choreographien, ohne dabei das Rad neu zu erfinden. In Erinnerung bleibt vor allem Nancy Yens Duell gegen gleich zwei Widersacher, das auf einem schmalen Holzbalken über dem Fluss stattfindet, und das Finale, in welchem sich Kung und sein Gegner auf einem hölzernen Gerüst gegenseitig vermöbeln (warum sie da überhaupt raufgeklettert sind, ist mal wieder so eine der vielen Drehbuchmerkwürdigkeiten, vermutlich war von dort oben einfach die Aussicht schöner).

Der deutsche Verleih war mal wieder besonders pfiffig und taufte die Hauptfigur, die im Original eigentlich Ho Shing-Wu heißt, kurzerhand in Kung Fu um, um den Namen der massenanziehenden Kampfsportart im Titel unterbringen zu können. Und die wunderbar unverkrampfte Synchronisation, für deren Dialoge Arne Elsholtz zuständig war (welcher auch dem Endgegner seine markante Stimme leiht) sorgt dafür, dass hier neben den Fäusten auch wieder jede Menge flotte Sprüche fliegen.

„Spiel dich hier nicht so auf, du fiese Laus! Und lass das Mädchen zufrieden, sonst drück ich dir deine Fontanelle ein!“ rät Kungs Freund Lung einem gar unfeinen Sittenstrolch und fügt fast liebevoll hinzu: „So einen wie dich, du Stinker, verputz ich zum Frühstück, und zwar quer!“

Zwischen Kung und einem Soldaten entspinnt sich folgender feinsinniger Dialog: „Dir soll ich wohl den Bart auszupfen!“ - „Versuch’s doch mal, du Großmaul!“ - „Komm raus, du schlapper Hahn!“

Und auf des etwas korpulenteren Gegners Aufforderung, ihm den ersten Schlag zu verpassen, entgegnet Kung: „Weißt du, du bist mir ein bisschen zu dick! Da bleib ich im Fett stecken.“

Beim Soundtrack bediente man sich, wie für ein solches Werk üblich, kurzerhand aus der Reserve. Die epischen Melodien Ennio Morricones, die ursprünglich SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD veredelten, spielen jetzt also gewissermaßen das Lied vom Todesarm.

DER TODESARM DES KUNG FU ist ein typischer Vertreter seiner Zunft: Die Handlung wurde mit Müh und Not um die Kampfszenen herumgestrickt und ist dünner als das Papier, auf welchem sie geschrieben wurde, das Rachemotiv wirkt bereits reichlich ausgelutscht und die Protagonisten, allen voran auf böser Seite, hier in Form uniformierter Militaristen, sind wandelnde Klischeefiguren. Wer nur die Höhepunkte des Kampfsportgenres mitnehmen möchte, darf den TODESARM ohne größere Gewissensbisse auslassen. Wer von asiatischer Kloppe hingegen nicht genug bekommen kann und zudem auch noch ein Herz hat für angenehm-infantile Blödelsynchronisationen mit Thomas Danneberg & Co. KG, der wird hier doch höchst ordentlich bedient. Regisseur Chin Sheng-En [→ DIE ACHT DRACHENSCHWERTER DES GELBEN TEUFELS], der in Taiwan noch etliche weitere Beiträge ähnlichen Couleurs kredenzte, lieferte hier zwar keine Referenz, doch nichtsdestoweniger eine grundsolide Angelegenheit für Fans, die dank ausreichender Balgereien und fröhlicher Sentenzen die 90 Minuten wie im Flug vergehen lässt. In diesem Sinne:

„Knick, knack, Köpfchen ab!“

Laufzeit: 90 Min. / Freigabe: ungeprüft

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen